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Entschiedenheit und Widerstand Das Lebenszeugnis der Märtyrer
Entschiedenheit und Widerstand
Das Lebenszeugnis der Märtyrer




Eberhard Schockenhoff

Herder Verlag
EAN: 9783451336508 (ISBN: 3-451-33650-2)
240 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, 2015

EUR 22,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Zu allen Zeiten gab es Christen, die um ihres Glaubens oder um ihres Einsatzes für die Gerechtigkeit willen freiwillig den Tod auf sich genommen haben. Auch in der Gegenwart trifft dies in vielen Teilen der Weltkirche zu. Von der äußersten Entschiedenheit dieser Glaubenszeugen geht ein irritierendes Signal für die "normalen" Christen aus. Das Buch geht der Frage nach, was die Märtyrer für das Leben der ganzen Kirche und ihr Zeugnis für das Evangelium bedeuten. Es greift dafür die urchristliche Theologie des Martyriums auf und stellt diese in Beziehung zu den Selbstzeugnissen gegenwärtiger Märtyrer. Darüber hinaus bezieht es auch Stellung zu dem inflationären Gebrauch des Märtyrerbegriffs, der auch gewaltbereite fanatisierte Selbstmordattentäter umfasst.

Eberhard Schockenhoff, geb. 1953, Dr. theol., ist Professor für Moraltheologie an der Albert Ludwigs Universität Freiburg i.Br. Zahlreiche Veröffentlichungen bei Herder.
Rezension
Märtyrer und Märtyrerverehrung sind uns einigermaßen fremd geworden - und verdächtig: assoziieren wir damit doch eher den radikalen Islamismus, die Anschläge islamistischer Märtyrer (oder Terroristen?) auf das World Trade Center in New York (11. September 2001) u.a. An islamistischen Märtyrern kann man allerdings deutlich sehen, welche ideologische Kraft derlei Leitbilder auch in unserer Zeit noch wecken können ... Dieses Buch bezieht u.a. auch Stellung zu dem inflationären Gebrauch des Märtyrerbegriffs, der auch gewaltbereite fanatisierte Selbstmordattentäter umfasst. Die frühchristliche Märtyrerliteratur ist heute leider vielen Theolog/inn/en und Religionspädagog/inn/en weitgehend unbekannt. Gesellschaftlich wird mit Märtyrertum heute mehrheitlich fundamentalistischer Islam assoziiert. Die christliche Theologie des 2. Jhdts hingegen ist ganz wesentlich, vermittelt über die Passion Jesu in der Tradition des alttestamentlichen gewaltsamen Endes vieler Propheten, vom Märtyrergedanken geprägt. Daraus entsteht später die Heiligenverehrung und der Märtyrergedanke speist wesentlich den Mönchtumsgedanken. Das Buch geht der Frage nach, was die Märtyrer für das Leben der ganzen Kirche und ihr Zeugnis für das Evangelium bedeuten. Es greift dafür die urchristliche Theologie des Martyriums auf und stellt diese in Beziehung zu den Selbstzeugnissen gegenwärtiger Märtyrer.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9

1. Einführung: Die Irritation durch die Märtyrer 15

1.1 Das verratene Ideal 15
1.2 Das schwierige Verhältnis zu den Märtyrern 21
1.3 Die Märtyrer als lästige Mahner 23
1.4 Die Fokussierung auf das Sterben der Märtyrer 24
1.5 Das mangelnde Selbstbewusstsein des gegenwärtigen Katholizismus 27
1.6 Die Notwendigkeit einer Theologie des Martyriums 28

2. Die Entstehung des urchristlichen Martyriumsverständnisses 33

2.1 Der biblische Zeugenbegriff 35
2.2 Das Sterben der Märtyrer als Nachahmung Christi 37
2.3 Das Sterben der Märtyrer als Gewinn für die Kirche 39

