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Hoffnung machen (=Scheidewege, Band 54)
Hoffnung machen (=Scheidewege, Band 54)




Jean-Pierre Wils (Hrsg.)

Hirzel
EAN: 9783777635538 (ISBN: 3-7776-3553-7)
248 Seiten, paperback, 16 x 24cm, 2025, 8 farb. Abb.

EUR 28,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wir leben in einer Welt, die in vielerlei Hinsicht ‚verletzt‘ ist – politisch, gesellschaftlich und nicht zuletzt ökologisch. Sie ist aber auch ‚verhetzt‘. Rohe verbale Gewalt herrscht in ihren Medien, ihre körperliche Variante zeigt sich allerorts auf den Straßen. Befinden wir uns in einer Abwärtsspirale, die kaum mehr gestoppt werden kann? Wer redet in einer solchen Situation noch von ‚Hoffnung‘? Allerdings ist diese weit von bloßem Optimismus entfernt. Denn die Hoffnung lebt nicht von Prognosen, sondern ist Bestandteil einer Praxis der Weltverbesserung. Sie schaut den Tatsachen ins Gesicht und will sie, wo die Not sich zeigt, verändern. Wenn wir uns mit den schlechten Realitäten nicht abfinden wollen, sind wir zur Hoffnung aufgerufen. Sie – die Hoffnung – ist eine ernste Angelegenheit.
Rezension
Wir leben nicht eben in hoffnungsvollen Zeiten; längst vorbei die 68er politische Philosophie der Hoffnung eines Ernst Bloch (vgl. S. 193ff) oder die Theologie der Hoffnung eines Jürgen Moltmann oder J.B. Metz (vgl. S. 47ff), längst dem No Future gewichen, der Letzten Generation - und auch das schon wieder vorbei ... Isst Hoffnung heute also obsolet? Mitnichten, behauptet dieser Band der Halbjahres-Zeitschrift "Scheidewege", Schriften für Skepsis und Kritik, aus dem Stuttgarter Hirzel-Verlag. Hoffnung heute ist allerdings weit von bloßem Optimismus entfernt. Denn die Hoffnung lebt nicht von Prognosen, sondern ist Bestandteil einer Praxis der Weltverbesserung. Sie schaut den Tatsachen ins Gesicht und will sie, wo die Not sich zeigt, verändern. Wenn wir uns mit den schlechten Realitäten nicht abfinden wollen, sind wir zur Hoffnung aufgerufen.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Scheidewege
Schriften für Skepsis und Kritik
»Kein anderes deutschsprachiges Periodikum hat es je vermocht, dem fortschrittstrunkenen Zeitgeist mit derartig hoher Kompetenz und nüchterner Gegenwartsanalyse entgegenzutreten wie die ›Scheidewege‹. Die Liste der seit 1971 vertretenen Autorinnen und Autoren wartet mit vielen legendären Begründern eines Nachhaltigkeitsverständnisses auf, das heute dringlicher als je zuvor ist. Das untermauern gerade die aktuellen Ausgaben, zumal sie sich mit Mut den kontroversen Themen widmen.«
(Prof. Dr. Niko Paech)

Scheidewege, Band 54: Hoffnung machen
Unter Mitarbeit von Gert Ueding (Beitr.), Heinz Schott (Beitr.), Veronika Schlör (Beitr.), Bettina Roth-Engelhardt (Beitr.), Hartmut Rosa (Beitr.), Alfons Maurer (Beitr.), Vivienne Matthies-Boon (Beitr.), Barbara Lochbihler (Beitr.), Burkhard Liebsch (Beitr.), Arjen Kleinherenbrink (Beitr.), Klaas Huizing (Beitr.)

Prof. Dr. em. Jean-Pierre Wils studierte Philosophie und Theologie in Leuven/Belgien und Tübingen. Bis 2024 war er Ordinarius für Philosophische Ethik und Kulturphilosophie an der Radboud Universiteit Nijmegen (Niederlande). Mitglied im deutschen PEN. Seit 2021 fungiert er als Herausgeber der „Scheidewege. Schriften für Skepsis und Kritik". Im Hirzel Verlag erschienen von ihm „Sich den Tod geben. Suizid als letzte Emanzipation?“, „Der Große Riss. Wie unsere Gesellschaft auseinanderdriftet und was wir dagegen tun müssen“ und „Warum wir Trost brauchen. Auf den Spuren eines menschlichen Bedürfnisses“.

