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Drachensaat
Jan Weiler
Kindler Verlag
EAN: 9783463405391 (ISBN: 3-463-40539-3)
400 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 13 x 21cm, 2008
EUR 19,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
EIN POSTBOTE. EIN BUSFAHRER. EIN RENTNER. EINE SACHBEARBEITERIN.
EIN ARCHITEKT.
Fünf Menschen, in deren Leben irgendwann mal etwas richtig schiefgegangen ist. Fünf ganz normale Verrückte und ihr ehrgeiziger Arzt. Dem die Behandlung langsam aus dem Ruder läuft. Bis die fünf eines Tages ausbrechen ...
In Jan Weilers neuem Roman Drachensaat ist nichts so, wie es zunächst scheint — eine unglaublich wüste und irrwitzig packende Geschichte.
Rezension
In seinem aktuellen Roman „Drachensaat“ beschreibt Jan Weiler fünf Personen mit recht unterschiedlichen Charakteren, die jedoch alle eine Gemeinsamkeit haben: Alle fünf sind gescheiterte Persönlichkeiten, die nacheinander im neu gegründeten Sanatorium "Haus Unruh" landen. Da ist zum Beispiel Bernhard Schade, ein ehemals angesehener Architekt, der nach seiner Scheidung und dem Tod seines behinderten Sohnes einen Selbstmordversuch während der Bayreuther Wagnerfestspiele versucht, der ihm jedoch misslingt. Dieser Vorfall bringt ihn letztendlich in die Psychiatrie, wo er zusammen mit vier anderen Patienten von Doktor Zenz behandelt wird. Weitere Patienten von Doktor Zens sind Rita Bauernfeind, eine ehemals übergewichtige Büroangestellte, die sich nur noch von Luft ernährt. Dritter im Bunde ist der türkischstämmige Busfahrer Ünal Yilmaz, dem die ständigen Auseinandersetzungen mit dem „Pöbel“ auf die Nerven gehen, was ihn eines Tages dazu veranlasst, einen vollbesetzten Bus zu entführen. Weitere Charaktere sind der verschüchterte Postbote Arnold März, der sich nicht traut, Briefe zuzustellen und diese deshalb in seinem Haus stapelt und fein sortiert und Benno Tiggelkamp, der sich nicht von seiner Mutter trennen kann und sie somit neun Jahre in seinem Wohnzimmer sitzen lässt, obwohl sie schon längst tot ist.
Fünf unterschiedliche Charaktere, die von der Gesellschaft ausgeschlossen wurden. Nur einer interessiert sich für das Anderssein dieser Personen: Dr. Heiner Zens. Er behauptet, eine neue Zivilisationskrankheit entdeckt zu haben: Das Zens-Syndrom. Und genau an dieser Krankheit leiden seine fünf Patienten, die er mit einem recht seltsamen Therapieplan zu heilen versucht.
Doch leider rechnet Zens nicht damit, dass sich sein Projekt letztendlich verselbstständigt.
Der Erzählstil dieses Romans unterscheidet sich von denen der letzten beiden Romane von Jan Weiler. Die ständigen Übertreibungen wirken unglaubwürdig und schwachsinnig.
Teilweise ist das Buch langatmig und auch langweilig geschrieben, sodass man durchaus einige Seiten überspringen kann. Weiler versucht zwar auf außergewöhnliche Weise, das Thema „Anderssein“ und Toleranz zu beschreiben, die Botschaft kommt jedoch nicht besonders verständlich an. Zu klischeehaft sind die Beschreibungen, was letztendlich dazu führt, dass der Leser gar nicht die Möglichkeit hat, seine eigenen Gedanken zu entwickeln.
Für Fans der beiden vorherigen Bücher ist dieses Buch eine Enttäuschung, vor allem weil es nicht so lustig und unterhaltsam ist wie beispielsweise „Maria, ihm schmeckt’s nicht“.
Wer sich aber auf den etwas anderen Schreibstil von Jan Weiler einlässt, dem könnte „Drachensaat“ gefallen.
Arthur Thömmes, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Es ist schon eine illustre Gruppe, die der Psychiater Dr. Heiner Zens in seiner Villa im idyllischen Südschwarzwald versammelt hat: Bernhard Schade, einst ein gefragter Architekt, dessen spektakulärer Selbstmordversuch bei den Bayreuther Festspielen fälschlicherweise für ein Attentat gehalten wird. Rita Bauernfeind, die Radiofrequenzen nicht nur hören, sondern auch essen kann. Der türkische Busfahrer Ünal Yilmaz, der weder seine synthetische Uniform noch die ständigen Haltewünsche seiner Fahrgäste länger erträgt und einfach mal ohne Zwischenstopp den ganzen Tank leer fährt. Der Briefträger Arnold März, der, geplagt von Angstpsychosen, nur einen kleinen Teil seiner Briefe zustellen kann und den Rest fein säuberlich in seiner Wohnung aufbewahrt. Und schließlich Benno Tiggelkamp, der sich so an seine Mutti gewöhnt hat, dass er sie auch neun Jahre nach ihrem Tod nicht gehen lassen will. Dr. Zens ist überzeugt davon, dass diese Menschen an einer bislang unbekannten Zivilisationskrankheit leiden. Und dass sie ferner die Vorboten einer neuen Gesellschaftsordnung sind. Er gibt ihnen ihr Selbstvertrauen und ihre Würde zurück. Zu spät bemerkt er, dass sich der Prozess verselbständigt ...
Jan Weiler
1967 in Düsseldorf geboren, arbeitete er zunächst als Texter in der Werbung, bevor er die Deutsche Journalistenschule in München absolvierte. Seit 1994 in der Redaktion des SZ-Magazins tätig, leitete er dieses 2000 - Anfang 2005 als Chefredakteur (gemeinsam mit Dominik Wichmann). Jan Weiler lebt mit seiner italienischen Frau und zwei Kindern in Ambach. |
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