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Die große Ketzerei Verfolgung und Ausrottung der Katharer durch Kirche und Wissenschaft
Die große Ketzerei
Verfolgung und Ausrottung der Katharer durch Kirche und Wissenschaft




Lothar Baier

Wagenbach
EAN: 9783803124104 (ISBN: 3-8031-2410-7)
208 Seiten, paperback, 12 x 19cm, 2009, mit vielen Abbildungen

EUR 11,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Lothar Baier berichtet von der Verfolgung der Katharer, ohne diese ersten Ketzer mit dem Heiligenschein zu schmücken, den man Dissidenten immer wieder allzu rasch verliehen hat. An der Gnadenlosigkeit, mit der diese Andersdenkenden vernichtet wurden, läßt sich ablesen, was für eine intellektuelle und politische Herausforderung sie darstellten. Lothar Baier beschreibt diese ersten Abtrünnigen als ein Vorbild - wenn auch nicht leuchtend - für Abweichler gegen alleinseligmachende Orthodoxie.
Rezension
Insbesondere in Zeiten, wo die römisch-katholische Kirche wiederum meint, sich (noch) weiter nach rechts und in Richtung fundamentalistischer Strömungen hin orientieren zu müssen ("opus Dei", "Pius-Bruderschaft" etc.), wie es das Jahr 2009 und die fragwürdigen Äußerungen "unseres" Papstes verdeutlichen, ist es wichtiger denn je, sich mit der Geschichte der sog. Ketzer zu beschäftigen und zu sehen, wie die "eine heilige christliche Kirche" mit ihr verfahren ist ... Die Katharer (die „Reinen“ – von griech. katharós) bildeten eine Glaubensbewegung vom 11. bis 14. Jahrhundert in Süd-Frankreich, aber auch in Italien, Spanien und Deutschland. Verbreitet ist auch die Bezeichnung Albigenser nach der südfranzösischen Stadt Albi, die eine Hochburg der Katharer war. Sie selbst nannten sich veri christiani, die wahren Christen, oder boni homines, gute Menschen. Die Katharer wurden durch mehrere Kreuzzüge und die Inquisition als Häretiker verfolgt und vernichtet. Aus dem Wort Katharer wurde später auch die abwertende Bezeichnung Ketzer. Die katharische Theologie knüpft an frühchristliche Vorstellungswelten an (Manichäismus, Gnosis, johanneiisches Christentum), u.a. an einen Dualismus, der die Welt als böse, Gott und den Himmel als gut ansieht. Das Leben des Katharers ist bestrebt, das Gute des Menschen (die Seele) aus der bösen Welt in den Himmel zu bringen. Die Katharer lehnten (wie Marcion) das Alten Testament ab, in dem sie den Schöpfergott einer bösen Welt beschrieben sahen. Im Neuen Testament spielte für die Katharer das Evangelium des Johannes eine zentrale Rolle.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Dieses Buch erzählt die Geschichte der großen Ketzerbewegung, die im zwölften Jahrhundert von Südfrankreich aus die Kirche in eine tiefe Krise stürzte.

Lothar Baier, 1942 in Karlsruhe geboren, verbrachte lange Jahre in Frankreich, Großbritannien, den USA und Kanada. Er war freier Autor und Journalist, u.a. für die Züricher "Wochenzeitung". 1982 wurde er mit dem Jean-Améry-Preis für Essayistik ausgezeichnet, 1989 mit dem Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Lothar Baier nahm sich im Juli 2004 in Québec das Leben.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Häretiker, Ketzer, Dissidenten
9

In Erwartung des Weltendes: Die millenarische Unruhe
17

Trotz Kirchenreform und Kreuzzugsaufbruch greift die Ketzerei um sich
25

Die Kölner Katharer werden verbrannt, die Katharer von Albi gründen ihre Ketzerkirche
39

Die Eidechse im Eselskopf. Über die Religion der Katharer
53

Gib uns unser überstoffliches Brot. Die Riten der Katharer
71

Asketen und Libertins. Die Dualethik der Katharer
83

Mönche werden ausgelacht, der päpstliche Legat wird erschlagen
99

Der Skandal von 1209: Christliche Kreuzfahrer überfallen ein christliches Land
113

Aus dem päpstlichen Kreuzzug wird ein französischer Kolonialkrieg
123

Die Katharer geben nicht auf, aber Toulouse gibt klein bei
135

Aus Bettelmönchen werden Inquisitoren, Theologie wird Polizeiwissenschaft
147

Nach der letzten okzitanischen Erhebung fällt der Montsegur
163

Exil, Diaspora, Ende. Die Vernichtung hat funktioniert
173

Vom Nachleben der Katharer
183

Anmerkungen 197
Bibliographie 204
Über den Autor 206