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Ausgrenzung in Schulklassen Eine qualitative Fallstudie zur Schüler- und Lehrerperspektive Zugl.: Diss., TU Dresden 2007
Ausgrenzung in Schulklassen
Eine qualitative Fallstudie zur Schüler- und Lehrerperspektive


Zugl.: Diss., TU Dresden 2007

Thomas Markert

Verlag Julius Klinkhardt
EAN: 9783781515680 (ISBN: 3-7815-1568-0)
265 Seiten, paperback, 17 x 24cm, 2007

EUR 32,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ausgrenzung in Schulklassen ist ein allgegenwärtiges Phänomen: Nahezu in jeder Klasse werden Einzelne von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern diskriminiert und oftmals gewaltsam ausgeschlossen. Hier sind Lehrkräfte und Sozialpädagoginnen/Sozialpädagogen gefordert, einzugreifen. Für ein erfolgreiches pädagogisches Handeln ist es notwendig zu klären, was die Ausgrenzenden eigentlich dazu motiviert, andere auszuschließen.

Die vorliegende Studie sucht nach Antworten auf diese Frage. Ausgrenzung wird dabei nicht als ein Streit zwischen einzelnen Kindern bzw. Jugendlichen einer Klasse untersucht, sondern als ein Handlungsablauf, an dem die gesamte Klasse und auch Lehrkräfte beteiligt sind. Anhand von Interviewgesprächen mit Jugendlichen einer achten Realschulklasse und dort unterrichtenden Lehrkräften wird die Bedeutung der Ausgrenzung aus Sicht der Beteiligten rekonstruiert. Aus dieser Analyseperspektive werden Zusammenhänge sichtbar, die das theoretische Verständnis von Ausgrenzung erweitern. Ausgrenzung ist mehr als Mobbing: Sie erscheint als zusammenführendes Ritual der Jugendlichen. Für die Lehrkräfte bedeutet sie primär eine Störung ihres Unterrichts.

Die Studie trägt dazu bei, Ausgrenzungsprozesse verstehend nachzuvollziehen sowie pädagogisches Handeln kritisch zu hinterfragen. Entsprechend richtet sich dieses Buch an Lehrkräfte und sozialpädagogische Fachkräfte sowie an Studierende der Erziehungswissenschaften. Gleichzeitig bietet die Arbeit eine greifbare Schilderung des Lebensfeldes Schule aus Sicht der Jugendlichen und ist so auch für die Schul- und Jugendforschung aufschlussreich.
Rezension
Ausgrenzung in Schulklassen ist ein leider allzu "normales" Phänomen. Diese Studie fragt weniger nach sozialpädagogischen Handlungsansätzen als vielmehr nach dem grundlegenden Funktionieren von Ausgrenzung in Schulklassen. Was motiviert Kinder und Jugendliche dazu, einzelne Mitschüler/innen auszugrenzen? Dabei wird methodisch nicht von außen geschaut, sondern die Akteurssicht eingenommen: Wie werden die Ausgrenzungsprozesse von den Beteiligten selbst gedeutet und welche sozialen Wirkungen werden sichtbar? Einbezogen in diese Fragestellung wird auch das Agieren der Lehrkräfte. Ausgrenzung meint dabei die Anlehnung und Mißachtung einer Persönlichkeit. Die Studie leistet damit neben Aufschluß für ein sozialpädagogisches Handlungskonzept auch einen Beitrag zur empirischen Schulforschung.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
Einleitung 9

I AUSGANGSPUNKTE DER ARBEIT 15

1 Theoretische Annäherung an die Bedeutung von Ausgrenzung in Schulklassen 15
1.1 Zentrale Begriffe: Ausgrenzung, Anerkennung und Gewalt 15
1.2 Makroebene: Abgrenzungen in der Schule als Institution und Handlungsraum 19
1.3 Mesoebene: Ausgrenzungsprozesse in der Schulklasse als Treffpunkt der Peers 21
1.4 Mikroebene: Die Bedeutung der ausgrenzenden Interaktionen für die Identität der Akteurinnen und Akteure 23

2 Empirische Befunde zur Ausgrenzung in Schulklassen 27
2.1 Schule als fordernde Institution: Leistungsdruck und abwertendes Lehrerhandeln 27
2.2 Das Sozialklima der Peers in ,ihren' Klassen 29
2.3 Das Selbstbild der Ausgegrenzten 35

3 Zusammenfassung des Forschungsstandes und Ansatz der eigenen Untersuchung 40

II METHODEN: EMPIRISCHER ZUGANG UND AUSWERTUNGSKONZEPT 43

4 Bestimmung der Forschungsmethode 44
4.1 Bedeutungsrekonstruktion als dokumentarisches Verfahren 44
4.2 Empirische Zugänge und Passung zum Vorhaben 46
4.3 Methodisches Design: Ein mehrperspektivischer Zugang 51

5 Narratives Soziogramm: Entwicklung und Anwendung einer neuen Methode für Schülerinterviews 53
5.1 Herleitung und Entwicklung des Grundkonzepts 53
5.2 Realisierung: Ablauf, Hilfsmittel, Datensicherung und Auswahl der Interviewpartner/innen 54
5.3 Forschungspraxis 57

6 Schule als Forschungsfeld und weitere genutzte empirische Zugänge 59
6.1 Feldzugang: Forscherrolle im Raum Schule und gewähltes Forschungsfeld 59
6.2 Fragebogenerhebung 61
6.3 Lehrerinterviews 63
6.4 Gruppendiskussion mit Schüler/inne/n 65

7 Auswertungskonzept 67
7.1 Interpretationsperspektive A: Rekonstruktion individueller Orientierungen der Schüler/innen aus den Interviews 69
7.2 Interpretationsperspektive B: Rekonstruktion der kollektiven Orientierung der Schüler/innen aus der Gruppendiskussion 72
7.3 Interpretationsperspektive C: Rekonstruktion der Orientierungen der Lehrkräfte aus den Lehrerinterviews 75

III ERGEBNISSE DER FALLSTUDIE 77

8 Interpretationsperspektive A: Analyse und Vergleich der individuellen Orientierungen der
Jugendlichen 80
8.1 Fallauswahl 80
8.2 Einzelfallbeschreibungen Schüler/innen 84
8.3 Einzelfallvergleichende Fokussierung: Drangsalieren als „zusammenführendes
Ausgrenzungsritual" 155

9 Interpretationsperspektive B: Rekonstruktion des kollektiven Orientierungsrahmens der
Jugendlichen 171
9.1 Diskursbeschreibung 171
9.2 Präzisierung und Erweiterung der Erkenntnisse der Interpretationsperspektive A durch die Resultate aus B: Das Ausgrenzungsritual als kollektive Orientierung 192

10 Interpretationsperspektive C: Die individuellen Orientierungen der Lehrkräfte im Vergleich 195
10.1 Einzelfallbeschreibungen Lehrer/innen 195
10.2 Einzelfallvergleichende Perspektive 215
10.3 Diskussion der Lehrerperspektive im Kontext der Schülerperspektive aus A und B: Ausgrenzung als Störung 219

IV ZUSAMMENFASSUNG: ERTRAG UND AUSBLICK 222

Literatur 232
Anhang 238