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Leid und Schmerz Konzeptionelle Annäherungen und medizinethische Implikationen
Leid und Schmerz
Konzeptionelle Annäherungen und medizinethische Implikationen




Giovanni Maio, Claudia Bozzaro, Tobias Eichinger (Hrsg.)

Verlag Karl Alber
EAN: 9783495487389 (ISBN: 3-495-48738-7)
432 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, 2015

EUR 49,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Schmerz und Leid sind allgegenwärtige Erfahrungen. Sie zermürben das physische und psychische Wohlbefinden, stören soziale Beziehungen, gefährden die gesamte Existenz der leidenden Person. Heute werden Erwartungen der Schmerz- und Leidenslinderung vor allem an die Medizin gerichtet. Dabei wirft dieser Trend zu einer Fokussierung auf einen rein medizinisch-technischen Umgang mit Schmerz und Leiden Fragen auf: Können alle Formen von Leiderfahrung vom physischen Schmerz über psychische Traumata bis hin zu existentieller Verzweiflung angemessen mit medizinischen Mitteln behandelt werden? Wie kann im medizinischen Kontext mit der Frage nach dem Sinn von Schmerz und Leid umgegangen werden? Welche Bedeutung hat dabei der gesellschaftliche Umgang mit Schmerz und Leiden? Welche Rolle spielen diese Erfahrungen für unser Verständnis eines guten Lebens bzw. eines guten Sterbens?
Rezension
Dieser Sammelband dokumentiert die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte interdisziplinäre Klausurwoche »Schmerz und Leid als normative Konzepte in der Medizin«, die vom 16.-21. März 2014 in Freiburg stattgefunden hat. Andauernder Schmerz und dauerhaftes Leiden können einen Menschen zermürben. In drei Schritten stellt sich dieser Sammelband dem Thema: 1. Phänomenologisch und exepmplarisch wird zu erfassen gesucht, was chronischer Schmerz erlebnishaft bedeutet. 2. Die anthropologische und existentielle Bedeutung von Schmerz und Leiden wird aufgezeigt. 3. Daraus werden Überlegungen zum Umgang mit Schmerz und Leiden in der Medizin abgeleitet. Insgesamt werden folgende Fragestellungen behandelt: Können alle Formen von Leiderfahrung vom physischen Schmerz über psychische Traumata bis hin zu existentieller Verzweiflung angemessen mit medizinischen Mitteln behandelt werden? Wie kann im medizinischen Kontext mit der Frage nach dem Sinn von Schmerz und Leid umgegangen werden? Welche Bedeutung hat dabei der gesellschaftliche Umgang mit Schmerz und Leiden? Welche Rolle spielen diese Erfahrungen für unser Verständnis eines guten Lebens bzw. eines guten Sterbens?

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Autoreninfo:

Giovanni Maio, Prof. Dr., geboren 1964, Studium der Medizin und Philosophie in Freiburg, Straßburg und Hagen. Seit 2005 Professor für Bioethik, seit 2006 Direktor des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin, Albert Ludwigs Universität Freiburg, und Geschäftsführender Direktor des Interdisziplinären Ethik-Zentrums Freiburg.

Claudia Bozzaro, Dr. phil., studierte Philosophie, Kunstgeschichte, Theologie und Psychologie in Freiburg und Paris und promovierte mit einer Arbeit, die unter dem Titel Das Leiden an der verrinnenden Zeit. Philosophisch-ethische Überlegungen zum Zusammenhang von Altern, Leiden und Zeit am Beispiel der Anti-Aging-Medizin im Jahr 2014 erschienen ist. Von 2006 bis 2010 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin des Philosophischen Seminars in Freiburg. Seit 2010 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin an der Universität Freiburg. Forschungsinteressen: Angewandte Ethik, Philosophische Anthropologie, Existenzphilosophie, Medizinethik (Altersforschung, Ethik am Lebensende, Reproduktionsmedizin, Ethikberatung).

