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Politische Macht und orthodoxer Glaube Beziehungen zwischen Politik und Religion in Osteuropa
Politische Macht und orthodoxer Glaube
Beziehungen zwischen Politik und Religion in Osteuropa




Marco Besl, Simone Oelke (Hrsg.)

Pustet
EAN: 9783791733968 (ISBN: 3-7917-3396-6)
152 Seiten, paperback, 14 x 22cm, Februar, 2023

EUR 22,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Auch im 21. Jahrhundert besitzt die Religion in Osteuropa enorme politische Sprengkraft. Dass die orthodoxen Kirchen eng mit Staaten und Nationalitäten verbunden sind, zeigt der Ukrainekrieg in dramatischer Weise: Kein anderer als der Moskauer Patriarch unterstützt die Kriegsrhetorik des Kremls derart deutlich. Aber auch in der Ukraine und in anderen Staaten Osteuropas haben die orthodoxen Kirchen hohe politische Relevanz. Dies ist bemerkenswert, war doch Osteuropa für einen Großteil des 20. Jahrhunderts durch einen atheistischen Staat geprägt: die Sowjetunion. Während heute große Teile der Bevölkerung kaum Religion in ihrem Alltag praktizieren, wird die Zugehörigkeit zum orthodoxen Christentum immer mehr zum politischen Bekenntnis. Dieses Buch untersucht die komplexen Beziehungen zwischen Religion und Politik in Osteuropa und verbindet dabei Perspektiven auf das aktuelle Geschehen mit historischen Hintergründen.

Marco Besl, M. A., Mag. theol., studierte Geschichte, Philosophie und katholische Theologie. Er ist an der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig.

Simone Oelke, M. A., studierte klassische Philologie, katholische Religionslehre und byzantinische Kunstgeschichte. Sie arbeitet an der Universität Regensburg.
Rezension
Während die westlichen europäischen Kirchen römisch-katholischer und protestantischer Konfession ihr Verhältnis zum Staat, zur politischen Macht und zum Krieg nach den Erfahrungen vom 1. und 2. Weltkrieg weitgehend kritisch aufgearbeitet haben, insbesondere die Ev. Kirche in Deutschland ihr Bündnis von "Thron und Altar" im 1. WK und ihre Nähe zum Nationalsozialismus im 2. WK ("Deutsche Christen"), verstört der derzeitige Blick auf die orthodoxen Kirchen in Ost-Europa, insbesondere im Hinblick auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Zum einen, weil in der Ukraine, in Rußland und in anderen Staaten Osteuropas die orthodoxen Kirchen hohe politische Relevanz haben, obwohl doch Osteuropa für einen Großteil des 20. Jahrhunderts durch einen atheistischen Staat geprägt war: die Sowjetunion. Zum anderen, weil die autokephalen (vgl. Inhaltsverzeichnis) orthodoxen Kirchen sich immer schon mit dem jeweiligen Nationalstaat gemein gemacht haben und jetzt auch Gewalt und Krieg gutheißen. Der Moskauer Patriarch unterstützt die Kriegsrhetorik des Kremls überaus deutlich. Dass die orthodoxen Kirchen eng mit Staaten und Nationalitäten verbunden sind, zeigt der Ukrainekrieg in dramatischer Weise. Vor dem Hintergrund des Angriffs-Krieges gegen die Ukraine ist die in diesem Band vorgelegte Erhellung des Verhältnisses von Politik und Religion in Osteuropa besonders hilfreich und notwendig.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7

Marco Besl
Orthodoxie als Politik? Überlegungen zur Situation in Osteuropa 8

I. Geschichte und Deutungsgeschichte 15

Hartmut Leppin
Die Anfänge der Rede von der Symphonie von Staat und Kirche in den östlichen Kirchen 17

Albrecht Berger
Wie die Slawen Christen wurden 31

II. Autokephalie, Nation und Staat 51

Regina Elsner
Autokephalie der ukrainischen Orthodoxie
Die Politisierung der Kirchen im postsowjetischen Raum 53

Matthias E. Cichon
Unabhängigkeit von den Einflüssen Moskaus
Der Weg der orthodoxen Kirche in Polen zur Autokephalie 69

III. Zwischen Ost und West. Religion als Vermittlungsinstanz und Abgrenzungsmerkmal 89

Franziska Schedewie
Perestrojka als Sendung
Die ‚Stimme der Orthodoxie' zwischen Moskau und Berlin 1985-91 91

Colin Bergen
Die Sicht des Westens in der russisch-orthodoxen Begründung und Anwendung der Menschenrechte 115

IV. Religiöse Bilder und politische Botschaften in Osteuropa 131

Marco Besl, Simone Oelke
In Ikonen gegossene Kriegspropaganda?
Die neue Hauptkirche der russischen Streitkräfte bei Moskau 133

Autorinnen und Autoren 151
Abbildungsnachweise 152