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Friedensethik in Kriegszeiten
Friedensethik in Kriegszeiten




Volker Gerhardt, Rochus Leonhardt, Johannes Wischmeyer

Evangelische Verlagsanstalt
EAN: 9783374073375 (ISBN: 3-374-07337-9)
184 Seiten, paperback, 12 x 19cm, April, 2023

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Drei Tage nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine hat Bundeskanzler Olaf Scholz in einer Regierungserklärung von einer »Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinents« gesprochen. Es gehe um die Frage, »ob Macht das Recht brechen« dürfe. Sofern das Verhältnis von Macht und Recht zu den zentralen Problemstellungen der Friedensethik gehört, markiert das Stichwort »Zeitenwende« auch für diesen Bereich der angewandten Ethik eine Zäsur: In Kriegszeiten steht die Friedensethik - namentlich die christliche - unter Realismus-Druck. Der theologische und kirchliche Mainstream des deutschen Protestantismus hat in den letzten Jahrzehnten vorrangig auf Kriegsprävention gesetzt und die Frage ausgeblendet, wie gehandelt werden kann, wenn Prävention scheitert. Die drei Autoren dieses Bandes wollen auf den verstärkten Realismus-Druck reagieren, indem sie die friedensethischen Entwürfe Martin Luthers und Immanuel Kants vorstellen sowie maßgebliche friedensethische Positionen des deutschen Protestantismus einer kritischen Revision unterziehen.

Volker Gerhardt, Dr. phil., Jahrgang 1944, studierte Philosophie, Soziologie, Psychologie und Rechtswissenschaft in Frankfurt und Münster. Seit 1985 lehrte er zunächst in Münster, Zürich, Köln und Halle, bevor er 1992 eine Professur für Praktische Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin übernahm; dort hat er bis heute eine Seniorprofessur inne. 2017 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig verliehen.

Rochus Leonhardt, Dr. theol., Jahrgang 1965, studierte Evangelische Theologie in Naumburg/Saale und Leipzig. Er lehrte zunächst in Rostock und Hamburg, bevor er 2011 eine Professur für Systematische Theologie unter besonderer Berücksichtigung der Ethik an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig übernahm.

Johannes Wischmeyer, Dr. theol., Jahrgang 1977, studierte Geschichte, Kirchengeschichte und Evangelische Theologie in Leipzig, Oxford, Heidelberg, Tübingen und München. Er war von 2008 bis 2015 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz tätig. 2016 wurde er zum Pfarrer der Evangelischen Landeskirche in Württemberg ordiniert. Seit 2020 ist er im Kirchenamt der EKD in Hannover tätig, seit Dezember 2021 als Leiter der Abteilung »Kirchliche Handlungsfelder«.
Rezension
Fast schien Krieg in Europa zuletzt unvorstellbar geworden zu sein, - dann überfiel das Putinsche Rußland mit einem aggressiven Angriffskrieg im Februar 2022 die Ukraine. Die fast vegessene Friedensetik rückt seitdem wieder ins Zenrtum ethischer Aufmerksamkeit: Heiliger Krieg? Gerechter Krieg (bellum iustum)? Gerechter Friede? Pazifismus? Christliche Friedensethik kreist um diese Begriffe. Du sollst nicht töten! Du sollst aber auch deinen Nächsten lieben wie dich selbst! Was also sollen Christenmenschen tun, wenn andere Menschen zum Ziel tödlicher Gewalt werden? Ist militärische Gewalt zu rechtfertigen? Oder darf Krieg nach Gottes Willen nicht sein? Die Sorge um den Frieden ist ein zentrales Anliegen christlicher Ethik und darüber hinaus aller Menschen. Wenn es Aufgabe der Ethik ist, eine reflektierte Theorie menschlicher Lebensführung zu erarbeiten, muss diese in ihren Überlegungen der überragenden Bedeutung, die Frieden hat, breiten Raum widmen. Die grundsätzlichen Fragestellungen der Friedensethik in ihren gegenwärtigen Herausforderungen sind vielseitig und weit verzweigt in zahlreichen Einzelwissenschaften, insbesondere der Geschichtswissenschaft, der (historischen) Friedensforschung, der Theorie der internationalen Politik, der Nationalökonomie, der Völkerrechtswissenschaft und der philosophischen und theologischen Ethik. Die drei Autoren dieses Bandes wollen auf den verstärkten Realismus-Druck reagieren, indem sie die friedensethischen Entwürfe Martin Luthers und Immanuel Kants vorstellen sowie maßgebliche friedensethische Positionen des deutschen Protestantismus einer kritischen Revision unterziehen.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Rochus Leonhardt
Einleitung 7

Rochus Leonhardt
Die Friedensethik Martin Luthers 19
Eine historische Rekonstruktion in gegenwartsdiagnostischer Absicht

Volker Gerhardt
Das Neue in Kants Theorie des Friedens 91

Johannes Wischmeyer
Die Sorge als Maßstab 151
Stand und Perspektiven der evangelischen Rede von Krieg und Frieden

Die Autoren 177