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Die große Welt und die kleine Paula Eine Geschichte der Behinderung
Die große Welt und die kleine Paula
Eine Geschichte der Behinderung




Heinz Becker

Beltz Verlag , Juventa
EAN: 9783779962748 (ISBN: 3-7799-6274-8)
327 Seiten, hardcover, 15 x 23cm, August, 2020

EUR 29,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Paula Kleine hat fast ihr ganzes Leben in Einrichtungen der Psychiatrie und der Behindertenhilfe zugebracht. Sie hat in Schlafsälen und in einer kleinen Wohngemeinschaft gelebt, Wäsche gewaschen, Kartoffeln geschält und wurde als Filmschauspielerin bekannt. Die Geschichte der Person ist untrennbar verbunden mit der Geschichte unseres Fachgebiets und der unserer Gesellschaft. Aber auch das wäre noch „nur“ eine schöne, wenn wir daraus nicht Konsequenzen ziehen für das 21. Jahrhundert.

Neben der Lebensgeschichte einer Person wird die Fach- und Ideengeschichte der Behindertenhilfe erzählt, die eingebettet ist in die Geschichte unserer Gesellschaft.

Heinz Becker, Jg. 1953, Diplom-Sozialpädagoge, von 1989 bis 2019 Bereichsleiter ASB-Tagesförderstätte in Bremen, zuvor Mitarbeit bei der Auflösung Klinik Kloster Blankenburg, seit 1992 Lehrbeauftragter Hochschule Bremen, diverse Buch- und Zeitschriftenveröffentlichungen. Arbeitsschwerpunkt ist die Teilhabe von Menschen mit schwersten und mehrfachen Behinderungen.
Rezension
Der Autor dieses Buchs, Jg. 1953, Diplom-Sozialpädagoge, von 1989 bis 2019 Bereichsleiter ASB-Tagesförderstätte in Bremen, zuvor Mitarbeit bei der Auflösung psychiatrische Klinik Kloster Blankenburg, beschreibt anhand einer Lebensgeschichte die Geschichte psychiatrischer Anstalten in Deutschland; denn neben der Lebensgeschichte der Person Paula Kleine, die der Autor 20 Jahre lang in der Psychiatrie begleitet hat, wird die Fach- und Ideengeschichte der Behindertenhilfe erzählt, die eingebettet ist in die Geschichte unserer Gesellschaft. Es ist schwierig die Geschichte einer Psychiatrie-Patientin zu erzählen; denn diese Menschen haben immer eine Akte, aber selten können sie ihre Geschichte wahrnehmen, erinnern oder reflektieren. Der Zugang zur persönlichen Geschichte steht dabei in Bezug zur Entwicklung des gesellschaftlichen Umgangs mit behinderten Menschen im 20. Jahrhundert. Wie ein Mensch sich entwickelt, wie er lebt und was er erlebt, ist von vielen (gesellschaftlichen) Faktoren abhängig: eine Lebensgeschichte, aus der Konsequenzen für den Umgang mit behinderten Menschen im 21. Jhdt. zu ziehen sind!

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Psychiatrie | Soziale Arbeit | Behindertenhilfe | Inklusion | Sozialpädagogik
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1: Persönliches Vorwort 9

Kapitel 2: Romantische Wissenschaft 13

Kapitel 3: Vorher 18

Das Leben um 1928 20

Kapitel 4: Die frühe Kindheit von Paula Kleine: 1928–1931 22

Kapitel 5: Die Entstehung der geistigen Behinderung in der frühen Kindheit 23

Kapitel 6: Handlungsleitende Ideen und die Folgen bis 1933 29

6.1 Die Vorgeschichte 29
6.2 Die Pädagogik 31
6.3 Die Psychiatrie 37
6.4 Die „Rassenhygiene“ 42
6.5 Der eugenische Konsens 62

Kapitel 7: Handlungsleitende Ideen und die Folgen 1933–1945 (I.):
„Der langersehnte Umschwung“ 64

7.1 Nationalsozialistische Bevölkerungspolitik 66
7.2 Sterilisationen: Die Verhinderung „lebensunwerten Lebens“ 69
7.3 Erziehung und Pädagogik im Faschismus 73
7.4 Psychiatrie im Faschismus 76
7.5 Rassenhygiene im Faschismus 78

