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Kreuz und Schwert Geschichte, Glaube und Politik der orthodoxen Kirchen
Kreuz und Schwert
Geschichte, Glaube und Politik der orthodoxen Kirchen




Gerhard Schweizer

Herder Verlag
EAN: 9783451395628 (ISBN: 3-451-39562-2)
240 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 21cm, Juli, 2023

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Mit Beginn des Ukraine-Kriegs ist eine bislang wenig beachtete christliche Konfession in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt: das orthodoxe Christentum. Obwohl sie mit ca. 300 Millionen Angehörigen die zweitgrößte christliche Gemeinschaft der Welt darstellt, ist sie den meisten Menschen in Westeuropa fremd: Welche Bedeutung haben die orthodoxen Kirchen, welche Rolle spielen sie in den aktuellen politischen Konflikten und was sind die historischen Hintergründe?

Gerhard Schweizer führt fundiert und verständlich in die Geschichte des orthodoxen Christentums ein und skizziert die Entwicklung von der Antike bis zur Gegenwart. Sein Buch hilft, nicht nur den politischen, sondern auch den religiösen Aspekt des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine 2022 zu verstehen.

Gerhard Schweizer, geb. 1940, Kulturwissenschaftler, freier Schriftsteller in Wien, ist ein Experte für die Analyse der religiös-politischen Konflikte zwischen Orient und Okzident sowie ein ausgewiesener Kenner der islamischen Welt.
Rezension
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ist in vielerlei Hinsicht für Menschen in Westeuropa irritierend, - unter anderem auch in religiöser Hinsicht mit Blick auf das orthodoxe Christentum.
Während die westlichen europäischen Kirchen römisch-katholischer und protestantischer Konfession ihr Verhältnis zum Staat, zur politischen Macht und zum Krieg nach den Erfahrungen vom 1. und 2. Weltkrieg weitgehend kritisch aufgearbeitet haben, insbesondere die Ev. Kirche in Deutschland ihr Bündnis von "Thron und Altar" im 1. WK und ihre Nähe zum Nationalsozialismus im 2. WK ("Deutsche Christen"), verstört der derzeitige Blick auf die orthodoxen Kirchen in Ost-Europa, insbesondere im Hinblick auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Zum einen, weil in der Ukraine, in Rußland und in anderen Staaten Osteuropas die orthodoxen Kirchen hohe politische Relevanz haben, obwohl doch Osteuropa für einen Großteil des 20. Jahrhunderts durch einen atheistischen Staat geprägt war: die Sowjetunion. Zum anderen, weil die autokephalen orthodoxen Kirchen sich immer schon mit dem jeweiligen Nationalstaat gemein gemacht haben und jetzt auch Gewalt und Krieg gutheißen. Der Moskauer Patriarch unterstützt die Kriegsrhetorik des Kremls überaus deutlich. Dass die orthodoxen Kirchen eng mit Staaten und Nationalitäten verbunden sind, zeigt der Ukrainekrieg in dramatischer Weise. Der Autor führt fundiert und verständlich in die Geschichte des orthodoxen Christentums ein und skizziert die Entwicklung von der Antike bis zur Gegenwart. Sein Buch hilft, nicht nur den politischen, sondern auch den religiösen Aspekt des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine 2022 zu verstehen.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Erstes populäres Sachbuch zur orthodoxen Kirche mit Fokus auf die aktuellen Konflikte
Ein komplexes Verhältnis verständlich analysiert

Inhaltsverzeichnis
Orthodoxes Christentum – und die offenen Fragen.
Überraschungen in den letzten Jahrzehnten 9


Religion und Politik in Russland.
Das Beispiel einer aktuellen Krise 9

Orthodoxe Kirchen und ihr Verständnis von Religion.
Der westeuropäische Blick auf eine noch immer wenig bekannte Konfession 13

Orthodoxes Christentum mit wachsender Mitgliederzahl.
Der Gegensatz zu Religionen in Westeuropa 18

Die Krise vieler Religionen.
Ein Blick über die Kulturgrenzen hinaus 20

Wie die verschiedenen Kirchen entstanden.
Eine konfliktreiche Entwicklung seit der Antike 23


Die Anfänge.
Was das Christentum erfolgreich machte 23

Im Besitz der alleinigen Wahrheit.
Die Grundmuster aller religiösen Spaltungen 26

Die Spannungen zwischen Rom und Konstantinopel.
Papst und Patriarch als Rivalen 31

