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Die religiöse Dimension in der Popmusik und ihre Relevanz für den Religionsunterricht  Bachelorarbeit Hochschule Vechta
Die religiöse Dimension in der Popmusik und ihre Relevanz für den Religionsunterricht
Bachelorarbeit


Hochschule Vechta

Katharina Freese

Grin-Verlag OHG
EAN: 9783640517466 (ISBN: 3-640-51746-6)
60 Seiten, paperback, 15 x 21cm, 2008

EUR 34,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
http://www.grin.com
Rezension
Religiöse Elemente in der Popmusik werden seit ca. 20 Jahren mehr oder minder systematisch in der Religionspädagik unterrichtlich verwendet und erforscht. Nicht nur gibt es eine spezifisch "christliche" (und anti-christliche, z.B. satanistische Popmusik) Popmusik, sondern es finden sich auch in der "ganz normalen" Popmusik vielfältige religiöse und christliche Motive und Anspielungen, die zu interessanten Unterrichtsarrangements genutzt werden können. Neben der Musik und den Texten (Lyrics) sind dabei vor allem die Bildwelten interessant, die in Musikvideos präsentiert werden. Schließlich ist die quasi kultische Präsentation von Popmusik in Live-Konzerten mit religiösem Kult vergleichbar. Diese Vechtaer Bachelorarbeit gibt einen gerafften Überblick zur Thematik.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
auch als eBook (PDF) für 24,99 EUR

Einleitung I Die religiöse Dimension in der populären Musik 1 populäre Musik- Terminologie 2 Die Geschichte von Pop und Religion 3 Erscheinungsformen populärer Musik und ihrer religiösen Dimension 3.1 Religiöse Elemente in der konsumorientierten, säkularen Popmusik 3.2 Religiöse Elemente in der okkulten bzw. satanistischen populären Musik 3.3 Meditative und esoterische Musikspiritualität im Kontext der „New Age Bewegung“ 3.4 Christliche Popmusik 4 Die religiösen Aspekte der populären Musik 4.1 Symbole und Geschichten- die textliche Ebene der populären Musik 4.2 Rhythmus und Ekstase- die musikalische Ebene der populären Musik 4.3 Kult innerhalb der populären Musikszene 4.4 Die transzendente Macht populärer Musik 5 Umgang mit Pop-Religiosität 6 Populäre Musik und Gnosis- ein Versuchsmodell II Die Relevanz der populären Musik für den Religionsunterricht 1 Hinführung- Die Geschichte der religiösen Musik im Unterricht 2 Das Potenzial von Popmusik im Religionsunterricht heute 2.1 Orientierung an der Lebenswelt des Subjekts 2.2 Förderung der jugendlichen Sinnsuche, Identitätsfindung und Sozialisation 2.3 Moderne Symboldidaktik als Zugang zu den Schülern 2.4 Auffassung der Schüler 2.5 Videoclips 3 Methodische Erarbeitung 4 Kreative Weiterarbeit mit populärer Musik 5 Konkrete Beispiele für den Unterricht 5.1 „One of us“ von Joan Osborne 5.2 „Where is the love „ von den Black Eyed Peas 5.3 „Nicht von dieser Welt“ von Xavier Naidoo und „Armageddon“ von den Söhnen Mannheims 6 Fazit Ausgangspunkt dieser Arbeit ist das Nachdenken darüber, ob und in welcher Form sich Religiosität innerhalb der populären Musik widerspiegelt.Im Sinne eines besseren Verständnisses wurde diese Arbeit in zwei Teile gegliedert. Diese orientieren sich dabei an den zwei Bereichen, die auch schon im Titel erkennbar sind. Der erste Teil wird sich allgemein mit der religiösen Ebene der populären Musik beschäftigen, während der zweite konkret auf dessen Relevanz für den Religionsunterricht abzielen wird. So soll also zuerst einmal ein Überblick über den Bereich um den es sich drehen wird, gegeben werden und Aspekte beleuchtet werden, welche Religiosität innerhalb der Musik darstellen. Im zweiten Teil dieser Ausarbeitung wird es dann explizit um die Relevanz der populären Musik gehen und ihr Potenzial im Hinblick auf verschiedene Aspekte beleuchtet werden.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 1

