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Gewalttätiger Gott – gewalttätiger Glaube?
Wege der Barmherzigkeit Gottes
Markus Zimmermann
Herder Verlag
EAN: 9783451392375 (ISBN: 3-451-39237-2)
144 Seiten, hardcover, 13 x 20cm, Februar, 2022
EUR 20,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Sollte sich Gott einer Therapie unterziehen? Als christlicher Gott behauptet er, absolute Liebe zu sein, aber seine Geschichte und die des Christentums triefen von Blut. Seine Spur der Gewalt führt bis in die Gegenwart hinein.
Markus Zimmermann stellt sich dieser Skandalgeschichte und konfrontiert sie mit der Glaubensbotschaft von der gewaltlosen Barmherzigkeit. Ob in der biblisch bezeugten Geschichte, ob bei der kirchlichen Krankensalbung, ob in der Konfrontation des Verstorbenen mit Gott, ob beim sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch Kirchenmänner - stets scheint ein tiefer Abgrund die christliche Liebesbotschaft vom Handeln ihrer Verantwortlichen zu trennen.
Kann ein solcher Gott existieren? Widerlegt sich der Glaube durch seine gewalttätige Praxis? Widerlegt sich die Kirche durch ihr gewalttätiges Handeln? Eine Glaubenswelt voller Widersprüche - doch sie selbst kann die Lösung der Fragen und den zu gehenden Weg aufzeigen.
Markus Zimmermann, Dr. theol. Dr. phil, Priester der Erzdiözese Berlin, Studium der Psychologie, Philosophie und Theologie in Berlin, Frankfurt/M. und Rom; Fundamentaltheologe und Dogmatiker an der Päpstl. Universität Gregoriana in Rom; Arbeits-/Forschungsschwerpunkte: Romano Guardini, Hermeneutik, Biblische Theologie, Ästhetik, Sakramententheologie.
Rezension
Einerseits betont und bezeugt der christliche Glaube Liebe, Barmherzigkeit und Gewaltlosigkeit
als Liebe und Barmherzigkeit verkündet, andererseits aber setzen Heilige Schrift und Kirchengeschichte Gottes Willen mit Gewaltakten und Massentötungen durch. Stets scheint ein tiefer Abgrund die christliche Liebesbotschaft vom Handeln ihrer Verantwortlichen zu trennen. Kann ein solcher Gott existieren? Widerlegt sich der Glaube durch seine gewalttätige Praxis? Widerlegt sich die Kirche durch ihr gewalttätiges Handeln? In vier Anläufen wird in diesem Buch die Frage nach der Gewalttätigkeit Gottes und des christlichen Glaubens beantwortet: Im ersten Kapitel steht das Christentum mit seinem (nach Jan Assmann gewaltverdächtigen) Monotheismus und mit seiner de facto gewalttätigen Geschichte grundsätzlich auf dem Prüfstand. Im zweiten Kapitel geht es um das katholische Sakrament der Krankensalbung: Während aber die Kirche hier von einem heilsamen Sakrament spricht, erfährt dies der Kranke oft als göttlich brutales Drama. Wo der Priester mit der heiligen Salbe eintritt, erfüllt die Gewalt des Sensenmannes den Raum. Kann dies die letzte Zuwendung eines barmherzigen Gottes und seines Glaubens sein? Im dritten Kapitel geht es um die Verstorbenen: unter dem Begriff (der Folterkammer) des Fegefeuers wird alle irdische Gewalt übertroffen. Schließlich thematisiert das vierte Kapitel die versteckte und erschreckend aktuelle Gewalt des sexuellen Missbrauchs durch kirchliche Amtsträger.
Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einführung 9
I. Zwischen Monotheismus und Glaubenseskalation: das Christentum als Gewaltgeschichte? 13
1. Der Ein-Gott-Glaube unter Gewaltverdacht 13
2. Die Verschärfung des Gewaltverdachts durch Jan Assmann 15
3. Die Aktualität der Kritik 17
4. Die jüdisch-christliche Entstehung des Ein-Gott-Glaubens 19
5. Jesus Christus und die Gewalt 22
6. Der dreieine Gott und die Gewalt 23
7. Zur Identität des dreieinen Gottes 25
8. Zur Eigenmächtigkeit der Gewalt 27
9. Aufhebung der Wahrheitsfrage? 28
10. Gewaltgefährdete, menschheitsbergende Heilsvision des barmherzig Einzigen 29
II. Zwischen Todesweihe und Gesundheitsdrang: die Krankensalbung als Gewaltinszenierung? 39
1. Heilshandeln im Widerspruch 39
2. Der Priester als Sensenmann – ein Sakrament zum Tode? 40
3. Der Priester als Wundertäter – ein Sakrament zur Heilung? 41
4. Im Verkündigungs- und Heilungsdienst Jesu Christi 43
5. „Das gläubige Gebet wird den Kranken retten“ – die Begründung aus dem Jakobusbrief 44
6. Die Jakobusstelle und die Salbung der Kranken in der frühchristlichen Zeit 47
7. Entwicklungen nach der Patristik 49
8. Vom Hochmittelalter bis zum Konzil von Florenz 51
9. Zum Konzil von Trient und zum Zweiten Vatikanischen Konzil 53
10. Folgerungen für eine authentische Heilssorge 54
III. Zwischen Folterkammer und Sühneschlacht: das Fegefeuer als Gewaltpädagogik? 63
1. Problem, Bestimmung und religionswissenschaftlicher Hintergrund eines Missverständnisses 63
2. Biblisch-theologischer Grund 65
3. Zu zwei wirkungsgeschichtlich zentralen Schrifttexten 68
4. Religionsphilosophische Klärung 70
5. Theologiegeschichtliche Klärungen 72
6. Eschatologisches Fazit der Kongregation für die Glaubenslehre 74
7. Aktuelle theologisch-systematische Grundzüge 75
8. Ökumenischer Ausblick 78
9. Gewaltimprägnierte Frömmigkeit in der Kritik 79
10. Solidarische Freisetzung zum Heil des Menschen 81
IV. Zwischen Missbrauch und Unterscheidung: Papst Franziskus – Revolution der Barmherzigkeit 87
1. Die Vereitelung des Himmels – eine Gewalt- und Missbrauchsanalyse Jesu im Matthäusevangelium 87
2. Die Vereitelung moralischer Gerechtigkeit am Beispiel der chilenischen Bischöfe 90
3. Die Vereitelung moralischer Gerechtigkeit am Beispiel eines US-amerikanischen Kardinals 93
4. Niedergang ohne Evangelisierung – Konsequenzen am Beispiel Irlands und Deutschlands 96
5. Auf der Suche nach Gerechtigkeit – Konflikte und Ursachen 100
6. Zu den systemischen, medialen und traumatischen Abgründen 103
7. Spätere Maßnahmen zur Missbrauchsbekämpfung in der Weltkirche 107
8. Vati-, Pecun- und Econleaks – Phänomene außersexuellen Missbrauchs 111
9. Gottesbegegnung, Unterscheidung, Stimulierung – Wege des Pontifex 117
10. Statt Missbrauch und Gewalt: die Liebesmystik des Volkes Gottes und die entgrenzende Barmherzigkeit 121
Schlussresümee 133
Literaturhinweise 139
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