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Vom gerechten Krieg zum gerechten Frieden?
Stationen und Chancen eines geschichtlichen Lernprozesses
Bernhard Sutor
Wochenschau Verlag
EAN: 9783899741520 (ISBN: 3-89974-152-8)
208 Seiten, paperback, 15 x 21cm, 2004
EUR 14,80 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Prof. Dr. Bernhard Sutor, 1930 geboren, studierte 1950-1955 Latein, Geschichte, Philosophie und Theologie in Mainz und Freiburg/Br.; war 1955-1978 im gymnasialen Lehramt in Rheinland-Pfalz tätig; ab 1960 als Fachleiter für Politische Bildung/Sozialkunde am Staatl. Studienseminar in Mainz. Dort Zusatzstudium der Politikwissenschaft und Promotion 1965; Lehrbeauftragter an der Universität Mainz. Von 1978-1995, vertretungsweise bis 1997, Inhaber des Lehrstuhls Politikwissenschaft III (Polit. Bildung/Didaktik der Sozialkunde) an der Kath. Universität Eichstätt; daneben an der Kath.-Theol. Fakultät zuständig für Christliche Gesellschaftslehre.
Die Rede vom „gerechten Krieg" provoziert heute Abwehr. Krieg und Gerechtigkeit passen für uns nicht zusammen. Friede und Ungerechtigkeit aber auch nicht - und der Friede muss geschützt werden.
Das neuzeitliche Völkerrecht ersetzte die alte, im Rahmen einer Friedensethik entwickelte Denkfigur vom gerechten Krieg durch das allgemeine Recht des Staates, Krieg zu führen. Es ging nicht mehr um Moral, sondern um Staatsräson. Die Katastrophe zweier Weltkriege hat dieses Konzept ad absurdum geführt.
Nach 1945 sollten die Vereinten Nationen eine Ordnung des Weltfriedens sichern. Der Kalte Krieg hat dem enge Grenzen gesetzt, aber nach dessen Ende sind Kriege, vor allem Bürgerkriege, noch zahlreicher geworden. Gibt es Chancen, den Krieg durch gemeinsame Anstrengungen der Staaten dauerhaft zu überwinden?
Die vorliegende Schrift geht dieser Frage nach, indem sie die Entwicklung von Ethik und Völkerrecht zu Krieg und Frieden der Antike bis in unsere Zeit nachzeichnet.
Rezension
Die Angst vor dem Krieg, vor der Zerstörung und Vernichtung und die Sehnsucht nach Frieden sind wahrscheinlich in jeder Gesellschaft gegeben. Immer wieder wurden Kriege als eine gerechte Sache verkauft und immer wieder wurden Parolen ausgegeben wie "Nie wieder Krieg!" Das vorliegende Buch ist der Versuch einer Orientierungshilfe. Dabei skizziert der Autor anschaulich die Geschichte der Lehre vom "gerechten Krieg" in der Philosophie und Ethik in ihren wichtigsten Stationen als Teil einer Ethik des gerechten Friedens und als geschichtlich-politischer Lernprozess. Die Darstellung mündet in der Schicksalsfrage: Kann es gelingen, die "Institution Krieg" in gemeinsamer Anstrengung zu überwinden? Und welche Möglichlicheiten gibt es für einen "gerechten Frieden"? So liegt der Schwerpunkt des Buches dann in der Darstellung der gegenwärtigen Probleme und dem Aufzeigen der Chancen und Perspektiven.
