lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Die dreckige Seidenstraße Wie Chinas Wirtschaftspolitik weltweit Staaten und Demokratien untergräbt
Die dreckige Seidenstraße
Wie Chinas Wirtschaftspolitik weltweit Staaten und Demokratien untergräbt




Philipp Mattheis

Penguin Books Frankfurt , Goldmann
EAN: 9783442317158 (ISBN: 3-442-31715-0)
288 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 22cm, Mai, 2023, s/w-Illustrationen

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Lange galt China als eine Art sanfter, schlafender Riese. Zwar war das politische System und dessen Menschenrechtsverletzungen nur schwer vereinbar mit westlichen demokratischen Werten, doch man setzte auf das Prinzip »Wandel durch Handel«. China würde sich mit steigendem Wohlstand schon öffnen. Doch das Gegenteil ist eingetreten: China verschließt sich nach außen, hat aber enorm an wirtschaftlichen und politischen Einfluss gewonnen. Bereits seit 2013 schafft die kommunistische Partei mit Krediten, Investitionen und Entwicklungsprojekten neue Absatzmärkte und hat neue Seidenstraßen erschlossen. Wer genauer hinsieht, bemerkt schnell, dass nicht nur chinesische Waren exportiert werden, sondern auch Ideologie, Dominanz und wirtschaftspolitische Abhängigkeiten. Die »neue Seidenstraße« ist ein schmutziges Projekt. Die kommunistische Partei untergräbt demokratische Regierungen, höhlt schleichend westlich-liberale, kapitalistische Normen aus und unterstützt gleichzeitig autoritäre Regime. Menschenrechte und Umweltschutz spielen keine Rolle. Spätestens seit 2022 mit dem Beginn des Russland-Ukraine-Krieges ist deutlich, wie groß Chinas Einfluss auch in Europa und Deutschland ist. Der Journalist und langjährige China-Korrespondent Philipp Mattheis hat die Länder, durch die die neuen Seidenstraßen verlaufen, bereist: von Kasachstan bis Ungarn, von Sri Lanka bis Georgien, von Griechenland bis Deutschland entlarvt er die Wirkmechanismen und Folgen der chinesischen Wirtschafts- und Geopolitik und fordert zu politischer Verantwortung und zum Umdenken auf.

Philipp Mattheis, geboren 1979, hat Philosophie studiert und die Deutsche Journalistenschule besucht. Seit 2011 arbeitet er als Auslandskorrespondent für verschiedene deutsche Medien, darunter den Stern, Capital, die WirtschaftsWoche und den STANDARD. Von 2011 bis 2016 und 2019 bis 2021 lebte er in Shanghai, von 2016 bis 2019 berichtete er aus Istanbul über die Türkei und den Nahen Osten. Er ist Autor mehrerer Bücher. Zuletzt erschien »Ein Volk verschwindet. Wie wir China beim Völkermord an den Uiguren zuschauen« im Januar 2021 beim Ch. Links Verlag. Online findet man ihn unter: philipp-mattheis.com
Rezension
Die Bezeichnung »Neue Seidenstraße«, die der chinesische Präsident vor 10 Jahren als »geostrategisches Jahrhundertprojekt« ausrief, sollte positive Assoziationen an vergangenen Reichtum zu wecken. Dieses Buch führt zu den Empfängerländern des chinesischen Geldes: Pakistan, Teheran oder Istanbul, wo China längst der wichtigste Handelspartner ist und chinesische Unternehmen den Ton angeben, Südostasien, das Peking mit Zugstrecken und Pipelines immer enger an sich bindet oder Kasachstan, dem größten Container-Trockenhafen der Welt, wo Container nach Duisburg auf der Schiene transportiert werden, Pipeline-Terminals in Myanmar, Mombasa in Kenia, von dort soll ein chinesischer Zug einmal alle großen Hauptstädte Afrikas miteinander verbinden ... Und auf der Digitalen Seidenstraße versucht Peking zur Cyber-Großmacht zu werden ... Die »Neue Seidenstraße« ist ein schmutziges Projekt. Wer genauer hinsieht, merkt schnell, dass hinter Pekings Investitionen etwas anderes steckt als Brücken und Wirtschaftswachstum. Die Initiative ist für das neue China unter Xi Jinping ein Machtinstrument, um seinen Einfluss global auszubauen. Die »neue Seidenstraße« ist ein schmutziges Projekt. Die kommunistische Partei untergräbt demokratische Regierungen, höhlt schleichend westlich-liberale, kapitalistische Normen aus und unterstützt gleichzeitig autoritäre Regime. Menschenrechte und Umweltschutz spielen keine Rolle.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
VORWORT 11

1. AM ENDE DER NEUEN SEIDENSTRASSE 15

Athen, Montenegro, Budapest und Hamburg – die Kommunistische Partei Chinas hinterlässt Spuren in ganz Europa.

