|
Die zerrissene Republik
Wirtschaftliche, soziale und politische Ungleichheit in Deutschland
2., aktualisierte Auflage
Christoph Butterwegge
Beltz Verlag
EAN: 9783779963097 (ISBN: 3-7799-6309-4)
414 Seiten, hardcover, 15 x 24cm, Juni, 2020
EUR 24,95 alle Angaben ohne Gewähr
|
|
Umschlagtext
Seit geraumer Zeit ist das Problem wachsender Ungleichheit das Kardinalproblem unserer Gesellschaft, wenn nicht der gesamten Menschheit. Während daraus im globalen Maßstab ökonomische Krisen, Kriege und Bürgerkriege resultieren, die wiederum größere Migrationsbewegungen nach sich ziehen, sind in Deutschland der soziale Zusammenhalt und die repräsentative Demokratie bedroht. Daher wird nicht bloß thematisiert, wie soziale Ungleichheit entsteht und warum sie zugenommen hat, sondern auch, weshalb die politisch Verantwortlichen darauf kaum reagieren und was getan werden muss, um sie einzudämmen.
Prof. Dr. Christoph Butterwegge war bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2016 Professor für Politikwissenschaft an der Universität zu Köln und 2017 Kandidat der Linkspartei bei der Bundespräsidentenwahl. Er setzt sich intensiv mit den Themen Globalisierung, Neoliberalismus, Sozialstaat und Armut auseinander.
Rezension
Die wirtschaftliche, soziale und politische Ungleichheit in Deutschland ist - entgegen einem vordergründigen Eindruck - erschreckend groß. Seit geraumer Zeit ist die wachsende sozioökonomische Ungleichheit das Kardinalproblem unserer Gesellschaft, wenn nicht der gesamten Menschheit. Ungleichheit, von den meisten Deutschen hauptsächlich in Ländern wie den USA, Brasilien oder Südafrika verortet, breitet sich verstärkt auch in der Bundesrepublik aus. Sie ist bereits im Kindergarten und in der Schule spürbar. Die zunehmende Ungleichheit beschränkt sich auch nicht auf
die asymmetrische Verteilung von Einkommen und Vermögen, erstreckt sich vielmehr auf unterschiedliche Lebensbereiche wie Bildung, Gesundheit, Wohnen, Freizeit und Mobilität. Die im Februar/März 2020 nach Deutschland vorgedrungene Corona-Pandemie dürfte jedoch kaum egalisierend wirken. Mit den Immun- und den Einkommensschwächsten traf das SARS-CoV-2 genannte Virus zwei sich personell überschneidende Bevölkerungsgruppen am stärksten.
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Gesellschaft | Armut | Reichtum | Hartz | Teilhabe | Soziologie | Politik | Politisches System
Presse-/Leserstimmen:
»Butterwegge belegt minutiös die Erscheinungsformen und Ursachen sozialer Ungleichheit durch staatliches Handeln und Nicht-Handeln in den Bereichen Besteuerung, Bildung und Arbeitsmarkt. Ein Standardwerk der Ungleichheitsforschung.« Rudolf Walther, Der Freitag, Ausgabe 48/2019
»[E]ine beachtliche und für interessierte Lauen lehrreiche Materialsammlung […]. [E]s macht dieses Buch wertvoll, dass es die Entwicklung der Ungleichheit ohne Rücksicht auf gängige Erzählungen […] nachzeichnet.« Stephan Hebel, Frankfurter Rundschau, 29.11.2019
»Butterwegges Analysen der Konjunkturen und Moden bilden ein hervorragend dokumentiertes Kompendium der Wege und Abwege der deutschen Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.« Rudolf Walther, Falter, 5.2.2020
»[B]ietet dem Leser einen neuen und kritischen Blick auf soziale Ungleichheit [...,... stellt] für die Debatten und zukünftigen Thematisierungen sozialer Ungleichheit einen wichtigen Meilenstein dar und wird sicherlich in Seminaren, Tagungen und Diskursen über soziale Ungleichheit Eingang finden. Es wird viele Leser finden, und das sicherlich nicht nur in der akademischen Welt.« Prof. em. Dr. phil. Ronald Lutz, socialnet, 13.01.2020
»Ein Buch für alle, die einen fundierten Überblick zur wissenschaftlichen und politischen Diskussion über das Thema »Soziale Ungleichheit« und die sozialen Verhältnisse in Deutschland suchen. Ein Grundlagenwerk zum Nachschlagen, um zu einzelnen Aspekten des Themas zu recherchieren.« Karl J. Pfaff/Michael H. Schmitt, European News Agency, 28.2.2020
