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Ehrenamtliche Sterbebegleitung Handbuch mit Übungsmodulen für Ausbildende Unter Mitarbeit von Michael Wissert und Daniela Grammatico
Ehrenamtliche Sterbebegleitung
Handbuch mit Übungsmodulen für Ausbildende


Unter Mitarbeit von Michael Wissert und Daniela Grammatico

Monika Müller

Vandenhoeck & Ruprecht
EAN: 9783525401927 (ISBN: 3-525-40192-2)
326 Seiten, paperback, 16 x 23cm, 2014, mit 13 Abb.

EUR 49,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die meisten Menschen in Deutschland sterben in Institutionen wie Krankenhäusern oder Pflegeheimen, wo die Personalsituation oft angespannt ist. Damit Patienten und Bewohner in Würde und Geborgenheit ihr Lebensende erleben können, unterstützen zahlreiche ehrenamtliche Sterbebegleiter/-innen die hauptamtlich Tätigen. Die Ehrenamtlichen bringen durch ihre Zeit, Zuwendung, Aufmerksamkeit, Ruhe, Gelassenheit und Offenheit Erleichterung in den Alltag und speziell in die Situation Sterbender.

Dieses Handbuch bereitet auf die ehrenamtliche Sterbebegleitung professionell vor. Dabei steht die Entwicklung einer inneren Haltung der Achtsamkeit und Wertschätzung sterbenden Menschen und ihren Angehörigen gegenüber im Mittelpunkt. In der Auseinandersetzung mit eigenen Verlusten und dem Sterben lernen die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer, die Bedürfnisse von Menschen in ihrer letzten Lebensphase sensibel wahrzunehmen und die Beziehung zu ihnen individuell und angemessen zu gestalten.

Themen sind:

eigene Abschieds- und Grenzerfahrungen,

Schulung der Wahrnehmung,

Kommunikation mit schwersterkrankten Menschen/Gesprächsführung,

Trauer,

eigene Motivation für den Dienst,

Psychohygiene.

Dieses Handbuch »Ehrenamtliche Sterbebegleitung« umfasst neben einer Einführung in die einzelnen thematischen Bereiche zahlreiche Übungsmodule mit genauen Beschreibungen.

Das E-Book enthält neben den ausdruckbaren Arbeitsblättern auch beschreib- und speicherbare Übungen.

Möchten Sie zusätzlich zur Print-Ausgabe nur die Arbeitsblätter und Übungen in digitaler Form, können Sie diese als separaten Download erwerben.
Rezension
Von England herkommend (Cicely Saunders) sind in den 1980er Jahren auch in Deutschland Sterbe-Hospize entstanden und es hat sich eine stationäre und dann auch zunehmend ambulante Hospizarbeit entwickelt, die wesentlich durch ehrenamtliche Tätigkeit unterstützt und geprägt wird. Der hier anzuzeigende Band verdeutlicht, dass diese ehrenamtliche Sterbebegleitung mittlerweile inhaltlich einen quasi-professionellen Standard erreicht hat; denn die ehrenamtlichen Helfer/innen werden intensiv geschult und in ihrer Arbeit begleitet mit einem eigenständigen Curriculum (vgl. Teil 1: S. 13-150) sowie dem zugehörigen Übungsmaterial (Teil 2: S. 151-324). Zugleich aber sollen die Helfer/innen bewußt Laien bleiben. Sterben ist ein Teil des Lebens, dem ebenso respektvoll wie achtsam begegnet werden muss - das ist eine Grundüberzeugung der Hospitzbewegung.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Monika Müller, M.A., war Leiterin von ALPHA Rheinland, der Ansprechstelle in NRW zur Palliativversorgung, Hospizarbeit und Angehörigenbegleitung mit Sitz in Bonn. Sie ist Geschäftsführende Herausgeberin von »Leidfaden – Fachmagazin für Krisen, Leid, Trauer«, arbeitet als Supervisorin und ist Dozentin im Bereich Trauerbegleitung und Spiritual Care.
Wolfgang Heinemann ist Theologe, Supervisor, Berufsschullehrer, Krankenhausseelsorger und klinischer Ethikberater. Er hat über 25 Jahre Erfahrung in der Aus- und Weiterbildung von haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden im Gesundheitswesen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9

