lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Forschungsbasierte Schulpädagogik Anleitungen zur Nutzung empirischer Forschung für die Schulpraxis
Forschungsbasierte Schulpädagogik
Anleitungen zur Nutzung empirischer Forschung für die Schulpraxis




Martin Wellenreuther

Schneider Verlag Hohengehren
EAN: 9783834005359 (ISBN: 3-8340-0535-5)
264 Seiten, paperback, 17 x 24cm, 2009, mit farb. Abb.

EUR 19,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Für viele Bildungsexperten ist die Sache klar: Wir brauchen an unseren Schulen mehr individuelle Förderung, mehr entdeckendes und selbstständiges Lernen, mehr Projektarbeit. Vor allem brauchen wir weniger Frontalunterricht. Wir brauchen mehr Lehrer, ein flächendeckendes Angebot an Ganztagsschulen, höhere Bildungsinvestitionen. Doch ist die Sache wirklich so klar?

Sicher ist: Die genannten Punkte kosten viel Geld, und deshalb brauchen wir eine gewisse Sicherheit. Um Deutschland aus der Bildungskrise herauszuführen, müssen wir mit den eingesetzten finanziellen Mitteln möglichst viel erreichen. Können wir bei dieser Frage auf den Rat der deutschen Bildungsexperten setzen?

Nach meiner Überzeugung sind einige deutsche Bildungsexperten selbst Teil des Problems: Von ihnen wurde Chancengleichheit gefordert, und untaugliche Methoden dafür vorgeschlagen. Jahrzehntelang wurden offene Unterrichtsmethoden angepriesen. Verschwiegen wurde dabei, dass diese offenen Methoden Kinder aus bildungsfernen Schichten benachteiligen. Gerade diese Kinder verfügen noch nicht über das erforderliche metakognitive Wissen, um ihr Lernen angemessen zu steuern! Nicht einmal alle Studenten verfügen darüber in ausreichendem Maße!

In diesem Buch werden neuere empirisch-experimentelle Forschungen zum schulischen vorgestellt und diskutiert. Dabei sind viele Differenzierungen erforderlich:

• Entdeckendes Lernen ist bei der Aneignung neuen Wissens in der Regel reine Zeitverschwendung, während es bei der Anwendung und beim Transferieren von neu gelerntem Wissen wirksam ist.

• Direkte Instruktion, gut gemacht, ist unentbehrlich sowohl in der Phase der Aneignung wie auch bei der nachhaltigen Festigung von Wissen. Gerade lernschwächere Schüler sind darauf angewiesen, hierbei durch den Lehrer angeleitet zu werden.

• Tests können Angst auslösen; wenn sie jedoch zur Lernsteuerung systematisch eingesetzt werden, sind sie ein unentbehrliches Hilfsmittel eines effektiven Unterrichts.

• Gruppenarbeit und Tutorenarbeit kann wirksam sein; allerdings sollte man die empirisch erprobten Methoden der Gruppenarbeit kennen, um sie im Unterricht nutzen zu können.
Rezension
Empirisch belegte Schulpädagogik - das ist das Programm dieser Darstellung. Und sie bezieht Position: gegen einen nur "offenen" Unterricht, für (gut gemachte) direkte Instruktion, gegen nur "entdeckendes" Lernen, für Tests und Lernsteuerung. Jahrzehntelang wurden offene Unterrichtsmethoden angepriesen. Verschwiegen wurde dabei, dass diese offenen Methoden Kinder aus bildungsfernen Schichten benachteiligen. Gerade diese Kinder verfügen noch nicht über das erforderliche metakognitive Wissen, um ihr Lernen angemessen zu steuern! Ein Buch zu den Lehr-Lernprozesen in der Schule muss vor allem neuere Forschungen (1) zum Gedächtnis, (2) zur Wisenstrukturierung sowie (3) zum Klassenmanagement berücksichtigen. Das Buch betont dabei die Anwendung experimenteller Forschung auf schulische Lernprozesse. Wesentliche Prozesse werden durch Grafiken bzw. Veranschaulichungen verdeutlicht.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
1. TIMSS, PISA und die deutsche Lernkultur 1

1.1 Einführung l
1.2 Die TIMS-Studie 2
1.3 Erklärungsversuche für das schlechte Abschneiden der deutschen Schüler 4
1.4 Zusammenfassung 7

2. Lernen und die Begrenztheit des Arbeitsgedächtnisses 9

2.1 Die Architektur des Gedächtnisses 9
2.1.1 Das Arbeitsgedächtnis 10
2.1.2 Das Langzeitgedächtnis 14
2.2 Schulisches Lernen bei der Aneignung neuen Wissens 15
2.2.1 Die Überlasttheorie des Arbeitsgedächtnisses 15
2.3 Der Effekt von ausgearbeiteten Lösungsbeispielen 18
2.4 Der Aufmerksamkeitsteilungseffekt 25
2.5 Schlussbemerkungen: Schulisches Lernen und das Nadelöhr Arbeitsgedächtnis 26