I Die religiöse Dimension in der populären Musik 3

1 populäre Musik - Terminologie 3

2 Die Geschichte von Pop und Religion 3

3 Erscheinungsformen populärer Musik und ihrer religiösen Dimension 6

3.1 Religiöse Elemente in der konsumorientierten, säkularen Popmusik 7
3.2 Religiöse Elemente in der okkulten bzw. satanistischen populären Musik 9
3.3 Meditative und esoterische Musikspiritualität im Kontext der "New Age-Bewegung" 10
3.4 Christliche Popmusik 11

4 Die religiösen Aspekte der populären Musik 13

4.1 Symbole und Geschichten- die textliche Ebene der populären Musik 14
4.2 Rhythmus und Ekstase- die musikalische Ebene der populären Musik 15
4.3 Kult innerhalb der populären Musikszene 18
4.4 Die transzendente Macht populärer Musik 19

5 Umgang mit Pop-Religiosität 21

6 Populäre Musik und Gnosis- ein Versuchsmodell 27

II Die Relevanz der populären Musik für den Religionsunterricht 28

1 Hinführung- Die Geschichte der religiösen Musik im Unterricht 28

2 Das Potenzial von Popmusik im Religionsunterricht heute 32

2.1 Orientierung an der Lebenswelt des Subjekts 33
2.2 Förderung der jugendlichen Sinnsuche, Identitätsfindung und Sozialisation 36
2.3 Moderne Symboldidaktik als Zugang zu den Schülern 38
2.4 Auffassung der Schüler 39
2.5 Videoclips 42

3 Methodische Erarbeitung 44

4 Kreative Weiterarbeit mit populärer Musik 46

5 Konkrete Beispiele für den Unterricht 48

5.1 "One of us" von Joan Osborne 48
5.2 "Where is the love" von den Black Eyed Peas 50
5.3 "Nicht von dieser Welt" von Xavier Naidoo und "Armageddon" von den Söhnen Mannheims 52

6 Fazit 56


Leseprobe:

