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Erziehung nach Auschwitz in der Migrationsgesellschaft
Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus als Herausforderungen für die Pädagogik
Katharina Rhein
Beltz Verlag
, Juventa
EAN: 9783779960546 (ISBN: 3-7799-6054-0)
359 Seiten, paperback, 15 x 23cm, Juni, 2019
EUR 24,95 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Das nationale Selbstbild in Deutschland ist inzwischen davon geprägt, dass man sich besonders gut mit der NS-Geschichte auseinandergesetzt habe. Ausgehend davon, dass nationale Wir-Konstruktionen immer auch Ausschlüsse produzieren, untersucht die Studie entsprechende Mechanismen im postnationalsozialistischen Deutschland. Wie hängen nationales Selbstbild und die an Pädagogik gestellten Erwartungen zusammen? Inwiefern trägt Pädagogik zur Stabilisierung nationaler Wir-Konstruktionen bei? Und wie wirkt sich das auf Diskurse um Erziehung nach Auschwitz in der Migrationsgesellschaft aus?
Dr. Katharina Rhein, geboren 1982, ist Ko-Leiterin der Forschungsstelle NS-Pädagogik an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Bildungsreferentin in der Bildungsstätte Anne Frank. Sie hat seit 2002 an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main studiert und im November 2011 dort ihr Diplom in Pädagogik und im Mai 2012 ihren Magisterabschluss in Soziologie erworben. Mit der vorliegenden Arbeit promovierte sie in Erziehungswissenschaften.
Rezension
Die Erinnerungskultur in Bezug auf die NS-Zeit wurde nach allzu schwachen Anfängen im Nachkriegs-Deutschland in wachsendem Maße zur Grundlage für die Stiftung eines neuen deutschen Selbstbewusstseins der Bundesrepublik Deutschland. Dass Auschwitz erinnert werden muss, gehörte seit den 1980er Jahren zunehmend, - wenn auch nie für alle - , zum offiziellen deutschen Selbstverständnis. Zumal die wiedervereinigte deutsche Nation versteht sich als „Musterschüler in Sachen Vergangenheitsbewältigung“. Auch die entsprechenden Erwartungen an die Pädagogik sind mithin besonders groß: jüngere Generationen müssen aus der Geschichte lernen, Auschwitz darf sich nicht wiederholen. Pädagogik als Mittel, um eine Wiederholung von Auschwitz zu verhindern?! Die Wiederkehr oder Nichtwiederkehr des Faschismus ist im entscheidenden aber keine psychologische oder pädagogische sondern eine gesellschaftliche Frage. Gesellschaftliche Probleme lassen sich nicht primär mit pädagogischen Mitteln bearbeiten.
Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Erziehungswissenschaft | Geschichte | Nationalsozialismus | Selbstbild | Aufarbeitung
Kategorien:
Erziehungswissenschaft
Bildung und Erziehung
Inhaltsverzeichnis
Danksagung 9
1 Einleitung 11
Teil I
Zur historischen Entstehung von Nationalismus und Nationen und der Bedeutung von Selbst- und Fremdbildern
2 Zur historischen Entstehung von Nationen und Nationalismus 22
2.1 Einleitung 22
2.2 Definitionsprobleme: Was ist eigentlich eine Nation? /
Die Nation als vorgestellte Gemeinschaft 25
2.3 Historische Voraussetzungen der Nationenbildung / Zunehmende Verstaatlichung 30
2.4 Verstaatlichung und Nationalisierung im Kontext der Herausbildung des Kapitalismus 37
Veränderte Wahrnehmungen im Zuge der Nationenbildung: Zeit und Raum 39
2.5 Die Herausbildung der nationalen Gemeinschaft 45
Zur Schaffung nationaler Gemeinsamkeiten am Beispiel Sprache 48
Nationalismus und Rassismus 51
Nationalismus und Antisemitismus 61
Nationalismus und Antiziganismus 70
Zwischenfazit 76
Teil II
Zur Renationalisierung in Deutschland und der Rolle der Pädagogik seit 1945
