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Der Rosengarten Rosa, der Krieg und das Niemandsland
Der Rosengarten
Rosa, der Krieg und das Niemandsland




Kathrin Steinberger

Tyrolia
EAN: 9783702241957 (ISBN: 3-7022-4195-7)
288 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, Mai, 2024

EUR 22,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Hungern für den Sieg. Frieren für den Sieg. So stand es in den Zeitungen. Und krepieren für den Sieg, die Soldaten dort und wir hier, dachte Rosa dann immer.



Erster Weltkrieg in Wien - die jugendliche Rosa lebt als "Kostkind" bei einer alten Witwe, darf dort schlafen und essen, solange sie die Hausarbeit verrichtet. Ein freudloses Leben, bis sie den benachbarten "Rosengarten", das verlassene Gasthaus der Frau, entdeckt. Hier findet sie nicht nur Ruhe, sondern eines Tages auch Simon, einen verletzten Deserteur von der Isonzo-Front...



Beeindruckend erzählt dieser Roman über einen Alltag voller Armut und Mangel, aber auch von Schwarzhandel und heimlichem Hamstern, über die grausamen Geschehnisse an der Front, über Emanzipation und Selbstbestimmung sowie die Frage nach Moral und Gerechtigkeit.
Rezension
Wien, 1916: Die vierzehnjährige Rosa lebt nach dem Tod ihrer Mutter allein mit dem Vater. Die Schule hat sie beendet, für eine weiterführende Schule ist kein Geld da, und eine Lehrstelle als Schneiderin kann sie nicht finden, denn es ist Krieg. So führt sie den Haushalt, und das bedeutet vor allem stundenlanges Anstehen vor Geschäften, um mit viel Glück einige der rationierten Lebensmittel zu bekommen. Trotz aller Armut und Sorgen leben die beiden dennoch zufrieden.
Als der Vater in der Fabrik verunglückt, muss Rosa zunächst ins Waisenhaus. Dann erhält sie die Gelegenheit, bei einer alten Frau als "Kostkind" zu leben. Die schwere Arbeit macht ihr nichts aus, und auch mit der barschen Art der Witwe Gruber kommt sie zurecht. Schwer zu schaffen macht ihr allerdings die Ungerechtigkeit: Die alte Frau hat viel Geld und kann Lebensmittel kaufen, die Bedürftigere nicht bekommen - mehr noch, sie hat ein ganzes Warenlager, in dem sie Lebensmittel hortet. Rosa sieht die Not um sich herum und kann doch nicht helfen.
Dann macht Rosa eine Entdeckung: Das ehemalige Gasthaus der Witwe, der "Rosengarten", steht leer und ist nicht einsehbar. Hier kann sie sich einen geheimen Zufluchtsort schaffen. Doch eines Tages findet sie hier einen schwer verletzten jungen Soldaten. Simon ist desertiert und möchte flüchten, doch seine Wunde hat sich entzündet, er hat Fieber und kann nicht gehen. Er braucht Hilfe, aber das darf niemand merken, denn sonst wird Simon erschossen und der Helfende schwer bestraft. Für Rosa ist klar, dass sie nun handeln muss.

Rosa hat es schwer; sie wird herumgestoßen und ausgenutzt. Aber ihre innere Stärke ist ungebrochen. Sie ist eine genaue Beobachterin und sie hat einen festen moralischen Standpunkt mit einem starken Drang nach Gerechtigkeit. Dabei zeigt sie ihre Anteilnahme und ihre Mitmenschlichkeit auch gegenüber der Witwe Gruber trotz deren Verhaltens. Ob sich jugendliche Leser*innen sich hier mit ihr identifizieren können? Wo liegen die persönlichen Grenzen? Mit Rosa können sie sich auf jeden Fall in die Not der Kriegszeit einfühlen, können das Aufkommen der Arbeiterbewegung, aber auch die Ablehnung der Flüchtlinge und den Antisemitismus spüren und durch Simon das Grauen des Kriegs erleben. Parallelen zur heutigen Zeit sind leicht zu finden.
So bietet das Buch auch für die Schule eine Grundlage, um miteinander ins Gespräch zu kommen in Deutsch, Geschichte oder Religion. Deutsche Jugendliche kennen sich vermutlich nicht so gut in der österreichischen Geschichte aus; einige Informationen sind im Glossar angefügt wie auch manche landestypischen Ausdrücke. Alles weitere können Lesende erschließen.

