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Der erste Brief des Petrus (ThKNT 19)
Der erste Brief des Petrus (ThKNT 19)




Martin Vahrenhorst

Kohlhammer
EAN: 9783170179592 (ISBN: 3-17-017959-4)
226 Seiten, paperback, 16 x 24cm, 2015

EUR 44,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Der erste Petrusbrief richtet sich an Gemeinden, die in ihrem Herkunftsumfeld Diskriminierungserfahrungen machen, nachdem sie sich zum durch Jesus vermittelten Glauben an den einen Gott hingewandt hatten. Der Brief stellt diese Erfahrungen in neue Deutungshorizonte, indem er sie z. B. als notwendige Konsequenz der Zugehörigkeit zu Gott oder als Aktualisierung der Nachfolge des Gesalbten darstellt. Zugleich fordert er seine Leserschaft dazu auf, ihr "Fremdsein" in der Welt durch "befremdlich anderes" Verhalten zu leben.

PD Dr. Martin Vahrenhorst ist Schulreferent der rheinischen Kirchenkreise im Saarland und lehrt Neues Testament an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal / Bethel.
Rezension
Selbst wenn der 1.Petrusbrief im Religionsunterricht wohl äußerst selten unmittelbar thematisiert wird, so ist seine Kenntnis für das Verstehen der neutestamentlichen Zeitgeschichte doch elementar bedeutsam; denn Leiden in und an der Gesellschaft führen zum alles beherrschenden Leitgedanken von der Fremdlingschaft der Christen in der Welt - ein Gedanke des Urchristentums, der dem heutigen Christentum, das sich in der Welt eingerichtet hat, weitgehend verloren gegangen ist. Stark betont ist dabei der Gedanke des Leidens um Christi willen, - auch dieser Aspekt erscheint heute weitgehend fremd. Christen werden von ihrer heidnischen Umwelt diskriminiert und gelegentlich angeklagt (vgl. 1 Petr 4,15f), aber noch nicht systematisch verfolgt. Petrus ist „Zeuge des Leidens Christi“ (1 Petr 5,1), - freilich zur Zeit Neros, d.h. um ca. 65 n.Chr. -, und deshalb wird auf das Pseudonym Petrus zurückgegriffen in ähnlicher späterer Verfolgungssituation. 1 Petr betont die Fremdlingsschaft der Christen in der Welt und hebt deutlich den Gedanken des Leidens um Christi willen hervor. Der Brief spiegelt für die Kirchen seiner Zeit eine Krise des Glaubensvollzugs. Sie resultierte aus der prekären Lage des frühen Christentums als einer Minderheit in gesellschaftlicher Isolation und Diffamierung. Diskriminierungserfahrung und Fremdsein in der Welt sind deshalb auch in dieser Kommentierung in der Reihe ThKNT zentrale Themen. Der Brief bietet Hilfe an aus dem großen Vorrat an hilfreichen Argumenten des christlichen Glaubens, mit denen das Ertragen der Leiden möglich gemacht und ein Sinn darin erkennbar wurde. Das zentrale Argument für die Hoffnung und die Freude im Leiden, als die das Christentum hier ausgedeutet wird, ist die Passion. Christi Name und Schicksal machen das, was entmutigend ist und sinnlos aussah, zu Spuren, die ins Heil führen.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Theologischer Kommentar zum Neuen Testament (ThKNT)
Reihe herausgegeben von Stegemann, Ekkehard W. / Strotmann, Angelika / Wengst, Klaus
Der Theologische Kommentar zum Neuen Testament steht in der Tradition klassischer historisch-kritischer Kommentarkultur der neutestamentlichen Wissenschaft. Er nimmt jedoch erstmals die im christlich-jüdischen Gespräch behandelten Themen, den feministisch-theologischen Diskurs sowie sozialgeschichtliche Fragestellungen auf.
Die meisten neutestamentlichen Schriften sind vom Selbstverständnis ihrer Verfasser wie vom Inhalt her jüdische Schriften. In ihnen begegnen im Rahmen innerjüdischer Auseinandersetzungen nicht selten polemische Bezüge auf die nicht an Jesus als Messias glaubende jüdische Mehrheit. Sie bestimmten in der christlichen Rezeption das Judentumsbild durch die Geschichte hindurch mit verhängnisvollen Wirkungen bis in die Gegenwart. Das Ziel des Theologischen Kommentars zum Neuen Testament ist es, eine kritische historische Exegese der neutestamentlichen Schriften zu entwickeln, die deren jüdisches Profil wahrnimmt und interpretatorisch fruchtbar macht und die antijüdische Auslegungsgeschichte aufarbeitet. Er will auf diese Weise einen Beitrag zur kirchlichen und theologischen Diskussion über die Erneuerung des christlichen Verhältnisses zum Judentum leisten.
In der Auslegungsgeschichte des Neuen Testaments finden sich viele Texte, die patriarchale und frauenfeindliche Strukturen legitimieren. Vor allem aber wurde der Gesamttext des Neuen Testaments mit einem Deutungsmuster gelesen, das das Geschlechterverhältnis als Herrschaftsbeziehung interpretiert. Feministisch-theologische und geschlechterbewusste Forschungen haben innovative hermeneutische Zugänge zur Bibel entwickelt, die das befreiende Potenzial neutestamentlicher Traditionen für alle Geschlechter aufzeigen. Dies soll im Theologischen Kommentar zum Neuen Testament in sozialgeschichtlicher Perspektive herausgearbeitet und für die gegenwärtige theologische und kirchliche Debatte über eine geschlechtergerechte Gestaltung von Kirche und Gesellschaft fruchtbar gemacht werden.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7

