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Gerechter Frieden Das fortwährende Dilemma militärischer Gewalt
Gerechter Frieden
Das fortwährende Dilemma militärischer Gewalt




Ines-Jacqueline Werkner

Reihe: Perspektiven. Essays aus der FEST


Transcript
EAN: 9783837640748 (ISBN: 3-8376-4074-4)
106 Seiten, paperback, 12 x 19cm, Januar, 2018

EUR 14,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Der gerechte Frieden steht für einen fundamentalen Wandel in der ethischen Praxis: Nicht mehr der Krieg, sondern der Frieden in seiner wechselseitigen Bezogenheit zur Gerechtigkeit bildet den Fokus des neuen Konzeptes. Dennoch bleibt auch für den gerechten Frieden die Frage der Anwendung von Waffengewalt von zentraler Bedeutung.

Ines-Jacqueline Werkner zeigt: Der aktuelle Diskurs um die internationale Schutzverantwortung und der damit verbundene Zielkonflikt zwischen dem Schutz bedrohter Menschen und der angestrebten Gewaltfreiheit lassen Widersprüche und Kontroversen offen zutage treten. Auch die ökumenische Debatte um den gerechten Frieden ist in hohem Maße von kirchlichen Divergenzen geprägt.

Ines-Jacqueline Werkner (PD Dr. rer. pol.) ist Friedens- und Konfliktforscherin an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V. (FEST) in Heidelberg und Privatdozentin am Institut für Politikwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt a.M. Sie publiziert u.a. zu militärsoziologischen und friedensethischen Fragen sowie dem Verhältnis von Politik und Religion.
Rezension
Frieden gilt als hohes, wenn nicht sogar höchstes Gut. Er gehört zu den tiefsten Wünschen unseres Menschseins. Dennoch sind Krieg und Gewalt allgegenwärtig. Die aktuellen Krisen und Konflikte – sei es der bewaffnete Konflikt in der Ukraine, der Bürgerkrieg in Syrien oder das Aufkommen des sogenannten Islamischen Staates – fordern die internationale Gemeinschaft heraus. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs rivalisieren in den Ev. Kirchen zwei friedensethische Denkmodelle, das reformierte Modell Karl Barths, das unter dem Begriff "gerechter Friede" gefasst wird, und das lutherische Modell der Zwei-Reiche-Lehre, das unter dem Begriff "gerechter Krieg" gefasst wird. Beide Modelle haben in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder zu heftigen friedensethischen Kontroversen in den Ev. Kichen geführt, u.a. im Kontext der sog. Nachrüstungsdebatte in den 1980er Jahren sowie hinsichtlich der Positionierung zu einem militärischen Eingriff Deutschlands in den jugoslawischen Bürgenkrieg im Rahmen der NATO-Mission. Und sie werden angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine 2022 erneut virulent. Mit dem Konzept des gerechten Friedens versuchen christliche Kirchen verschiedener Konfessionen, auf internationaler Ebene insbesondere der Weltkirchenrat (= Ökumenischer Rat der Kirchen, ÖRK), eine Antwort auf die Friedensfrage zu geben. Es gilt nicht mehr das Prinzip des si vis pacem para bellum (wenn du den Frieden willst, rüste dich zum Krieg). An seine Stelle tritt die Maxime si vis pacem para pacem (wenn du den Frieden willst, bereite den Frieden vor). Auf diese Weise geht der gerechte Frieden über die traditionelle Lehre vom gerechten Krieg hinaus. Das neue Konzept umfasst weitaus mehr als den Schutz vor ungerechtem Einsatz von Gewalt; es schließt soziale Gerechtigkeit, Rechtsstaatlichkeit, Achtung der Menschenrechte und Sicherheit für alle Menschen mit ein.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Perspektiven. Essays aus der FEST
Die Reihe »Perspektiven« versammelt wissenschaftliche Essays zu aktuellen gesellschaftlichen Themen aus der laufenden Arbeit der interdisziplinären Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) in Heidelberg. Jeder Band führt anhand eines zentralen Begriffes in ein wissenschaftliches Gebiet ein. Geboten wird mehr als eine schlichte Präsentation von Fakten. Vielmehr wird Wissenschaft als Denkbewegung vorgestellt, die zum Nachvollzug, auch zum Widerspruch anregt. Die Reihe wendet sich an die interessierte Öffentlichkeit, an Akteurinnen und Akteure aus Politik, Kirchen und Zivilgesellschaft sowie an Studierende und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Die Reihe wird herausgegeben von Klaus Tanner, Thomas Kirchhoff, Thorsten Moos und Ines-Jacqueline Werkner.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung | 7
2. Was heißt Frieden? | 11
3. Zum Begriff des gerechten Friedens | 21
4. Gerechter Frieden versus gerechter Krieg | 35
5. Gerechter versus ungerechter Frieden | 49
6. Konzeptionen des gerechten Friedens | 55
6.1 Das neue Leitbild in der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland | 57
6.2 Die Etablierung des Konzeptes im Weltkirchenrat | 64
7. Kontroversen um die internationale Schutzverantwortung und die Anwendung militärischer Gewalt | 71
8. Ausblick | 85
Literatur | 89