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Pontifex Die Geschichte der Päpste. Von Petrus bis Franziskus
Pontifex
Die Geschichte der Päpste. Von Petrus bis Franziskus




Volker Reinhardt

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406703812 (ISBN: 3-406-70381-X)
928 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 17 x 24cm, Februar, 2017, mit 109 Abbildungen und 4 Karten

EUR 38,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Hüter einer ewigen Ordnung: So sehen sich die Päpste, deren Institution durch ihre lange Kontinuität fasziniert. Volker Reinhardt zeigt, dass diese Unveränderlichkeit eine Fiktion ist. Er erzählt höchst spannend, wie sich das Papsttum immer wieder neu erfunden hat, und vollbringt das Kunststück, dabei jedem Pontifikat in seinen theologischen, politischen und kulturellen Besonderheiten gerecht zu werden.

Volker Reinhardt legt nach dreißigjähriger Forschung zur Geschichte Roms und des Papsttums mit diesem Buch die seit Langem erste Gesamtgeschichte der Päpste aus der Feder eines Historikers vor. Er schildert, wie die Bischöfe von Rom in der Antike den Primat über alle anderen Bischöfe durchsetzten, im Mittelalter die Hoheit über Könige und Kaiser gewannen, als weltliche Herrscher den Kirchenstaat vergrößerten und dabei jahrhundertelang die Erhöhung der eigenen Familie im Blick hatten. Unzählige Kunstwerke zeugen bis heute von diesem vielfältigen Machtanspruch, und die meisten entstanden in Renaissance und Barock, als die Machtfülle schon bröckelte. Bis weit ins 20. Jahrhundert stemmten sich die Päpste gegen die Moderne und handelten dem Papsttum das Stigma des Ewiggestrigen ein. Aber der Ruf nach Reformern ist, wie die fulminante Darstellung zeigt, so alt wie das Papsttum.

Volker Reinhardt, Professor für Geschichte der Neuzeit an der Universität Fribourg, gehört weltweit zu den besten Kennern der Papstgeschichte.
Rezension
Das Papsttum stellt heute einen Anachronismus in Europa dar; staatsrechtlich ist der Papst der letzte absolute, durch keine gesetzgebende Versammlung demokratisch legitimierte und in seiner Gewaltenfülle eingeschränkte Herrscher des Kontinents. Mit (angeblich) Petrus beginnend behauptet sich das Papsttum als längste institutionelle Traditionskette der westlichen Welt. Der Autor hat die ganze Reihe der Päpste sachlich genau und unparteiisch aus ihrem jeweiligen historischen und theologischen Kontext heraus dargestellt und bietet die seit Langem erste Gesamtgeschichte der Päpste aus der Feder eines Historikers. Die Entwicklung zu einem exklusiven Petrusamt war von Anfang an nicht selbstverständlich, sondern durchaus umstritten. Es bedurfte massiver Begründungen und auch politischer Maßnahmen, um den Führungsanspruch des römischen Bischofs über alle Christen der Welt durchzusetzen. Und nicht erst im Mittelalter, dessen Papstgeschichte sich streckenweise wie ein Kriminalroman liest, schieden sich an diesem Amt die Geister. Das Papsttum bildet eine ebenso faszinierende wie schockierende Geschichte. In einem Gang durch die Jahrhunderte beschreibt der Autor herausragende Ereignisse und Entwicklungen der Idee des Papsttums, Aufstiege und Niedergänge, Spaltungen, Exile, Irrtum und Unfehlbarkeit, Tradition und Aufbruch.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
"Kenntnisreich, gewandt und zwischendurch in einem Tempo, das einen staunen lässt, wie rasch man Jahrhunderte lesend durchschreiten kann."
Thomas Ribi, Neue Zürcher Zeitung, 8. Juni 2017

"Ein großes Werk (...) ohne Glorifizierung, ohne Verdammung, ebenso nüchtern wie farbenprächtig und lebendig."
Paul Kreiner, Stuttgarter Zeitung, 26. Mai 2017

"Eine Geschichte, die facettenreicher kaum sein könnte."
Heike Talkenberger, Damals, Juni 2017

"Packend und detailreich."
Jörg Ernesti, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. April 2017

"Höchst spannend und gut verständlich."
Theodor Kissel, Spektrum der Wissenschaft, April 2017
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 13

1. Legenden, Uranfänge und erste Machtkämpfe
Von Petrus bis Eusebius (309/310)

Das Petrus-Problem 23
Schattenbeschwörung: Von Linus zu Eleutherus 28
Streit um Ostern und das Problem des Kaiserkults: Victor I., Zephyrinus, Calixtus I 31
Das Problem der «Gefallenen»: Urban I., Pontian, Anterus, Fabian, Cornelius, Lucius I 35
Taufstreit und Autoritätskonfl ikte: Stephan I., Sixtus II., Dionysius 38
Meeresstille und unruhige Fahrt: Felix I., Eutychianus, Caius, Marcellinus, Marcellus I., Eusebius 41