Kapitel 8: Paula Kleine im Kinderheim: 1931–1939 80

8.1 Das Leben in Haus Reddersen 81
8.2 Selbstkonzept und Habitus 83

Kapitel 9: Handlungsleitende Ideen und die Folgen 1933–1945 (II.):
„Die Vernichtung lebensunwerten Lebens“ 86

Kapitel 10: Paula Kleine in der Heilanstalt und im Gertrudenheim Blankenburg: 1939 bis 1941 97

Kapitel 11: Handlungsleitende Ideen und die Folgen 1933 bis 1945 (III.): Der Hungerkosterlass 101

Kapitel 12: Paula Kleine in der Heil- und Pflegeanstalt Kutzenberg (I.): 1941 bis 1945 105

Kapitel 13: Salutogenese und Resilienz 110

Resilienz bei Paula Kleine 113

Kapitel 14: Nach 1945 115

14.1 Die 1950er Jahre 115
14.2 Die Prozesse 118
14.3 Alte Bekannte (I.): Die Euthanasieärzte 119
14.4 Entschädigung 121
14.5 Die alten Denkmuster 123
14.6 Alte Bekannte (II.): Die Rassenhygieniker 125

Kapitel 15: Die langen 1960er Jahre 128

15.1 Gesellschaft und Politik 128
15.2 Handlungsleitende Ideen und die Folgen der 1960er Jahre 133

Kapitel 16: Paula Kleine in Kutzenberg (II.): 1945–1979 138

Kapitel 17: Die 1970er und die 1980er Jahre 141

17.1 Politik und Gesellschaft 141
17.2 Handlungsleitende Ideen und die Folgen in den 1970er und 1980er Jahren 146
17.3 Integration 148
17.4 „Jedem Krüppel seinen Knüppel“ 150
17.5 Das Normalisierungsprinzip 152
17.6 „Elend und menschenunwürdig“: Die Psychiatriereform 157

Kapitel 18: Kloster Blankenburg 162

18.1 Die Klinik Kloster Blankenburg 162
18.2 Die totale Institution 167

Kapitel 19: Paula Kleine im Kloster Blankenburg: 1979–1988 173

Kapitel 20: Die Auflösung der Klinik Kloster Blankenburg 178

Kapitel 21: Die 1990er Jahre 186

21.1 Politik und Gesellschaft 186
21.2 Handlungsleitende Ideen und die Folgen in den 1990er Jahren 189

Kapitel 22: Wohnen, Arbeiten und die Kunst 191

22.1 Wohnen 191
22.2 Arbeiten 193
22.3 Was macht die Kunst? 197
22.4 Blaumeier: In dubio pro libido 205

Kapitel 23: Paula Kleine in Bremen 1988–2002: Wohnen, arbeiten und Theater spielen 209

23.1 Die ersten Jahre in Bremen 209
23.2 Der Unfall 213
23.3 Fast Faust 213
23.4 1992 bis 2002 215
23.5 Verrückt nach Paris 217

Kapitel 24: Das 21. Jahrhundert 221

24.1 Politik und Gesellschaft 222
24.2 Handlungsleitende Ideen und die Folgen: Selbstbestimmung und Assistenz 225

Kapitel 25: Das personzentrierte Konzept 236

Kapitel 26: 2010 ff. 242

26.1 Politik und Gesellschaft 242
26.2 Handlungsleitende Ideen und die Folgen: Die Behindertenrechtskonvention 245

Kapitel 27: Inklusion oder Teilhabe 249

Kapitel 28: Alte Rassenhygiene in neuen Schläuchen 255

Peter Singer 258
Peter Singer in Deutschland: Der Geist ist aus der Flasche 263
Meinungsfreiheit oder Menschenwürde 264
Nach Singer: Der Traum von der leidfreien Gesellschaft 267

Kapitel 29: Paula Kleine in Bremen (II.): 2002 bis 2014 273

Der „Ruhestand“ 2010 bis 2014 275

Kapitel 30: Heute 278

Kapitel 31: Neue Fachlichkeit: Personzentrierte Sozialraumorientierung 282

Die Haltung verändern 285

Kapitel 32: Was bleibt … 287

Literatur 298
Abbildungsverzeichnis 326
Vielen Dank! 327