Der englische Soziologe Richard Sennett gehört zu den international anerkanntesten Theoretikern und Kritikern des "New Economy". Diese Wirtschaftsrichtung verspricht den Menschen durch Deregulierung und Flexibilisierung eine "größere Freiheit" in der Gesellschaft (vgl. S. 15). Bereits in seinem Klassiker "Der flexible Mensch" (1998) zeigte er die Folgen dieser Wirtschaftsform für den Einzelnen auf. Von den Menschen wird eine Flexibilität gefordert, die seine Lebensgestaltung grundlegend verändert. Auch in seinem neuen Werk "Die Kultur des neuen Kapitalismus" (2005), das auf gehaltene Vorlesungen an der Yale University basiert, analysiert die Auswirkungen des Neoliberalismus.
In einzelnen Kapiteln widmet Sennett sich drei Fragestellungen, nämlich der Veränderung der Institutionen durch die Wirtschaft, den psychologischen Erscheinungen und den "Zusammenhang zwischen Konsumverhalten und politischen Einstellungen" (S. 14). Dabei wird von Sennett das Freiheitsversprechen der "New Economy" widerlegt. Der Soziologe diagnostiziert zudem eine Degeneration des Bildungswesens durch die "Kultur des neuen Kapitalismus": "Das Bildungswesen, das die Menschen auf mobile Arbeit vorbereitet, begünstigt die leicht zu findenden Lösungen gegenüber dem Bemühen um ein tieferes Verständnis." (S. 154) Sennetts neues Werk zeichnet sich durch gute Verständlichkeit aus.
Fazit: Die Analysen Sennetts, erschienen im "Berlin Verlag", können jedem Politik- oder Wirtschaftslehrer, der sich für den Unterricht notwendiges Sachwissen über aktuelle ökonomische Entwicklungen aneignen möchte, nur zur Lektüre empfohlen werden.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

Welche menschlichen Folgen hat die politische Ökonomie, in der wir leben? Laut Richard Sennett zeigen sich die psychologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen des Kapitalismus darin, wie Institutionen organisiert sind und wie die Menschen in ihnen leben. »Der neue Kapitalismus« betrifft ein soziologisches Ganzes und nicht bloß Wirtschaft und Technologie. In Fortführung seines Bestsellers Der flexible Mensch zieht Richard Sennett eine ebenso bestechende wie provokante Bilanz seiner langjährigen Beschäftigung mit den Folgeerscheinungen des Kapitalismus.

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