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Dorothee Sölles Theologie Anregungen - Anfänge - Beziehungen
Dorothee Sölles Theologie
Anregungen - Anfänge - Beziehungen




Konstantin Sacher, Julius Trugenberger, Folkart Wittekind (Hrsg.)

Reihe: Kölner Forschungen zur Theologie Dorothee Sölles


Evangelische Verlagsanstalt
EAN: 9783374073238 (ISBN: 3-374-07323-9)
270 Seiten, paperback, 14 x 21cm, Februar, 2025

EUR 48,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Dorothee Sölle (1929-2003) ist die bekannteste, einflussreichste und umstrittenste Theologin des 20. Jahrhunderts. Bis in die Gegenwart scheiden sich die Geister an ihrem unorthodoxen, dezidiert politischen Christentum. Doch trotz Sölles Prominenz sind viele Hintergründe und das genaue Profil ihrer Theologie bis heute kaum erforscht. Der vorliegende Band blickt auf das Werk der Theologin aus verschiedenen Perspektiven. Dabei kommen in erster Linie biographische, theologiehistorische und zeitgeschichtliche Zugänge zum Zug. Rekonstruiert werden unter anderem die akademischen Prägungen Sölles, ihre Beziehungen zur Gott-ist-tot-Theologie, ihr Profil als Germanistin, ihr Selbstverständnis als Religionslehrerin sowie ihre Beziehungen zur kirchlichen Lage in West- und Ostdeutschland.

Mit Beiträgen von Caspar De Boor, Philipp David, Katja Dubiski, Christian Kamleiter, Katrin König, Annika Krahn, Harald Matern, Michael Murrmann-Kahl, Marlene Sinhuber, Joachim von Soosten, Christiana Steiner und Daniel Weidner.
Rezension
Dorothee Sölle war in den späten 1960er, den 1970er und 1980er Jahren eine Hauptvertreterin des Protestantismus. Dorothee Sölle (1929–2003) zählt zu den profiliertesten Theologinnen des 20. Jahrhunderts. Ihr Werk hat gleichermaßen eine klar politische und eindeutig spirituelle Dimension, sie ist im besten Sinne (Paul Tillichs) eine Grenzgängerin: zwischen Theologie und Literatur, zwischen Kontemplation und Aktion, zwischen Deutschland und den USA, zwischen Protestantismus und Katholizismus, zwischen Basis-Orientierung und Wissenschaft. Ihr Auftreten auf Kirchentagen, ihr Engagement in der Friedensbewegung und für die Bewahrung der Schöpfung, ihr Eintreten für Gerechtigkeit, ihr Protest gegen Krieg und Gewalt zeigen eine Theologie, die ohne gesellschaftliche Relevanz nicht zu denken ist. Ihre "Politischen Nachtgebete" auf den Kirchentagen wurden zu Kristallisationspunkten für eine nachhaltige Politisierung der evangelischen Kirche. Ihre Bücher haben, gerade auch jenseits der wissenschaftlichen Fach-Theologie, große Wirkung erzielt, z.B. "Atheistisch an Gott glauben" (Theologie nach dem Tode Gottes) oder "Leiden - Annehmen und widerstehen." An letzterem läßt sich ihre kritisch-progressive Theologie exemplarisch verdeutlichen: erstmals 1973 erschienen formuliert Dorothee Sölle im Sinne Hiobs und der Theodizee eine scharfe Kritik an der christlichen Tradition, nach der das Leiden einen tieferen religiösen Sinn habe, z.B. als göttliche Prüfung oder göttliches Gericht. Vielmehr gilt es nach Sölle, Leiden nicht als von Gott gesandt fraglos zu erdulden sondern es zu bekämpfen. Christlicher Masochismus und nachchristliche Apathie sind gleichermaßen abzulehnen; vielmehr ist christliche Sym-Pathie gefordert; denn es gibt kein fremdes Leid, sondern Christen sind von jedem Leiden in der Welt immer auch selbst betroffen. Das Ziel im Umgang mit Leiden ist nicht die Suche nach einem verborgenen Sinn darin, sondern das Leid vom Tod Jesu her solidarisch zu bekämpfen. Dieser Band 1 aus der neuen Reihe "Kölner Forschungen zur Theologie Dorothee Sölles" macht Hoffnung, dass Sölles Werk nun endlich wissenschaftlich erschlossen wird, nachdem es laange Zeit kaum aktuelle Forschung zu Sölle gab, obwohl sie eine der wichtigsten Stimmen des Protestantismus des 20. Jahrhunderts war. Dieser Aufsatzband eröffnet die ökumenisch und interdisziplinär ausgerichtete Reihe der »Kölner Forschungen zur Theologie Dorothee Sölles«. In ihr werden in den nächsten Jahren Publikationen erscheinen, die sich mit dem theologischen Denken und Wirken Sölles in der Vielfalt seiner Bezüge ebenso konstruktiv wie kritisch auseinandersetzen. Die einzelnen Beiträge dieses ersten Bands gehen zurück auf eine Tagung an der Universität zu Köln, welche Konstantin Sacher und Folkart Wittekind am 3. und 4. Februar 2023 rund 20 Jahre nach dem Tod von Dorothee Sölle am 27. April 2003 durchführten.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Kölner Forschungen zur Theologie Dorothee Sölles
Herausgegeben von
Julius Trugenberger und Folkart Wittekind
Band 1

Schlagwörter:
Dorothee Sölle politische Theologie Theologiegeschichte Christentum in der modernen Welt Kirchentag Gott-ist-tot-Theologie
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 7
Konstantin Sacher / Julius Trugenberger / Folkart Wittekind

Anregungen

Ein Wissen von Stil, Formen und Strukturen 13
Dorothee Sölle als Literaturwissenschaftlerin
Daniel Weidner

»Stellvertretung« als Hegelscher Gedanke? 29
Dorothee Sölles Buch und Thomas Nipperdeys Dissertation
Michael Murrmann-Kahl

»Als Dorothee Sölle Gott für tot erklärte« 51
Zum Entwurf eines christlichen Atheismus
Philipp David

Brot und Rosen 75
Dorothee Sölles A-Theismus um Gottes willen
Joachim von Soosten

Anfänge

»Die Logik der Gewalt zwingt Mutter und Väter, für ihr Kind den Schulerfolg zu erwarten.« 95
Das (Selbst-)Verständnis Dorothee Sölles als Lehrerin und die Notwendigkeit der Auferstehung
Annika Krahn

Dorothee Sölles didaktische Anfänge 111
Ein Einblick in Sölles Religionsunterricht
Marlene Sinhuber

Jenseits der Religion 123
Zur Entstehung von Dorothee Sölles früher Theologie des Säkularen
Harald Matern

Beziehungen

Ambivalente Beziehungen 155
Dorothee Sölle und die Friedensbewegung in der DDR
Christiana Steiner

Transzendenz(kritik) und Alterität 183
Dorothee Sölle und Mayra Rivera
Christian Kamleiter

Gott im Leid 201
Transformationen der Theodizee bei Simone Weil und Dorothee Sölle
Katrin König

Theologische Paradigmenwechsel 227
Sölles theologiegeschichtliche und autobiographische Schematisierung in Gott denken
Caspar De Boor

»Liebe« bei Dorothee Sölle 245
Von Martin Bubers Ich und Du her gelesen
Katja Dubiski

Verzeichnis der Autoren und Autorinnen 265