Curriculum

Einleitung 13
Hintergründe der Entwicklung eines Curriculums für die ehrenamtliche Sterbebegleitung 13
Handlungsleitende Prinzipien bei der Befähigung zur Hospizarbeit 14
Aufbau des Curriculums 15

Organisatorische Rahmenbedingungen für vorbereitende Befähigungskurse 17
Zugangs- und Entscheidungswege für die Befähigungskurse der ehrenamtlichen Hospizarbeit 17
Prinzipielle Phasen beim Zugang zum Befähigungskurs 20

Optionen für curricular-didaktische Konzepte 22
Konzept der Handreichung 23
Lernfeldkonzept 24
Lernprojektkonzept 26
Modulare Konzeptgestaltung 27

Modulstruktur und Systematik der Ziele bei der Befähigung ehrenamtlicher Sterbebegleiterinnen 29
Zum formalen Aufbau der Modulstruktur 29
Zur Beschreibung von Zielebenen und Zielen 31

Detaillierte Darstellung und Beschreibung der Module, Themen und Inhalte des Curriculums 39
Modul 1: Wahrnehmung von Nähe und Distanz – Begegnung und Berührung 39
Modul 2: Wahrnehmung des eigenen Umgangs mit Sterben, Tod, Verlust und Trauer 59
Modul 3: Wahrnehmung der Situation Sterbender und ihrer Angehörigen im Umgang mit Sterben, Tod, Verlust und Trauer 80
Modul 4: Auseinandersetzung mit den Rahmenbedingungen der ehrenamtlichen Hospizarbeit 104
Modul 5: Wahrnehmung der Kommunikation und Gesprächsführung 121

Übungs- und Materialsammlung

Thema: Motivation der Kursteilnehmerinnen 151
Übung: Das Wappen meiner Arbeit 153
Übung: Mein Lieblingsmärchen 155
Informationsblatt: Lebensskript 156
Übung: Mein Lebensskript 158
Informationsblatt: Botschaften in meinem Lebensskript 160
Text: »Autobiographie in fünf Kapiteln« 162
Übung: Selbsterkenntnis 163

Thema: Körperliche Nähe und Distanz 167
Übung: Die Faust 169
Übung: Kugellager – ein Experiment zum Erspüren von Nähe und Distanz 171
Übung: Meine Körperzonen 173
Übung: Ein gemeinsames Bild 176
Übung: Marktplatz 177

Thema: Emotionale, seelische, geistige und spirituelle Nähe und Distanz 180
Übung: Erster Eindruck – Vorurteile 181

Thema: Sterblichkeit und Endlichkeit 182
Übung: Lebensgeschichtlicher Zugang und persönliche Erlebnisse 184
Fragebogen 1: Ein intensives persönliches Erlebnis im Zusammenhang mit Sterben und Tod 186
Fragebogen 2: Lebensgeschichtliche Erfahrungen von Sterben, Tod und Trauer 186
Übung: Der Tod als Gegenstand in unseren kulturellen und persönlichen Bildern 188
Übung: Neuer Lebensstand 190
Geschichte: »Leb wohl, lieber Dachs« 191

Thema: Grenzen – Erleben von Grenzen 194
Übung: Fühlen und Sich-leiten-Lassen 195
Übung: Angebot und Nachfrage 197

Thema: Reflexion über die eigenen Verhaltensformen der Kursteilnehmerinnen im Umgang mit Sterben, Tod, Verlust und Trauer 199
Übung: Trauerwege 200
Gedicht: »Die schwersten Wege« 202
Gedicht: »Haus ohne Fenster« 204
Übung: Abschiednehmen 205
Übung: Abschiedsbrief 207