Gert Ueding, Jahrgang 1942, studierte Germanistik, Philosophie, Kunstgeschichte und Rhetorik und promovierte bei Walter Jens mit einer Arbeit über Schillers Redekunst. Bis 2009 war er Ordinarius für Allgemeine Rhetorik an der Universität Tübingen, bis 2012 Gastprofessor an der Universität St. Gallen. Ueding ist Essayist und Literaturkritiker, u.a. für die FAZ und die Welt. Weiter ist er Mitglied der Jury zum Ingeborg-Bachmann-Preis, zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, zur Bücherbestenliste des SWR sowie Autor oder Herausgeber zahlreicher Publikationen.

Prof. Dr. Dr. Heinz Schott
emeritierter Professor für Geschichte der Medizin, leitete das Medizinhistorische Institut der Universität Bonn von 1987 bis 2016. Forschungsschwerpunkte: Geschichte der Psychiatrie, Psychotherapie und Psychoanalyse; Medizinische Anthropologie; Medizin um 1800 (insbesondere Geschichte des Mesmerismus); Geschichte der frühneuzeitlichen Magie und Alchemie (insbesondere Paracelsus und die Folgen).

Dr. Veronika Schlör
ist seit 2009 Studienleiterin an der Katholischen Akademie Hamburg und dort für den Bereich »Kultur« verantwortlich. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind die Berührungs­ und Differenzpunkte zwischen zeitgenössischer bildender Kunst, Theater und Literatur auf der einen, Theologie und Religion auf der anderen Seite. Promotion in Freiburg im Fach Fundamentaltheologie zum Thema »Mimesis«.

Bettina Roth-Engelhardt
ist Künstlerin. Ihre künstlerische Arbeit changiert zwischen Textkunst und Malerei. Jedem Bild liegt ein zeitlich intensiver Entstehungsprozess des Stickens zugrunde, meist gefolgt von einer Übermalung mit weißer Farbe, durch die das Bild einen Reliefcharakter erhält. Die Essenz eines Bildes ist die Sichtbarmachung der Verdichtung von Zeit.

Prof. Dr. Hartmut Rosa
Ordinarius für Allgemeine und Theoretische Soziologie an der Friedrich-Schiller­Universität Jena sowie Direktor des Max-Weber-Kollegs in Erfurt. Zu seinen jüngeren Publikationen zählen: Beschleunigung und Entfremdung (2013); Resonanz (2021); Unverfügbarkeit (2018); mit Andreas Reckwitz: Spätmoderne in der Krise. Was leistet die Gesellschaftstheorie? (2021).

Dr. Alfons Maurer
Psychologe und Theologe. Seit 2021 Vorstand der VeronikaStiftung in Baden­Württemberg, einer Förderstiftung mit den Schwerpunkten Alten­ und Krankenpflege, Palliativmedizin, Hospize und solidarische Gemeinden. Bis 2021 Vorstand der Paul Wilhelm von Keppler­Stiftung, Sindelfingen. Die Stiftung ist Träger der Altenhilfe mit stationären und ambulanten Versorgungsangeboten. Von 1981 bis 1992 Assistent an der Katholisch­Theologischen Fakultät (Fachbereich Theologische Ethik) der Eberhard­Karls­Universität Tübingen. Arbeits­ und Forschungsschwerpunkte sind Ethik und Grundsatzfragen in der Altenhilfe und im Gesundheitswesen, soziale Organisationen und Management, gerontologische Themen und sozialräumliche Konzepte. Publikationen: »Dominanz von Markt, Wettbewerb und Kostenoptimierung: Ökonomisierung«, in: H. Brandenburg, H. Güther (Hg.) (2015), Lehrbuch Gerontologische Pflege, S. 179–194; »Werte in der Altenhilfe: ›Wir sind Eintagsfliegen‹«, in: S. Müller, S. Höllinger, B. Baldt (Hg.) (2020), Werte im Beruf. Ethik und Praxis im Gespräch, S. 147–159.