1. Einleitung
Wie der Titel dieser Arbeit schon vermuten lässt, soll inhaltlich nicht ,,nur" die populäre
Musik thematisiert werden. Ausgangspunkt dieser Arbeit ist das Nachdenken darüber, ob
und in welcher Form sich Religiosität innerhalb der populären Musik widerspiegelt. Im
Titel wurde bewusst der Begriff ,,populäre Musik" und nicht der alltagssprachlich
gebräuchlichere ,,Popmusik" gewählt. Dieser Entscheidung liegt zu Grunde, dass populäre
Musik der weiter gefasste Begriff ist, wie im Folgenden aber noch näher erläutert wird. Im
Sinne eines besseren Verständnisses wurde diese Arbeit in zwei Teile gegliedert. Diese
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2
orientieren sich dabei an den zwei Bereichen, die auch schon im Titel erkennbar sind. Der
erste Teil wird sich allgemein mit der religiösen Ebene der populären Musik beschäftigen,
während der zweite konkret auf dessen Relevanz für den Religionsunterricht abzielen wird.
So soll also zuerst einmal ein Überblick über den Bereich um den es sich drehen wird,
gegeben werden und Aspekte beleuchtet werden, welche Religiosität innerhalb der Musik
darstellen. Außerdem soll ein Einblick über die verschiedenen Positionen und Meinungen
zu Pop-Religiosität gegeben werden und die verschiedenen Umgangsformen mit ihr
dargelegt werden. Im zweiten Teil dieser Ausarbeitung wird es dann explizit um die
Relevanz der populären Musik gehen und ihr Potenzial im Hinblick auf verschiedene
Aspekte beleuchtet werden. Dabei wird es speziell um den musikalischen Bereich der
Popmusik gehen, da dieser innerhalb der populären Musik derjenige ist, der
massenkulturell am wirksamsten und im Alltag der Schüler am ehesten wiederzufinden ist.
Außerdem wird die methodische Vorgehensweise und die Auffassung der Schüler, im
Hinblick auf den Einsatz von Popmusik im Unterricht, thematisieren. Abschließend
werden konkrete Beispiele für den Gebrauch von Popmusik dargestellt und Anregungen
für den Religionsunterricht gegeben. Schließlich orientiert sich praktische Theologie schon
lange nicht mehr nur an der Institution Kirche, sondern öffnet sich auch immer mehr den
religiösen Phänomenen innerhalb der populären Musik und somit den religiösen
Bewusstseinsformen, die in der modernen Lebenswelt wiederzufinden sind. Anzumerken
sei noch, dass in dieser Arbeit aus Rücksicht auf die Lesbarkeit auf eine ,,weibliche
Grammatik" verzichtet wurde.
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3
I Die religiöse Dimension in der populären Musik
1 populäre Musik- Terminologie
Begriffe wie populäre Musik oder auch Popmusik einzugrenzen ist äußerst schwer, da
immer wieder die unterschiedlichsten Meinungen welcher Musikstil jetzt dazu gehört und
welcher nicht, auftreten. Auch die Auffassungen darüber ob ,,Pop" eine Abkürzung von
,,Popular" ist oder eine Differenzierung zwischen ihnen vorgenommen werden muss,
gehen weit auseinander.
1
Es soll hier auch nicht darum gehen eine richtige und endgültige
Definition dieser Begriffe zu finden. Wichtig für diese Arbeit ist es zu verstehen, dass
populäre Musik ein umfassenderer Begriff ist, als der der Popmusik.
Denn Letzteres ist lediglich ein spezieller Bereich des Überbegriffs populäre Musik, der
im Hinblick auf die anderen Bereiche der populären Musik weitaus enger mit industrieller
Massenproduktion und Kommerzialisierung zusammenhängt.
2
Die populäre Musik geht
über die erst sehr junge Popularmusik aber noch hinaus, in dem sie beispielsweise auch das
Kirchenlied, explizit christliche Musik oder auch esoterische Musikformen, mit
einschließt.
3
Auf Grund der Tatsache, dass diese Musiksparten auch in dieser Arbeit
thematisiert werden, wurde diese Bezeichnung im Titel bewusst ausgewählt. Da die
Popmusik einen wichtigen Bereich der populären Musik einnimmt und im Leben der
Jugendlichen, musikalisch gesehen, die größte Rolle spielt, wird sie innerhalb dieser
