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Der Junge, der zu viel fühlte  Wie ein weltbekannter Hirnforscher und sein Sohn unser Bild von Autisten für immer verändern
Der Junge, der zu viel fühlte
Wie ein weltbekannter Hirnforscher und sein Sohn unser Bild von Autisten für immer verändern




Lorenz Wagner

Europa Verlag Muenchen
EAN: 9783958902299 (ISBN: 3-9589022-9-4)
216 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, September, 2018

EUR 18,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
EIN BUCH, DAS UNSEREN BLICK AUF AUTISTEN VERÄNDERN WIRD



Als Henry Markram ein autistisches Kind bekam, zählte er zu den berühmtesten Hirnforschern der Welt. Er arbeitete am Weizmann-Institut und am Max-Planck-Institut, gewann zahlreiche Forschungspreise und hielt Vorträge auf der ganzen Welt. Seine Methode, die misst, wie Zellen sich vernetzen, wurde internationaler Standard. Doch dann kam Kai. Und Fragen und Sorgen lagen auf einmal im Kinderzimmer, zwischen Teddybär und Mondlampe. Markrams geachtete Aufsätze vermochten seinem Sohn weniger zu helfen als das Liederbuch, aus dem er ihm abends vorsang. Und so stürzte sich der Hirnforscher auf die Frage, was Autismus wirklich ist. Nach Jahren gelang ihm der Durchbruch. Und seine Antworten stellten alles auf den Kopf, was man über Autismus zu wissen glaubte.



Autisten fehle es an Empathie, sie hätten kaum Gefühle, hieß es in Expertenkreisen. Nach jahrelanger Beschäftigung mit der Störung seines Sohnes ist Markram vom Gegenteil überzeugt: Kai fühlt nicht zu wenig, er fühlt zu viel. Seine Sinne, sein Hören, Fühlen und Sehen sind zu fein für diese Welt. Er muss sich zurückziehen, um sich vor dem Übermaß an Eindrücken zu schützen. Eine Theorie, die immer mehr Anhänger findet. Über Monate hinweg hat Journalist Lorenz Wagner die Familie Markram begleitet und erzählt in »Der Junge, der zu viel fühlte« eine berührende Vater-Sohn-Geschichte. Zugleich taucht er ein in die Forschung des Vaters und vermittelt anschaulich dessen bahnbrechende Erkenntnisse über Autismus und bisher unbekannte Seiten des menschlichen Gehirns. Ein faszinierendes Buch, das uns Autisten mit völlig anderen Augen sehen lässt.
Rezension
In dem vorliegenden Buch beschreibt Lorenz Wagner die Odyssee von Henry Makram, einem bekannten Hirnforscher und seinem Sohn Kai, der als autistisches Kind auf die Welt kam. Schnell merkten die Ärzte, dass etwas nicht stimmte, dass sich Kai nicht gleichschrittig mit seinen altersgenossen entwickelte. Das Buch schreibt über häufige Schulwechsel, es berichtet von regelmäßigen Wutanfällen und von Eltern und Geschwistern, die so vieles tun, damit ihr Kind nicht in einen solchen Anfall hingerät, die mit aller Geduld das Restaurant wechseln, wenn es nicht das richtige Essen auf der Speisekarte gibt und die ohne Vorwürfe hinnehmen, wenn ihr Kind dann im nächsten Restaurant aus trotz nichts isst. Sollte es ein Hirnforscher nicht besser wissen? Sollte er nicht einen Schritt vorraus sein und auf die Neurodiversität seines Sohnes erzieherisch einwirken können? Nein! Die Eltern haben eines gelernt: dass man diese Eigenheiten, die Kai zeigt, die ihm so oft im Wege stehen, die ihn die Schule wechseln lassen, bis er auf der Förderschule ist, einfach nicht abstellen kann und man am besten tun, sich selbst zu ändern und den Blickwinkel auf das weite Autismusspektrum. Vor allem aber gelingt es den Eltern, ihrem Sohn eines auf den Weg mitzugeben: "Du bist ok, so, wie du bist!"

Wenn es diesem Buch gelingt, auch nur einer Familie mit einem autistischen Kind als Vorbild zu diesen, so war es wert, geschrieben zu werden, meinte Henry Makram in seinem Buch.
Manchmal scheint es leichter zu sein, Akzeptanz für ein Kind mit einer körperlichen Behinderung zu finden, als für ein autistisches Kind, dem jeder sagt, es sei nicht normal und müsse doch nur...

Ich bewundere Henry Makram für seine gelassene Art, wie er mit dem Anderssein seines Sohnes umgeht, aber vor allem dafür, dass er frei von Wut zu sein scheint auf Erzieher und Ärzte und auf Lehrer, die ihm und der Familie das Leben viel schwerer machen, als es ohnehin schon ist!

Das Buch empfehle ich allen, die lernen möchten, Akzeptanz für Autisten zu gewinnen, die verstehen wollen, wie es für Familien ist, mit einem autistischen Kind zu leben und die schließlich die Hoffnung nicht aufgeben möchten, dass auch autistische Menschen ein glückliches Leben leben können!

Ina Lussnig, Lehrerbibliohek.de
Verlagsinfo
Lorenz Wagner, Jahrgang 1970, war jahrelang Chefreporter der Financial Times Deutschland, bevor er 2013 zum Süddeutsche Zeitung Magazin wechselte. Er zählt zu den profiliertesten Porträt- und Reportage-Schreibern Deutschlands und wurde mit einer Vielzahl von Preisen ausgezeichnet. Seine Reportage »Der Sohn-Code« über Henry und Kai Markram stieg innerhalb kürzester Zeit zu den meistgelesenen Artikeln des SZ-Magazins auf und wurde tausendfach geteilt. Der Autor lebt mit Frau und Kind in München.

• Einer der renommiertesten Hirnforscher spricht über den Autismus seines Sohnes und seine bahnbrechenden Erkenntnisse in der Autismus-Forschung
• Eins von 68 Kindern leidet heute unter Autismus – Tendenz steigend
• Ein bewegendes Buch, das uns die Welt von Autisten neu begreifen lässt

»Autisten spüren nicht zu wenig, sie spüren zu viel. Sie entwickeln Ängste, schotten sich ab. Ihr Rückzug ist nicht die Störung, es ist die Reaktion.« Henry Markram

»Wir sagen, Autisten fehlt es an Empathie. Nein, uns fehlt sie. Für die Autisten.«
Lorenz Wagner im Gespräch mit Henry Markram