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Ethik der Organtransplantation
Ethik der Organtransplantation




Johann S. Ach, Michael Anderheiden, Michael Quante

Harald Fischer Verlag
EAN: 9783891314029 (ISBN: 3-89131-402-7)
242 Seiten, hardcover, 14 x 21cm, 2000

EUR 29,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die neuen Möglichkeiten medizinischer Verwendung von Organen und Körperteilen werfen juristische und moralische Fragen auf.

Zentrale und »klassische« Begriffe der abendländischen Ethik wie Person, Leben, Körper, Natürlichkeit, Integrität, Menschenwürde, Autonomie oder Pietät stehen vor einer Bewährungsprobe und müssen ihre Brauchbarkeit auch in diesen neuen bioethischen Problemzusammenhängen erweisen.



Die Organtransplantation ist seit Jahren auch in Deutschland ein routinemäßig und erfolgreich durchgeführtes medizinisches Verfahren. Zahlreiche Menschen verdanken ihr das Leben oder eine weitgehende Wiederherstellung ihrer Gesundheit.

In der Öffentlichkeit wird die medizinische Möglichkeit der Organtransplantation gutgeheißen, die' langjährige Forderung nach einer gesetzlichen Regelung wurde mit dem Transplantationsgesetz vom 5. November 1977 erfüllt. Dennoch bestehen in der Öffentlichkeit viele, vielleicht sogar wachsende Befürchtungen über den Mißbrauch dieser Therapieform.

Die neuen Möglichkeiten medizinischer Verwendung von Organen und Körperteilen werfen juristische und moralische Fragen nach dem Status des menschlichen Körpers auf. Dazu gehören die Fragen nach Begriff und Zeitpunkt des Todes und nach den Pflichten gegenüber Toten. Aber auch Fragen nach den Grenzen der Verfügung über den eigenen Körper, Fragen der Verteilungsgerechtigkeit und nach den Grenzen des experimentellen Umgangs mit Menschen (vom Embryo bis zum Leichnam) müssen beantwortet werden.



Das Verhältnis des Menschen

zu seinem eigenen Körper und dem seiner Mitmenschen erscheint im Kontext der moralischen Bewertung der Transplantationsmedizin in einem neuen, veränderten Licht. Es zeigt sich sehr schnell, daß zentrale und »klassische« Begriffe der abendländischen Ethik wie Person, Leben, Körper, Natürlichkeit, Integrität, Menschenwürde, Autonomie oder Pietät vor einer Bewährungsprobe stehen und sich ihre Brauchbarkeit auch in diesen neuen bioethischen Problemzusammenhängen erweisen muß.

Neben dieser allgemeinen ethischen Fragestellung ergeben sich eine ganze Reihe gewichtiger, unmittelbar anwendungsbezogener Fragen. Sie bestimmen den Gang der Diskussion über die Ethik der Organtransplantation wesentlich mit.

Johann S. Ach, Michael Anderheiden und Michael Quante befaßten sich als Mitarbeiter eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts mit den Fragen zur »Ethik der Organtransplantation«.
Rezension
Die Bioethik stellt die vielleicht größte ethische Herausforderung des 21. Jahrhunderts dar; denn der Mensch mutiert zunehmend von Schöpfer zum Geschöpf. Einen wesentlichen Baustein in dem Gesamtkomplex von Bio- und Gentechnik stellt die Organtransplantation dar; zum einen, weil um der Transplantation willen der Tod(eszeitpunkt) neu definiert wird (Hirntodkriterium statt Herz-Kreislauf-Kriterium), zum anderen weil die Grenze zwischen Mensch und Tier verschwimmt (Xenotransplantation). Mit der Organtransplantation sind mithin vielfältige ethische Fragestellungen und Probleme verknüpft, die in diesem Band umfassend dargestellt werden. Weil die Bioethik und ihre diversen konkreten ethischen Problemfelder immer wieder gern als anschauliche, jedermann betreffende und aktuelle ethische Beispiele im schulischen Unterricht (Religion, Ethik, Philosophie, LER) herangezogen werden, sei dieser Titel allen zu diesem Thema Unterrichtenden empfohlen.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Organtransplantation ist seit Jahren auch in Deutschland ein routinemäßig und erfolgreich durchgeführtes medizinisches Verfahren. Zahlreiche Menschen verdanken ihr das Leben oder eine weitgehende Wiederherstellung ihrer Gesundheit.

In der Öffentlichkeit wird die medizinische Möglichkeit der Organtransplantation gutgeheißen, die langjährige Forderung nach einer gesetzlichen Regelung wurde mit dem Transplantationsgesetz vom 5. November 1997 erfüllt. Dennoch bestehen in der Öffentlichkeit viele, vielleicht sogar wachsende Befürchtungen über den Mißbrauch dieser Therapieform.