»[F]ür Studenten der Politologie, Soziologie und Ökonomie, die nach einem fundierten Überblick zur wissenschaftlichen und politischen Diskussion über das Thema »Soziale Ungleichheit« und die sozialen Verhältnisse in Deutschland suchen, und für Journalisten und sonstige Fachleute, die sich mit dem Thema beschäftigen, ist das Buch ein hervorragendes Grundlagenwerk, in dem man immer mal wieder nachschlägt, um zu einzelnen Aspekten des Themas zu recherchieren.« Udo Brandes, NachDenkSeiten, 25.2.2020
»Ein exzellentes Buch für eine breite Leserschaft« Markus Krüsemann, Makroskop, 28.1.2020
»[E]in Glücksfall, dieses Buch!« Holdger Platta, Hinter den Schlagzeile, 24.1.2020
»[I]n informativen Kapiteln belegt Butterwegge minutiös die Erscheinungsformen und Entstehungsursachen sozialer Ungleichheit durch staatliches Handeln und Nicht-Handeln in den Bereichen Besteuerung, Bildung und Arbeitsmarkt. Ein Standardwerk der Ungleichheitsforschung.« Rudolf Walther, kommbuch, 15.12.2019
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 9
1 Definitionen, Dimensionen und Diskussionen über Grundlagen der gesellschaftlichen Ungleichheit 11
1.1 Wirtschaftliche, soziale und politische Ungleichheit als Dimensionen der gesellschaftlichen Ungleichheit 11
1.2 Armut und Reichtum als Inbegriff der sozioökonomischen Ungleichheit 17
1.3 Theoretiker und Theorien der sozioökonomischen Ungleichheit 29
1.3.1 Karl Marx, Friedrich Engels und die Klassenanalyse 30
1.3.2 Max Webers Typologie der Klassen und Stände 46
1.3.3 Theodor Geiger als Begründer der Schichtungssoziologie 54
2 Untersuchungen zur (west)deutschen Sozialstruktur zwischen seriöser Empirie und purer Ideologie 63
2.1 Die historische Entwicklung der Sozialstruktur: Ungleichheit, Klassen und Schichten vor 1945 64
2.2 Helmut Schelskys „nivellierte Mittelstandsgesellschaft“ – Abschied vom Klassenbegriff und Erschütterung des Schichtungsparadigmas 67
2.3 Ralf Dahrendorfs „industrielle Klassengesellschaft“ – Entsorgung der Arbeiterklasse durch die Hintertür? 75
2.4 Theodor W. Adorno, Jürgen Habermas, Claus Offe und Herbert Marcuse: Latenz der Klassengegensätze, horizontale Disparitäten oder Ersatz der Arbeiterklasse durch Randgruppen? 86
2.5 Ulrich Beck und die Fiktion eines „sozialen Fahrstuhl-Effekts“ in der „Risikogesellschaft“ 103
2.6 Gerhard Schulze und Peter Gross: Milieuvielfalt in der „Erlebnis-“ und der „Multioptionsgesellschaft“ 112
2.7 Heinz Bude, die soziale Exklusion und das Prekariat: Arme als „Ausgeschlossene“, „Überflüssige“ und „Entbehrliche“ 121
2.8 Oliver Nachtwey und sein „Rolltreppen-Effekt“ in der „Abstiegsgesellschaft“ 128
2.9 Die neue Klassenstruktur in Andreas Reckwitz’ „Gesellschaft der Singularitäten“ 135
3 Sozialstrukturentwicklung und Diskurskonjunkturen der Ungleichheit 143
3.1 Währungsreform, Westintegration und „Wirtschaftswunder“ 144
3.2 Ludwig Erhards „Wohlstand für alle“ und die gesellschaftliche Wirklichkeit 155
3.3 Rezession 1966/67, „Ölkrise“ 1973 und Weltwirtschaftskrise 1974/75: Massenarbeitslosigkeit und „neue Armut“ in der „Zweidrittelgesellschaft“ 162
3.4 Mehr Gleichheit auf einem niedrigeren Wohlstandsniveau: Staatssozialismus à la DDR 172
3.5 Die „neue Unterschicht“ und das „abgehängte Prekariat“ als Bodensatz der Gesellschaft? 178
3.6 Existenz-, Verlust- und Zukunftsängste des Durchschnittsbürgers: Erosion der Mittelschicht? 185
3.7 Refeudalisierung der Sozialstruktur und/oder Rückkehr der Klassengesellschaft? 193
3.8 Papst Franziskus und Thomas Piketty: Ungleichheit im Visier der Medienöffentlichkeit 199
3.9 Jens Spahns „Tafel“-Interview, Kevin Kühnerts Sozialisierungsforderung und die Antwort der CDU auf Rezos Video 207
4 Erscheinungsformen der wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheit 217
4.1 Konzentration des Privatvermögens und Polarisierung der Einkommen 217
4.1.1 Die zunehmende Ungleichheit der Einkommens- und Vermögensverteilung 218