Das Buch hat schon eine ganze Anzahl Preise bekommen, so z.B. den Wiener Kinder- und Jugendbuchpreis 2024 und den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis 2025. Die Lektüre lohnt sich!
Es ist auch als e-book für 17,99 € erhältlich.

M. Houf für www.lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Herbst 1916 – gefühlt ist die ganze Welt im Krieg. Die jugendliche Rosa hat in dieser schweren Zeit zusätzlich noch einen eigenen Kampf zu bewältigen. Denn nach dem tödlichen Arbeitsunfall ihres Vaters wird sie zur Vollwaise und muss daher ins Heim. Keine schöne Erfahrung im kriegsgebeutelten Wien. Als ihr angeboten wird, als „Kostkind“ zu einer alten Frau zu ziehen, ergreift sie daher die Chance, auch wenn dort das Leben nur unwesentlich besser ist. Denn die alte Wirtshauswitwe ist verhärmt, streng und hart. Aber immerhin gibt es dort genug zu essen – was Rosa in ein moralisches Dilemma bringt. Sollten in diesen knappen Zeiten doch Lebensmittel und sonstige Materialien gerecht unter der Bevölkerung aufgeteilt werden. Was eigentlich Gesetz ist, scheint allerdings niemanden zu interessieren, wenn man nur genug Geld hat.
Verraten kann Rosa die alte Frau jedoch auch nicht, denn ins Waisenhaus will sie auf keinen Fall zurück. So findet sie ihre eigenen Wege, um ihr Gewissen zu erleichtern. Und sie findet einen seelischen Zufluchtsort – das alte benachbarte und nun verlassene Gasthaus der Frau, den „Rosengarten“. Hier findet sie nicht nur Ruhe, sondern eines Tages auch den verletzten Simon. Einen Deserteur von der Isonzo-Front …
Ein historisch versiert erzählter Jugendroman über eine junge, starke Frau im Ersten Weltkrieg auf ihrem Weg zu Emanzipation und Selbstbestimmung sowie über einen Alltag voller Knappheit und Mangel.

„Bist du jetzt zufrieden?“, fragte Simon. „Ja“, sagte Rosa. „Jetzt ist alles dort, wo es sein soll.“


Auszeichnungen:
Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2025
Empfehlungsliste Katholischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2025
Die BESTEN 7 des Deutschlandfunks im Monat Februar 2024
Wiener Kinder- und Jugendbuchpreis 2024
2018 Kinder- & Jugendbuchpreis des Landes Steiermark für das Manuskript „Der Rosengarten“
Inhaltsverzeichnis
Teil I 1916 - 1917 S. 5
Gute Beute S. 7
Glockenschläge S. 15
Fort S. 26
Das Kinderhaus S. 31
Das Angebot S. 38
Ottakring S. 47
Einkäufe S. 57
Allein S. 70
Das Geheimnis S. 78
Der Überfall S. 88
Der Rosengarten S. 97

Teil II 1917 - 1918 S. 105
Zucker und Milch S. 107
Winter S. 119
Der Fremde S. 129
Wundbrand S. 143
Neue Hosen S. 159
Das Lazarett S. 171
Lügen S. 188
Niemandsland S. 202
Der Schlag S. 218
Der Einbruch S. 232
Wahrheit S. 243
Abschied S. 256
"Was hofft ihr?" S. 271

Nachwort S. 277
Glossar S. 281
Die Autorin S. 288