Prof. Dr. Vivienne Matthies-Boon
ist Sokrates­Professorin für »Europa, Humanismus und globale Gerechtigkeit« an der Fakultät für Philosophie, Theologie und Religionswissenschaften der Radboud Universität, wo sie auch Leiterin der Abteilung für Ethik und politische Philosophie ist. Matthies­Boons Interessen sind: Kritische Theorie der Frankfurter Schule, Fragen der Fragilität und Verwundbarkeit, (psychische) Gesundheit und Krankheit. Diese Fragen behandelt sie in ihrem Buch Breaking Intersubjectivity: Towards a Critical Theory of Counter-Revolutionary Trauma in Egypt (2022). Derzeit interessiert sie sich besonders für postvirale Erkrankungen. Sie leitet die Ethik­Plattform des Post­Covid­Netzwerks in den Niederlanden.

Barbara Lochbihler
ist seit 2019 Mitglied des UN­Ausschusses gegen das Verschwindenlassen und seit 2024 Mitglied der Internationalen Kommission gegen die Todesstrafe. Von 2009 bis 2019 war sie Mitglied des Europäischen Parlaments und dort u. a. Vorsitzende und stellvertretende Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses. Zuvor war sie zehn Jahre Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland und sieben Jahre Generalsekretärin der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit in Genf. Barbara Lochbihler hat Politische Wissenschaften, Internationales Recht und Volkswirtschaft studiert und hat außerdem ein Diplom in Sozialer Arbeit.

Prof. Dr. phil. Burkhard Liebsch
Professor für Philosophie i. R., Universität Bochum. Jüngste Veröffentlichungen: Geschichtskritik nach »1945« (2023); Grundfragen hermeneutischer Anthropologie. Das Werk Ricœurs im historischen Kontext. Existenz, Interpretation, Praxis, Geschichte (Hg.; 2024); Umsonst »geben«? Phänomenologie und Hermeneutik im sozialphilosophischen Rückblick (2024); »Die« Gewalt und »wir« (2024).

Dr. Arjen Kleinherenbrink
ist Assistant Professor für Metaphysik und philosophische Anthropologie an der Radboud Universität Nijmegen. Seine Schwerpunkte sind die zeitgenössischee Metaphysik und die kontinentale Philosophie in den heutigen Debatten.

Prof. Dr. Dr. Klaas Huizing
Lehrstuhl für systematische Theologie und Ethik in Würzburg. Mitglied im PEN. Zuletzt erschienen: Scham und Ehre. Eine theologische Ethik (2020, 2. Auflage); Das Testament der Kühe. Roman (2020); Lebenslehre. Eine Theologie für das 21. Jahrhundert (2022); Verzaubert Leben. Eine Roadmap zum Heiligen (2024).
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7

POSITIONEN 9

Zur Zukunft der Zukunft als solcher –
im Durchgang durch Hoffnung und Verzweiflung 11
Burkhard Liebsch

Platz machen für die Hoffnung – oder? 27
Jean-Pierre Wils

Der angelaufene Silberstreifen am Horizont 47
Kleiner Versuch zur politischen Theologie der Hoffnung
Klaas Huizing

Die Komposition der Welt 77
Über Bruno Latours Aktor-Netzwerk-Theorie
Arjen Kleinherenbrink

PRAKTIKEN 95

Den Grund der Hoffnung verlieren 97
Über Verlassenheit, Verzweiflung und Selbsttötung im Falle von Long Covid
Vivienne Matthies-Boon

Evidenz-basierte Medizin versus Placebo-Effekt 117
Zum Problem der wissenschaftlichen Autorität im Gesundheitssystem
Heinz Schott

Solidarische Gemeinden: Eine Praxis der Hoffnung? 137
Alfons Maurer

Hoffnung – Erinnerung 159
Suchbewegungen nach einer Auschwitz-Studienfahrt
Veronika Schlör

MENSCHENRECHTE 173

Ohne Hoffnung keine Menschenrechte –
ohne Menschenrechte keine Hoffnung 175
Zur politischen Zukunft der Menschenrechte
Barbara Lochbihler

INTERVIEWS 191

Ein Philosoph der Hoffnung: Ernst Bloch 193
Ein Gespräch mit Gert Ueding

»Was aber fehlt, ist ein positiver Sinn« 207
Ein Gespräch mit Hartmut Rosa

EMPFEHLUNGEN 221

Zehn Bücher, die Sie lesen sollten 223
Jean-Pierre Wils

Die Autorinnen und Autoren 239