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Die Religion des Grals Entwürfe arteigener Religiosität im Spektrum von völkischer Bewegung, Lebensreform, Okkultismus, Neuheidentum und Jugendbewegung (1871-1945)
Die Religion des Grals
Entwürfe arteigener Religiosität im Spektrum von völkischer Bewegung, Lebensreform, Okkultismus, Neuheidentum und Jugendbewegung (1871-1945)




Sandra Franz

Wochenschau Verlag
EAN: 9783899745108 (ISBN: 3-89974-510-8)
608 Seiten, paperback, 15 x 21cm, 2009

EUR 58,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die mittelalterliche Erzählung vom Heiligen Gral gehört zu den großen abendländischen Mythen, die die Menschen bis heute faszinieren. Ausgehend von Richard Wagners Bühnenweihfestspiel „Parsifal“ er-fuhr der Grals- und Parzivalmythos eine zunehmende Ideologisierung. Völkische, lebensreformerische, okkultistische, neuheidnische und jugendbewegte Gruppierungen instrumentalisierten den Mythos, wie die Studie für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts nachweist. Sichtbar wird dabei die Suche nach einer alternativen, explizit völkischen Religiosität. Die Entwürfe arteigener Religiosität im Zeichen des Grals müssen vor dem Hintergrund einer durch Industrialisierung und Technisierung bedingten allgemeinen Sinn- und Modernisierungskrise verstanden werden. Überdies ist die völkische Religiosität in den viel größeren Kontext religiöser Fundamentalismen einzuordnen, die dem christlichen Fundamentalismus nordamerikanischer Provenienz strukturverwandt sind.



Sandra Franz studierte Mittlere und Neuere Geschichte, Slavische Sprachwissenschaft (Russisch) und Politikwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen, Promotion in Neuerer Geschichte 2006.
Rezension
(Religiöser) Fundamentalismus findet sich keineswegs nur in Islm, Christentum und Judentum, - diese Arbeit weist (religiösen) Fundamentalismus auch in der germanisch-völkisch-heidnischen Religiosität des Grals nach und zeigt seine Strukturverwandtschaft zum Fundamentalismus auf, - auch als Reaktion auf durch Industrialisierung und Technisierung bedingten allgemeine Sinn- und Modernisierungskrise (wie sie sich z.Zt. im islamischen Fundamentalismus in elementarer Weise zeigt). Die mittelalterliche Erzählung vom Heiligen Gral gehört zu den großen abendländischen Mythen, die die Menschen bis heute faszinieren. Ausgehend von Richard Wagners Bühnenweihfestspiel „Parsifal“ er-fuhr der Grals- und Parzivalmythos eine zunehmende Ideologisierung. Völkische, lebensreformerische, okkultistische, neuheidnische und jugendbewegte Gruppierungen instrumentalisierten den Mythos, wie die Studie für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts nachweist. Sichtbar wird dabei die Suche nach einer alternativen, explizit völkischen Religiosität.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung

A. Die Grundlagen: Der Grals- und Parzivalmythos

I. Mythos und Historie

1. Zum Mythosbegriff
2. Der historische Hintergrund

II. Der Gralsmythos im Mittelalter und in der Neuzeit

1. Die mittelalterlichen Gralsromane
2. Die Wiederentdeckung seit Spätaufklärung und Romantik
3. Wagners „Parsifal“ – Weltanschauungsdrama und Ersatzreligion?

B. Die Grals- und Parzivalrezeption im Kaiserreich

I. Der Bayreuther Kreis

1. Vorbemerkungen
2. Das Zentrum und der innere Kreis
2.1 Hans von Wolzogen Parsifal als deutscher „Glaubensheld“
2.2 Ludwig Schemann Parsifal als protestantischer Ersatzheiliger
2.3 Houston Stewart Chamberlain Parsifal – Vorbild für den „arischen Christus“?
3. Der weitere Kreis
3.1 Johann Heinrich Löffler „Parsifal“ im Zeichen der „Deutschen Mythologie“
3.2 Bernhard Förster Parsifal als Kämpfer für ein deutsches Christentum
3.3 Arthur Seidl Parsifal als „christlicher Christus“
3.4 Leopold von Schroeder „Parsifal“ als arisches Mysterium
3.5 Weitere „Parsifal“-Deutungen aus dem Jahre 1915
4. Zusammenfassung

