J.R.R. Tolkien gehört zu den meistgelesenen Autoren; seine Werke "Der Hobbit" und "Der Herr der Ringe" haben durch die Verfilmung von Peter Jackson zahlreiche Fans gefunden. Doch darüber hinaus hat Tolkien viele weitere Bücher geschrieben. Er vermisste eine Mythologie für England und hat sie geschaffen, zusammen mit eigens erfundenen Sprachen.
Ein wichtiger Anstoß auf diesem Weg war das finnische Epos "Kalevala". Als junger Mann entdeckte Tolkien die englische Übersetzung von Kirby und war so fasziniert davon, dass es sich eine finnische Grammatik auslieh und mit ihrer Hilfe das Original lesen wollte. Besonders interessiert ihn die Figur Kullervo: Kullervo ist ein Waisenjunge, dessen Vater vom eigenen Bruder erschlagen wurde. Außer seiner Zwillingsschwester Wanona und dem Hund Musti hat er niemanden mehr. Doch er hat außergewöhnliche Kräfte und magische Fähigkeiten. So überlebt er drei Mordanschläge seines Onkels und kann auch überleben, als er in die Sklaverei verkauft wird. Doch sein Name, "Zorn", leitet ihn, und die Tragödie nimmt ihren Lauf...
Tolkien erzählt die Geschichte von Kullervo nach und gestaltet sie dabei eigenständig. Dies ist eine seiner ersten dichterischen Prosa-Versuche. Später formt er die Geschichte um; aus vielen Anteilen der Kullervo-Geschichte wird die Geschichte von Turin Turambar, die er in mehreren Fassungen erarbeitete und die u.a. als "Die Geschichte der Kinder Hurins" in seinem Buch "Das Silmarillion" erschien.

Das hier vorliegende Buch "Die Geschichte von Kullervo" bringt Tolkiens Nacherzählung, seine Handlungsentwürfe und die Namensliste, dazu einen Vortrag über das Kalevala in zwei Versionen. Alle diese Manuskripte sind mit Erläuterungen versehen. Zusätzlich bringt der Herausgeber Flieger noch einen Aufsatz über Tolkien und wie das Kalevala über den Weg seiner Erzählung von Kullervo Spuren in seinem Werk hinterlässt.

Dieses Buch bietet kein weiteres Abenteuer mit Hobbits, Elben und Zwergen. Wer also wegen des Autors diese Erwartung hegt, mag vom Inhalt enttäuscht sein. Es ist ein Buch für Fans, die sich auch für den Autor und seinen Werdegang interessieren. Der Verlag Klett-Cotta bringt hiermit wieder ein Fundstück von Tolkiens Schreibtisch heraus, das noch nie veröffentlicht wurde.

M. Houf für www.lehrerbibliothek.de

»Der Ursprung meiner Versuche, eigene Legenden zu schaffen.«
J.R.R. Tolkien

Kullervo ist ein Waisenknabe mit übernatürlichen Kräften und einem tragischen Schicksal. Er wächst bei seinem Onkel, dem dunklen Magier Untamo, auf. Jener hatte seinen Vater umgebracht, seine Mutter entführt und Kullervo selbst, als er noch ein Junge war, dreimal zu töten versucht.

Diese Geschichte wurde noch nie in anderen Tolkien-Ausgaben veröffentlicht.

Kullervo hat niemanden mehr außer seiner Zwillingsschwester Wanona, die ihn liebt, und dem schwarzen Hund Musti, der ihn mit seinen magischen Fähigkeiten beschützt. Als er in die Sklaverei verkauft wird, schwört er, dass er sich an seinem Onkel rächen wird. Doch muss er lernen, dass es vor dem grausamsten aller Schicksale kein Entkommen gibt. Die auf der finnischen Kalevala-Sage basierende Geschichte ist nicht nur das erste Dokument von Tolkiens außergewöhnlicher Erzählkunst, sondern ein wichtiger Bestandteil der Legenden des Ersten Zeitalters von Mittelerde. Sie erscheint in der hervorragenden Übersetzung von Joachim Kalka.

Stimmen aus dem Buchhandel:

»Tolkiens erster Versuch wurde in diesem düsteren Mythos großartig vervollständigt. Interessante Analysen und Bildmaterial runden dieses Werk wunderbar ab.«
Christina Galuschka, Thalia Rosenheim

Inhaltsverzeichnis