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Erlöser Figurationen männlicher Hegemonie
Erlöser
Figurationen männlicher Hegemonie




Sven Glawion, Elahe Haschemi Yekani, Jana Husmann-Kastein (Hrsg.)

Transcript
EAN: 9783899427332 (ISBN: 3-89942-733-5)
218 Seiten, paperback, 15 x 23cm, 2007

EUR 24,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Männliche Erlöserfiguren finden sich in Erzählungen von Literatur, Film und Wissenschaft, ohne dass sie umfassend Beachtung in der kritischen Geschlechterforschung gefunden haben. Ausgehend von neueren Ansätzen der Männlichkeitsforschung fragt dieser Band nach der Bedeutung von Erlöserfiguren in Herstellungsprozessen von Männlichkeit sowie den damit einhergehenden Figurationen männlicher Hegemonie.

Die interdisziplinären Beiträge beleuchten Figuren und Strukturen der Erlösung unter literarischen, politischen, pädagogischen und popkulturellen Gesichtspunkten und spüren damit den Gender-Codes in Wissenschaft, Politik, Religion und Kultur nach.



"Das gegenwärtige Interesse an religiösen Bildern und Figuren erfährt in diesem Band eine ebenso erhellende wie überraschende Interpretation aus der Perspektive der Geschlechterforschung: Besonders in einer 'entzauberten' Welt übernehmen Formen des Religiösen und Sakralen die Funktion, Geschlechterverhältnisse zu ordnen und auch zu verändern. Mit einer Vielzahl interdisziplinärer Zugänge wird ein gänzlich neues Feld der Männlichkeitsforschung erschlossen und dazu eingeladen, die Geschichte und Gegenwart hegemonialer und marginalisierter Männlichkeiten grundlegend neu zu denken."

(Prof. Dr. Walter Erhart, Universität Bielefeld)
Rezension
Dieser Band wurde gefördert vom DFG (Deutsche Forschungs-Gemeinschaft)-Graduiertenkolleg "Geschlecht als Wissenkategorie" der Humboldt-Universität Berlin. Damit wenden sich die Geschlechterstudien endlich einmal dem Thema Religion und Spiritualität zu, - was (jenseits der Theologie) eher selten geschieht. Und so ist es denn eine überaus interessante Thematik, die aus einer überaus interessanten Perspektive beleuchtet wird: Weltlich-kulturelle (männliche) Erlöserfiguren in den modernen Massenmedien oder der modernen Kultur aus säkular-aufklärerischer Perspektive; das ist neu und dringend geboten; denn die säkularen (und religionskritischen) Wissenschaften dürfen sich nicht länger religiösen Thematiken verweigern oder diese als marginal betrachten. Z.Zt. allerdings wird Religion als in vielen gesellschaftlichen und kulturellen Feldern wirksame Katgorie in unterschiedlichen Wissenschafts-Disziplinen wieder entdeckt; davon zeugt auch dieser Band.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Zur Reihe:
Editorial
Wissenschaftliches Wissen gilt als rein, objektiv und geschlechtslos. Geschlecht hingegen wird - als Inbegriff von Subjektivität und Irrationalität - oft mit Weiblichkeit gleichgesetzt. Zugleich ist Geschlecht ein Code für jene sinnliche "Wirklichkeit", die die Wissenschaften abzubilden versuchen. Die Transkriptionen zwischen diesen beiden Polen sind das Thema der Reihe.
Warum wird der Körper des idealen Wissenschaftlers als geschlechtslos (und dennoch männlich) imaginiert? Warum werden den Wissensordnungen immer wieder Geschlechtercodes eingeschrieben - von der "Alma Mater" über das "Seminar" bis zum "penetrierenden Blick" des mikroskopischen Auges? In der Geschichte des abendländischen Wissens fand und findet ein beständiger Reinigungsprozess statt, der Geschlecht zu einer Ausschlusskategorie macht - nicht nur auf der Ebene der Wissensproduktion, sondern auch der Wissenschaftsorganisation. Zugleich verweisen die Wissenschaften auf die Sexualität zurück, indem sie etwa Anspruch auf "Potenz" und "Fruchtbarkeit" erheben. Geschlecht ist Teil der Epistemologie des Wissens, es geht in seine Produktionen und Praktiken ein, wird aber als treibende Kraft negiert.
Thema der Reihe ist das Unbewusste der Wissensordnungen - die "rätselhaften" und unbenannten Dimensionen wissenschaftlicher Enthüllungen und Erkenntnisse. Dabei wird deutlich, dass die westlichen Wissenschaften des "Verschleierten" und des Rätsels bedürfen, um den eigenen Fortschritt zu sichern - ohne Geheimnis keine "Ent-Deckung". Ob weiblich oder männlich codiert: Sexualität und Geschlecht sind die Garanten dafür, dass den Wissensordnungen ihre "dunklen Kontinente" erhalten bleiben.
In der Reihe GenderCodes werden historische und gegenwärtige Transkriptionen zwischen Wissen und Geschlecht untersucht. Die Zusammenhänge zwischen Wissen, Geschlechtercodes und Wissenschaften sollen an einzelnen Beispielen und konkreten Wissensfeldern erkundet werden. Dabei richtet sich der Blick auch auf die jeweiligen medialen Kanäle und deren materiale Widerständigkeit. Im Mittelpunkt stehen sowohl die materiellen als auch ideellen Instrumente dieser Transkriptionen sowie die epistemischen Objekte, an denen die Disziplinen ihre Wissensordnungen erproben.
GenderCodes ist ein Forum für wissenschaftliche Arbeiten, die Verbindungen herstellen zwischen der Geschlechterforschung, der Geschichte des Wissens und der Wissenschaftsgeschichte. Die Reihe richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Disziplinen, welche die Frage nach Geschlecht und die Frage nach dem Wissen inter- oder transdisziplinär untersuchen. Publiziert werden Monographien, Anthologien und wissenschaftliche Qualifikationsschriften. Die Reihe ist international ausgerichtet, es werden deutsch- und englischsprachige Texte veröffentlicht. GenderCodes dient der Herstellung von Öffentlichkeit und wendet sich an ein Publikum, das an Geschlechterforschung und Wissenschaftsgeschichte interessiert ist.
Die Reihe wird herausgegeben von Christina von Braun, Volker Hess und Inge Stephan.

