lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
»Wo warst du, Gott?« Glaube nach Gewalterfahrungen
»Wo warst du, Gott?«
Glaube nach Gewalterfahrungen




Andreas Stahl

Herder Verlag
EAN: 9783451393303 (ISBN: 3-451-39330-1)
208 Seiten, hardcover, 14 x 21cm, Januar, 2022

EUR 20,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Gewalt ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet, auch in jeder Kirchengemeinde gibt es Betroffene. Das Buch öffnet dafür die Augen. Es vermittelt wichtiges Grundwissen über daraus resultierende Traumata und fragt sodann: Was macht Gewalt mit dem Glauben der Betroffenen? Wie muss sich unser Nachdenken über Gott und den Glauben verändern, wenn wir die Erfahrungen von Gewaltopfern ernst nehmen? Wie können Kirchen zu traumasensiblen Gemeinschaften wachsen? Und wie kann christliche Spiritualität diesen Abgründen begegnen? Pflichtlektüre für alle Seelsorgerinnen und kirchlich Engagierten. Verlässliche Erstinformation für Betroffene, deren Freundinnen und Angehörige.

»Wer vom Glauben redet, kann von Gewalt nicht schweigen. Das ist die mutige Grundeinsicht dieses Buches ... Möge es Augen öffnen und Herzen berühren.« (Kirsten Fehrs, Bischöfin, Mitglied des Rates der EKD)

Andreas Stahl, geb. 1989, Dr. theol., ist evangelischer Pfarrer und Traumafachberater. Er studierte Theologie in München, Jerusalem, Erlangen, Hong Kong und Stellenbosch und promovierte in Münster über "Traumasensible Seelsorge". Er ist Mitglied der Initiative Gottes-Suche: Glaube nach Gewalterfahrungen (www.gottes-suche.de).
Rezension
Nicht erst seit der Aufdeckung der Missbrauchsskandale, der MeToo-Bewegung und der Berichterstattung über häusliche Gewalt während der Corona-Krise ist deutlich: Gewalt und eben auch traumatische Gewalt ist ein weit verbreitetes Phänomen. Wer vom Glauben redet, kann von Gewalt nicht schweigen. Das ist die mutige Grundeinsicht dieses Buches. Dieses Buch setzt sich mit Gewalterfahrungen und mit Traumatisierungen auseinander. Es lässt Betroffene zu Wort kommen und geht Gewalt in unserer Lebenswelt nach. Es ist wichtig, dass christliche Gemeinden sich damit auseinandersetzen. Denn Gewalt ist eine Dimension menschlichen Lebens, die den Glauben nicht unberührt lassen kann. Dies umso mehr, als das Bewusstsein für die Folgen von Gewalt und die Langzeitwirkungen von Traumata immer weiter wächst. Auch Betroffene von häuslicher und sexualisierter Gewalt sprechen immer häufiger offen darüber. Gewalt macht auch um die Kirche keinen Bogen. Die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Raum der Kirche ist dabei das augenfälligste aktuelle Beispiel. Aber auch die „schwarze“ Pädagogik in Familien oder in Einrichtungen ist allzu oft mit religiösen, mit „christlichen“ Vorstellungen verbunden worden. Das Buch will kein therapeutisches Buch sein und auch niemanden zu therapeutischer Arbeit anleiten. Auch kann das Buch keine Wunden heilen. Aber es will Nicht-Betroffene für diese Wunden sensibilisieren und Betroffene dabei unterstützen, einige dieser Wunden zumindest zu reinigen. Der Autor, Pfarrer und evangelischer Theologe, hat über traumasensible Seelsorge seine Doktorarbeit geschrieben.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort 5
Vorwort 11

1. Gewalt – ein schmerzhaftes Thema, das Christen betrifft 14

Was ist Gewalt? 16
Wie verbreitet ist Gewalt? 20
Gewalt gegen Frauen 21
Gewalt gegen Männer 22
Gewalt gegen Kinder 23
Gewalt gegen Menschen mit Behinderung 25

2. Traumata – Verletzungen, die bleiben 26

Was bedeutet „Trauma“? 26
Eine kurze Geschichte der Traumaforschung 27
Das traumatische Ereignis 30
Die Posttraumatische Belastungsstörung 31
Die komplexe Posttraumatische Belastungsstörung 35
Dissoziation 38
Weitere Traumafolgen 40
Wann ist Gewalt traumatisierend? 41
Von Trauma zu Trauma 44
Die Vernarbung der Wunden 45

3. Spirituelle Traumaspuren – Wunden, die den Glauben zeichnen 50

Verliert ein Mensch durch ein Trauma den Glauben? 52
Wie verändert ein Trauma den Glauben? 56
Was trägt zu einer Veränderung des Glaubens bei? 61
Ändert sich durch ein Trauma das Bild von Gott? 62
Hilft der Glaube bei der Verarbeitung eines Traumas? 66
Kann Religion den Umgang mit Traumata erschweren? 70
Welche Erfahrungen machen Betroffene mit der Kirche? 75
Mit welchen Themen tun sich Betroffene schwer?78

4. Traumasensible Theologie – worüber wir nachdenken müssen 82

Gewalttexte in der Bibel 88
Frauenbilder 96
Familienbilder 100
Kirchenbilder 104
Sexualmoral 106
Kriterien für Sexualethik 109
Sünde, Schuld und Scham 113
Vergebung 121
Leiden 127
Gott im Leid 132
Gottesbilder 137
Kreuz, Auferstehung und Karsamstag 140

5. Traumasensible Gemeinschaften – wohin Kirche wachsen muss 143

Missbrauch in der Kirche 143
Was Betroffene von Kirchengemeinden brauchen 147
Was einzelne Gemeindeglieder tun können 152

6. Traumasensible Spiritualität – Gott auch in Wüsten suchen 164

Spiritualität 164
Grundlagen traumasensibler Spiritualität 167
Zwischenruf: Spiritueller Missbrauch 176
Konkretionen traumasensibler Spiritualität 178

Schlusswort 200

Anmerkungen 203
Dank 206
Ausgewählte Literaturempfehlungen 207
Informationen für Betroffene 208
Über den Autor 209