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Das Abendessen
C Aira
Matthes & Seitz
EAN: 9783751800655 (ISBN: 3-7518-0065-4)
127 Seiten, hardcover, 12 x 18cm, April, 2022
EUR 18,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Kurz und gut, sie fuhren zum Friedhof, dann man hatte ihnen gesagt, die Toten würden aus eigener Kraft ihre Gräber verlassen. Die Nachricht besaß die Abwegigkeit jugendlicher Hirngespinste. Aber sie stimmte
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Mit beiden Händen, nackten, mit Fetzen violetten Leders spärlich behandschuhten Knochen, packte der Tote seinen Kopf und führte die rechte Schläfe an sein entsetzliches Maul. Mit einem Biss hob er eine Schädelplatte ab, die sich mit einem unheimlichen "Klack" löste und auf die rechte Schulter herunterklappte, dann schlug er ihm die Zähne ins Gehirn.
Rezension
In diesem Roman vermischen sich auf groteske Weise Realität und Utopie. Die Geschichte startet in einem kleinen Dorf, in dem der Protagonist bei seinen Eltern zum Abendessen eingeladen wird. Wie so häufig werden Geschichten beim gemeinsamen Essen aus Kindheit und dem früheren Leben erzählt. Die Langeweile des immer gleichen Fernsehprogramms und Gespräche über Bekannte werden thematisiert. Die Leser*innen werden hier in eine nahezu schläfrige Grundstimmung versetzt. Doch im Laufe der Geschichte gerät die Erzählung zusehends aus dem Ruder. Nicht allen Gedankengängen des Autors kann man dabei folgen. Urplötzlich tauchen Zombies in den Erzählungen der Protagonisten auf, die Endorphine aus menschlichen Gehirnen saugen. Ein reines Massaker bricht aus. Hier wird Fiktion und Realismus auf wunderbare Weise vermischt.
Der Autor erzählt dabei sehr sachlich und wenig emotionalisiert. Das wirkt ab und an etwas kalt. Womöglich ist dies aber aufgrund des Horrorszenarios, das im Laufe der Geschichte entsteht, auch so gewollt. Sprachlich ist das Werk anspruchsvoll. Häufig werden längere Satzgefüge und eine metaphorische Sprache verwendet, was das Lesen herausfordernd macht. Wer sich aber darauf einlässt, wird mit einem kleinen, aber feinen Horrorroman belohnt.
Frank Düring, lbib.de
Verlagsinfo
Alles beginnt mit einem Abendessen: Zusammen mit seiner Mutter ist der Erzähler bei einem Freund zu Gast. Doch der Abend gestaltet sich für ihn frustrierend, denn sofort beginnen Freund und Mutter mit ausuferndem Namedropping: Meisterlich beherrschen sie, was die kleinstädtische Welt zusammenhält und jedem seinen Ort zuweist, den Lebenden genauso wie den Toten. Der Erzähler, der all die Namen nicht kennt, sieht für sich daher hüben wie drüben keinen Platz, doch wohin mit sich? Zu Hause zappt er sich durchs Fernsehprogramm und landet beim örtlichen Reality-TV-Sender. Gerade geht es in rasender Fahrt zum Friedhof, und gebannt verfolgt er, wie sich reality in ein Splattermovie verwandelt: Die Toten steigen aus ihren Gräbern, und eine Flut hungriger Untoter strömt in die Stadt Coronel Pringles.
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