Arbeit, besonders im zweiten Teil, in dem es um das Potenzial für den RU gehen wird, in
besonderem Maße behandelt werden. Gerade im Hinblick auf den Unterricht macht es nur
Sinn moderne Musik zu behandeln, wenn diese auch Teil der jugendlichen Alltagswelt ist
um so im vollen Maße religiöse Erfahrungen zu ermöglichen und sich mit dem eigenen
Glauben, mittels Musik, auseinander zusetzen.
2 Die Geschichte von Pop und Religion
Lange bevor sich religiös populäre Musik in Anlehnung an den christlichen Glauben
entwickelte, entstand die religiöse Musik der Afrikaner. Im Zuge der Sklaverei und den
Bekehrungsversuchen der Missionare vermischten sich afrikanische und europäische
Kultur sehr schnell. Auf musikalischer Ebene entstanden dabei die sogenannten
1 Vgl. Flender, Reinhard, Rauhe, Hermann, Popmusik. Aspekte ihrer Geschichte, Funktionen, Wirkung und
Ästhetik (= WB-Forum 42), Darmstadt 1989,
11-15.
2 Vgl. Marek, Christoph, Pop/Schlager. Eine Analyse der Entstehungsprozesse populärer Musik im US-
amerikanischen und deutschsprachigem Raum, Berlin 2006, 34f.
3 Vgl. Flender, 15f.
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4
,,Spirituals".
1
Hierbei wurde die Musik der schwarzen Sklaven, mit ihren ganz eigenen
religiösen Inhalten, nun mit den biblischen Figuren und Geschichten verbunden und die
Afrikaner selbst, die ihrerseits der religiösen Traditionen beraubt worden waren,
identifizierten sich nun mit dem unterdrückten Volk Israels. In ihren Liedern brachten sie
die Sehnsucht nach Befreiung zum Ausdruck.
2
Traditionsgeschichtlich ist hierbei
anzumerken, dass die Strukturen der afrikanischen Musik wie Rhythmus und Ekstase für
die heutige populäre Musik noch immer eine Rolle spielt.
3
Aus den Spirituals entwickelte
sich mit der Zeit der Gospel, welcher ursprünglich mit der Auslegung des Evangeliums im
Gottesdienst zu tun hatte, nach kurzer Zeit aber auch außerhalb der Kirche viele Anhänger
fand.
4
Spätere Künstler wie Aretha Franklin schafften es sowohl Soul-Hits in den Charts zu
platzieren, als auch nebenbei auf authentische Weise Gospel im Gottesdienst zu singen.
Auch Ray Charles brachte Formen des Gospel und Spiritual in den Soul mit hinein. Bereits
in den 50er Jahren trug die religiöse Herkunft von Musikern zur Entstehung des Rock 'n'
Roll bei. Dieser lässt sich nämlich auf baptistische und pfingstlerische Freikirchen des
Südens der USA zurückführen. Als eines von vielen Beispielen lässt sich auch Elvis
Presley nennen, der in einer religiösen Familie aufgewachsen ist und in seiner Musik auch
den Stil von Predigern und Gospel Quartetten übernahm.
5
Ebenfalls zu dieser Zeit begann
man Jugendliche als eigene Zielgruppe der Musikbranche zu erkennen und erste
christliche Botschaften in dieser Sparte wurden produziert. Gegner fand diese
Musikrichtung nicht nur in den Kirchen, sondern auch in der öffentlichen Meinung, die
den Rock 'n' Roll, trotz der religiösen Sozialisation ihrer Macher, als ,,Teufelsmusik"
bezeichneten.
6
Die 60er Jahre waren bestimmt von den Beatles, den Rolling Stones, ,,Flower Power" und
Drogen.
7
Bewusstseinserweiternde Rauschmittel wurden bei vielen Künstlern dieser Zeit
als gleichwertiges Äquivalent zur Religion gesehen, da ihrer Meinung nach, durch sie die
Wahrheit genauso zum Vorschein kommen würde und mit ihnen genau das gleiche Ziel
erreicht werde, wie auch durch religiöse Erfahrungen. Folglich suchten sie mittels
1 Vgl. Kögler, Ilse, Die Sehnsucht nach mehr. Rockmusik, Jugend und Religion. Informationen und
Deutungen, Graz [u.a.] 1994,12ff.
2 Vgl. Schwarze, Bernd, ,,Everybody's Got A Hungry Heart..."Rockmusik und Theologie, 187. in:
Bubmann, Peter / Tischer, Rolf (Hg.), Pop und Religion. Auf dem Wege zu einer neuen
Volksfrömmigkeit?, Stuttgart 1992, 187-201.
3 Vgl. Fermor, Gotthard, EKSTASIS. Das religiöse Erbe in der Popmusik als Herausforderung an die
Kirche (= Praktische Theologie heute 46), Stuttgart [u.a.] 1999, 159.
