lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Der Erste Brief an die Korinther, Teil 1 (1 Kor 1,1 - 6,11)  3. Aufl. 2012 / (2. Aufl. 2008) / (1. Aufl. 1991)
Der Erste Brief an die Korinther, Teil 1 (1 Kor 1,1 - 6,11)


3. Aufl. 2012 / (2. Aufl. 2008) / (1. Aufl. 1991)

Wolfgang Schrage

Reihe: Evangelisch-Katholischer Kommentar zum Neuen Testament (EKK)


Schwabenverlag , Patmos
EAN: 9783491520066 (ISBN: 3-491-52006-1)
448 Seiten, paperback, 17 x 24cm, 2008

EUR 69,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Evangelisch-Katholischer Kommentar zum Neuen Testament

Begründet von Eduard Schweizer und Rudolf Schnackenburg

Herausgegeben von Hans-Josef Klauck, Ulrich Luz, Thomas Söding und Samuel Vollenweider



Der 1. Korintherbrief ist wie kaum ein anderer Paulusbrief ein überzeugendes Paradigma situations- und praxisbezogener Theologie. Mannigfache Irrungen und Wirrungen in der korinthischen Gemeinde, insbesondere ihr den eschatologischen Vorbehalt überspringender „Enthusiasmus“, veranlassen Paulus zu dem an Themenvielfalt und Detailliertheit ungewöhnlich reichen Brief, mit dem er die Gemeinde wieder auf den Boden der irdischen Realität und der Nüchternheit der Agape zurückzuholen sucht. Weil Paulus auf briefliche und mündliche Nachrichten über die korinthische Gemeinde eingeht, ist sein Brief zugleich eine erstrangige Quelle für die Alltags- und Glaubensprobleme einer jungen Missionsgemeinde inmitten des Synkretismus einer antiken Hafen- und Großstadt. Nicht von ungefähr hat der Brief, der eine Fülle religionsgeschichtlicher und literarkritischer, epistolographischer und rhetorischer, soziologischer und ethischer Probleme aufwirft, in den letzten Jahren öfter als Ansatzpunkt für mancherlei neue Fragestellungen in der Exegese gedient.



Der Kommentar versucht, die korinthische Position sowie vor allem die theologische Argumentation des Paulus zu erschließen. Ein besonderer Schwerpunkt ist dabei auf die Auslegungs- und Wirkungsgeschichte gelegt worden, deren Linien immer wieder bis in die Gegenwart ausgezogen werden, um den Blick für das chancen- und risikoreiche Potential zu schärfen, das dem paulinischen Ruf zur Einheit der Kirche, zum Zentrum des Evangeliums in Kreuz und Auferweckung Jesu Christi, zur Zukunftserwartung sowie zum konkreten christlichen Lebensstil und Gemeindeaufbau innewohnt und sich bis heute nicht erschöpft hat.

Im 1. Teilband stehen der durch eine Weisheitshypertropie ausgelöste Parteienstreit mit seinen zentrifugalen Auswirkungen (1,10-4,21) sowie die konkreten Mißstände eines Inzestfalls (5,1 -11) und des Prozessierens vor heidnischen Gerichten (6,1 -11) zur Debatte. Dem setzt Paulus seine theologia crucis und ihre Weisheit sowie sein Verständnis des Apostolats und der Eschatologie entgegen.



Wolfgang Schrage

Geboren 1928 in Hagen, Dr. theol., ist em. Professor für Neues Testament an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn.


