lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Arbeiten, Lernen, Spielen Der Einsatz des Computers bei Schülern mit geistiger Behinderung
Arbeiten, Lernen, Spielen
Der Einsatz des Computers bei Schülern mit geistiger Behinderung




Michael Brönner

Verlag Modernes Lernen
EAN: 9783808005996 (ISBN: 3-8080-0599-8)
128 Seiten, paperback, 16 x 23cm, 2009, farbiger Anhang

EUR 19,50
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Da der PC mittlerweile überwiegend Einzug in unsere Lebenswirklichkeit gefunden hat, wird in diesem Buch detailliert und praxisnah aufgezeigt, warum auch im Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung auf das Medium "Computer" nicht mehr verzichtet werden sollte. Es wird dargestellt, wie der PC sinnvoll in einen Unterricht bei Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung integriert werden kann und somit zu einer effektiven Bereicherung des schulischen Alltags beitragen kann. Neben einigen kurzen, allgemeinen didaktisch-methodischen Überlegungen (z.B. hinsichtlich der Rolle des Lehrers bei einem Einsatz, der Stellung des PCs im Kreis anderer Medien oder den Anforderungen an eine entsprechende benutzerfreundliche Software) werden vielfältige Verwendungsmöglichkeiten kritisch diskutiert und vorgestellt: Berücksichtigt werden das Arbeiten am Computer (mit Textverarbeitungsprogrammen, Malprogrammen oder mit dem Internet als Informations- und Kommunikationsmedium), das Lernen am Computer (mit Übungsprogrammen, Tutoriellen Programmen, Simulationen oder den sog. Edutainment bzw. Infotainment-Produkten), das allgemein viel diskutierte Spielen am Computer sowie die Möglichkeit einer Verwendung als (unterstützendes) Diagnoseinstrument. Jegliche Ausführungen beziehen sich hierbei immer auf die individuellen Handlungskompetenzen von Schülern mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Durch die Vorstellung von einigen ausgewählten Softwarebeispielen werden gleichzeitig sämtliche theoretischen Ausführungen erläutert und somit konkret veranschaulicht. Ebenso finden sich zahlreiche praktische Tipps und Hilfen wie Vorschläge für mögliche Unterrichtsinhalte und Unterrichtsziele, Verweise auf entsprechende Internetseiten von bzw. für Menschen mit geistiger Behinderung, Hinweise auf Zusammenstellungen von geeigneter Software oder auf Firmen, die Softwareprodukte für Schüler mit geistiger Behinderung vertreiben bzw. herstellen. Das Buch richtet sich gleichermaßen an "Einsteiger" in die Thematik, als auch an erfahrene Nutzer des Computers in der Schule zur Vertiefung ihres Wissens.



Autoren-Informationen:

Michael Brönner, Dipl.-Pädagoge Univ., Studium des Lehramts an Sonderschulen (Fachrichtung Geistigbehindertenpädagogik) und Studium der Allgemeinen Pädagogik an der Universität Würzburg.
Rezension
Der Computer als Unterrichtsmedium für Schüler/innen mit geistiger Behinderung? Da werden nicht wenige (Pädagogen) kopfschüttelnd abwinken ... Dieser Band votiert für das Gegenteil: Mit dem Computer können auch Schüler/innen mit geistiger Behinderung arbeiten, lernen und spielen (!), allerdings bedarf es besonderer didaktischer und methodischer Assistenz. Der Einsatz von Computer-Programmen ist vielfältig: Es geht um Förderung von Wahrnehmungsfunktionen und kognitiven Strategien, Begriffsbildung, Vermittlung von Sachkenntnissen, Übungen zur Verkehrssicherheit bis hin zum computergesteuerten Einsatz von Maschinen zur Berufsvorbereitung. Es kommt also darauf an, den Computer sinnvoll und verantwortlich in den Unterricht zu integrieren. Dazu bietet dieser Band vielfältige Anregung.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort von Prof. Dr. Erhard Fischer 9