4 Vgl. Kögler, 16f.
5 Vgl. Tischer, Rolf, Postmoderner Synkretismus im Bereich der Rock- und Popmusik, 31-34. in:
Bubmann, Peter / Tischer, Rolf (Hg.), Pop und Religion. Auf dem Wege zu einer neuen
Volksfrömmigkeit?, Stuttgart 1992, 29-57.
6 Vgl. Kögler, 60-63.
7 Vgl. Tischer, Postmoderner Synkretismus, 31-34.
Seite 6
5
Drogenkonsum nach Erlösung, Liebe, Wahrheit und Gott.
1
Das Streben nach Liebe,
Frieden und der Wiedererlangung des paradiesischen Urzustandes fand seinen Höhepunkt
im Woodstock-Festival im Jahre 1969.
2
Die Erfahrung der 50er Jahre die gezeigt hatte,
dass die Kirche keinerlei Toleranz für die Musik und das Lebensgefühl der jungen
Generation übrig hatte, sorgte nun für eine Ablehnung genau dieser Institutionen.
3
Auch
wenn es zu dieser Zeit einige religiöse Hits, wie zum Beispiel ,,Imagine"
4
von John Lennon
gab, so gewann die eher atheistische-rebellische Einstellung doch die Oberhand. Eines von
vielen Beispielen ist das Lied ,,Sympathy for the Devil"
5
von den Rolling Stones. Genau
diesen kritischen Geist nahm später auch der Punk sowie der Heavy Metal auf.
6
Ebenfalls
in den 60ern erlebte die explizit christliche Musik einen Aufschwung. Diese lässt sich zwar
bis ins Alte Testament zurück führen und erlangte schon früher, zum Beispiel im Jahre 600
n.Chr. durch den Gregorianischen Gesang oder auch, wie bereits vermerkt wurde, durch
die Gospels große Anerkennung. Dennoch entwickelte sich in den 60ern zum ersten Mal
eine Strömung innerhalb der christlichen Musik, die die Trennung von geistlicher und
weltlicher Welt zu überbrücken schien. Denn zu dieser Zeit begannen in den USA
christliche Musiker moderne Musikstile mit in ihre Musik einfließen zu lassen. Schon bald
darauf erreichte die christlichen Metalband ,,Jerusalem", dass MTV ihren Videoclip
zeigte.
7
Religiöse Thematiken innerhalb der populären Musik kamen allerdings erst in den
80er Jahren zu ihrem Höhepunkt und fanden zu jener Zeit vielfältige Umsetzung. An dieser
Stelle sind Bands wie U2 mit ihrer explizit christlichen Einstellung in vielen ihrer Songs zu
nennen, aber auch Künstler wie Prince, der sich seine eigene ,,lovesexy"-Theologie schafft
in der er Erotik und Religion verbindet. Neben diesen Musikern widmen sich aber auch
noch viele andere Künstler wie Madonna, Sting oder Michael Jackson religiösen Themen.
8
Ebenfalls zu dieser Zeit kommt es zur Entstehung von vielen Teilkulturen innerhalb der
populären Musik, welche sich auf ganz bestimmte Zielgruppen konzentrieren. Beispiele
hier für sind der HipHop und Rap, dessen Songs mitunter auch christliche sowie islamische
Anspielungen beinhalten. In den 90er Jahren kommt dann der Musikstil Techno hinzu, der
sich durch rhythmusbetonte Computermusik, mitunter auch fehlender Gesang, auszeichnet.
Hierbei wird versucht, die so genannten ,,Raver" in Ekstase zu bringen und durch die
1 Vgl. Kögler, 127ff.
2 Vgl. Schwarze, Hungry Heart, 188.
3 Vgl. Kögler, 63.
4 Vgl. Anhang 1
5 Vgl. Anhang 2
6 Vgl. Schwarze, Bernd, Die Religion der Rock-und Popmusik. Analysen und Interpretationen (=
Praktische Theologie heute 28), Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart [u.a.] 1997,133.
7 Vgl. http://www.sound7.de/article.php?article=5267, Anhang 3
8 Vgl. Tischer, Postmoderner Synkretiusmus, 31-34.
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6
Andersartigkeit der Musik ein Ausstieg aus der Alltagswelt zu ermöglichen.
1
Anzumerken sei an dieser Stelle, dass dieser kurze historische Überblick ebenfalls darauf
hindeuten soll, dass im Hinblick auf populäre Musik sowohl eine ernste und persönliche
Auseinandersetzung mit Religion als auch ein spielerisches Experimentieren, bei dem auch
bisher sich Widersprechendes oder bisher Ausschließendes zusammen gemixt wird,
erkennbar ist.
2
In jedem Fall aber ist das Vorkommen von Religiosität innerhalb der Musik
niemals bloß reiner Zufall, sondern religiöse Fragen der jeweiligen Zeit haben ihren festen
