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Der lange Weg zum Krieg Russland, die Ukraine und der Westen: Eskalation statt Entspannung
Der lange Weg zum Krieg
Russland, die Ukraine und der Westen: Eskalation statt Entspannung




Guenter Verheugen, Petra Erler

heyne ludwig , Random House
EAN: 9783453218833 (ISBN: 3-453-21883-3)
336 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 22cm, Mai, 2024

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Seit Februar 2022 tobt der Ukraine-Krieg, ein Ende ist nicht abzusehen, im Gegenteil: Es wird aufgerüstet statt abgerüstet, geschossen statt verhandelt. Mit Günter Verheugen und Petra Erler beziehen erstmals zwei ausgewiesene außenpolitische Experten Stellung - und sie legen eine fulminante Anklage vor: Ohne das Versagen der deutschen und der EU-Außenpolitik wäre es zu dieser verheerenden Eskalation nicht gekommen.

In ihrer ebenso klugen wie scharfen Analyse der Vorgeschichte des Ukraine-Krieges wird deutlich, wie seit Anfang der 90er Jahre die Axt an die Wurzeln der bis dahin so einzigartig erfolgreichen Entspannungspolitik gelegt wurde. Zug um Zug sind Konfrontation und Machtstreben an die Stelle von Verständigung getreten, wurde ein neuer Kalter Krieg bewusst ebenso in Kauf genommen wie das Risiko eines »heißen Krieges«, der jederzeit zum Flächenbrand werden kann. Doch es gibt Lösungen. In einem leidenschaftlichen Plädoyer fordern die Autoren: Wir müssen dringend zurückkehren zu Dialogbereitschaft, vertrauensbildenden Maßnahmen, einer neuen Entspannungspolitik!

»Der lange Weg zum Krieg ist das, was man ein Standardwerk nennt. Faktenreich und detailliert, deutlich in der Sprache, versöhnlich im Ton, analysieren die Autoren Denkfehler, räumen mit Mythen auf, die sich festgesetzt haben, und entlarven Narrative als das, was sie sind: Erzählungen, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Eine sehr gute Orientierungshilfe in diesen unübersichtlichen Zeiten!« Gabriele Krone-Schmalz

»Ein interessantes Buch. Wer sich mit der wichtigen Frage befasst, wie das Verhältnis zwischen dem Westen und Russland wieder freundschaftlich, jedenfalls friedlich und vernünftig geregelt werden kann, wer etwas vom friedlichen Zusammenleben der Völker von Wladiwostok bis Lissabon hält, tut gut daran, das Buch von Verheugen und Erler zu lesen. Auch wer sich in der Geschichte der Friedens- und Entspannungspolitik gut auskennt, wird in diesem Buch neue Fakten und Argumente finden. Ich war sehr positiv überrascht.« Albrecht Müller, NachDenkSeiten



»Dieses Buch legt die Irrtümer, aber auch die verborgenen Absichten westlicher (und deutscher) Außenpolitik offen. In ihrer Fakten basierten Analyse schildern die Autoren, dass die Weichen für den Krieg in der Ukraine lange vor der völkerrechtswidrigen militärischen Intervention Russlands gestellt wurden. Sie liefern den Nachweis, dass dieser verheerende Krieg nicht alternativlos gewesen ist. Eine unbequeme und streitbare, aber notwendige Lektüre gegen den Mainstream der deutschen Debatte.« Richard Kiessler, Publizist, Chefredakteur a.D.

Günter Verheugen (*1944) war Generalsekretär der FDP und trat 1982, nach dem Bruch der sozialliberalen Koalition, der SPD bei, für die er bis 1999 als Abgeordneter im Deutschen Bundestag war. Von 1994 bis 1997 war er der für Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik zuständige stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD. Von 1983 bis 1998 war er Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, ab 1998 bis Mitte September 1999 Staatsminister im Auswärtigen Amt. Anschließend ging er als EU-Kommissar für EU-Erweiterung (und ab 2002 auch: Europäische Nachbarschaftspolitik) nach Brüssel; von 2004 bis 2010 war er Vizepräsident der EU-Kommission und zuständig für Unternehmen und Industrie. Ab 2007 war er europäischer Co-Vorsitzender des Transatlantischen Wirtschaftsrats. Er ist Honorarprofessor an der Europa-Universität Viadrina, Autor und Publizist.

Petra Erler (*1958) promovierte am Institut für Internationale Beziehungen an der Akademie für Staat und Recht in Potsdam. Nach der Volkskammerwahl 1990 war sie zunächst Beraterin und Mitglied des Planungsstabs von Außenminister Markus Meckel, wurde dann zur Staatssekretärin im Amt des Ministerpräsidenten de Maizière berufen, zuständig für EG-Fragen. Nach der Deutschen Einigung arbeitete sie ab 1991 als Referatsleiterin für EG-Politik an der Vertretung des Landes Brandenburg in Bonn. 1999 wurde sie Mitglied des engsten Mitarbeiterkreises (»Kabinett«) von EU-Kommissar Günter Verheugen, den sie zwischen 2006 und 2010 leitete (»Kabinettschefin«). Sie ist seit 2010 Geschäftsführerin eines Strategieberatungsunternehmens in Potsdam und außerdem publizistisch tätig.
Rezension
Die These dieses mutigen Buchs muß man nicht teilen, aber man sollte sie zumindest zur Kenntnis nehmen; denn sie läuft dem mainstream zuwider: Ohne das Versagen der deutschen und der EU-Außenpolitik wäre es zu der verheerenden Eskalation des heutigen Kriegs Rußlands gegen die Ukraine nicht gekommen. In der Analyse der Vorgeschichte des Ukraine-Krieges verdeutlichen die Autoren, wie seit Anfang der 90er Jahre die Axt an die Wurzeln der bis dahin so einzigartig erfolgreichen Entspannungspolitik gelegt wurde. Zug um Zug sind Konfrontation und Machtstreben an die Stelle von Verständigung getreten und wurde ein neuer Kalter Krieg bewusst in Kauf genommen. Die Ursachen dieses Krieges liegen viel weiter zurück als die aktuelle militärische Auseinandersetzung. Und die Autoren fordern: : Wir müssen dringend zurückkehren zu Dialogbereitschaft, vertrauensbildenden Maßnahmen, einer neuen Entspannungspolitik! - Aber ob Putin dem entsprechen wird und ob die Analyse im Hinblick auf Putins brutaler Aggression angemessen ist? Der Hybris und dem Machtstreben des Westens mit seiner Arroganz gegenüber dem Osten wird hier also die (Mit-)Schuld an dem russischen Angriffskrieg gegeben. Und Opfer und Täter verwechselt?

