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Gegen die Einsamkeit Sterbenskranker
Wie Kommunikation gelingen kann
Ernst Engelke
Lambertus-Verlag
EAN: 9783784121116 (ISBN: 3-7841-2111-X)
380 Seiten, paperback, 12 x 21cm, Oktober, 2012
EUR 23,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Wie kann Kommunikation am Ende des Lebens für alle am Sterbeprozess Beteiligten gelingen? Sterbenskranke erleben Krankheit, Leiden, Sterben und Tod anders als gesunde Menschen. Wahrhaft unterstützend können Menschen am Sterbebett für Sterbenskranke sein, wenn sie bereit und fähig sind, sich dem Unfassbaren auszusetzen und sich berühren zu lassen.
Auf Grundlage seiner langjährigen Erfahrung in der Begegnung mit Kranken, Sterbenden und ihren Angehörigen, Ärzten und Pflegenden beschreibt der Autor alltagstaugliche Wege zur gegenseitigen Unterstützung und Verständigung.
Rezension
Kommunikation ist schwierig, Kommunikation mit Sterbenskranken allemal - sowohl von Seiten des Sterbenden wie von Seiten der Pflegenden, Angehörigen oder Begleitenden her; denn mit Sterben und Tod sind komplexe Zusammenhänge verbunden: Ängste, Hoffnungen, Bilanzen, Schuldgefühle, Verantwortungen, Erbe etc. Dieser aus reicher Erfahrung mit Sterbenskranken und umfassender theoretischer Beschäftigung mit Palliativpflege und Hospizarbeit erwachsene Band fragt: Worauf ist bei der Begegnung mit Sterbenskranken zu achten? Wie führt man ein hilfreiches Gespräch? Wie teilt man schlechte Nachrichten mit? Welchen Wert haben Phasenmodelle des Sterbens? Wie kann man die Frage „Warum gerade ich?" aufnehmen? MUSS ein Sterbenskranker seine Lage akzeptieren? Wie kann man trösten? Wie geht man damit um, wenn ein Sterbenskranker nicht mehr leben möchte? Wie kann man Trauernde begleiten? Welche religiösen Rituale können Halt geben? Inwiefern sind enge Angehörige Co-Patienten? Was kann man aus der Begegnung mit Sterbenskranken lernen? - Fazit: Ein Buch als Gewinn für Sterbenskranke genauso wie für deren Begleiter!
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Autoreninfo
Prof. Dr. Ernst Engelke, Jahrgang 1941, studierte Philosophie, Theologie, Pädagogik und Psychologie. In Clinical Pastoral Training, Gesprächspsychotherapie, Gruppenpsychotherapie und Psychodrama hat er sich weitergebildet. Während des Studiums hat er mehr als ein Jahr in der Krankenpflege gearbeitet.
In den Siebzigerjahren war Engelke Mitglied des Pastoralklinikums an der Medizinischen Hochschule Hannover unter Leitung von Hans-Christoph Piper und hat vornehmlich Sterbenskranke auf der onkologischen Station der MHH betreut.
In seiner Dissertation "Sterbenskranke und die Kirche" (1980) hat Engelke mit Methoden der empirischen Sozialforschung das Leben Sterbenskranker und das Angebot der Kirche für Sterbenskranke untersucht und verglichen.
Von 1980-2007 war er Professor für Soziale Arbeit an der Fachhochschule in Würzburg. Vorher war er unter anderem neun Jahre als Klinikseelsorger tätig. Seitdem begleitet er regelmäßig Sterbenskranke und führt deutschlandweit Fortbildungen, Supervisionen und Projekttage für Mitarbeiter von Sozial- und Palliativstationen, Hospizen, ambulanten palliativmedizinischen Diensten, Altenheimen und Hospizvereinen durch.