Das katholische Rom und das orthodoxe Konstantinopel.
Zentren einer dauerhaften Kirchenspaltung 38

Die Unterordnung der Frauen.
Ein Problem nicht nur für die orthodoxen Kirchen 42

Vom Mittelalter in die Neuzeit.
Der andere Strukturwandel der orthodoxen Kirche 47


Kiew, ein erstes Zentrum slawischer Orthodoxie.
Wie die Gemeinschaft der „Rus“ entstanden ist 47

Aus Konstantinopel wird Istanbul.
Der Verlust der „Mitte“ für die orthodoxe Kirche 51

Moskau als das „Dritte Rom“.
Der slawische Anspruch auf das allein gültige Christentum 57

Moskau und Sankt Petersburg.
Die halbe Moderne durch eine neue Hauptstadt 62

Die Verteidigung der russischen Orthodoxie im Krim-Krieg.
Ein „Heiliger Krieg“ und der imperialistische Hintergrund 67

Das „Unchristliche“ der russisch-orthodoxen Kirche.
Dostojewski und Tolstoi als prominente religiöse Kritiker 70

Warum keine Reformation und keine Aufklärung?
Die anderen politischen Rahmenbedingungen in Osteuropa 78

Griechisch-orthodoxe Christen und die Moderne.
Probleme bis in die Gegenwart 83


Die Wallfahrt nach Tinos und die griechische Unabhängigkeit.
Eine ambivalente Wechselbeziehung 83

Zurück nach Konstantinopel.
Das religiös-politische Traumziel vieler Griechen – und wieder ein Krieg 87

Die vielen Verwandlungen der Hagia Sophia.
Ein immer neuer Konflikt mit der Türkei 93

Griechische Passion und der wieder gekreuzigte Christus.
Der religiöse Kritiker Nikos Kazantzakis 98

Ein nur scheinbar säkularer Staat.
Ungelöste Probleme bis heute 102

Der Umbruch durch den Zerfall Jugoslawiens.
Explosiver religiöser Nationalismus 107


Die Schlacht auf dem Amselfeld vor 600 Jahren.
Ein nationaler Mythos mit verheerenden Folgen 107

Die schwer lösbaren Konflikte.
Weit zurückliegende Ursachen 114

Sarajevo, das „Jerusalem des Balkan“.
Eine trügerische Harmonie im noch kommunistischen Jugoslawien 118

Erster religiös-politischer Bürgerkrieg.
Schwerpunkt Bosnien-Herzegowina 122

Zweiter religiös-politischer Bürgerkrieg.
Die Kosovo-Krise und andere weiter schwelende Konflikte 127

Zerstörungswut und Triumph.
Gravierende Nachwirkungen der Bürgerkriege 129

Die Krise in Russland.
Religion nach dem Ende der Sowjetunion 137


Wird Moskau wieder das „Dritte Rom“?
Zurück in eine frühere Machtposition in neuer Form 137

Die wundersame Wandlung des Wladimir Putin.
Vom russisch-orthodoxen Kommunisten zum russisch-orthodoxen Christen 146

Die Inszenierung des Religiösen.
Weiterhin offene Fragen zum Phänomen Putin 154

Die „Heimkehr“ des Alexander Solschenizyn.
Ein prominenter Schriftsteller als ambivalenter Christ 157

„Gotteslästerung“ oder konstruktive Kritik?
Die Protestaktion der Gruppe „Pussy Riot“ in der Christ-Erlöser-Kathedrale 162

Russland und die Ukraine.
Ethnische und religiöse Hintergründe eines Konflikts 167


Kiew als „Geburtsort“ russischer Orthodoxie?
Ein religiöser Mythos und das strittige Problem 167

Kreuz und Schwert.
Ein Denkmal in Moskau mit religiös-politischer Botschaft 171

Die Ukraine nicht „russisch“ genug.
Eine Radikalisierung 177

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Religiöse und nationalistische Ideologie untrennbar verbunden 184

Die Zukunft des orthodoxen Christentums.
Von der Abgrenzung zum Dialog? 193


Die historische Kluft zwischen „Ost“ und „West“.
Versuche einer Annäherung 193

Die Trennlinien in der Gegenwart.
Weiterhin Konflikte im Verständnis von „Kirche“ und „Moderne“ 197

Anhang 205

Anmerkungen 207
Literaturhinweise 212
Zeittafel 215
Namensregister 234