3 Ideologische Verschiebungen im Zeichen nationaler Selbstvergewisserung – Veränderte Artikulationsweisen von Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus nach 1945 80
3.1 Einleitung 80
3.2 Brüche und Kontinuitäten: Zum Fortwirken der NS-Ideologie unter veränderten Vorzeichen 85
Antikommunismus als Teil des bundesdeutschen Selbstverständnisses 86
Formen des Antisemitismus nach 1945 95
(Kultureller) Rassismus nach 1945 104
Schwarze „Besatzungskinder“ im Fokus rassistischer Sozialpolitik 107
Zur Fortsetzung der „Zigeunerforschung“ nach 1945 117
Migration als Bezugspunkt rassistischer Debatten – Vom „Fremdarbeiter“ zum „Gastarbeiter“ zum
„ausländischen Mitbürger“ 121
3.3 Veränderte Artikulationsweisen des Nationalismus nach 1945 127
Mythos Generation 1968 129
3.4 Phasen der Reartikulation des deutschen Nationalismus ab den 1990er Jahren 132
Phase I: Vom „Ob“ zum „Wie“ – Erinnerungspolitische Debatten der 1980er Jahre und der Beginn der
„Normalisierungspolitik“ 133
Phase II: Das Ende der Nachkriegsordnung: Neue außenpolitische Souveränität, fortschreitende „Normalisierung“ und nationale Identitätsbildung „nicht trotz, sondern wegen Auschwitz“ 143
Phase III: Angekommen in der „Normalität“: Massenerfolg des Nationalismus 152
Zwischenfazit 153
4 Nationales Selbstbild, „Andere“ und die Pädagogik – Nationale Mythenbildung und die Gefahr der Funktionalität von Pädagogik. Vier Fallbeispiele 157
Die Pädagogisierung von Erinnerung als Teil des Renationalisierungsprozesses 157
4.1 1959/60 Antisemitische Schmierwelle – Antisemitismus als Problem von Jugendlichen: Politische Bildung als Lösung 164
Exkurs: Die TV-Serie „Holocaust“ und die Auswirkungen auf Gesellschaft und Pädagogik 175
4.2 „Die Wende“ – Die ehemalige DDR als Projektionsfläche und
Abgrenzungsfeld für die BRD in Sachen „gute“ historische
Aufarbeitung 182
4.3 Pogrome der 1990er Jahre: Rassismus als Problem von jugendlichen rechtsextremen Ostdeutschen 189
4.4 „für das öffentliche Bewußtsein und die nationale Kultur“ – Entstehung und Entwicklung der NS-Gedenkstätten 200
Zwischenfazit 212
Teil III
Erziehung nach Auschwitz in der Migrationsgesellschaft – Empirische Ergebnisse
5 Erziehung nach Auschwitz in der Migrationsgesellschaft 218
5.1 Die „Heterogenitätsüberraschung“ – Nationale Erinnerung an Auschwitz in Abgrenzung zu Migrationsanderen 218
Einschub: Multi- und Interkulturalismus in der Pädagogik 220
5.2 Kritische Positionierungen im Diskurs 230
Zwischenfazit 234
6 Forschungsergebnisse 237
6.1 Stand der Forschung 237
6.2 Empirischer Teil I – Wissen über die NS-Zeit 247
6.3 Empirischer Teil II – Motive für die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit 257
Vorgehen, Methode und Problematik des Othering im Zuge der Forschung 258
Vorgehen, Methode und Methodologie angesichts der Komplexität von Migrationsgesellschaft 258
Zur Frage der Repräsentativität – oder: Was ist eigentlich ein „Migrationshintergrund“? 263
Plädoyer für mehr „Unschärferelationen“ – Zur Erhebung von „Migrationserfahrung“ in der vorliegenden Studie: Besonderheiten, Vorteile und Probleme 265
Methode der Auswertung der Fragebögen 270
Auswertung der Umfrageergebnisse 272
Zur Wichtigkeit der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit 273
Persönliche und biografische Motive und die Bedeutung der Familiengeschichte für die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit 284
Zur Schule und ihrer Bedeutung für die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit 307
Zur Relevanz des Wissens über die NS-Zeit für die (eigene zukünftige) pädagogische Arbeit 313
Zwischenfazit 317
7 Fazit und Ausblick 321
Literatur 329
Anhang 343
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