Rezension
Der katholische Teil der renommierten EKK-Reihe ist mittlerweile vom Benziger Verlag in den Patmos Verlag (innerhalb der Schwabenverlags-Gruppe) übergegangen. Der Evangelisch-Katholische Kommentar gehört weltweit zu den besten wissenschaftlichen Kommentierungen des Neuen Testaments. - Diese zuerst 1991 erschienene Kommentierung des 1. Kor ist sicherlich aus der Form gegangen; 10 Jahre hat die Erarbeitung in 4 Teilbänden gedauert und sie hat ca. 2000 Seiten Kommentar hervorgebracht für einen neutestamentlichen Brief, der in einer normalen deutschen Bibelausgabe gerade einmal ca. 20 Seiten umfaßt. Damit ist die 1 Kor-Kommentierung doppelt so lang wie U. Wilckens Röm-Kommentar im EKK und erfährt quantitativ ihresgleichen nur durch U. Luz 4-bändigen Matthäus-Kommentar im EKK. Die Gefahr bei derlei gigantomanischen Kommentaren (vgl. aus dem Vorwort zu Band 3: „Lesern wie Käufern kaum noch zumutbare Erweiterung des Umfangs“) ist mithin, daß „der Wald vor lauter Bäumen nicht mehr gesehen wird“, d.h. daß die Gesamtaussage und -perspektive des 1 Kor hinter all den Detail-Informationen nicht mehr zum Vorschein kommt. Andererseits bietet die Fülle natürlich auch umfassende Information und der Verf. erläutert selbst plausibel den außerordentlichen Umfang nicht nur mit der nicht enden wollenden Fülle an Sekundärliteratur (vgl. Vorwort Bd. 1): gerade die Kap. 11 (Herrenmahl), 12 (Charismen), 13 (Liebe) und 14 (Gottesdienst) haben eine enorme Wirkungsgeschichte erzielt, die der EKK ja bekanntlich auf einzigartige Weise mit in seine Kommentar-Methodik aufgenommen hat. (Man bedenke etwa nur, dass bei Lady Dianas Beisetzung 1 Kor 13 von Tony Blair gelesen wurde …) Mit der Einbeziehung der Wirkungs- bzw. Rezeptionsgeschichte wird auch schon ein großer Vorteil dieses außergewöhnlichen Kommentars deutlich. Außerdem enthält der 1 Kor ganz wesentliche theologische Grundaussagen des Apostels Paulus, die im Kommentar verdeutlicht werden, u.a. zu Kreuzestheologie, Eschatologie/Auferstehung (1 Kor 15) und christlicher Ethik (Abendmahl: 1 Kor 11 / Liebe: 1 Kor 13) sowie (frühchristlichen) Gemeindeproblemen und –auseinandersetzungen, - man bedenke nur, wie kritisch Paulus die enthusiastisch-charismatische Frömmigkeit (1 Kor 12) einschätzt und das Kapitel bewußt zwischen 1 Kor 11 und 1 Kor 13 positioniert. Diese Grundaussagen liegen aber nicht gleichsam „abstrakt“ vor (wie im Röm), sondern sind konkret angewandt auf eine Paulus durch und durch bekannte Gemeindesituation, in der er sich neben anderen behaupten muß. Daneben finden sich aber auch zahlreiche Fragestellungen, die uns heute eher fremd sind (z.B. Essen von Götzenopferfleisch, 1 Kor 8). All das verlangt natürlich nach einer umfassenden Kommentierung, die angemessen historische und theologische Auslegung miteinander verbindet. Manches allerdings hätte man sich denn doch lieber noch in Exkurs-Form gewünscht, - aber Exkurse sind nicht der Stoff, aus dem dieser Kommentar geschnitzt ist.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Der 1. Korintherbrief ist wie kaum ein anderer Paulusbrief ein überzeugendes Paradigma situations- und praxisbezogener Theologie. Mannigfache Irrungen und Wirrungen in der korinthischen Gemeinde, insbesondere ihr den eschatologischen Vorbehalt überspringender „Enthusiasmus“, veranlassen Paulus zu dem an Themenvielfalt und Detailliertheit ungewöhnlich reichen Brief, mit dem er die Gemeinde wieder auf den Boden der irdischen Realität und der Nüchternheit der Agape zurückzuholen sucht.

Inhaltsverzeichnis
Vorwort V

Abkürzungen und Literatur 1

Einleitung 25

1 Die korinthische Gemeinde 25
1.1 Korinth 25
1.2 Gemeindegründung 29
1.3 Datierung der Gemeindegründung 34
1.4 Die Zeit der Briefabfassung 36
2 Korinthische Theologie 38
2.1 Methodenprobleme der Rekonstruktion 39
2.2 Sachliche Schwerpunkte 47
3 Der 1. Korintherbrief als Brief 63
3.1 Zur Frage der literarischen Integrität 63
3.2 Briefcharakter und Rhetorik 71

Kommentar 95

Die Grußüberschrift 1,1-3 97

Die Danksagung 1,4-9 108

I Die Gemeindespaltung aufgrund von Weisheitshypertrophie
(Kreuz und Weisheit) 1,10-4,21 127

1 Anlaß und Sinnlosigkeit der Gemeindespaltung 1,10-17 133
2 Das »Wort vom Kreuz« als Grund und Kriterium von Gemeinde und Apostel 1,18-2,5 165
2.1 Das »Wort vom Kreuz« als Antithese zur Weltweisheit 1,18-25 165
2.2 Die Zusammensetzung der Gemeinde als Reflex des »Wortes vom Kreuz« 1,26-31 203
2.3 Auftreten und Predigt des Apostels als Entsprechung zum »Wort vom Kreuz« 2,1-5 222
3 Die verborgene Weisheit des Evangeliums 2,6-16 238
4 Die Gemeindespaltung als Erweis der Unmündigkeit 3,1-4 278
5 Die wahre Aufgabe und Bedeutung des Apostels und der Lehrer 3,5-4,21 286
5.1 Dienst, Gemeinsamkeit und eschatologische Verantwortung der Verkündiger 3,5-17 286
5.2 Die Freiheit der Gemeinde von Ruhm, Weltweisheit und Lehrern 3,18-23 310
5.3 Die ausschließliche Beurteilung des Apostels durch Christus 4,1-5 318
5.4 Die apostolische Existenz im Schatten des Kreuzes im Unterschied zur korinthischen Überheblichkeit 4,6-13 330
6 Abschließende Mahnung zur Nachahmung des Vaters der Gemeinde 4,14-21 351

II Konkrete Mißstände in der Gemeinde und ihre Bewertung durch den Apostel 5,1-6,20 367

1 Die wilde Ehe eines Gemeindeglieds 5,1-13 367
1.1 Der Fall des Blutschänders 5,1-5 367
1.2 Die Reinheit und Verantwortung der ganzen Gemeinde 5,6-8 378
1.3 Ausräumung eines Mißverständnisses des Vorbriefes 5,9-13 385
2 Prozessieren von Gemeindegliedern 6,1-11 402
2.1 Streitschlichtung und Rechtsverzicht, aber keine Prozesse 6,1-8 402
2.2 Warnung vor Unrecht 6,9-11 425

Exkurs
Die korinthischen »Parteien« 142