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Facetten eines Erziehenden Sportunterrichts Theoretische Ansätze, empirische Studien und praktische Konzepte
Facetten eines Erziehenden Sportunterrichts
Theoretische Ansätze, empirische Studien und praktische Konzepte




Stefan König, Günter Stibbe (Hrsg.)

Logos Verlag Berlin
EAN: 9783832542603 (ISBN: 3-8325-4260-4)
217 Seiten, kartoniert, 15 x 21cm, Mai, 2016

EUR 34,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Blickt man aus fachdidaktischer Perspektive auf die Entwicklung des Schulsports in den letzten 60 Jahren zurück, kann ohne Einschränkung festgestellt werden, dass sich viele SportwissenschaftlerInnen zum Schulsport geäußert haben. Nicht zuletzt deshalb findet sich auch heute noch eine offizielle Liste an Zielsetzungen und Aufgaben für den Schulsport (DSB, 2006, S. 164). Betrachtet man diese, auf den ersten Blick zum Teil völlig unterschiedlichen, ja sich in Einzelfällen diametral gegenüberstehenden Positionen aus einer historischen Perspektive, lässt sich eine Diskussionslinie nachzeichnen, die mittlerweile Sachgebietsaneignung und der Persönlichkeitsbildung als übergeordnete Leitlinie etikettiert. Heute wird das Spannungsverhältnis, das viele Jahre zwischen diesen beiden Polen bestand, unter der Leitidee eines Erziehenden Sportunterrichts aufgelöst. Dies bedeutet, dass Bewegung, Spiel und Sport, unter der erzieherischen Perspektive betrieben, die Erziehungsziele der Qualifizierung für den Sport in der Gesellschaft und der Persönlichkeitsbildung realisieren soll.



Vor diesem Hintergrund setzt sich der achte Band der Reihe Schulsportforschung in fünf Beiträgen mit aktuellen Facetten des Erziehenden Sportunterrichts auseinander. Die Bandbreite reicht hierbei von einer Einbettung der fachdidaktischen Diskussion in die Bildungsthematik (Stibbe), über eine Analyse aktueller schulinterner Lehrpläne hinsichtlich deren mehrperspektivischer Orientierung (Poweleit & Ruin) bis hin zu drei konkreten Themen eines erziehenden Sportunterrichts, der vorberuflichen Bildung (König & Dahlheimer), eines inklusive Sportunterrichts (Schley) sowie der Gewaltprävention durch Sport (zur Horst).
Rezension
Sehr lange werden in der Sportwissenschaft geeignete sportpädagogische Ansätze des Sportunterrichts diskutiert.
"Facetten eines Erziehenden Sportunterrichts" werden im vorliegenden Band der Schulsportforschung, erschienen im Logos-Verlag, vorgestellt.

Erziehender Sportunterricht meint -unzulässig verkürzt- Erziehung IM Sport und Erziehung DURCH (und mit) Sport.

Aber was hat Sport und insbesondere Sportunterricht mit "Bildung" zu tun?
Theorie kompakt dargestellt zu einem IN DER PRAXIS viel diskutierten Thema im Kontext mit dem schulischen Bildungsauftrag.
Günter STIBBE gibt einen Abriss über die aktuellen bildungstheoretischen Ansätze und kommt zum Schluss: trotz unterschiedlicher Herangehensweisen besteht Einigkeit darüber, dass Bewegung und Sport einen spezifischen Beitrag zum Bildungsauftrag von Schulen leistet.

Einem zentralen Element des erziehenden Sportunterrichts (einem "Kernelement") wendet sich das Kapitel von POWELEIT und RUIN zu: dem Thema "Mehrperspektivität".
Hierzu werden die Ergebnisse einer explorative Studie vorgestellt. Wie sieht es mit der Umsetzung der theoretischen Grundlegungen im Vergleich verschiedener schulinterner Lehrpläne in Nordrhein-Westfalen aus?
Es wird deutlich, dass einerseits alle pädagogischen Perspektiven in den internen Lehrplänen verankert sind, besser gesagt: sie werden den unterschiedlichen Bewegungsfelder zugeordnet, allerdings findet sich eine recht deutliche Disparität. Exemplarisch zeigen die Autoren diese Verengung am Beispiel der Gesundheitsperspektive auf.
Fazit: Theorie erkannt - aber mit der praktischen Umsetzung hapert es noch.

Den einleitenden eher theoretisch gehaltenen Kapiteln folgen drei Beiträge, die einen Transfer in die Praxis nachzeichnen und darstellen. KÖNIG und DAHLHEIMER stellen eine QUALITATIV - quantitative Studie zum Auftrag des Schulsports in der vorberuflichen Bildung dar.
Vor dem Hintergrund der vorherrschenden Kritik an der mangelnden Studier- bzw. Ausbildungsfähigkeit der Schulabsolventen wird durch die Studie verdeutlicht, dass das Beziehungsgeflecht zwischen allgemeiner Didaktik und Fachdidaktik (KLAFKI) einen (wesentlichen) Beitrag auch für die Rolle des Schulsports in der vorberuflichen Bildung spielen kann.
Den Konsequenzen für die Sportdidaktik werden sieben Thesen angefügt, die den Schritt in den schulischen Alltag einfordern - sehr gut gelungen, den die Thesen motivieren den Praktiker zur Suche nach "best-practise" Möglichkeiten.