1. Einleitung und Themenaufriss 11

2. Was versteht man unter „geistiger Behinderung“? 14

2.1 Zum Begriff „Geistige Behinderung“ 14
2.2 Mögliche Sichtweisen und Definitionen von „geistiger Behinderung“ 15
2.3 Das Arbeits-, Lern- und Spielverhalten von Menschen mit geistiger Behinderung 19
2.4 Fazit 21

3. Zur Diskussion des Computereinsatzes im Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung 22

3.1 Zur Kritik des Computereinsatzes bei Schülern mit geistiger Behinderung 22
3.1.1 Kritikpunkte zum Einsatz des Computers in Schulen allgemein 22
3.1.1.1 Kultur- und gesellschaftskritische Aspekte des Computereinsatzes 22
3.1.1.2 Die befürchteten negativen Wirkungen des Computereinsatzes 25
3.1.2 Kritikpunkte zum Einsatz des Computers im Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung 27
3.2 Zur Notwendigkeit des Computereinsatzes bei Schülern mit geistiger Behinderung 31
3.2.1 Die hohe Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung innerhalb unserer Lebenswelt 31
3.2.2 Computereinsatz als Teil einer Medienerziehung 34
3.2.3 Die Forderung nach Integration und Normalisierung 35
3.2.4 Die Qualitäten und Möglichkeiten des Lehrens und Lernens 37
3.2.5 Die Verwendung als prothetisches Hilfsmittel 39
3.3 Fazit 40

4. Einsatzmöglichkeiten des Computers im Unterricht – oder:
Wie lässt sich der Computer in den Unterricht integrieren? 42

4.1 Der Computer als Unterrichtsgegenstand – oder: Wir lernen Computer! 42
4.2 Der Computer als Unterrichtsmedium – oder: Wir benutzen Computer! 44
4.2.1 Die Rolle des Lehrers – oder: Der Lehrer als Lernbegleiter! 45
4.2.2 Die Rolle des Computers – oder: Der Computer als ein Medium unter vielen! 47
4.3 Fazit 48

5. Arbeiten mit dem Computer – oder: Der Computer als Werkzeug 49

5.1 Das Arbeiten mit Programmen mit Werkzeugcharakter 49
5.1.1 Die Nutzung von Textverarbeitungsprogrammen 49
5.1.2 Die Nutzung von Grafik-, Mal- oder Bildbearbeitungsprogrammen 51
5.2 Die Nutzung des Internets – oder: Wir können das auch! 53
5.2.1 Was ist das Internet überhaupt – oder: Was ist ein Hypermedium? 53
5.2.2 Voraussetzungen für die Nutzung des Internets – oder: Was muss man können? 55
5.2.3 Nutzungshäufigkeit des Internets von Menschen mit (geistiger) Behinderung 56
5.2.4 Einsatzmöglichkeiten des Internets im Unterricht – oder:
Wie lässt sich das Internet in den Unterricht integrieren? 57
5.2.4.1 Die Nutzung des Internets zur Informationssuche 58
5.2.4.2 Die Nutzung des Internets zur Kommunikation 60
5.2.5 Spezielle Angebote im Internet von bzw. für Menschen mit geistiger Behinderung 62
5.2.6 Exkurs: Empfehlungen für die Erstellung von barrierefreien Internetangeboten für Menschen mit (geistiger) Behinderung 64
5.3 Fazit 66

6. Lehren bzw. Lernen mit dem Computer – oder:
Der Computer als Hilfe zur Aneignung eines Lerngegenstandes 67

6.1 Exkurs: Lernpsychologische Grundlagen – oder: Wie funktioniert Lernen?
6.1.1 Behaviorismus – oder: Lernen durch Manipulation der Umwelt 67
6.1.2 Kognitivismus – oder: Lernen durch Einsicht und Motivation 69
6.1.3 Konstruktivismus – oder: Lernen durch subjektiv individuelle Weltinterpretation 70
6.2 Zentrale Programmarten – oder: Welche Softwaretypen gibt es? 72
6.2.1 Übungs- bzw. Trainingsprogramme 72
6.2.2 (Intelligente) Tutorielle Programme 74
6.2.3 Simulationsprogramme 75
6.2.4 Edutainment und Infotainment – oder: Wir lernen spielerisch? 77
6.3 Fazit 79

