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Blinde Geister
Blinde Geister




Lina Schwenk

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406837043 (ISBN: 3-406-83704-2)
191 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 13 x 21cm, 2025

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Manche Worte brauchen ein ganzes Leben, um anzukommen.



Olivia wächst im friedlichen Deutschland der 50er-Jahre auf und doch trägt beinahe jeder Tag ein Stück Vergangenheit in sich. Wenn der Vater wieder und wieder die Lebensmittel-vorräte überprüft oder der Lehrer die Kinder im Turnunterricht durch selbst gebaute Schützengräben kriechen lässt. Erst als Erwachsene begreift Olivia, wie stark sie von einer Generation bestimmt ist, die es nie gewagt hat, laut zu hoffen - und beginnt, sich auf ungewöhnlichen, teils skurrilen Wegen von den Erinnerungen der anderen zu befreien.

«Blinde Geister» ist eine bewegende Familiengeschichte, die vom Nachkriegsdeutschland bis in die Gegenwart führt und von der Frage erzählt: Wie können wir die eigene Familie schützen und uns gleichzeitig vor ihr bewahren?



«Herzergreifend und so traurig und auch komisch, was ja die absolute Kunst ist.» Monika Helfer



«Poetisch mutig und psychologisch sicher erzählt Lina

Schwenk von der fatalen Glücksdroge symbiotischer Nähe

Ein betörendes Debüt!» Angelika Overath



«Kein überflüssiges Wort, keine verzichtbare Wendung bei Lina Schwenk.» Susanne Messmer, taz
Rezension
Lina Schwenks Debüt "Blinde Geister" erzählt von der Weitergabe von Kriegstrauma über Generationen. In der Nachkriegsfamilie um Rita und Karl werden Ängste zu Alltagsritualen: Vorräte horten, im Keller Schutz suchen. Ihre Töchter wachsen mit diesem beklemmenden Spiel auf, das keines ist. Schwenks Stärke liegt in der leisen Präzision ihrer Beobachtungen. Die Figuren sind keine Klischees, sondern Menschen, deren Leben von unbewusstem Misstrauen geprägt ist. Besonders gelungen: die Verknüpfung mit 2022, als der Ukrainekrieg alte Ängste wieder wachrüttelt. Schwächen zeigt der Roman in seiner mitunter überinszenierten Sprache und bei den unterbelichteten Nebenfiguren wie Schwester Martha. Dennoch ein beeindruckendes Debüt über das Fortwirken des Unsagbaren und darüber, wie schwer es ist, aus ererbten Ängsten auszubrechen.

Arthur Thömmes, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
In «Blinde Geister» erzählt Lina Schwenk eine berührende Familiengeschichte von den 1950er-Jahren bis in die Gegenwart. Mit ihrem eindringlichen Romandebüt schreibt sie in eine Zeit hinein, in der drängende Fragen auf ein tiefes Schweigen prallen.

Olivia, die Tochter von Rita und Karl, kennt seit jeher die Angst der Erwachsenen vor einem erneuten Krieg, obwohl seit Jahren Frieden herrscht in Deutschland. Beharrlich überprüft Karl die Speisekammer auf Vorräte, und immer wieder sucht die Familie gemeinsam Zuflucht im Keller, wenn der Vater den Einfall der Russen fürchtet. Für Olivia und ihre Schwester Martha ist es ein Spiel, dem sie sich still fügen, auch weil sie längst wissen, dass den Eltern die Worte für Erklärungen fehlen und das Schweigen nur umso lauter wird, je mehr sie fragen. "Bald bin ich tot", denkt auch Olivia, als die Unruhe der Eltern schleichend zu ihrer eigenen wird. In ihrer ersten eigenen Wohnung fehlt Olivia der Keller – dieser kleine Schutzbunker ihrer Kindheit, der immerhin eins bedeutete: Familienzeit. Die langen Risse, die von den Eltern bis in ihre Generation reichen, erkennt sie erst, als sie später versucht, ihre eigene Tochter vor jenem Bedrohungsgefühl zu schützen. Doch dann kommt der Februar 2022, und das, was zuvor wie ein Phantom wirkte, wird plötzlich erschreckend real. "Blinde Geister" ist ein vielschichtiger und bewegender Roman, der vor dem Hintergrund deutscher Zeitgeschichte tief verwurzelte Ängste freilegt und mit feinem Gespür das Sonderbare und Entrückte im Menschen ergründet.