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Ich höre keine Sirenen mehr Krieg und Alltag in der Ukraine
Ich höre keine Sirenen mehr
Krieg und Alltag in der Ukraine




Daniel Schulz

Siedler-Verlag
EAN: 9783827501677 (ISBN: 3-8275-0167-9)
272 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, April, 2023

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Daniel Schulz, preisgekrönter Journalist der taz, bereist die Ukraine seit Jahren und berichtete bereits über den Krieg in der Ostukraine, als dieser im Westen noch wenig Aufmerksamkeit fand. Als Russland im Februar 2022 einfällt, steht er im ständigen Kontakt mit Kolleg:innen, Bekannten und Freund:innen. Um sich selbst ein Bild von der Lage vor Ort zu machen, reist er ein weiteres Mal in das Land, will festhalten, was dort geschieht. Er trifft Menschen, die alles verloren haben und doch an der Hoffnung auf eine freie und demokratische Ukraine festhalten. Die ihre Leben nicht aufgeben wollen und den Widerstand organisieren. So persönlich wie ergreifend verbindet sein Buch ihre Geschichten zu einem bewegenden Zeugnis vom Leben im Ausnahmezustand.
Rezension
Jemandem, wie Daniel Schulz, der als Journalist sowohl die Ukraine, als auch Russland kennen gelernt hat, fällt es schwer, die aktuellen Geschehnisse zu fassen. Seine zahlreichen Bekannten bilden ein persönliches Netzwerk, das er gerade in diesen unruhigen Zeiten nutzt, um sich ein eigenständiges Bild über das Geschehen zu machen. Trotz aller Gefahren, bereist er die Ukraine nach dem Überfall der russländischen Armee auf das Nachbarland und trifft sich mit Menschen, die den Krieg aus unterschiedlicher Perspektive erleben, dennoch die Folgen dieses Gräuels allesamt erleiden müssen.

Vornan stellt Daniel Schulz die Schreibweise der verwendeten Begriffe und Namen (da gibt es zwischen dem Russischen und der ukrainischen Schreibweise Differenzen) und er erklärt, warum er häufig den Begriff "russländisch", anstelle "russisch" verwendet. Russländisch soll die Vielfalt des heutigen Russlands verdeutlichen, von der "Russisch" eben auch nur eine ethnische Gruppe unter etwa 160 unterschiedlicher Gruppierungen darstellt.
Der Autor beschreibt in 26 Kapiteln seine persönlichen Erlebnisse und Eindrücke während der Reisen innerhalb der Ukraine. Die meisten Abschnitte beziehen sich auf die Kriegszeiten (zwischen März und Juni 2022), hier und da fließen Erkenntnisse früherer Reisen mit ein; dies ist für eine Einordnung hilfreich und zudem klar ersichtlich.

Fazit:
Ein renommierter Journalist verleiht seiner Rat- und Fassungslosigkeit ob des herrschenden Krieges in der Ukraine in beeindruckender Manier Ausdruck. Er begibt sich in das Land, das er seit langem kennt, in dem er zahlreiche Bekannte und Freund:innen hat. Er spricht mit ihnen und vielen anderen Menschen, die Tag für Tag den russländischen Angriffen ausgesetzt sind.
Es handelt sich bei der Schilderung der Reisen nicht um nüchterne Berichterstattung. Vielmehr kommen Menschen zu Wort, die in einer extremen Situation ihr alltägliches Leben meistern, die schildern, welche Ängste sie plagen, welche Zuversicht und Hoffnungen sie in und mit sich tragen. Daniel Schulz gelingt es, diese Eindrücke in Worte zu verpacken, die eindringlich sind, die ermutigen und nachdenklich stimmen. Die Leserschaft wird sozusagen mit auf die Reise(n) genommen und kann Anteil nehmen.

"Ich höre keine Sirenen mehr" von Daniel Schulz ist für mich eines der beeindruckendsten Werke, die ich über den Krieg in der Ukraine gelesen habe und ich kann es als Leseempfehlung nur jedem ans Herz legen!

