Genau betrachtet ist die Katechese in Deutschland schon seit Jahrzehnten in einer tiefen Krise. Die Einführung in die Praxis des Glaubens an markanten Punkten des Lebens und die damit verbundene Glaubensweitergabe wird für die christlichen Kirchen zu einer immer größeren Herausforderung. Genügten zu früheren Zeiten noch das Auswendiglernen des Katechismus und das systematische Üben der Rituale, haben sich die Grundvoraussetzungen, in denen vor allem Kinder und Jugendliche heute aufwachsen, grundlegend geändert. Die Experimentierfreude mit unterschiedlichen Ansätzen ist sehr groß. Mit lebensnahen oder erlebnispädagogischen Ansätzen versucht man den veränderten Gegebenheiten entgegenzuwirken und die Menschen für die Botschaft des Glaubens zu begeistern. Manche diese Ansätze wurden auch fernab von den betroffenen Menschen in Seminarräumen von theologisch gebildeten Menschen entworfen. Aber auch viele Männer und Frauen haben in den christlichen Gemeinden Engagement und Kreativität entwickelt, um im Rahmen der Katechese vor allem jungen Menschen den Weg zum Glauben und in die Gemeinde zu ebnen. So ist der gesamte Bereich der Katechese zu einem der spannendsten Handlungsfelder innerhalb der Kirche geworden. Die vorliegende Veröffentlichung aus dem Deutschen Katecheten-Verein („Generationen des Glaubens“) beschäftigt sich mit einem der neueren Ansätze, der generationenübergreifenden Katechese. Zugegeben, der Name klingt interessant. Das Modell basiert auf dem US-amerikanischen Konzept "Generations of Faith", bei dem Glaubenlernen und Glaubensvertiefung Generationen übergreifend und Generationen verbindend geschieht. Das Konzept aber bietet bei genauer Betrachtung nichts wirklich Neues. Die ganze Gemeinde in ihrer gemeinsame Berufung und Sendung in den Blick zu nehmen und mit ihren unterschiedlichen Charismen und Fähigkeiten in das katechetische Handeln einzubeziehen, sollte spätestens seit dem letzten Konzil eine Selbstverständlichkeit sein. Und die Idee, den Glauben gemeinsam zu erleben durch Beziehung mit Gott und untereinander wirkt angesichts der massiv zurückgehenden Mitgliederzahlen eher wie ein verzweifelter Versuch, die letzten Reserven zu motivieren. In den vorliegenden Band mit dem Titel werden unterschiedliche Kontexte, Erfahrungen und Modelle mit generationenübergreifenden Elementen vorgestellt. Nicht nur aktuelle entwicklungspsychologische und soziologische Bedingungen legen eine Neuorientierung der Katechese nahe, auch kann die Kirche und Gemeinde als Dienstleister mangels Personal die wichtigen Aufgaben der Glaubensweitergabe in der gewünschten Intensität nicht mehr leisten. Und somit ist es nicht mehr als konsequent, dass die Gemeinschaft der Glaubenden in die Verantwortung gezogen wird, was allerdings keine Lückenbüßerfunktion in Notzeiten sein sollte. Eine partizipative Kirche ist in der Realität leider immer noch eine Vision, doch die in dem Buch beschriebenen Beispiele und Erfahrungen des Miteinander- und Voneinanderlernens aller Altersstufen macht Mut und ermuntert zu neuen Aufbrüchen in der katechetischen Arbeit. Der Sammelband bietet eine Vielzahl an interessanten Ideen und Anregungen, um die pastorale und katechetische Praxis in den Gemeinden zu reflektieren und mit Mut und experimentierfreudig immer wieder neue Wege zu gehen.

Arthur Thömmes, lehrerbibliothek.de

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