Einleitung 9

1. Der Verfasser des 1Petr 9
1.1 Pseudepigraphie versus Authentizität 9
1.2 Akzente des (neutestamentlichen) Petrusbildes 11
1.2.1 Herkunft und Sprache 11
1.2.2 Petrus im Zwölferkreis und in der frühen Gemeinde 14
1.3 Die Funktion der Zuschreibung des Briefs an Petrus 15

2. Die Leserschaft des 1Petr 16
2.1 Die Lokalisierung der Leserschaft 16
2.2 Die Lebensumstände der Leserschaft 18
2.2.1 Erfahrungen verbaler Gewalt 18
2.2.2 Spiegelt der 1Petr staatliche Verfolgungsmaßnahmen? 20
2.2.3 Der Bruch mit der Mehrheitsgesellschaft 23
2.3 Der religiös-ethnische Hintergrund der Leserschaft 29

3. Die Datierung des 1Petr 37
3.1 Die Pliniuskorrespondenz und der 1Petr 37
3.2 Das Verhältnis des 1Petr zu anderen Schriften des Neuen Testaments 41
3.2.1 Der 1Petr und das Matthäusevangelium 42
3.2.2 Der 1Petr und die Apostelgeschichte 44
3.2.3 Der 1Petr und das Corpus Paulinum 45
3.3 Das Verhältnis des 1Petr zum Polykarpbrief 47
3.4 Ein Zeitfenster von 40 Jahren 50

4. Der Abfassungsort des 1Petr 51

5. Der 1Petr als Diasporabrief 57

6. Der Aufbau des 1Petr 58

Kommentar 61

1,1-2 Präskript 61

1,3-12 Proömium 70

1,13-5,11 Hauptteil 84

1,13-25 Ermahnung zu einer Lebensführung, die der Heiligkeit Gottes entspricht 84
1,13-21 Abkehr von überkommenen Verhaltensmustern als Konsequenz der Zugehörigkeit zu Gott 84
1,22-25 Konsequenzen für das Verhalten innerhalb der Gemeinde 94
2,1-10 Leben und wachsen als Gottes Volk 97
2,11-3,12 Der gute und schöne Lebenswandel 110
2,11-12 Präambel zum guten und schönen Lebenswandel „unter den Völkern“ 110
2,13-17 Unterordnung unter die Strukturen des Imperium romanum nach dem Grundsatz: Respekt gegenüber dem Kaiser, Furcht vor Gott, Respekt gegenüber jedem Menschen 114
2,18-25 Unterordnung der Sklaven als Explikation des Respekts und der Gottesfurcht 121
2,18-20 Leiden ist eine Gnade 121
2,21-25 Der Gesalbte als Modell 124
3,1-6 Unterordnung der Ehefrauen als Explikation des Respekts und der Gottesfurcht 132
3,7 Das Verhalten der Ehemänner als Explikation des Respekts und der Gottesfurcht 139
3,8-12 Das Verhalten aller als Explikation des Respekts und der Gottesfurcht und die darauf liegende Verheißung 141
3,13-17 Variation der Verheißung und das entsprechende Verhalten gegenüber Außenstehenden 145
3,18-22 Das Leiden und der Weg des Gesalbten als Vorbild und Grundlage für das Leben der Glaubenden 151
4,1-6 Aufforderung zu einem befremdlich anderen Verhalten 165
4,7-11 Grundsätzliches zum Leben in der Gemeinde 173
4,12-19 Vergewisserung über das Leiden als „Christianer” 179
5,1-4 Ermahnung an die Gemeindeleitung 186
5,5a Ermahnung an die Gemeindeglieder 192
5,5b-9 Ermahnung zu wechselseitiger Demut und Wachsamkeit 192
5,10-11 Zusage und Doxologie 198
5,12-14 Briefschluss 199

Literaturverzeichnis 205

1. Quellen 205
1.1 Bibel 205
1.2 Antike Literatur in griechischer und lateinischer Sprache 205
1.3 Antike Literatur in hebräischer und aramäischer Sprache 206
1.4 Pseudepigraphen 206

2. Hilfsmittel 206
2.1 Wörterbücher 206
2.2 Grammatiken 207
2.3 Konkordanzen 207

3. Sekundärliteratur 207
3.1 Kommentare zum 1Petr 207
3.2 Sonstige zitierte Literatur 208

Register 217
Bibelstellenverzeichnis (in Auswahl) 217
Außerbiblische Quellen (in Auswahl) 224