Arthur Thömmes, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1. Krieg und Frieden in der griechisch-römischen Antike
1.1. Macht gegen Recht: Ein Beispiel
1.2. Das archaische Kriegsrecht und seine allmähliche Eingrenzung
1.3. Kriegs- und Friedensethik bei Platon und Aristoteles
1.4. Cicero über den gerechten Krieg
2. Krieg und Frieden im frühen Christentum
2.1. Ein Blick auf Israel und das Alte Testament
2.2. Frieden und Krieg im Neuen Testament
2.3. Christen und Kriegsdienst vor und nach Konstantin
2.4. Friedens- und Kriegsethik bei Augustinus
3. Die Lehre vom gerechten Krieg im Mittelalter
3.1. Der christlich-religiöse Kontext: Heiliger Krieg - Gottesfriede -Landfriede
3.2. Die Lehre vom gerechten Krieg bei Thomas von Aquin (1225-1274)
3.3. Ausgang des Mittelalters: Francisco de Vitoria (1483-1546)
4. Krieg und Frieden im neuzeitlichen Völkerrecht
4.1. Hugo Grotius: Vom Recht der Völker zum neuzeitlichen Völkerrecht
4.2. Kriegsrecht als Recht des Staates
4.3. Humanitäres Kriegsvölkerrecht (ius in bello)
5. Immanuel Kant: Zum ewigen Frieden
5.1. Die allgemeine Bedeutung der Friedensschrift Kants
5.2. Die Präliminarartikel: Bedingungen des Friedens
5.3. Die Definitivartikel: Rechtssubstanz des Friedens
5.4. Garantien des Friedens
6. Christliche Friedensethik seit dem Zweiten Weltkrieg: Revision der bellum-iustum-Lehre angesichts der Massenvernichtungswaffen
6.1. Politisch-ethische Defizite der tradierten Lehre vom gerechten Krieg
6.2. Die politisch-ethische Aporie angesichts der Massenvernichtungswaffen
6.3. Die neue Friedensethik der katholischen Kirche
6.4. Friedensethische Positionen in der evangelischen Kirche
7. Epochenwechsel im Völkerrecht: Völkerbund und Vereinte Nationen
7.1. Der Völkerbund: Kriegsverhütungsrecht zwischen den beiden Weltkriegen
7.2. Die Vereinten Nationen: Frieden durch ein System kollektiver Sicherheit
8. Friedenssicherung durch die Vereinten Nationen? - Erfahrungen und Probleme seit 1945
8.1. Kriege und Kriegstypen nach 1945
8.2. Die Ausnahmen: Kriege mit UN-Mandat gegen eine Aggression
8.2.1. Der Korea-Krieg (1950-1953)
8.2.2. Der Krieg gegen den Irak (1991)
8.3. Die "Blauhelme": Friedenssicherung durch Entwicklung von Aushilfen
9. Neue Probleme nach dem Kalten Krieg: Humanitäre Intervention und Kriegsprävention
9.1. Kriege nach dem Kalten Krieg
9.2. Humanitäre Intervention im Rahmen der Vereinten Nationen?
9.3. Der Grenzfall: Die Intervention im Kosovo (1999)
9.4. Dringlichkeit und Grenzen der Prävention
10. Friedensförderung: Menschenrechte und freiheitliche Ordnung
10.1. Menschenrechte als Grundlage und als Aufgabe der Vereinten Nationen
10.2. Internationale Strafgerichtsbarkeit
10.3. Universale Geltung der Menschenrechte im Pluralismus der Kulturen?
11. Friedensförderung durch Entwicklung
11.1. Zum Zusammenhang von Entwicklung und Frieden
11.2. Der Wandel entwicklungspolitischer Konzepte: good governance als Entwicklungsbedingung
11.3. Globalisierung und die Frage nach einer internationalen wirtschaftlichen Rahmenordnung
11.4. Internationale Umweltpolitik
12. Alternativen einer Weltfriedensordnung
12.1. Idealismus oder Realismus?
12.2. Hegemoniale oder multilaterale Friedensordnung?
12.2.1. Krieg gegen den internationalen Terrorismus? - Der Mangel an Weltinnenpolitik
12.2.2. Die neue Sicherheitsdoktrin der USA - Vom wohlwollenden zum imperialen Hegemon?
12.3. Der Irak-Krieg 2003 in völkerrechtlicher und ethischer Sicht
12.4. Weltstaat oder Weltföderation?
12.4.1. Warum und wozu eine Weltfriedensordnung? - Normativer Realismus
12.4.2. Modelle einer Weltfriedensordnung
12.4.3. Realisierungschancen
Schlußbetrachtung: Kein „ewiger Friede“
Literaturverzeichnis
Personenverzeichnis
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