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Doktor Murkes gesammeltes Schweigen
Doktor Murkes gesammeltes Schweigen



HR Media
EAN: 9783898441018 (ISBN: 3-89844-101-6)
DVD, 13 x 19cm, 2003

EUR 19,90
alle Angaben ohne Gewähr

nicht mehr lieferbar

Umschlagtext
Dr. Murke ist junger Redakteur in der Abteilung "Kulturelles Wort" eines Rundfunksenders. Er hat die Radiosendungen des wortgewaltigen Kulturpapstes Prof. Bur-Malottke zu betreuen, Sendungen voller tiefschürfender Ausführungen über kulturelle und existenzielle Probleme. Bei der letzten Aufnahme, als er über das Wesen der Kunst dozierte, habe er zu viel von "Gott" gesprochen, findet Bur-Malottke nachträglich. Doch er weiß eine einfache Lösung: man schneidet das verfängliche Wort aus dem Tonband heraus und ersetzt es durch eine unverfänglichere Formulierung. Dr. Murke bekommt den Auftrag, diese delikate Operation vorzunehmen. Genau siebenundzwanzig Mal soll er "Gott" durch "jenes höhere Wesen, das wir verehren" ersetzen...

Im zweiten Teil, Doktor Murkes gesammelte Nachrufe, ist Murke ins Fernsehen "befördert" worden. Seine Aufgabe besteht darin, auf Vorrat Nachrufe auf bedeutende Persönlichkeiten zu produzieren. Viele Leute wollen dabei mitreden. Vor allem Prof. Bur-Malottke...
Rezension
Die im Rundfunkmilieu angesiedelte Satire, ab Dezember 1954 entstanden, wurde bei der Erstpublikation erheblich gekürzt und für die Buchausgabe 1958 dann erweiternd überarbeitet. Zielscheibe der Kritik sind die Praktiken einer Institution, die unter dem Druck eines fortwährenden Produktionszwanges nur sinnentleertes Geschwätz zu bieten imstande ist und somit selbstgefälligen Pseudointellektuellen zu zweifelhaftem Ruhm verhilft. Dieser Typ wird verkörpert durch den Literaten Bur-Malottke, der, sich einem veränderten Zeitgeist anpassend, wegen "religiöser Bedenken" darauf besteht, dass in zwei seiner Vorträge nachträglich das Wort "Gott" durch "jenes höhere Wesen, das wir verehren" ersetzt wird. Betraut mit der Aufgabe, die Bänder entsprechend zu schneiden, wird ein Angestellter der Kulturabteilung, der als "jung, intelligent und liebenswürdig" beschriebene Dr. Murke. Dieser rebelliert gegen die Aufgabe, indem er Bur-Malottke dazu zwingt, die gewünschte Wendung fünfunddreißigmal zu sprechen, um ihn zum Opfer seines eigenen Opportunismus zu machen. Protest manifestiert sich aber auch in dem titelgebenden "Hobby" des studierten Psychologen Murke: Er sammelt aus Bändern geschnittenes Schweigen, das er sich nach der Arbeit - als Seelenhygiene - vorspielt. Die Schlusspointe der Satire: Bur-Malottkes übrig gebliebene "Gott"-Schnipsel werden in ein anderes Hörspiel eingefügt, weil da "ein bißchen viel Schweigen drin" ist. Neben Nicht nur zur Weihnachtszeit hat die Erzählung wesentlich zu Bölls Ruhm als Satiriker beigetragen. Eine Fernsehbearbeitung von Dieter Hildebrandt, ausgestrahlt am 6. Februar 1964, wurde, obwohl die Kritik fast einhellig negativ urteilte, im Jahr darauf mit der im Fernsehmilieu situierten "Komödie" Doktor Murkes gesammelte Nachrufe fortgesetzt.
(Werner Bellmann in: Reclams elektronisches Romanlexikon,2002)
Gerade heute, wo täglich eine Fülle von Informationen auf die Menschen einströmt, ist es für Schülerinnen und Schüler unabdingbar - wichtige von unwichtigen, sinnvolle von sinnentleerten Informationen unterscheiden zu lernen. Die Böll-Satire bietet eine Möglichkeit diese Unterscheidung im Unterricht zu trainieren. Die technische Möglichkeit der DVD-Produktion ermöglicht auch einen Unterrichtseinsatz in Filmsequenzen, außerdem wird der in der unterrichtlichen Lektüre aufbereitete Stoff für Schülerinnen und Schüler lebendig und ansprechend vor Augen gestellt. Die schwarz-weiß Aufnahme wirkt eher authentisch und auch im Zeitalter der Farbproduktionen keinesfalls antiquiert.
Frank Kohl, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Dr. Murke ist junger Redakteur in der Abteilung "Kulturelles Wort" eines Rundfunksenders. Er hat die Radiosendungen des wortgewaltigen Kulturpapstes Prof. Bur-Malottke zu betreuen, Sendungen voller tiefschürfender Ausführungen über kulturelle und existenzielle Probleme. Bei der letzten Aufnahme, als er über das Wesen der Kunst dozierte, habe er zu viel von "Gott" gesprochen, findet Bur-Malottke nachträglich...