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9

Kapitel 1
Ein Stellvertreterkrieg als gute Investition 19

Europäische Friedensordnung oder nur Pax Americana? 22
Sanktionen: Der Plan der wirtschaftlichen Vernichtung Russlands ... 24
... und die Bumerang-Effekte für Deutschland und die Welt 28
Einen schnellen Frieden wollte der Westen nicht 30
Ein Stellvertreterkrieg, der die Ukraine zermürbt 39
Die Ukraine wünscht sich den Kriegseintritt der Nato 43

Kapitel 2
Schritte in den Krieg 53

Gründung der Nato und Kalter Krieg 55
Eine Weltmacht auf dem Zenit: Die USA nach dem Zerfall der Sowjetunion 57
Auf Expansionskurs: Die erste Nato-Osterweiterung 61
Der Jugoslawien-Krieg als Testfall für die Nato 63
Russlands Versuch einer Annäherung an die Nato ... 66
... bleibt vergebliche Mühe 74
Der Russland-Georgien-Krieg 81

Kapitel 3
Das Tauziehen um die Ukraine — die Lunte brennt 85
Der Euro-Maidan und seine Auswüchse 86
Im Osten gärt es: Krim-Annexion und Unruhen im Donbass 89

Präsident Selenskyjs schwieriges Erbe: Das Minsk-II-Abkommen 97
Der Erlass zur Rückgewinnung der Krim 102

Kapitel 4
Der endlose Kalte Krieg oder Wie der Westen Putin erschuf 111

Hörten die USA je auf in Russland einen Feind zu sehen? 112
Die Systemtransformation - ein beschwerlicher Weg ohne Blaupause 117
Der russische Weg verläuft anders, als der Westen es vorsieht 121
Russland behauptet seinen Platz auf dem internationalen Parkett 125
Was wir dürfen, dürft ihr noch lange nicht: Zur westlichen Doppelmoral 132
Der Fall Skripal: plausible versus wissenschaftliche Erklärung 138
Die US-Wahl 2016: Gab es russische Wahlbeeinflussung? 145

Kapitel 5
Die politische Auflösung der Sowjetunion und ihr gefährliches Erbe 153

Ein Vielvölkerstaat zerbricht - alte Probleme in neuen Grenzen 154
Die Abkommen von Minsk und Alma-Ata: Erste Antworten und viele Fragen 158
Die Krim: Von Beginn an ein Zankapfel 163
Souveräne Staaten, aber in Abhängigkeit voneinander 166
Polarisierung trotz Freundschaftsvertrag: Die Orangene Revolution und die Wahl 2004 170

Kapitel 6
Eine Reise ins Ungewisse: Die EU und die Ukraine 177

Hilfe auf Distanz: Die EU und die postsowjetischen Staaten 178
Durch die Erweiterung der EU wendet sich der Blick nach Osten 183
Die EU-Mitgliedschaft der Ukraine rückt in weite Ferne 187
Schwanken zwischen West und Ost: Der Gipfel von Vilnius 2013 190
Euro-Maidan und Krim-Annexion: Die Ukraine kommt nicht zur Ruhe 195
Abwärtsspirale der Ukraine: Die EU-Assoziierung steht unter schlechten Vorzeichen 201

Kapitel 7
Vom Wandel durch Annäherung zur Zeitenwende 211

Die Hethiter - Ein antikes Beispiel für friedliche Koexistenz 212
Die spaltende Kraft der Ideologien 214
An Deutschland scheiden sich die Geister 217
Die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen ist ein erster Schritt zur Entspannung 222
Annäherung auch in Deutschland und Europa 225
Neue Konfrontationen: Syrien, Chemiewaffen und die Ukraine 232
Welche Hoffnungen gibt es für die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen? 241

Kapitel 8
Eine multipolare Weltordnung 247

Gründung der Vereinten Nationen: Der Traum von einer friedlichen Welt 248
Primus inter pares: Die USA werden zur Hegemonialmacht 253
Die Suche nach Verbündeten: Was zählt in den internationalen Beziehungen? 257
Eine unterschätzte Entwicklung: Von RIC zu BRIC 259
Das neue Selbstbewusstsein der »restlichen« Welt 264
In was für einer Welt wollen wir leben? 267

Kapitel 9
Zur Rolle Deutschlands 275

Das Unternehmen Barbarossa: Deutscher Vernichtungskrieg im Osten 275
Die deutsche Erinnerung ist selektiv - das hat Folgen 278
Deutsche Einigung durch Diplomatie und Vertrauen 282
Die vertane Chance eines europäischen Sicherheitsbündnisses 287
Krieg in Europa: Nicht ohne Vorgeschichte, nicht alternativlos 292
Deutschland sollte seine Macht in der EU für den Frieden nutzen 295

Dank 303
Anhang
Anmerkungen 307