2. Die «Konstantinische Wende» und der Weg zum doppelten Primat
Von Miltiades bis Johannes II. (311–535)

Toleranzedikt und Konzil: Miltiades, Silvester I 45
Streit um ein Jota: Marcus, Julius I., Liberius 52
Der erste Papst: Damasus I 57
Reichsverfall und Primatansprüche: Siricius, Anastasius I., Innozenz I 63
Günstlingswirtschaft , Gnadenstreit, Grabenkämpfe:
Zosimus, Bonifaz I., Cölestin I., Sixtus III 69
«Konsul Gottes»: Leo I 79
Zwischen Arianern und Monophysiten: Hilarius, Simplicius, Felix III 87
Zwei Schwerter, ein Papst: Gelasius I93
Zwischen Goten und Kaisern: Anastasius II., Symmachus, Hormisdas, Johannes I 97
Streit um die Designation: Felix IV., Bonifaz II., Johannes II 104

3. Am langen Arm von Byzanz
Von Agapet I. bis Constantin (535–715)

Marionette und Märtyrer: Agapet I., Silverius, Vigilius 111
Zwischen Langobarden und Byzanz: Pelagius I., Johannes III., Benedikt I., Pelagius II 118
Schutzherr der Ewigen Stadt: Gregor I 123
Blicke nach Westen: Sabinian, Bonifaz III., Bonifaz IV., Deusdedit, Bonifaz V 132
Der Papst als Ketzer? Honorius I 136
Gegen den Monotheletismus: Severinus, Johannes IV., Theodor I., Martin I., Eugen I., Vitalian 140
Ruhe vor dem Sturm: Adeodatus, Donus, Agatho, Leo II., Benedikt II., Johannes V 145
Eiszeit und Beginn der Emanzipation: Konon, Sergius I., Johannes VI., Johannes VII., Sisinnius, Constantin 148

4. Der Weg nach Westen
Von Gregor II. bis Nikolaus I. (715–867)

Bilderkämpfe: Gregor II., Gregor III 155
Die fränkische Wende: Zacharias, Stephan II 159
Adelsherrschaft : Paul I., Stephan III 167
Familienmacht und Nepotismus: Hadrian I 172
Kaisermacher und Kirchenbauer: Leo III., Stephan IV., Paschalis I 184
Symbolische Selbstbehauptung: Eugen II., Valentin, Gregor IV., Sergius II193
Seeschlacht, Borgomauern und Reliquien: Leo IV 197
Legenden und letzter Glanz: Benedikt III., Nikolaus I 206

5. Silberstreifen an blutigen Horizonten
Von Hadrian II. bis Gregor VI. (867–1046)

Verbrechen an Lebenden und Toten: Hadrian II., Johannes VIII., Marinus I., Hadrian III., Stephan V 211
Papst oder nicht Papst? Formosus, Bonifaz VI., Stephan VI., Romanus, Theodor II., Johannes IX., Benedikt IV., Leo V 215
Mord und Geblütsheiligkeit: Sergius III., Anastasius III., Lando, Johannes X., Leo VI., Stephan VII., Johannes XI 219
Alberichs Päpste: Leo VII., Stephan VIII., Marinus II., Agapet II., Johannes XII 226
Für und gegen Otto I.: Leo VIII., Benedikt V., Johannes XIII 231
Marionetten der Crescenzier: Benedikt VI., Benedikt VII., Johannes XIV., Johannes XV 236
Träume von einem neuen Rom: Gregor V., Silvester II 239
Crescenzier-Päpste, neue Folge: Johannes XVII., Johannes XVIII., Sergius IV., Benedikt VIII., Johannes XIX 244
Drei sind zwei zu viel: Benedikt IX., Silvester III., Gregor VI 251

6. Kirchenreform und Hegemoniekämpfe
Von Clemens II. bis Cölestin III. (1046–1198)

Päpste von Kaisers Gnaden: Clemens II., Damasus II., Leo IX. 259
Emanzipation vom Reich: Victor II., Stephan IX., Nikolaus II., Alexander II 265
Radikalreform: Gregor VII 274
Reformkurs und Kreuzzug: Victor III., Urban II 283
Kämpfe mit dem Kaiser: Paschalis II 288
Der Weg zum «Wormser Konkordat»: Gelasius II., Calixtus II. 294
Normannen und Schismatiker: Honorius II., Innozenz II299
Kämpfe um die Kommune: Cölestin II., Lucius II., Eugen III., Anastasius IV., Hadrian IV 305
Kampf gegen Barbarossa: Alexander III 311
Ketzerbekämpfung und staufische Umklammerung: Lucius III., Urban III., Gregor VIII., Clemens III., Cölestin III. 317