3. Die Verankerung von Wissen im Langzeitgedächtnis 28

3.1 Komplexe Probleme lösen 28
3.2 Von der Informationsaufnahme zum nachhaltigen Lernen 29
3.3 Informationsarten und Vergessen 30
3.4 Übungsmethoden 31
3.4.1 Die Automatisierung von Schemata als wesentliche Voraussetzung für Transfer 31
3.4.2 Art und Häufigkeit des Übens 32
3.4.3 Verteilte oder massierte Übungen? 34
3.4.4 Vermischen von Aufgaben 36
3.4.5 Tests zur aktiven Erinnerung - der Testeffekt 37
3.4.6 Schlüsselwortmethode und weitere Techniken 40
3.5 Horizontale und vertikale Verarbeitung von Informationen 42
3.5.1 Die horizontale Verarbeitung 42
3.5.2 Die vertikale Verarbeitung 48
3.6 Schulisches Aneignen, Üben und Anwenden von Inhalten 53
3.6.1 Gesichtspunkte einer effektiven Übungspraxis in der Schule 54
3.6.2 Werkstattunterricht als Stationenlernen - eine „innovative" Methode? 58
3.6.3 Hausaufgaben 62
3.6.4 Anwendung und Transfer: Exkursionen 66
3.7 Zusammenfassung 69

4. Verständlich erklären 76

4.1 Mündliches Erklären 76
4.2 Schriftliches Erklären 79
4.2.1 Die Lesbarkeitsforschung 80
4.2.2 Das Hamburger Verständlichkeitskonzept 81
4.2.3 Das Modell des Textverstehens von Kintsch & van Dijk 83
4.3 Empirische Studien zur Theorie des Textverstehens 86
4.4 Die Schulbuchhypothese 93
4.4.1 Einführung 93
4.4.2 Forschungen zur asiatischen Lernkultur 95
4.4.3 Mathematikschulbücher aus Ländern mit hoher und niedriger Kompetenz 99
4.4.4 Experimente zur Lernwirksamkeit von Schulbüchern 103
4.5 Zusammenfassung: Erklären und Lernen 115

5. Klassenmanagement, Leistungsmessung und Motivierung 119

5.1 Der traditionelle Ansatz: Belehren und Bestrafen 119
5.2 „Moderne" Ansätze zum Klassenmanagement 125
5.2.1 Techniken der Klassenführung - der Ansatz von Kounin 125
5.2.2 Klassenmanagement als vorausplanendes Handeln - Der Ansatz von Evertson 131
5.2.3 Der Umgang mit andauernden Verhaltensproblemen 138
5.3 Leistungsbewertung 143
5.3.1 Merkmale einer guten Leistungsdiagnostik in der Schule 143
5.3.2 Leistungsdiagnostik im Dienst einer wirksamen Förderung 149
5.4 Motiveren 157
5.4.1 Einführung 157
5.4.2 Motivierungstechniken 157
5.4.3 Möglichkeiten und Grenzen von Motivierungstechniken im Unterricht 171

6. Direkte Instruktion 174

6.1 Was ist direkte Instruktion? 174
6.2 Merkmale effektiver direkter Instruktion 176
6.3 Empirische Belege der Wirksamkeit direkter Instruktion 177
6.4 Ein Beispiel für gut geplanten Grammatikunterricht 198
6.5 Zusammenfassung und Ausblick 199

7. Förderung durch Gruppen- und Tutorenarbeit 203

7.1 Einführung: Probleme traditioneller Gruppenarbeit 203
7.2 Neue Formen der Gruppenarbeit 205
7.2.1 Die Gruppenrallye 205
7.2.2 Das Gruppenpuzzle 210
7.2.3 Kleingruppenunterricht mit Teamunterstützung (TAI) 212
7.2.4 Die Wirksamkeit kooperativer Methoden 214
7.3 Offene Probleme der Gruppenarbeit 216
7.4 Tutorenarbeit - eine wichtige Methode zur Förderung von Schülern 219
7.5 Effektive Methoden individueller Förderung - ein Überblick 223

8. Das Bildungssystem reformieren - aber wie? 226

8.1 Einleitung 226
8.2 Ursachen der deutschen Bildungsmisere 226
8.3 Ansätze einer nachhaltigen Bildungsreform 228
8.4 Zusammenfassung 234


Stichwortregister 237
Personenregister 241
Literaturverzeichnis 244