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Ausflüge gegen das Vergessen NS-Gedenkorte zwischen Ulm und Basel, Natzweiler und Montafon
Ausflüge gegen das Vergessen
NS-Gedenkorte zwischen Ulm und Basel, Natzweiler und Montafon




Sabine Bade

Gunter Narr Verlag Tübingen
EAN: 9783739831060 (ISBN: 3-7398-3106-5)
196 Seiten, kartoniert, 17 x 24cm, November, 2021

EUR 22,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Verbrechen verübten die Nazis nicht nur im fernen Auschwitz, in Konzentrationslagern wie Dachau, Buchenwald oder Ravensbrück. Verbrechen verübten sie auch überall in unserer unmittelbaren Umgebung – auf der Schwäbischen Alb, im Schwarzwald, am malerischen Bodensee.

Die NS-Schergen ließen, kaum war ihnen die Macht übertragen worden, bereits 1933 in Baden und Württemberg Lager zur sofortigen Ausschaltung ihrer politischen und weltanschaulichen Gegner:innen errichten. Sie verschleppten aus Heilanstalten Menschen, die nicht den nationalsozialistischen Vorstellungen des „erbgesunden Ariers“ entsprachen, zur massenhaften Vergasung. Der NS-Staat trieb Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, die durch die Nürnberger Rassegesetze längst entrechtet waren, in Internierungslagern zusammen, von wo aus sie in die Vernichtungslager deportiert wurden. Und in den vielen KZ-Außenlagern, mit denen das Land übersät war, wurden selbst aus Auschwitz herbeigeschaffte KZ-Häftlinge tausendfach zu Zwangsarbeit gezwungen, die viele nicht überlebten. All das geschah in einer idyllischen Umgebung.

Die im Buch vorgestellten 35 auch grenzüberschreitenden „Ausflüge gegen das Vergessen“ führen zu einer Vielzahl von Gedenkstätten und Erinnerungsorten. Sie dokumentieren die Geschichte der Verbrechen der Nationalsozialisten und sind deren Opfern gewidmet. Dieser etwas andere heimatgeschichtliche Wegweiser weitet den Blick auf eine Gegend, die wir bisher gut zu kennen glaubten.
Rezension
Viele Schulen haben mittlerweile ein umfangreiches Programm zur Erinnerungskultur etabliert, besonders bezogen auf den zweiten Weltkrieg und die Zeit der nationalsozialistischen Diktatur Deutschlands. In diesem Rahmen unternehmen Schülerinnen und Schüler häufig Unterrichtsgänge und Exkursionen zu Stätten, in denen die Spuren dieser Zeit noch sichtbar und erfahrbar sind. Neben den schwergewichtigen Erinnerungsorten wie etwa den Lagern Auschwitz oder Buchenwald gibt es aber auch zunächst ganz unscheinbare Orte - und diesen Orten widmet sich das vorliegende Buch von Sabine Bade. Es bietet 35 Ausflüge gegen das Vergessen an, die zu Gedenkstätten v.a. im süddeutschen Raum führen. Daruner etwa das KZ Überlingen oder der Stuttgarter Deportationsbahnhof. Ein Blick in das Inhaltsverzeichnis zeigt, dass eine große Vielfalt an Orten abgebildet wird: Friedhöfe, KZ-Stätten, Mahnmale und institutionalisierte Gedenkstätten. Schauen wir uns den exemplarischen Aufbau eines Kapitels genauer an. Nach allgemeinen Informationen und einer Abbildung ordnet Bade den Ort historisch ein, stellt Bezüge zu Personen her, die mit diesem Ort verbunden waren oder sind, gibt Hinweise zu weiteren Gedenkorten in der Nähe und stellt umfangreiche Literaturangaben zur Verfügung, mittels derer eine Vertiefung gut möglich ist.
Über QR-Codes sind Karten eingebunden, so dass die Orte gut lokalisierbar sind.
Die Verwendung in der Schule liegt auf der Hand: Zur Vorbereitung von Exkursionen und Ausflügen, die einer profunden Erinnerungsarbeit dienen, wird der Band hervorragend geeignet sein. Manchmal untersuchen Schülerinnen und Schüler im Rahmen von Facharbeiten auch Erinnerungsorte in der Nähe ihrer Schule: Dieses Buch bietet eine Fülle an guten Beispielen für eine solche Arbeit.
Bade betont, dass sie eine Auswahl getroffen habe (Vorwort, S.6) - das lässt darauf hoffen, dass ein ähnlich gehaltvoller Nachfolgeband, vielleicht für andere Regionen Deutschlands noch erscheinen wird.