4.1.2 Zukunftsperspektiven der Verteilungsverhältnisse im demografischen Wandel 223
4.2 Produktion, Reproduktion und/oder Legitimation der sozioökomischen Ungleichheit durch das Bildungssystem? 226
4.2.1 Bildungsungleichheit, „Bildungsarmut“ und Bildungsreichtum 226
4.2.2 Konsequenzen für die Armutsbekämpfung: Verbesserung der Bildung und/oder Umverteilung des Reichtums? 238
4.3 Gesundheitliche Ungleichheit: Wer arm ist, muss früher sterben 243
4.3.1 (Langzeit-)Arbeitslosigkeit, Armut und soziale Ausgrenzung – ein Gesundheitsrisiko 244
4.3.2 Armut und Krankheit im Alter – eine brisante Wechselbeziehung 250
5 Entstehungsursachen und Entwicklungstendenzen der Ungleichheit: Prekarisierung, Pauperisierung und Polarisierung 254
5.1 US-Amerikanisierung der Gesellschaft als Leitmotiv des Neoliberalismus 254
5.1.1 Das neoliberale Verständnis von Leistung, sozialer Ungleichheit und Gerechtigkeit 258
5.1.2 Ökonomisierung, Privatisierung und (Re-)Kommodifizierung als Instrumente der neoliberalen Politik 264
5.2 US-Amerikanisierung des Arbeitsmarktes: Deregulierung, Prekarisierung der Lohn- und Liberalisierung der Leiharbeit 269
5.2.1 Vorgeschichte, Entstehungshintergrund und Rahmenbedingungen der rot-grünen Arbeitsmarktreformen 269
5.2.2 Gerhard Schröders „Agenda 2010“ und die sog. Hartz-Gesetze 271
5.3 US-Amerikanisierung des Wohlfahrtsstaates: Abwertung, Ökonomisierung und Privatisierung des Sozialen 274
5.3.1 Einführung der Riester-Rente: Altersarmut per Gesetz 280
5.3.2 Rentenkürzung und mehr Altersarmut durch Lebensarbeitszeitverlängerung 283
5.3.3 Hartz IV – Symbol für soziale Demontage, Verarmung und Verelendung 286
5.4 US-Amerikanisierung der Steuerpolitik: Geschenke für Gutbetuchte und Opfer für Bedürftige 291
5.4.1 Steuerpolitik der CDU/CSU/FDP-Koalitionen unter Konrad Adenauer und Helmut Kohl 291
5.4.2 Die rot-grünen Steuerreformen und die Privilegierung der Kapitalanleger durch die Große Koalition 294
5.4.3 Demontage der Erbschaftsteuer für Firmenerben – ein verteilungspolitisches Drama in vielen Akten 306
5.5 Verschärfung der Ungleichheit durch die globale Banken-, Finanz- und Wirtschaftskrise? 319
6 Konturen und Perspektiven einer zerrissenen Republik 325
6.1 US-Amerikanisierung der Sozialstruktur 325
6.1.1 Das Prekariat: Unterschicht, digitales Proletariat oder neue Klasse? 328
6.1.2 Von der vermehrten Fluchtmigration zur ethnischen Unterschichtung der Gesellschaft? 334
6.1.3 Globalisierung der Ungleichheit: Herausbildung einer transnationalen Super- und/oder Unterklasse? 342
6.2 US-Amerikanisierung der Raum-, Regional- und Stadtentwicklung 345
6.2.1 Zerfall der Großstädte in Elends- und Luxusquartiere: Wohnungsnot und Mietenexplosion 347
6.2.2 Zuwanderung, ethnische Segregation und soziale Exklusion 355
6.2.3 Vor einer sozialen Wende in der Wohnungspolitik? 359
6.3 US-Amerikanisierung des sozialen Klimas und der politischen Kultur 361
6.3.1 Entsolidarisierung als Folge der gesellschaftlichen Polarisierung 362
6.3.2 Verhöhnung der sozial Benachteiligten in der Hartz-IVGesellschaft 365
6.4 Sozioökonomische führt zu politischer Ungleichheit: Demokratie in der Krise? 372
6.4.1 Resignation, politischer Rückzug und geringe Repräsentation der Armen 373
6.4.2 Finanzmarktkapitalismus und Krise der Repräsentation als Gefahren für die Demokratie 376
6.5 Rechtspopulismus oder Wie der Zorn die Republik zerreißt 382
6.5.1 Verlustängste, Abstiegssorgen und Panikreaktionen der Mittelschicht 382
6.5.2 Wohlstandschauvinismus, Standortnationalismus und Sozialdarwinismus als ideologischer Nährboden des Rechtspopulismus 386
6.6 Zukunftsaussichten einer zerrissenen Republik: Alternativen zur wachsenden Ungleichheit 390
6.6.1 Abschottung gegen Armut: Entwicklung des Mindestlohns zu einem Lebenslohn 393
6.6.2 Solidarische Bürgerversicherung und soziale Mindestsicherung für einen inklusiven
Sozialstaat 397
6.6.3 Abschöpfung des Reichtums: Vergesellschaftung und/oder Umverteilung von oben nach unten? 401
Literaturauswahl 405
|
|
|