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Sterben für Gott - Töten für Gott? Religion, Martyrium und Gewalt
Sterben für Gott - Töten für Gott?
Religion, Martyrium und Gewalt




Jan-Heiner Tück (Hrsg.)

Herder Verlag
EAN: 9783451342646 (ISBN: 3-451-34264-2)
272 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, 2015

EUR 19,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Sind Attentäter, die im Namen Gottes töten, Märtyrer? Darf die Bereitschaft, für Gott zu sterben, mit einer Praxis der Gewalt zusammengehen? Mit den Anschlägen von Paris haben die Morde im Namen Gottes Europa ein weiteres Mal erreicht. Das Gesicht des Islam droht durch Terror und Gewalt entstellt zu werden. In der öffentlichen Debatte werden Dschihadisten immer wieder als Märtyrer bezeichnet, die durch den ,,Kampf gegen die Ungläubigen" mit Belohnungen im Paradies rechnen dürfen. Kommt ihnen aber der Ehrentitel ,,Märtyrer" zu? Sind nicht gerade die Opfer der Dschihadisten die eigentlichen Märtyrer?Der Band bietet eine Kontroverse um das Gewaltpotential des Islam. Er beleuchtet das vielschichtige Phänomen des Selbstmordattentates und fragt, ob das ,,Sterben für Gott" zwangsläufig mit dem ,,Töten für Gott" zusammengehen muss. So legt er Gemeinsamkeiten, aber auch Differenzen zwischen islamischen und jüdisch-christlichen Märtyrer-Traditionen frei.Mit Beiträgen von Katajun Amirpur, Jan Assmann, Christoph Benke, Joseph Croitoru, Rupert Klieber, Rüdiger Lohlker, Martin Maier SJ, Andreas Merkt, Martin Rhonheimer, Ludger Schwienhorst-Schönberger, Wolfgang Sofsky und Jan-Heiner Tück.
Rezension
Religiöses Märtyrertum ist spätestens seit dem weltweiten Auftreten des radikalen Islamismus und den Anschlägen vom 11. September 2001 auf das World Trade Center in den Focus öffentlicher Aufmerksamkeit getreten. Was aber ist religöses Märtyrertum eigentlich? Und ist es deckungsgleich mit religiös motivierten Selbstmordattentaten? Märtyrerverehrung ist uns einigermaßen fremd geworden - und verdächtig, - aber Märtyrer haben in allen monotheistischen Religionen eine tiefe historische Verankerung. Es ist aber zunächst gar nicht der Islam sondern das Christentum (und zuvor sogar schon das Judentum), das diesen Zusammenhang herstellt; der Prophet muss für seine Überzeugung leiden. Im Christentum wird Jesus von den Römern gemartert und als Staatsfeind hingerichtet. In den ersten drei christlichen Jahrhunderten (bis zur Konstantinischen Wende) entbrennt ein heftiger Streit darüber, ob Christen das Martyrium in der Nachfolge ihres Herrn anstreben sollen oder nicht. - Sind Attentäter, die im Namen Gottes töten, überhaupt Märtyrer? Darf die Bereitschaft, für Gott zu sterben, mit einer Praxis der Gewalt zusammengehen? Das sind aktuelle Fragestellungen im Kontext von Religion und Gewalt, die in diesem Band diskutiert werden.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Jan-Heiner Tück, geb. 1967, Dr. theol., Privatdozent für Dogmatik an der Universität Freiburg i.Br.; von 2000-2007 Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Dogmatik und Liturgiewissenschaft; seitdem Gastprofessuren in Wien und Osnabrück; Schriftleiter der Internationalen Katholischen Zeitschrift COMMUNIO; seit 2000 freier Mitarbeiter bei der Neuen Zürcher Zeitung.
Inhaltsverzeichnis
Zur Einführung 7

I. Zur Gewaltproblematik im Islam

Töten im Namen Allahs
Gewalt und theologische Tradition im Islam und Christentum 18
Martin Rhonheimer

Islam und Gewalt
Der Fundamentalismus der Krieger und der Kritiker 42
Katajun Amirpur

II. Selbstmordattentäter

Der Märtyrer als Waffe
Zur Geschichte und Evolution des Selbstmordattentats 54
Joseph Croitoru

Bis in den Abgrund
Held, Märtyrer und Terrorist in einem:
Der Selbstmordattentäter 65
Wolfgang Sofsky

Die Gewalttheologie des IS: Gewalt, Kalifat und Tod 70
Rüdiger Lohlker

Mord im Namen Gottes? Warum Selbstmordattentäter keine Märtyrer sind — eine Klarstellung 99
Jan-Heiner Tück

III. Sterben für Gott - Töten für Gott?

Martyrium, Gewalt, Unsterblichkeit
Die Ursprünge eines religiösen Syndroms 122
Jan Assmann

Martyrium der Gewaltlosigkeit
Gibt es ein „Makkabäer-Syndrom"? 148
Ludger Schwienhorst-Schönberger

IV. Das christliche Martyrium und seine Instrumentalisierungen

Verfolgung und Martyrium im frühen Christentum
Mythos, Historie, Theologie 192
Andreas Merkt

Das christliche Martyrium zwischen Diokletian und Stalin: Glorifizierte Todesopfer als moralische Munition in alten und neuen Konfliktfeldern 207
Rupert Klieber

Sterben für Glaube und Gerechtigkeit
Das Märtyrermotiv in der Theologie der Befreiung 237
Martin Maier SJ

"Hingegeben, nicht genommen"
Zeugen für Christus im muslimischen Algerien 252
Christoph Benke


Autorenverzeichnis 268