Thema: Reflexion über mögliche Gefühle und Reaktionen von Sterbenden und Angehörigen 209
Übung: Darstellung eines innerseelischen Erlebens eines Sterbenden 211
Übung: Innerseelisches Erleben Sterbender 214
Informationsblatt: Grundlagen im Umgang mit Sterbenden 216
Gedicht: »Unterricht« 217
Text: Deklaration der Menschenrechte Sterbender 219
Informationsblatt: Erste Grundlagen der Trauerbegleitung 221

Thema: Bedürfnisse Sterbender und ihrer Angehörigen 225
Übung: Einfühlung zur Frage der Aufklärung der Patientinnen 227
Informationsblatt: Argumente und rechtliche Aspekte zur Aufklärung der Patientinnen 229
Informationsblatt: Häufige Motive für das Unterlassen von Aufklärung 231
Dia-Sammlung: »Das lange Sterben des Enzo« 233
Film: »Gramp – ein Mann altert und stirbt« 235

Thema: Qualitätssichernde Dokumentation 237
Übung: Das Dokumentieren 238

Thema: Kommunikation 251
Übung: Sinnliche Wahrnehmung 253
Übung: Wahrnehmungsebenen erkennen 255
Übung: Erkennen des eigenen und fremden Wahrnehmungssystems 257
Informationsblatt: Die vier Ebenen einer Nachricht 259
Übung: Entdecken von verschiedenen Ebenen einer Nachricht 261
Informationsblatt: Die vier Ebenen auf der Seite des Empfängers 263
Übung: Die vier Ebenen auf der Seite des Empfängers 266
Übung: Wahrnehmung, Interpretation, Gefühle 268

Thema: Gesprächsführung 269
Geschichte: »Die Häsin« 272
Übung: Reaktionen auf Patientenäußerungen 274
Textblatt: Humorvolle Auflistung häufig auftretender »Gesprächskiller« 279
Übung: Aufdecken und Zudecken 281
Übung: Nicht hilfreiche Antworten auf Patientenäußerungen 284
Übung: Bewusstes Herstellen von hilfreichem Kontakt durch Eingehen auf die Wahrnehmungsebene des Gegenübers 286
Geschichte: Aufrichtiges Zuhören 289
Übung: Beispiel eines Gesprächsprotokolls 292
Informationsblatt: Aktives Zuhören 296
Übung: Akzeptanz und Selbstakzeptanz 298
Geschichte: »Gespräch an der Krippe« 300
Gedicht: »Was es ist« 302
Gedicht (Ausschnitt): »Wen es trifft « 303
Übung: Phantasiereise »Das innere Kind« 304
Gedicht: »Ein Gefühl ist wie ein Kind« 306
Informationsblatt: Stufen der Einfühlung 307
Informationsblatt: Wege zum Verstehen – Überlegungen von Carl Rogers 309
Übung: Kongruenz 311
Text: »Zuhören« 313
Informationsblatt: Praxis personenzentrierter Gesprächsführung 315
Übung: Die schreckliche Schwiegermutter 317
Übung: Erwiderungen auf einzelne Patientenäußerungen 320
Übung: Wortfelder 323

