lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Schule der Gefühle Zur emotionalen Erfahrung von Minderwertigkeit in neoliberalen Zeiten
Schule der Gefühle
Zur emotionalen Erfahrung von Minderwertigkeit in neoliberalen Zeiten




Stefan Wellgraf

Transcript
EAN: 9783837640397 (ISBN: 3-8376-4039-6)
446 Seiten, paperback, 15 x 23cm, November, 2018

EUR 34,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ausgrenzung wird von den Betroffenen selten abstrakt in Bezug auf Strukturen sozialer Ungleichheit wahrgenommen, sondern vor allem emotional erlebt: Hauptschüler sind wütend auf ihre Lehrer und gelangweilt von ihrem Schulalltag, sie schämen sich für ihre Schulnoten und haben Angst vor Arbeitslosigkeit.

Stefan Wellgrafs vielschichtige Ethnografie einer Schule in Berlin-Neukölln stellt die emotionale Erfahrung der Schüler in den Mittelpunkt und schlägt eine politische Lesart von Gefühlen vor.

Stefan Wellgraf ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder.
Rezension
Der Autor hat an einer Hauptschule in Berlin-Neukölln eine ethnographische Studie durchgeführt, die Ausgrenzungserfahrungen erhebt. Ausgrenzung wird von den Betroffenen nicht kognitiv erfasst, sondern emotional erlebt: Wut, Langeweile, Scham und Angst sind entsprechende Gefühle (vgl. Inhaltsverzeichnis), die durch Ausgrenzung hervorgerufen werden. Insofern erklärt sich der Buchtitel "Schule der Gefühle" und der Untertitel "zur emotionalen Erfahrung von Minderwertigkeit in neoliberalen Zeiten"; denn der Autor belässt es nicht bei einer Beschreibung von Ausgrenzung und den damit verbundenen Emotionen, sondern er deutet sie politisch: Bildungsstatistiken belegen wiederholt die sozialen Ungleichheiten im Bildungssystem. In Berlin-Neukölln (z.B. an der vor Jahren in die Schlagzeilen geratenen Rütli-Schule) erhalten ca. 3 von 50 Hauptschul-Absolventen einen Ausbildungsplatz. Der Autor fragt sowohl nach den spezifischen Emotionen und Affekten, die ein exkludierendes Bildungswesen hervorbringt, als auch nach den dadurch bedingten emotionalen Dispositionen und Subjektbildungsprozessen unter gegenwärtigen gesellschaftlichen Bedingungen. Diese Ethnografie einer Schule in Berlin-Neukölln stellt folglich die emotionalen Erfahrungen der Schüler in den Mittelpunkt und schlägt eine politische Lesart von Gefühlen vor. Die Studie basiert auf einer einjährigen ethnografischen Feldforschung im Schuljahr 2012/13 an einer als besonders problematisch geltenden Schule im Berliner Stadtteil Neukölln. Exklusion bedeutet keinen absoluten Ausschluss aus der Gesellschaft, sondern wird als eine spezifische Form innergesellschaftlicher Ungleichheit verstanden, eine Gleichzeitigkeit von „drinnen und „draußen“, wie sie beispielhaft im mehrgliedrigen deutschen Schulsystem zum Ausdruck kommt.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte:
Schule, Hauptschule, Exklusion, Berlin, Neukölln, Emotionen, Affekte, Gefühle, Ethnografie, Soziale Ungleichheit, Bildung, Neoliberalismus, Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Jugend
Inhaltsverzeichnis
Einleitung | 7

I. DIESSEITS UND JENSEITS DER LANGEWEILE

Ruinierte Schule. Atmosphäre der Langeweile | 21
Kurzweile. Provokation als Kritik | 57

II. FORMEN DER SELBSTERMÄCHTIGUNG

Coolness. Selfie-Posen | 91
„Ghetto“-Stolz. Diskurse und Praktiken | 127

III. GEFÜHLE DER UNZULÄNGLICHKEIT

Die Hauptschulnote. Zur pädagogischen Produktion von
Minderwertigkeitsgefühlen | 167
Ugly Feelings. Neid, Missgunst und Peinlichkeit | 207

IV. WUT UND AGGRESSIVITÄT

Wut. Politische Gefühle und entmündigende Pädagogik | 243
Aggressivität. Der Boxerstil | 285

V. ÄNGSTE UND HOFFNUNGEN

Soziale Ängste. Arbeitslosigkeit und Abschiebung | 321
Cruel Optimism. Am Ende der Zukunft | 355

Schluss: Gefühlsstrukturen in neoliberalen Zeiten | 393

Danksagung | 401
Literaturverzeichnis | 403