Die neuen Möglichkeiten medizinischer Verwendung von Organen und Körperteilen werfen juristische und moralische Fragen nach dem Status des menschlichen Körpers auf. Dazu gehören die Fragen nach Begriff und Zeitpunkt des Todes und nach den Pflichten gegenüber Toten. Aber auch Fragen nach den Grenzen der Verfügung über den eigenen Körper, Fragen der Verteilungsgerechtigkeit und nach den Grenzen des experimentellen Umgangs mit Menschen (vom Embryo bis zum Leichnam) müssen beantwortet werden.

Das Verhältnis des Menschen zu seinem eigenen Körper und dem seiner Mitmenschen erscheint im Kontext der moralischen Bewertung der Transplantationsmedizin in einem neuen, veränderten Licht. Es zeigt sich sehr schnell, daß zentrale und »klassische« Begriffe der abendländischen Ethik wie Person, Leben, Körper, Natürlichkeit, Integrität, Menschenwürde, Autonomie oder Pietät vor einer Bewährungsprobe stehen und sich ihre Brauchbarkeit auch in diesen neuen bioethischen Problemzusammenhängen erweisen muß.

Neben dieser allgemeinen ethischen Fragestellung ergeben sich eine ganze Reihe gewichtiger, unmittelbar anwendungsbezogener Fragen. Sie bestimmen den Gang der Diskussion über die Ethik der Organtransplantation wesentlich mit.

Johann S. Ach, Michael Anderheiden und Michael Quante befaßten sich als Mitarbeiter eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts mit den Fragen zur »Ethik der Organtransplantation«.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9

Einleitung 11

1. Methodische Vorüberlegungen 19

1. Ausdehnung von »Konsensinseln« 19
2. Prinzipien mittlerer Reichweite 20
a. Mittlere Geltungsweite 20
b. Mittlere Begründungstiefe 20
3. Ebenen und Grenzen des Pluralismus 21
a. Zwei Quellen moralischer Konflikte 21
b. Kontextadäquate Flexibilität 22
4. Interessenabwägung 24
a. Der Begriff des Interesses 24
b. Abwägungsfragen 24
5. Rekonstruierende Argumente 25
a. Kritisch-rekonstruktives Verfahren 25
b. Explikativ-fundierendes Verfahren 26
c. Keine kategorischen Argumente 27

II. Transplantationsmedizin und Hirntod 29

1. Hirntod-Konzept und Organtransplantation 29
1. Kritik am Hirntod-Konzept 29
b. Die Harvard-»Definition« 31
c. Testverfahren, Kriterien, Definition 31
d. Entstehungsbedingungen vs. Rechtfertigungsgründe 33
2. »Pragmatische Umdefinierung des Todes«? Eine Auseinandersetzung mit Hans Jonas 34
a. Kritikmotive bei Jonas 34
b. Eine Zone wesentlicher Ungewißheit? 36
c. Wert des Lebens und Tod des Menschen 38
d. Slippery slopes 40
3. Hirntod und Moral 42
a. Moralische Argumente in der Auseinandersetzung um das Hirntod-Konzept 42
b. Moralisch-pragmatische Argumente gegen die Implementierung des Hirntod-Konzeptes? 43
c. Hirntod und Moral: Einige weitere Aspekte 47
4. Hirntod als Entnahmekriterium? 49
a. Todes- oder Entnahmekriterium? 49
b. Kriterien für die Zulässigkeit von Tötungshandlungen 50
i. Selbst- vs. Fremdtötung 51
U. Binnen- vs. Außenperspektive 51
iii. Eigen- vs. Fremdnutzen 52
c. Wider die Aufweichung des Fremdtötungsverbotes 53

III. Organentnahme vom Leichnam 55

1. Der menschliche Leichnam »zwischen Person und Sache« 55
2. Vier Interessengruppen 56
a. Die Interessen der Organempfängerin 56
i. Subjektive, aujgeklärte und abgewogene Interessen 56
ii. Lebensqualität als Entscheidungskriterium 59
b. Die Interessen der Angehörigen 67
i. Trauerhilfe 62
ii. Trauerrolle 65
iii. Soziale Identität 66
c. Die Interessen des Leichnams 68
i. »to be posthumous interests« 69
ii. Menschenwürde und menschlicher Leichnam 70
iii. Personale Identität — über den Tod hinaus? 71
iv. Postmortale Interessen 75
d. Die Interessen der Gesellschaft 77
3. Praxisnormen und Modelle legitimer Organentnahme vom Leichnam 82
a. Praxisnormen 84
b. Modelle legitimer Organentnahme vom Leichnam 90