Sportartspezifisch wird es in den abschließenden beiden Kapiteln.
Karl SCHLEY stellt eine Untersuchung zum "Erziehenden Fußballunterricht" unter inklusiven Aspekten dar.
Die Leistungsentwicklungen im Unterricht mit Schwerpunkt "Fußball" in 2 Versuchsgruppen unter Berücksichtigung inklusiver Aspekte werden dargestellt und bewertet. Möglichkeiten und Grenzen des Schulsports werden thesenhaft zusammengefasst und der abschließende Ausblick soll Mut machen, erziehenden Sportunterricht inklusiv in der Praxis zu nutzen.

Dorothee ZUR HORST berichtet über die Analyse einer Kampfsportintervention mit sozialauffälligen und gewalttätigen Jugendlichen. Die Untersuchung stellt eine Intervention in den Mittelpunkt: "Fighting for Tolerance". Dies Seminar bildete ein "Schlaglicht" im schulischen Kontext. Die zumeist positiven Ergebnisse zeigen auf, dass Kampfsport als Intervention unter entsprechender Anleitung sinnvoll und geeignet erscheint, vorhandenes Gewaltpotenzial in Bahnen zu lenken. Der Wunsch zur Implementierung derartiger Interventionen als "Highlights" eines Schuljahres unterstreicht dies eindrucksvoll.

Mein Fazit zu diesem Buch aus der Reihe "Schulsportforschung":
Wer sich über den aktuellen sportpädagogischen Ansatz des "Erziehenden Sportunterrichts" informieren möchte, liegt hier richtig!
Allerdings sollte man Zeit und Muße mitbringen. Es ist kein leicht zu lesender "Schmöker" für den Abend! Aber das ist auch nicht die Zielsetzung der einzelnen Werke in der Reihe Schulsportforschung.
Wichtige Argumente für den Beitrag des (Schul-)Sports zum Bildungsauftrag von Schule liefert es allemal!
Schulsport eine Nebensache?
Beileibe nicht!

Dietmar Langusch, Lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis

Günter Stibbe
„Bildung – was denn sonst?“ – Zur sportdidaktischen Leitidee
der Bildung zwischen Tradition und Transformation 9
1 Einführung 9
2 Erziehungswissenschaftlicher Bildungsdiskurs zwischen Tradition und
Transformation 11
3 Fachdidaktische Erneuerungsversuche zwischen Bildung und
Handlungsfähigkeit 16
4 Schlussbetrachtung.26
Literaturverzeichnis 27

André Poweleit & Sebastian Ruin
Mehrperspektivität als Kernelement erziehenden
Sportunterrichts? Eine explorative Untersuchung schulinterner
Lehrpläne in NRW 35
1 Einführende Überlegungen 35
2 Untersuchungsanlage 38
3 Die Umsetzung der Mehrperspektivität – ein quantitativer Überblick 39
4 Die Umsetzung der Gesundheitsperspektive – eine qualitative Vertiefung 46
5 Resümee 53
Literaturverzeichnis 54

Stefan König & Marie Dalheimer
Der Auftrag des Schulsports in der vorberuflichen Bildung –
eine QUALITATIV-quantitative Studie 59
1 Einleitung 59
2 Systemtheoretische Betrachtung des Problems 62
3 Berufspädagogische Konzeptionierung.66
4 Aufgaben des Schulsports 72
5 Methode 74
6 Ergebnisse 79
7 Konsequenzen für die Sportdidaktik 88
Literaturverzeichnis 92

Karl Schley
Erziehender Fußballunterricht – eine empirische Untersuchung
unter inklusiven Aspekten 101
1 Einleitung 101
2 Erziehender Sportunterricht unter inklusivem Aspekt 103
3 Zwischenfazit 118
4 Die empirische Studie 119
5 Zusammenfassungen 145
Literaturverzeichnis 148

Dorothee zur Horst
Gewaltprävention und Integration durch sportliche
Maßnahmen? Analyse einer Kampfsportintervention mit
sozialauffälligen und gewalttätigen Jugendlichen 151
1 Einleitung 151
2 Eingrenzung des Gewaltbegriffs 153
3 Mögliche Ursachen für gewalttätiges Verhalten 157
4 Gewaltprävention 159
5 Personale und soziale Kompetenzen 166
6 Zwischenfazit 174
7 Vorstellung der Forschungsfrage 175
8 Die Studie 176
9 Analyse 180
12 Fazit und Ausblick 209

Literaturverzeichnis 211

Autoreninformationen 217