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Dorothee Sölle auf der Spur Annäherung an eine Ikone des Protestantismus
Dorothee Sölle auf der Spur
Annäherung an eine Ikone des Protestantismus




Konstantin Sacher

Evangelische Verlagsanstalt
EAN: 9783374074259 (ISBN: 3-374-07425-1)
164 Seiten, paperback, 12 x 19cm, August, 2023

EUR 22,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wer war Dorothee Sölle? Warum wird sie auch 20 Jahre nach ihrem Tod noch gelesen?

Konstantin Sachers persönlich gehaltener Text zwischen Reportage, Werkgeschichte und Biographie gibt Antwort. Seit Jahren hat Sacher zu Sölle geforscht und ein wissenschaftliches Netzwerk initiiert, das über das Internet auf großes Interesse stieß. Denn Sölles Texte stehen ebenso für sprachliche Brillanz wie für eine kluge, aber nicht zu akademische Theologie.

Mit dem Autor als Reiseführer kommen Leser und Leserinnen Dorothee Sölle auf die Spur. Die intellektuelle Reise beginnt 1954 mit ihrer ersten Veröffentlichung in einer konservativ-christlichen Kulturzeitschrift, geht über ihre existenziellen, befreiungstheologischen, feministischen, friedensbewegten und ökotheologischen Texte bis zu ihrem späten Hauptwerk »Mystik und Widerstand«. Die biographischen Stationen sind Köln, Sölles Heimatstadt, Hamburg, wo sie lange Zeit lebte und begraben liegt, Kiel, woher ihr Nachlass verwahrt wird, und Luzern, wo Sölles zweiter Ehemann Fulbert Steffensky, selbst ein sehr bekannter theologischer Publizist, lebt.

Konstantin Sacher, Jahrgang 1984, ist Theologe und Journalist. Nach Studium und Vikariat arbeitete er sieben Jahre als wissenschaftlicher Assistent für Systematische Theologie an den Universitäten Gießen, Leipzig und Köln. Er wurde mit einer Arbeit zur theologischen Todesdeutung promoviert. Seit März 2023 ist er Redakteur beim Magazin Chrismon.
Rezension
Dorothee Sölle war in den späten 1960er, den 1970er und 1980er Jahren tatsächlich eine "Ikone des Protestantismus" (Untertitel). Dorothee Sölle (1929–2003) zählt zu den profiliertesten Theologinnen des 20. Jahrhunderts. Ihr Auftreten auf Kirchentagen, ihr Engagement in der Friedensbewegung und für die Bewahrung der Schöpfung, ihr Eintreten für Gerechtigkeit, ihr Protest gegen Krieg und Gewalt zeigen eine Theologie, die ohne gesellschaftliche Relevanz nicht zu denken ist. Ihre "Politischen Nachtgebete" auf den Kirchentagen wurden zu Kristallisationspunkten für eine nachhaltige Politisierung der evangelischen Kirche. Ihre Bühcer haben, gerade auch jenseits der wissenschaftlichen Fach-Theologie, große Wirkung erzielt, z.B. "Atheistisch an Gott glauben" (Theologie nach dem Tode Gottes) oder "Leiden - Annehmen und widerstehen." An letzterem läßt sich ihre kritisch-progressive Theologie exemplarisch verdeutlichen: erstmals 1973 erschienenen formuliert Dorothee Sölle im Sinne Hiobs und der Theodizee eine scharfe Kritik an der christlichen Tradition, nach der das Leiden einen tieferen religiösen Sinn habe, z.B. als göttliche Prüfung oder göttliches Gericht. Vielmehr gilt es nach Sölle, Leiden nicht als von Gott gesandt fraglos zu erdulden sondern es zu bekämpfen. Christlicher Masochismus und nachchristliche Apathie sind gleichermaßen abzulehnen; vielmehr ist christliche Sym-Pathie gefordert; denn es gibt kein fremdes Leid, sondern Christen sind von von jedem Leiden in der Welt immer auch selbst betroffen. Das Ziel im Umgang mit Leiden ist nicht die Suche nach einem verborgenen Sinn darin, sondern das Leid vom Tod Jesu her solidarisch zu bekämpfen. Dieser Band zu Sölles 20. Todestag rückt sie ins Licht, nachdem es so gut wie keine aktuelle Forschung zu Sölle gibt, obwohl sie eine der wichtigsten Stimmen des Protestantismus des 20. Jahrhunderts war. Es ist ein Versuch, dem Denken der großen, umstrittenen, streitbaren, faszinierenden Schriftstellerin und Theologin Dorothee Sölle aus der Position eines Nachgeborenen auf die Spur zu kommen.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
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