Tobias Eichinger, Dr. phil., Studium der Philosophie und Filmwissenschaft in Erlangen und an der Freien Universität Berlin. Von 2006 bis 2015 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin der Universität Freiburg (D). 2010 MTZ-Förderpreis für Bioethik. 2013 Promotion zu philosophisch-ethischen Fragen der wunscherfüllenden Medizin, erschienen bei transcript unter dem Titel "Jenseits der Therapie". Seit 2014 Oberassistent am Institut für Biomedizinische Ethik und Medizingeschichte der Universität Zürich. Lehraufträge an der Universität Klagenfurt und am Ethik-Zentrum der Universität Zürich. Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Philosophie (DGPhil) und der Akademie für Ethik in der Medizin (AEM), dort auch in der Arbeitsgruppe "Medizinethik im Film". Forschungsinteressen: Ziele und Rolle der Medizin, Enhancement und Medikalisierung, ethische und anthropologische Fragen der modernen Medizin (Organspende, Reproduktionsmedizin, Anti-Aging etc.), Medizin und Medizinethik im Film.
Inhaltsverzeichnis
I. Philosophische, anthropologische und theologische Annäherungen an die Phänomene des Schmerzes und des Leidens

Claudia Bozzaro
Schmerz und Leiden als anthropologische Grundkonstanten und als normative Konzepte in der Medizin 13

Martin Hähnel
Die Rolle der Empfindungsfähigkeit für die ethische Beurteilung des Schmerzes 37

Boris Wandruszka
Die Sinnfrage des Leidens im Lichte seiner Seinstruktur 67

Christian Grüny
Zwischen Aspirin und Algodizee. Zum Problemfeld Schmerz und Sinn 89

Steffen Lange
Die Differenz zwischen Biologie und Existenz. Leid bei Schopenhauer und Jaspers 110

Alexander Heil
Die dialogische Verletzbarkeit des Menschen 130

Miriam Leidinger
Kenosis, Kontemplation und Begehren. Die Theologie Sarah Coakleys und ihr Ringen um eine »Macht-in-Verwundbarkeit« 144

II. Schmerz und Leiden im medizinischen Kontext

Giovanni Maie
Schmerz als Widerfahrnis. Die Kontrollierbarkeitserwartung als Problem 169

Saulius Geniusas
Phänomenologie chronischen Schmerzes und ihre Auswirkungen auf die Medizin 180

Jan-Ole Reichardt
Zumutbares Leiden: Ausmaße und Grenzen in der Medizin 202

Marcus Schiltenwolf
Schmerz und Medikalisierung 232

Galia Assadi
Diagnose: Trauer. Zur Pathologisierung existentieller Leiderfahrungen 250

Tobias Eichinger
Behandlungsziel Verstümmelung. Zur normativen Funktion der Leidenslinderung am Beispiel extremer wunscherfüllender Medizin 267

Hans Christof Müller-Busch
Schmerz und Leid in der Palliativmedizin 288

Mathias Wirth
Brompton-Cocktail gegen Sinnschmerz? Anmerkungen zur palliativen Tiefensedierung bei existentieller Not im Gespräch mit Albert Camus und Emmanuel Levinas 312

Jeremy Wenninger
Der Leidensbegriff und seine Belastbarkeit. Eine kritische Analyse vor dem Hintergrund der
niederländischen Sterbehilfe-Gesetzgebung 332

III. Schmerz, Leid und Sprache

Julia Dietrich
»Ich habe Schmerzen.«: Anthropologische Grundlagen des Verhältnisses von Schmerz und Sprache 355

Lukas Kaelin
Sprechen, worüber es weh tut. Schmerzkommunikation und medizinethische Implikationen 378

Jessica Pahl
Kommunikation von Schmerzen bei »nicht-kommunikativen Patienten« 391

Regine Romberg
Die heilkraft des Erzählens bei Hannah Arendt und Martin Buber 410


Die Autorinnen und Autoren 427