Platz innerhalb der Songtexte. Schon immer haben Künstler in der Auseinandersetzung mit
der eigenen religiösen Sozialisation Antrieb für ihre künstlerische Produktivität gefunden.
Dieser kurze Überblick der Musikgeschichte ist für meine Arbeit sehr wichtig, da durch
ihn deutlich wird, dass populäre Musik religiöse und musikalische Traditionen
verschiedenster Art integriert. Weiterhin zeigt er, dass Religiosität schon seit längerer Zeit
nicht mehr nur an die entsprechenden Institutionen gebunden ist. Vielleicht muss in
einigen Fällen sogar davon ausgegangen werden, dass Popmusik den Jugendlichen den
intensivsten und regelmäßigsten Kontakt mit religiösen Themen bietet.
3
3 Erscheinungsformen populärer Musik und ihrer religiösen
Dimension
Populäre Musik erscheint auf den ersten Blick nicht immer religiös. Selbst wenn man
konkret nach religiösen Aspekten innerhalb dieser modernen Kultur fragt, muss beachtet
werden, dass nicht jeder religiös interpretiert werden kann, es aber einige Inhalte gibt, die
berechtigter Weise sehr wohl religiös verstanden werden können. Religion und Popmusik
in Verbindung zu bringen ist vor allem dort unproblematisch, wo sich die jeweiligen
Musiker selbst als religiös bezeichnen und sie ihren Glauben in der Musik bewusst
widerspiegeln wollen. Anders ist es, wenn sich der Hörer bzw. Zuschauer durch den
Liedext, Sound, das Plattencover, das Erscheinunsbild des Stars oder die Ausstattung der
Bühnenshow religiös angesprochen fühlt, obwohl dies von dem Interpret oder den
Produzent gar nicht beabsichtigt war. Dies kann aus Gedankenlosigkeit, aber auch aus
cleverer Berechnung resultieren. Folglich muss innerhalb der populären Musik zwischen
explizit religiösen Aussagen und fragmentarischer bzw. impliziter Religion unterschieden
werden.
4
In diesem Kapitel wird nun die Vielfältigkeit dargestellt werden mit der populäre
1 Vgl. Schwarze, 133.
2 Vgl. Tischer, Postmoderner Synkretismus, 31-34.
3 Vgl. Schwarze, Hungry Heart, 189.
4 Vgl. Bubmann, Bubmann, Peter / Tischer, Rolf, Spielarten populärer religiöser Musik, 16-18. in:
Bubmann, Peter / Tischer, Rolf (Hg.), Pop und Religion. Auf dem Wege zu einer neuen
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Musik und Religion in Beziehung zueinander treten können. So kann Musik zu einem
religiösen Konsumgut werden indem sie mit religiösen Symbolen und Themen bestückt
wird oder aber sie dient der religiösen Identifizierung von Individuen oder Gruppen.
Weiterhin kann sie ebenfalls zum expliziten Übermittler religiöser Botschaften werden. Im
Folgenden werden also die dementsprechenden Phänomene genauer erläutert und auf den
damit verbundenen Musiggebrauch sowie die mitunter verknüpften Weltanschauungen
eingegangen werden
1
3.1 Religiöse Elemente in der konsumorientierten, säkularen
Popmusik
Wie die Überschrift schon verrät wird es in diesem Teil um den Bereich der populären
Musik gehen, den man allgemein als Popmusik kennt und der zum späteren Zeitpunkt im
Hinblick auf den Religionsunterricht eine wichtige Rolle spielen wird.
Popmusik nimmt einen großen Stellenwert innerhalb der modernen industriell hergestellten
Unterhaltungskunst ein. Dabei müssen die Verantwortlichen, wie zum Beispiel
Komponisten, Produzenten, Musiker und Techniker von den übrigen Musikbetrieben wie
Hochschulen, Musikschulen oder Konservatorium unterschieden werden. Denn den
Machern von populärer Musik geht es nicht um Werkinterpretationen, sondern um Sound
und Stil bzw. einem Star mit einzigartigen Wiedererkennungswert. Dieser Art von
Musikern geht es darum, ihre eignen Gefühle und Sichtweisen in ihrer Musik
auszudrücken, wobei sie dabei genaustens beachten müssen was die Menschen anspricht,
da sie ökonomisch auf Käufer angewiesen sind. Hierbei gibt es kein typisches Bild eines
Käufers, da Popularmusik heute in allen Gesellschaftsschichten und Altersgruppen