Dietmar Langusch, Lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Beeindruckende Reportagen aus einem Land im Krieg

In der Ukraine herrscht Krieg. Nicht erst seit dem Februar 2022, sondern seit 2014. Denn schon damals fielen sogenannte grüne Männchen, verdeckt operierende russische Soldaten, in den Donbass ein und begannen einen Zermürbungskrieg zur Abspaltung der Ostukraine. Ohne diesen verlustreichen Dauerkonflikt, der in Europa jahrelang kaum wahrgenommen wurde, lässt sich der Kriegsverlauf, lassen sich die Reaktionen der Bevölkerung und die für viele Beobachter überraschend gut organisierte und schlagkräftige Gegenwehr der ukrainischen Armee gegen die russischen Invasoren nicht verstehen. Der preisgekrönte Reporter Daniel Schulz verfügt über vielfältige Kontakte in das Land, über das er seit vielen Jahren schreibt und in dem er selbst als Journalist gearbeitet hat. In seinen Texten begleitet er Menschen, die bereits seit Jahren mit dem Krieg im eigenen Land leben: Zivilist:innen, Soldat:innen, Student:innen und Künstler:innen, die sich im Widerstand organisieren und für eine freie und demokratische Ukraine kämpfen. Dabei fragt Daniel Schulz, was der militärische Konflikt, der schon Jahre währt und sich wohl noch lange hinziehen wird, mit den Menschen in der Ukraine macht - denen, die kämpfen, denen, die ausharren und denen, die flüchten.
Inhaltsverzeichnis
Wie es zu diesem Buch kommt 11

Zu den Begriffen im Buch 17

Anarchistische Bienen 21
Tscherniwzi, März 2022

Ankunft 37
Lwiw, Mai 2022

Alltag und Ausnahmezustand 41
Lwiw, Mai 2022

Theater spielen 57
Mykolajiwka/Nikolajewka, April 2015

Glas 73
Kyjiw, Mai 2022

Nummer Eins 77
Kyjiw, Mai 2022; Herbst und Winter 2018

Narbe 93
Kyjiw, Mai 2022

Wellblechkonfetti 99
Trasse Kyjiw - Schytomyr, Mai 2022; Herbst und Winter 2018

Krank im Krieg 105
Schytomyr, Mai 2022; Herbst und Winter 2018

Fett 117
Schytomyr/Kyjiw, Mai 2022

Geburtstag 119
Kyjiw, Mai 2022

Nach Osten 129
Straße Kyjiw - Dnipro - Saporischschja, Mai 2022

Andriy bleibt hier 141
Saporischschja, Mai 2022

Vielleicht ist Angst kein Hund, sondern ein Vogel 161
Saporischschja, Mai 2022

Der Parkplatz 167
Saporischschja, Mai 2022

Taubenstadt 171
Borodjanka, Mai 2022

Nach Norden 175
Straße Kyjiw-Slawutytsch und Kyjiw-Jahidne, Juni 2022

Tote an der Wand 179
Jahidne, Juni 2022

Ein Tag im Leben einer Sucherin 189
Slawutytsch und Jahidne, andere Dörfer im Gebiet Tschernihiw, Juni 2022

Rückkehr der Fliegerin, Teil 1 209
Kyjiw, Juni 2022

Drohnen fliegen im Donbas 221
Kyjiw/Awdijiwka, Juli 2016

Rückkehr einer Fliegerin, Teil 2 239
Kyjiw, Mai 2022

Erleichterung 247
Charkiw, Juni 2022

A & 0 251
Charkiw, Juni 2022

Eine halbe Geschichte 261
Ternopil 2022, und Cherson, 2018

Zehn Dinge, die einem sofort auffallen, nachdem man die Ukraine verlassen hat 269
Przemyst- Krakau - Berlin, Polen und Deutschland, Juni 2022

Danksagung 271