2. AM ANFANG DER NEUEN SEIDENSTRASSE ODER »YOU NAME IT« 27

Mitte 2013 verkündet Xi Jinping das »Projekt des Jahrhunderts« und überschüttet die Welt mit Milliarden-Krediten.

3. VOR ORT IN SRI LANKA: WEISSE ELEFANTEN UND DIE SCHULDENFALLE 43

Als Sri Lanka in Zahlungsschwierigkeiten gerät, übernimmt China einen Hafen des Landes. Ein Muster?

4. DIE DREHSCHEIBE DER WELT: DIE KORREKTUR EINES FEHLERS DER GESCHICHTE 61

Mit dem Beginn des europäischen Zeitalters verfällt der sagenhafte Reichtum der alten Seidenstraße. Jetzt soll er zurückkehren.

5. VOR ORT IN KENIA: GRAUE ELEFANTEN UND CHINAS AFRIKA-STRATEGIE 79

Eine Zugstrecke endet im Nirgendwo. Trotzdem ist das Geld aus Peking auf dem Kontinent gern gesehen.

6. THE GREAT GAME I: DIE FABRIK DER WELT 101

Nach der globalen Finanzkrise 2009 verfügt China über gewaltige produktionskapazitäten und sitzt auf 3 Billionen Dollar. Beides muß irgendwohin.

7. VOR ORT IN ZENTRALASIEN: VON RUSSLANDS HINTERHOF ZU CHINAS VORGARTEN 115

Das »Kronjuwel der neuen Seidenstraße« ist ein eher trister Ort: zu Besuch in Khorgos, dem größten Trockenhafen der Welt.

8. KOLLATERALSCHADEN XINJIANG? 133

Der Beginn der brutalen Unterdrückung der Uiguren fällt zeitlich zusammen mit dem Start der Neuen Seidenstraße.

9. VOR ORT IN VORDER- UND SÜDASIEN: VOM KARAKORUM HIGHWAY NACH TEHERAN UND ISTANBUL – DAS SCHWEIGEN DER ISLAMISCHEN WELT 147

Besonders leicht fallen Peking Geschäfte mit autoritären Regimes – und dort, wo westliche Unternehmen sich zurückgezogen haben.

10. THE GREAT GAME II: AM LÄNGEREN HEBEL 167

Mit der neuen Doktrin der »Zwei Kreisläufe« will China die Kontrolle über den Waren- und Energiefluss behalten.

11. VOR ORT IN MYANMAR: DAS MALAKKA-DILEMMA 183

Eine Pipeline soll China Zugang zum Indischen Ozean verschaffen. Die chinesischen Unternehmen gehen dabei rücksichtslos vor.

12. VOR ORT IN LAOS: SCHLEICHENDE ÜBERNAHME 197

Seit Dezember 2021 verbindet eine Bahnstrecke die laotische Hauptstadt mit China. Und Laos wird allmählich zur chinesischen Provinz.

13. DIE DIGITALE SEIDENSTRASSE 211

Chinesische Internetstandards sollen die Welt entlang der Belt-and-Road-Initiative (BRI) prägen – mit ihnen kommt Überwachungstechnologie aus Peking.

14. THE GREAT GAME III: KAMPF DEM US-DOLLAR 221

Ziel Pekings ist es, den Status des US-Dollars als globale Leitwährung zu untergraben. Dafür spielt auch die Neue Seidenstraße eine wichtige Rolle.

15. CHINAS SCHULDENKRISE UND DIE SEIDENSTRASSE 2.0 233

Immer öfter geraten die Empfängerländer der Neuen Seidenstraße in Zahlungsschwierigkeiten – und China hat eigene Probleme.

16. AM ENDE: SONDERFALL DEUTSCHLAND 247

Duisburg ist der Endpunkt der Neuen Seidenstraße. Warum Deutschland eine Sonderrolle innehat.

17. SCHULDENFALLE ODER WIN-WIN? 257

Peking baut seine Macht entlang der Neuen Seidenstraße aus – und trotzdem stimmt das Motiv vom »bösen Geldverleiher« nicht.

EPILOG: VON IMPERIEN UND FALSCHER ÄQUIDISTANZ 263

DANK 277

LITERATURVERZEICHNIS 279