Seit 2000 engagiert Engelke sich in der Akademie für Palliativmedizin, Palliativpflege und Hospizarbeit und auf den Palliativstationen der Stiftung Juliusspital Würzburg; auf diese Weise verknüpft er Praxis, Theorie und Unterricht. In der Akademie unterrichtet er in den Seminaren und Workshops für Ärzte, Pflegende, Psychologen, Sozialarbeiter, Seelsorger und Koordinatoren Kommunikation mit Sterbenskranken und ihren Angehörigen.
Engelke ist Autor von 12 Fachbüchern und zahlreicher Aufsätze zur Sozialen Arbeit und zur Palliativmedizin, Palliativpflege und Hospizarbeit. Er lebt in Würzburg.
Inhaltsverzeichnis
Was mich bewegt, dieses Buch zu schreiben 11
Teil 1
Unterricht an Sterbebetten
1 Unser Verhältnis zu Sterben und Tod ist zwiespältig 14
2 Das Verhältnis unserer Vorfahren zu Sterben und Tod war auch zwiespältig 18
3 Die Lebenswirklichkeit Sterbenskranker korrigiert Klischees und Ideologien 24
4 Die Kraft der Kommunikation 29
5 Grundlagen und Grenzen dieses Buches 35
Teil 2
Erleben und Verhalten Sterbenskranker
1 „Ich hab's befürchtet." -
Sterbenskranke (er)kennen „die Wahrheit" 40
2 „Ich bin nicht bereit!" -
Die Rolle des Sterbenskranken wird abgelehnt 46
3 „Wie lange habe ich noch?" -
Zeitempfinden und Zeitpläne ändern sich 52
4 „So schnell gebe ich nicht auf!" -
Der Kampf gegen die Abwärtsspirale 57
5 „Endlich habe ich wieder Stuhlgang." -
Elementare körperliche Bedürfnisse dominieren 62
6 „Auf und ab wechseln ständig." -
Die Balance von Angst und Hoffnung ist labil 68
7 „Ich bin schrecklich allein." -
Sterbenskranke beklagen ihre Einsamkeit 73
8 „Ich muss an mich denken." -
Sterbenskranke verhalten sich ichbezogen 79
9 „Ich will meinen Vater nicht sehen." -
Eigenarten und alte Probleme verstärken sich 83
10 „Ich finde mich nicht mehr zurecht." -
In neuer Umgebung gibt es neue Probleme 88
11 „Nun hat meine letzte Reise begonnen." -
Die Sprache Sterbenskranker ist kreativ und tiefgründig 94
12 „Das soll alles gewesen sein?" -
Das eigene Leben wird rückblickend bewertet. 98
13 „Wenn ich nicht geraucht hätte, dann ... " -
Subjektive Theorien sollen das Unbegreifliche erklären 104
14 „Ich komme aus dem Heulen nicht mehr raus." -
Sterbenskranke sind immer auch Trauernde 109
15 „Ich würde noch sehr gern bei Euch bleiben." -
Letzte Abschiede sind schwer 114
16 „Lasst mich sterben." -
Ruhe und Frieden werden ersehnt. 120
Teil 3
Erleben und Verhalten der Angehörigen und Freunde
1 „Ich weiß, was los ist - und du auch." -
Die Konfrontation mit „der Wahrheit" 127
2 „Wir kämpfen gemeinsam." -
Angehörige sind Co-Patienten 132
3 „Ich muss doch für ihn sorgen." -
Übernahme von Verantwortung 136
4 „Für mich bleibt keine Zeit mehr." -
Entbehrungen und Belastungen 140
5 „Sie will nichts von mir wissen." -
Komplikationen und Konflikte 146
6 „Manchmal wünsche ich mir, dass er bald stirbt." -
Ambivalenz der Gefühle 151
7 „Endlich ist sie erlöst." -
Sterben und Tod können Trauer, aber auch Erleichterung und Freude auslösen 154
8 „Wir behalten Dich in unseren Herzen." -
Die Lebenden bleiben mit den Toten verbunden 160
Teil 4
Erleben und Verhalten professioneller Helfer
1 „Helfen Sie mir!" -