II. Die Sucherromane völkischer Schriftsteller

1. Vorbemerkungen: Heimatliteratur, völkische Literatur und Sucherromane
2. Hermann Popert „Helmut Harringa“ – die Lichtreligion
3. Hermann Burte „Wiltfeber der ewige Deutsche“ – die „Krist“-Religion
4. E.G. Kolbenheyer „Montsalvasch“ – die Natur als Religion
5. Friedrich Lienhard „Der Spielmann“- Synkretismus als Religion
6. Zusammenfassung

III. Völkisch-okkultistische Gruppierungen

1. Vorbemerkungen: Okkultismus und Theosophie
2. Die Theosophen
2.1 Harald Arjuna Grävell van Jostenoode Der Gralsmythos und die arische Religion
2.2 Die Zeitschrift „Prana“ Der Gralsmythos und das esoterische Christentum
3. Die Anthroposophen
3.1 Rudolf Steiner Die anthroposophische Gralsexegese
3.2 Max Seiling Gralsexegese zwischen Anthroposophie und Ariosophie
4. Die Ariosophen
4.1 Guido (von) List Der Gral als heidnisches „Symbolon“
4.2 Jörg Lanz von Liebenfels Der Gral als „das Mysterium der arisch-christlichen Rassenkultreligion“
5. Zusammenfassung

IV. „Neuheidnische“ und deutschchristliche Gruppierungen und Protagonisten

1. Vorbemerkungen
2. Theodor Fritsch und die Zeitschrift „Hammer“ Wagners „Parsifal“ als Modell für ein germanisiertes Christentum
3. Willibald Hentschel und der „Mittgartbund“ Die Gralsgemeinschaft als Vorbild für eine neopagane „Zuchtreligion“
4. Wilhelm Schwaner und die Zeitschrift „Der Volkserzieher“ Wagners „Parsifal“ als ideale Synthese aus Christentum und Germanentum
5. Der „Volkserzieher“ und völkische Multifunktionär Adalbert Luntowski Der Gralssucher und die Suche nach dem deutschen Glauben
6. Zusammenfassung

C. Die Grals- und Parzivalrezeption in der Weimarer Republik

I. Der Münchner völkisch-okkultistische Untergrund

1. Vorbemerkungen
2. Der „Kosmiker“ Alfred Schuler Der Gral als „Blutleuchte“
3. „Germanenorden“ und „Thule-Gesellschaft“ „Juden-Graal“ und „Deutscher Gral“
4. Der Runenokkultist Rudolf John Gorsleben Der Gral als „das reine Blut der arischen Rasse“
5. Zusammenfassung

II. Die Jugendbewegung

1. Vorbemerkungen
2. Der „Weiße Ritter“ und Martin Voelkel Der Gral als Sinnstiftungsobjekt
3. Wilhelm Kotzde und die „Adler und Falken“ Der Gral als Symbol des deutschen Glaubens
4. Zusammenfassung

D. Die Grals- und Parzivalrezeption in der NS-Zeit

1. Vorbemerkungen: Hitler und der Gralsmythos
2. Otto Rahn Gralsmythos und Katharismus
2.1 Otto Rahn – der „Gralssucher“ in SS-Diensten
2.2 Der Katharismus – Geschichte, Glaube und Mythologisierung
2.3 Der völkische Religionsentwurf: „Kreuzzug gegen den Gral“
2.4 Der nationalsozialistische Religionsentwurf: „Luzifers Hofgesind“
3. Die Wewelsburg – Himmlers Gralsburg?
4. Zusammenfassung

Fazit

Quellen- und Literaturverzeichnis


1. Ungedruckte Quellen

2. Gedruckte Quellen

1. Antike Quellen
2. Mittelalterliche Quellen
3. Werke und Schriften Richard Wagners
4. Aufzeichnungen, Briefe, Memoiren, Tagebücher
5. Biographische Quellen
6. Belletristische Quellen
7. Germanistische und philosophische Quellen
8. Quellen zur okkultistischen Bewegung
9. Quellen zur Jugendbewegung
10. Quellen zur völkischen Bewegung und Religion
11. Quellen zur Gralsmythos-, „Parsifal“- und Wagnerrezeption
12. Rezeptionsgeschichtliche Quellen

3. Literatur

Tabelle: Die Vernetzung der völkischen Rechten