Johannes Groß, www.lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort von Wolfram Wette
Vorwort – Gegen das Vergessen

1. Das KZ Heuberg in Stetten am kalten Markt – das erste Konzentrationslager in Württemberg
2. Das KZ Oberer Kuhberg in Ulm – eine Vorstufe zur Hölle
3. Das Stuttgarter Landgericht – wo die Guillotine für viele aktive Nazi-GegnerInnen stand
4. Die Gedenkstätte für jüdische Flüchtlinge im schweizerischen Riehen
5. Das Ulmer Erinnerungszeichen zu Zwangssterilisation und „Euthanasie”
6. Der Riedheimer Gedenkstein für den Singener Reichstagsabgeordneten Max Maddalena
7. Die Stuttgarter Gedenkstätte für Lilo Herrmann
8. St. Gallenkirch – Fluchtversuche des Dichters Jura Soyfer und anderer Verfolgter über die Montafoner Berge in die Schweiz
9. Bahnhof Feldkirch – Erinnerungsort für Opfer der Nazi-Diktatur
10. Die Paul-Grüninger-Brücke in Diepoldsau – Gedenkort für einen lang verschmähten Fluchthelfer
11. Orte früheren jüdischen Lebens in Gailingen
12. Die Georg-Elser-Gedenkstätte in Königsbronn
13. Die T4-Tötungsanstalt Schloss Grafeneck
14. Das Morden „unwerten Lebens“ in der ehemaligen „Heilanstalt Zwiefalten“
15. Das Mahnmal der Grauen Busse vor der ehemaligen „Heilanstalt Weißenau”
16. Das Ende jüdischen Lebens in Hohenems und wie heute daran erinnert wird
17. Freiburger Erinnerungsstätten an die Oktoberdeportation 1940
18. Das Widerstands- und Deserteursdenkmal in Bregenz
19. Das KZ Natzweiler-Struthof – Das einzige deutsche Konzentrationslager auf französischem Boden
20. Das KZ Radolfzell – Ein Schießstand für die Waffen-SS
21. Der Stuttgarter Deportationsbahnhof
22. Das „Gräberfeld X“ in Tübingen – Massengrab für NS-Opfer, deren Leichen als Forschungsmaterial dienten
23. Waldkirch – Auseinandersetzung mit einem heimischen Massenmörder
24. Die Gedenkstätte für nach Auschwitz deportierte Sinti aus dem Ravensburger Ummenwinkel
25. Die Gedenkstätte Eckerwald – Für die Opfer aus dem KZ Schörzingen
26. Das KZ Erzingen – ein weiteres Konzentrationslager des
Unternehmen „Wüste“
27. Das Frauen-KZ in Geislingen an der Steige
28. Das KZ Bisingen
29. Das KZ Überlingen – unter Tage im Dienste der Friedrichshafener Rüstungsindustrie
30. Das KZ Spaichingen – Zwangsarbeit für die Waffenschmiede Mauser
31. Das KZ Hailfingen-Tailfingen zum Ausbau des Nachtjägerflugplatzes
32. Gedenkstätte in Kehl – Erinnerung an ermordete französische Widerstandskämpfer und die „Schwarzwälder Blutwoche“
33. Das KZ Offenburg zur Räumung der Bahngleise nach Bombenangriffen
34. Das Grab der Widerstandskämpferin Hilde Meisel in Feldkirch
35. Befreite KZ-Häftlinge auf der Mainau – Erinnerungslücken auf der Blumeninsel

Zeittafel
Literatur / Weblinks
Orts- und Personenregister