Der Wunsch nach Heilung verbindet Kranke und „Profis" 167
2 „Wir sind immer für Sie da!" -
Selbstverständnis und Erwartungen der „Profis" 170
3 „Wir sind erwünscht und zugleich
unerwünscht!" - Das Verhältnis ist ambivalent 175
4 „Haben Sie Medizin studiert oder ich?" -
Problem- und Konfliktfelder gibt es reichlich 180
5 „Wie viel darf ein Sterbenskranker kosten?" -
Unmenschliche Lebens- und Arbeitsbedingungen 185
6 „Wir hatten heute vier Tote in fünf Stunden!" -
Die Überforderung ist strukturell bedingt 190
7 „Ich kann doch nicht mit jedem sterben." -
„Profis" sind auch (nur) Menschen 194
8 „Wie geht es Dir eigentlich?" -
Im multiprofessionellen Team zusammenarbeiten 200
Teil 5
Bausteine und Wege für eine angemessene Kommunikation
Begegnungen mit Sterbenskranken als interaktives Geschehen
1 Bausteine dialogischer Kommunikation 209
1.1 Drei relevante Grundformen der Kommunikation 209
1.2 Vielfältige Ausdrucks- und Mitteilungsmedien 213
1.3 Jede Begegnung ist auch eine Konfrontation 217
1.4 Emotionen sind immer beteiligt 221
1.5 Nähe und Distanz gestalten 224
1.6 Kommunikation ohne Worte 229
1.7 Über das Zuhören 233
1.8 Über Sprechen und Sprache 236
1.9 Über das Fragen 241
1.10 Über die Vielfalt, aufprägen zu antworten 244
1.11 Kommunikation in und mit Gruppen 247
1.12 Kommunikation über die Kommunikation 252
2 Modelle und Methoden 256
2.1 Ein Modell für gezielte Gesprächsführung 257
2.2 Die Metapher Schnellkochtopf 260
2.3 Gespräche organisieren und strukturieren 264
2.4 Verhandeln 268
2.5 Konflikte erkennen und anerkennen 271
2.6 Zwischen streitenden Parteien vermitteln 276
2.7 Krisenintervention 280
2.8 Familiengespräche am Krankenbett 283
2.9 Rituale können Halt und Orientierung geben 286
3 Religiös begründete Kommunikation 290
3.1 Die Gemeinschaft der Hoffenden 292
3.2 Beten-der Dialog mit „dem da oben" 297
3.3 Stärkung durch religiöse Rituale und Riten 303
4 Umgang mit speziellen Herausforderungen 309
4.1 Schlechte Nachrichten mitteilen 310
4.2 Angst und Hoffnung sind fest miteinander verbunden 316
4.3 Klage und Zorn bejahen und ertragen 320
4.4 Schweigen kann heilsam, aber auch belastend sein 323
4.5 Üble Gerüche sind kaum auszuhalten 326
4.6 Gedanken und Wünsche, Suizid zu begehen 329
4.7 Verlieren und Trauern 334
4.8 Die Würde der Sterbenskranken und der Pflegenden 338
5 Merksätze und Empfehlungen 342
5.1 Das Hier und Jetzt nutzen 342
5.2 Akzeptieren, dass Sterbenskranke ihr Sterben nicht akzeptieren 343
5.3 Wer ist mit „Wir" gemeint? 344
5.4 Was ich gesagt habe, weiß ich erst, wenn ich die Antwort kenne 346
5.5 Auf das kleine Wort „aber" achten 347
5.6 Tabus sollten nur bedingt respektiert werden 348
5.7 Hilfreiche Gespräche müssen nicht lange dauern 349
5.8 Sidestep - der kleine Schritt aus dem Angriff 350
5.9 Nicht jeder lässt sich gern anfassen 351
5.10 Dolmetscher sind bisweilen notwendig 352
5.11 Humor hat etwas Befreiendes 353
5.12 Mit eigenen Geschichten geizen 355
Fragen nach der Begegnung mit Sterbenskranken 356
Teil 6
Trösten heißt treu sein 358
Anmerkungen 363
Literatur 369
Der Autor 377
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