Literatur 325



Vorwort
Die meisten Menschen erleben ihr Lebensende in Einrichtungen der Gesundheits-
und Altenhilfe, nur ein kleiner Teil daheim in seiner eigenen häuslichen
Umgebung. Viele Menschen sind in ihrer letzten Lebensphase allein und auf
Hilfe und Unterstützung angewiesen. Dem Engagement von zahlreichen Bürgern
ist es zu verdanken, dass in den 1980er Jahren die ersten Hospizinitiativen in
Deutschland entstanden. Ohne jeden gesetzlichen Auft rag und ohne fi nanziellen
Rückhalt suchten Menschen nach Antworten auf den Leidensdruck schwerstkranker
und sterbender Menschen, die keine Fürsprecher hatten. Für viele
Ehrenamtliche war das Sterben eines nahen Angehörigen der ausschlaggebende
Anlass, sich nachhaltig für ein Sterben unter würdevollen Bedingungen einzusetzen.
Leitend war und ist auch heute noch die Vorstellung, dass Sterben ein
Teil des Lebens ist, dem ebenso respektvoll wie achtsam begegnet werden muss.
Bis heute wächst das ehrenamtliche Engagement in Deutschland stetig, zurzeit
engagieren sich 80 000 Menschen ehrenamtlich in der Hospiz- und Palliativarbeit.
Sie sind eine unersetzliche Stütze in der vielfältigen Arbeit, ohne
die die Bedingungen für ein authentisches, geborgenes Sterben nicht geschaffen
werden könnten. Die meisten der Ehrenamtlichen engagieren sich in der
Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen, indem sie die Solidarität
mit diesen Menschen in Nachbarschaft en, Gemeinden, Quartieren, Altenund
Pflegeheimen, Krankenhäusern, Hospizen und auf Palliativstationen leben.
Jedoch genügen nicht der gute Wille und ein fühlendes Herz, diese Arbeit
kompetent und zum Wohl sterbender Menschen zu leisten. Anteilnahme, Intuition,
Herzensbildung, Mitmenschlichkeit, nicht herabsetzender Ausdruck von
Mitgefühl sind Werte, die kaum durch eine Befähigung, noch weniger durch
eine »Schulung« zu erreichen sind und die die an der ehrenamtlichen Mitarbeit
Interessierten meist bereits mitbringen. Eine Ausbildung jedoch würde dazu
führen, den ehrenamtlich Tätigen ihren Laienstatus zu nehmen; sie würden
dadurch zu dem, was sie weder sein wollen noch sein sollen: zu professionalisierten
»Hilfshelferinnen«. Genau das soll vermieden werden. Ihre Kompe-
tenz bleibt die Kompetenz von Laien. Ihr Selbstverständnis ziehen sie gerade
aus dieser Tatsache. Sie entstammen dem Gemeinwesen, der Gemeinschaft der
Mitmenschen um die Gruppe der jetzt Betroff enen. Sie repräsentieren Alltag,
Alltäglichkeit. Sie setzen durch ihre Anwesenheit ein Signal der Hoffnung. Sie
zeigen, wie Sterben wieder innerhalb des Gemeinwesens stattfinden kann als
Prozess, der Öff entlichkeit in dem Maß zulässt, in dem der Sterbende selbst und
seine Angehörigen dies wünschen.
Dennoch müssen auch diese Werte im praktischen Tun immer wieder überprüft
und mit den spezifischen Fertigkeiten (Gespräche führen, pfl egenahe
Hilfsarbeiten ausführen, entlastende Maßnahmen anbieten etc.) verbunden
werden. Dieser Teil bedarf einer vorbereitenden und praxisbegleitenden Basis- und
Weiterqualifizierung.
Mit dem § 39a SGB V entstand die Notwendigkeit, die Qualifizierungsanforderungen
noch einmal zu überprüfen, zu erweitern und neu zu strukturieren.
So entstanden unter Mitarbeit von Michael Wissert und Daniela Grammatico
das vorliegende Curriculum und die Sammlung von Übungen und Texten, die
sich für Befähigungs- und Ermutigungsseminare für alle an der Sterbebegleitung
interessierten Mitmenschen anbieten.
Man kann das Handbuch im Ganzen nutzen, abwandeln, seinen eigenen
strukturellen Möglichkeiten und inhaltlichen Schwerpunkten anpassen und
erweitern, ebenso ist die Entnahme einzelner Teile und Übungen möglich. Im
E-Book dieses Handbuchs sind die Arbeitsblätter jeweils im DIN-A4-Format
ausdruckbar und einige als beschreibbare PDF-Dateien separat speicherbar. Es
soll als Handreichung all denen nutzen, die Ehrenamtliche für diesen Bereich
gewinnen und in Verantwortung vorbereiten wollen.
Wenn diese Sammlung dazu beitragen kann, dass Menschen ihr fachliches
und persönliches Wachstum in der Vorbereitung auf ehrenamtliche Tätigkeit
im Umgang mit sterbenden Menschen erfahren können und sich diese Arbeit
zutrauen, hat das Buch seinen Zweck erfüllt.