Anklang findet, auch wenn es richtig ist, dass die Mehrzahl der Käufer unter 30 Jahren
sind. Weiterhin gehören viele dieser Konsumenten in der Regel weder einer expliziten
Religion an noch bezeichnen sie sich als Atheisten, sondern haben vielmehr eine
unterbewusste und undefinierte Religiosität. Auch wenn sich diese Menschen etablierten
Kircheninstitutionen, praktizierter Frömmigkeit und Maximen für den Alltag meißtens
nicht verbunden fühlen, so haben sie dennoch ein religiöses Bedürfnis und ein gewisses
Maß an Spiritualität vorzuweisen und genau darauf versucht der Popmusikmarkt zu
reagieren.
2
Im Hinblick auf dieses Kapitel ist zu sagen, dass mit Popmusik vor allem der
Bereich gemeint ist, den man im Volksmund auch ,,Mainstream" nennt. Es geht also nicht
um esoterische Musik der ,,New-Age-Bewegung" oder explizit christlicher Musik, auf die
Volksfrömmigkeit?, Stuttgart 1992, 16-28.
1 Vgl. Bubmann, Spielarten, 28.
2 Vgl. Bubmann, Spielarten, 22ff.
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ich noch eingehen werde. Sondern in erster Linie um das, was ,,die breite Masse" gerne
hört. Ohne dabei immer eine konkrete Religion auszusprechen, finden sich in diesen
Texten durchaus religiöse Metaphern, Symbole oder Assoziationen. An Stelle der
Gemeinde, in der ja größtenteils dem religiösen Leben Ausdruck verliehen wird, rücken
der alltägliche Musikkonsum des Individuums durch Medien wie Fernsehen, Rundfunk,
Stereo-Anlage und MP3-Player, sowie in besonderer Weise die Live-Konzerte der
Musikidole.
1
An Stelle des Pastors steht in gewisser Weise das eigene Musikidol.
Welcher Bereich der Popmusik besonders beliebt ist wird in der Regel von peer groups,
den Massenmedien, dem eigenen Geschmack aber auch der jeweiligen Hörsituation
beeinflusst.
2
Auf die Frage warum gerade diese Art der Musik vor allem bei den Jugendlichen so gut
ankommt, gibt es verschiedene Antworten. So steht sie zuerst einmal für ein freies und
ungezwungenes Ausleben von Emotionen und lockeren Interaktion-und Verhaltensformen.
Man bedenke hier beispielsweise den provokativen Hüftschwung von Sängerinnen wie
Shakira oder Beyonce Knowles, sowie die zahlreichen halbnackten Tänzerinnen der
Loveparade, um einige von vielen Beispielen zu nennen. Generell wird die Sexualität, die
für Jugendliche ein äußerst wichtiges Thema ist, in kaum einer Musiksparte so oft
thematisiert wie in der Popmusik. Auch wenn dies mitunter nur in mehrdeutiger Weise
geschieht, wie sich an Songtiteln wie ,,Why don't we do it on the road" von den Beatles
oder ,,I want to be your slave" von Britney Spears, erkennen lässt. Des weiteren zeichnet
sich die Beliebtheit der Popmusik auch durch ihre starken Rhythmen aus, die um ein
Beispiel zu nennen, rein gar nichts mit der affekthemmenden klassischen Musik, welche
Jugendliche nicht sonderlich interessiert, zu tun hat.
3
Im Hinblick auf die religiöse
Dimension ist zu sagen, dass die Popmusik, trotz dementsprechender Themen oder
Symbole, immer noch ,,poppig", und schnell bleibt. Mitunter wohl auch oberflächlich, da
es vielen Konsumenten nicht um das Nachdenken über Songs geht, sondern in erster Linie
um die Musik und das Hörvergnügen an sich. Dennoch kann man deutlich erkennen, dass
diese Ausprägung in der Musik und den Videos auch, oder vielleicht gerade wegen, ihrer
Andersartigkeit auffällt. Verdeutlicht wird hierdurch natürlich auch, dass das Thema des
Glaubens in vielen Menschen verwurzelt ist und sie sich trotz der Verzerrung, die durch
die Kommerzialisierung mitunter entsteht, davon ansprechen lassen und sich mit Gott und
1 Vgl. Bubmann, Spielarten, 22ff.
2 Vgl. Tischer, Rolf, Synkretismus als Anknüpfungspunkt christlichen Glaubens? Überlegungen zum
Umgang mit der Pop-Religiösität, 174, in: Bubmann, Peter / Tischer, Rolf (Hg.), Pop und Religion. Auf dem
Wege zu einer neuen Volksfrömmigkeit?, Stuttgart 1992, 174-186.
3 Vgl. Marek, 104-106.