IV. Lebendorganspende 91

1. Einleitung 91
2. Der »Normalfall« 93
a. Das Postulat 93
b. Mentale Voraussetzungen: Entscheidungsfähigkeit und Kompetenz 95
c. Aufklärung 97
d. Äußerere Bedingungen der Handlungsfreiheit 105
e. Die Entscheidung 107
f. Einschränkung des Prinzips des Respekts für autonome Entscheidungen 111
3. Minderjährige 115
a. Autonomie und Minderjährige 116
b. Besondere Ausgestaltung des neminem laedere-Grundsatzes für Minderjährige? 120
4. Eingeschränkt zustimmungsfähige und nicht-zustimmungs-fähige Menschen 121

Exkurs: Das Konzept der Lebensqualität in der bio-medizinischen Ethik 123

1. Das Konzept der Lebensqualität in der Medizin 123
2. Argumente gegen das Lebensqualitäts-Konzept 126
a. Das Argument von der unhintergehbaren Subjektivität 127
b. Das Argument von der Inkommensurabilität oder unmöglichen Quantifizierbarkeit 128
c. Das Argument von der irreduziblen Individualität 130
d. Das Selektions-Argument 132
c. Das Leiden-gehört-zum-Leben-Argument 133
3. Lebensqualität als normativ-deskriptives Doppelkonzept 134

V. Entnahme und Übertragung von Geweben und
Organen von Embryonen, Föten und anenzephalen Neugeborenen 137


1. Fötalgewebstransplantationen: Aussichten, Erfolge, Alternativen 137
2. »Abtreibungsgewebe«: Die Herkunft embryonalen Gewebes für Transplantationen 139
3. Instrumentalisierungs-, Komplizen- und Legitimations-Argument 140
a. Das Instrumentalisierungs-Argument 141
b. Das Komplizen-Argument 142
c. Das Legitimations-Argument 144
4. Anenzephale Neugeborene als Organspender? 145
5. Informed consent? 147
a. Hirngewebstransplantation und personale Identität 148
b. Probleme auf der Seite der Spenderinnen 152
i. Organspender vs. Organquelle 152
ii. Wer darf einer Entnahme zustimmen? 152
iii. Das Trennungsprinzip: Zeitpunkt der Aufklärung 155
6. Schwangerschaftsabbruch und Gewebegewinnung 156
7. Allokation und Kommerzialisierung 158
8. Fazit 159

VI. Xenotransplantation: Die Übertragung tierlicher Organe 161

1. Xenotransplantation als Ausweg aus der Organknappheit? 161
2. Moralische Probleme der Xenotransplantation 163
a. Xenogene Infektionsgefahren 164
b. Probleme der Allokation tierlicher Organe 164
c. Xenotransplantation und der moralische Status von Tieren 166
i. Abwägungsfragen: Xenotransplantation und die Folgen für die betroffenen Tiere 166
ii. Symmetrie-These 167
iii. Transgene Tiere 168
3. Fazit 169

VII. Organallokation und Gerechtigkeit 171

1. Organknappheit und Organallokation 171
2. Spenderbezogene vs. systembezogene Faktoren 773
3. Allokationsebenen 175
a. Eigentumstheoretische vs. persönlichkeitsrechts-theoretische Argumente 175
b. Makro- und Mikroallokation 176
4. Vom Organpool zum Empfänger 177
4 Drei Hntscheidungsschritte 177
b. Die Eurotransplant-Regeln 180
5. Organallokation und Gerechtigkeit 181
a. Moralische Mischlegitimation« 181
b. Alternative: Formale Verfahren? 182
c. Allokationskriterium Lebensqualität 184
6. Wer soll entscheiden? 185

VIII. Was spricht gegen den Handel mit Organen? 189

1. Knappheit und Konkurrenz 189
2. Handel mit Organen lebender Spender 190
a. Kategorische Argumente 191
i. Organverkauf als (Selbst-)Instrumentalisierung? 191
ii. Verletzt der Verkauf von Körperorganen die körperliche Integrität? 193
b. Sozialmoralische Argumente 195
i. Ausbeutung 196
ii. Auswirkungen auf die Transplantationsmedizin 197
iii. Medizin als moralisches Unternehmen 197
iv. Zwei-Klassen-Medizin 198
v. Abwertung des menschlichen Körpers 198
3. Handel mit Körperteilen Verstorbener 199
4. Kompensation statt Bezahlung? 200
5. Clubmodell 202


Anmerkungen 205
Literatur 221
Index 235
Ober die Autoren 241
Drucknachweise 242