7. Der Kampf um die Vormacht
Von Innozenz III. bis Benedikt XI. (1198–1304)

Herr der Christenheit: Innozenz III 327
Trügerische Harmonie: Honorius III 339
Gegen den Antichrist: Gregor IX 343
Erstes «Konklave» und finale Kämpfe gegen die Staufer: Cölestin IV., Innozenz IV., Alexander IV 350
Für die Monarchie der Anjou: Urban IV., Clemens IV., Gregor X., Innozenz V., Hadrian V., Johannes XXI 356
Bärchen an der Macht: Nikolaus III 363
Zwischen Rom und Neapel: Martin IV., Honorius IV., Nikolaus IV 367
Der Eremiten-Papst: Cölestin V 373
Kleriker gegen Laien: Bonifaz VIII., Benedikt XI 378

8. Umzug nach Avignon und Schisma 9
Von Clemens V. bis Gregor XII. (1305–1415)

An der Seite Philipps des Schönen: Clemens V 389
Finanzgenie mit Tiara: Johannes XXII 394
Müllerssohn und Minister: Benedikt XII., Clemens VI 399
Reform- und Rückkehrversuche: Innozenz VI., Urban V., Gregor XI 406
Der Weg ins Schisma: Urban VI 414
Neapel am Tiber: Bonifaz IX., Innozenz VII 419
Ein Papst mit zwei Rivalen: Gregor XII 423

9. Neuanfang, Renaissance-Kultur und Krise
Von Martin V. zu Paul III. (1417–1534)

Rom, süßes Rom: Martin V 433
Triumph des langen Atems: Eugen IV 442
Ausgleich im Westen, Katastrophe im Osten: Nikolaus V 453
Türkenkrieg, Nepotismus und Personenkult: Calixtus III. und Pius II463
Intermezzo mit Rufmord: Paul II 475
Der entfesselte Franziskaner: Sixtus IV 478
Atempause: Innozenz VIII 489
Die Borgia an der Macht: Alexander VI 492
Zurück in die 60er-Jahre – vorwärts ins Goldene Zeitalter: Pius III., Julius II 502
Genussmensch und Machtpolitiker: Leo X 513
Schuldzuweisungen und Selbstzerfl eischung: Hadrian VI 522
Selbstzerstörung: Clemens VII 527

10. Konzil, Reform und die Grenzen der Erneuerung
Von Paul III. bis Clemens VIII. (1534–1605)

Januskopf: Paul III 537
Förderer des Frohsinns: Julius III 550
Reform, milde und hart: Marcellus II. und Paul IV 554
Rollentausch: Pius IV 559
Radikalreform: Pius V 564
Rekatholisierung und neue Zeitrechnung: Gregor XIII 572
Banditenkrieg und Sternplan: Sixtus V 582
Nachhall der Reform: Urban VII., Gregor XIV., Innozenz IX., Clemens VIII., Leo XI 592

11. Nepotenherrlichkeit und barocke Prachtentfaltung
Von Paul V. bis Clemens X. (1605–1676)

Verfl echtung und Ängstlichkeit: Paul V 603
Aktives Intermezzo: Gregor XV 612
Der Kosmos der Barberini: Urban VIII 618
Die «Päpstin» und ihre Skandale: Innozenz X 630
Den Sonnenkönig im Nacken: Alexander VII 640
Maß und Maßlosigkeit: Clemens IX., Clemens X 649

12. Wider den Geist der Zeit
Von Innozenz XI. bis Pius VI. (1676–1799)

Zweite Reform: Innozenz XI 655
Rückfall und Fortsetzung: Alexander VIII., Innozenz XII 663
Ohnmacht in Zeiten des Krieges: Clemens XI 670
Schwach und aus alter Familie: Innozenz XIII., Benedikt XIII. 679
Vergreisung: Clemens XII 689
Verjüngung: Benedikt XIV 699
Venedig am Tiber: Clemens XIII 708
Gegen die Jesuiten: Clemens XIV 716
Nepoten und Jakobiner: Pius VI 722
Zwischenspiel ohne Staat 737

13. Selbstabschließung und Sackgasse
Von Pius VII. bis Pius X. (1800–1914)

Napoleons Papst: Pius VII 743
Restauration: Leo XII 758
Kurze Öff nung, lange Isolation: Pius VIII., Gregor XVI 761
Flirt mit dem Risorgimento und die Revolution: Pius IX., 1846–1849 771
Vorwärts ins Mittelalter: Pius IX., 1850–1870 776
Unfehlbarkeit und Gefangenschaft im Vatikan: Pius IX., 1870–1878 791
Diplomatischer Schöngeist: Leo XIII 799
Gegen Moderne und «Modernisten»: Pius X 812

14. Schwankende Haltungen zur Gegenwart
Von Benedikt XV. bis Franziskus I. (1914 bis heute)

Zwischen den Fronten: Benedikt XV 821
Mussolinis Papst: Pius XI 826
Der letzte Papst im alten Stil: Pius XII 836
Aufbruch in die Gegenwart: Johannes XXIII 846
Das Konzil und die Folgen: Paul VI., Johannes Paul I 851
Polen in Rom: Johannes Paul II 860
Disziplin und Fürsorge: Benedikt XVI., Franziskus I 866

Anhang

Karten 874
Liste der Päpste und Gegenpäpste 879
Literaturhinweise 884
Bibliographie 887
Bildnachweis 911
Personenregister 913