Herausgeber des Bands:
Sven Glawion (M.A.), Germanist und Gender-Wissenschaftler, promoviert am Graduiertenkolleg "Geschlecht als Wissenskategorie" der Humboldt- Universität zu Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind deutsche Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts sowie Männlichkeitsforschung.
Elahe Haschemi Yekani (M.A.), Anglistin, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Anglistik/Amerikanistik der Humboldt-Universität zu Berlin und promoviert zu hegemonialen Männlichkeiten in der (post-)kolonialen Literatur Großbritanniens. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Queer Theory und Postcolonial Studies.
Jana Husmann-Kastein (M.A.), Kulturwissenschaftlerin und Gender-Wissenschaftlerin, promoviert am Graduiertenkolleg "Geschlecht als Wissenskategorie" der Humboldt-Universität zu Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Critical Whiteness Studies, europäische Rassentheorie und religiöse Weltanschauungen.
WWW: www.geschlecht-als-wissenskategorie.de

Das Buch im Spiegel der Medien
"Der Band kann insgesamt durch die Breite der Themen und die unterschiedlichen disziplinären Zugänge überzeugen."
Dr. des. Martin Lücke, www.querelles-net.de, 11.03.2008
Inhaltsverzeichnis
Danksagung 9

STEFANIE VON SCHNURBEIN
Vorwort 11

SVEN GLAWION, ELAHE HASCHEMI YEKANI UND JANA HUSMANN-KASTEIN
Einleitung 13

Blut, Schmerz und Wunden

BEATRICE MICHAELIS
Das Schweigen Parzivals - oder: alles eine Frage der Erlösung 29

SOPHIE WENNERSCHEID
»Das entsetzliche Spiel des Totgeschlagenwerdens«.
Herrschaft und Genuss in Denkfiguren des Leidens bei Sören Kierkegaard und August Strindberg 41

DANIELA HRZÁN
»Wearing the Cross of My Calling«:
Krise und Auferstehung Weißer Männlichkeit in den Erlösungsphantasien von Bruce Springsteen 53

SIMON STRICK
Erlösendes Make-up: Männlichkeit und Medialität in Mel Gibsons »The Passion of the Christ« 67

Licht, Reinheit und Erkenntnis

JANA HUSMANN-KASTEIN
Rassisierte Lichtgestalten - dunkle Krisen. Christus, Karma und Erlösung bei Rudolf Steiner 83

ELAHE HASCHEMI YEKANI
»Enlightened Imperialism« - Der englische Gentleman-Hero als Erlös(t)er 97

ANKE LANGNER
Dimensionen des Erlösens als konstitutives Moment der (Behinderten)Pädagogik. Jean Itards Bericht über die Entwicklung Victors von Aveyron 111

Überwindung, Aneignung und Vergessen

EVA JOHACH
Die unerlösten Geschlechter Kakaniens.
Geschlechterpolitische Utopien in Robert Musils »Mann ohne Eigenschaften« 127

KAROLINA KRASUSKA
Dichter_in in der Psychiatrie oder Messianismus in der Moderne. Vertextung der (Trans-) Männlichkeit bei Piotr Odmieniec Wlast (»Maria Komornicka«) 139

SVEN GLAWION
>Ganze Männer< zwischen G.G. Jung und Jesus. Überwindungsphantasien der >Männerbewegung< 155

GARSTEN JUNKER
Der »White Negro« als Erlöserfigur: »Pretty Fly for a White Guy?« 169

Laster, Schuld und Neubeginn

SABINE GRENZ
Kommerzielle Sexualität als Erlösung. Die >Frau< als Vehikel heterosexueller Maskulinität 183

ULRIKE AUGA
Wahrheit und Versöhnung oder maskuline Erlösung am Kap? Religiöse Legitimierung nationaler Geschlechterformation 197

Zu den Autorinnen und Autoren 211
Weitere Titel aus der Reihe GenderCodes - Transkriptionen zwischen Wissen und Geschlecht