3. Die ethische Vorbildfunktion der Märtyrer 43

3.1 Die Verachtung körperlicher Schmerzen 47
a. Das Motiv in den Makkabäerbüchern und in der stoischen Philosophie 47
b. Das Motiv im urchristlichen Martyriumsverständnis 50
c. Das Motiv in der Ikonographie der Barockzeit 54
d. Das Motiv in den Selbstzeugnissen von Märtyrern des 20. Jahrhunderts 55
3.2 Die Geringschätzung des Todes und die Hoffnung auf ewiges Leben 58
a. Das Motiv in der stoischen und platonischen Philosophie 58
b. Das Motiv im urchristlichen Martyriumsverständnis 61
c. Das Motiv in den Selbstzeugnissen von Märtyrern des 20. Jahrhunderts 66
3.3 Die Heiterkeit, innere Ruhe und Gelassenheit der Märtyrer 71
a. Das Motiv in der stoischen Philosophie 71
b. Das Motiv im urchristlichen Martyriumsverständnis 72
c. Das Motiv in den Selbstzeugnissen von Märtyrern des 20. Jahrhunderts 73
3.4 Die Übereinstimmung von Überzeugung und Leben 77
a. Das Motiv im urchristlichen Martyriumsverständnis 77
b. Das Motiv in den Selbstzeugnissen von Märtyrern des 20. Jahrhunderts 88
3.5 Das freimütige Eintreten des Märtyrers für die eigene Sache als Zeichen höchster Freiheit 94
a. Das Motiv in jüdischen und stoischen Quellen 95
b. Das Motiv im urchristlichen Martyriumsverständnis 97
c. Das Motiv in den Selbstzeugnissen von Märtyrern des 20. Jahrhunderts 99
3.6 Das Martyrium als Ausdruck vollkommener Liebe 104
a. Das Motiv in der patristischen Theologie 104
b. Das Motiv in der mittelalterlichen Theologie 108
c. Das Motiv in den Selbstzeugnissen von Märtyrern des 20. Jahrhunderts 110
3.7 Der Weg der Tugend und Askese als unblutiges Martyrium 118
a. Der Wandel des Martyriumsverständnisses in der urchristlichen und mittelalterlichen Frömmigkeit 118
b. Der Wandel des Martyriumsverständnisses in der Barockfrömmigkeit 123

4. Das neue Bild der Märtyrer im 20. und 21. Jahrhundert 129

4.1 Märtyrer des Friedens und der Gerechtigkeit 132
4.2 Das familiäre Umfeld der Märtyrer 134
a. Franz und Franziska Jägerstätter 135
b. Dietrich Bonhoeffer und Maria von Wedemeyer 139
c. Helmuth James und Freya von Moltke 149
4.3 Die Una Sancta in vinculis 157
a. Ökumenische Einheit im gerheinsamen Eintreten für den Menschen: Alfred Delp 158
b. Die Kirchen als Hilfe zu einem entschiedenen Christsein: Dietrich Bonhoeffer 162
c. Ökumenische Zusammenarbeit bei der Neugestaltung Deutschlands: der Kreisauer Kreis 164
d. Ökumenische Visionen und erste Schritte auf dem Weg zur Einheit: Max Josef Metzger 165
e. Das epochal Neue: Märtyrer der ungeteilten Christenheit 169

5. Der erweiterte Begriff des Martyriums in der gegenwärtigen Theologie 175

5.1 Das erste Gebot als Bekenntnis zu dem einen Gott und Schöpfer der Welt 183
5.2 Der Einsatz für das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit 185
5.3 Die Einheit von Gottes- und Nächstenliebe 187
5.4 Das Martyrium von Nicht-Christen als Ausdruck der Gottesliebe? 192
5.5 Der Missbrauch des Namens »Märtyrer« 194
5.6 Die Opfer der Shoa als Märtyrer des jüdischen Glaubens? 195

6. Epilog: Dank an die Märtyrer 199

Anmerkungen 209
Personenregister 231
Sachregister 237