7. Spielen am Computer – oder: Der Computer als Spaßfaktor 81

7.1 Sind Computerspiele überhaupt Spiele? 82
7.1.1 Definitionen von „Spiel“ – oder: Was zeichnet ein Spiel aus? 82
7.1.2 Zur Übertragbarkeit der Wesensmerkmale von „Spiel“ auf das Computerspiel 84
7.2 Arten von Computerspielen – oder: Wie lassen sich Computerspiele klassifizieren und welchen Anforderungen muss man gerecht werden? 85
7.3 Spielhäufigkeit von Kindern und Jugendlichen mit (geistiger) Behinderung am Computer 88
7.4 Warum Computerspiele im Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung? 89
7.5 Positive (Lern-) Effekte durch Computerspiele? 92
7.6 Fazit 96

8. (Förder-) Diagnostik am und mit dem Computer – oder:
Was sagt der Computer über den Menschen aus? 97

8.1 Möglichkeiten und Vorteile einer (Förder-) Diagnostik am und mit dem Computer 97
8.2 Grenzen und Nachteile einer (Förder-) Diagnostik am und mit dem Computer 99

9. Exkurs: Hilfen zum Finden von geeigneter Software 101

9.1 Softwareergonomische Richtlinien – oder: Wie müssen Computerprogramme gestaltet sein? 101
9.2 Vorhandene Softwarekataloge – oder: Das Internet hilft! 104

10. Zusammenfassung und Ausblick 107

Literatur 108
Anhang 119

Serviceteil 119
1. Das Textverarbeitungsprogramm „Tedi“ 119
2. Das Malprogramm „Malwas“ 120
3. Die Übungsprogramme der „Budenberg-Lernsoftware“ 121
4. Das Übungsprogramm „Training kognitiver Strategien“ 122
5. Das Tutorielle Programm „Vorfahrt an der Straßenkreuzung“ 123
6. Das Simulationsprogramm „Kids“ 124
7. Das Simulationsprogramm „Kaufwas“ 125
8. Das Edutainment-Programm „Janosch: Tiger und Bär im Straßenverkehr“ 126
9. Das Spiel „Zirkus im Zirkus“ 127
10. Die Förderdiagnostik-Software „Förderdiagnose“ 128


Leseprobe:
Vorwort
Als ich vor gut 15 Jahren als Lehrer an einer Schule für Geistigbehinderte
in einer Konferenz den Vorschlag unterbreitete, für die Hand der Schüler
einen Computer anzuschaffen, reagierten nicht wenige Kollegen mit Erstaunen.
Dieses Medium erschien ihnen doch zu komplex und „schwierig
in der Bedienung“, angesichts eingeschränkter Lern- und Handlungskompetenzen
unserer Schülerschaft. Mein Optimismus und mein Einwand,
dass man es doch einmal versuchten sollte und dass bei entsprechender
didaktischer und methodischer Assistenz diese technische Neuerung sinnvoll
eingesetzt werden könnte, überzeugte (noch) nicht – ich wurde überstimmt;
und es dauerte einige Jahre, bis ich dann doch „meinen“ Computer
in der Klasse einsetzen konnte.
Heute ist der Einsatz des Computers und zahlreicher Software in vielen
Schulen (im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung) selbstverständlich
– selbst das Internet wird im Rahmen einer grenzenlosen Vernetzung
über selbst erstellte Schülerportale als globales Kommunikationsmedium
genutzt. Vor allem jüngere Lehrpersonen begegnen diesem neuen technischen
Medium sehr aufgeschlossen, orientieren sich an Broschüren und
Handreichungen über Informations- und Kommunikationstechnologien, didaktischen
Begründungen, Auswahlkriterien und Softwarestudien, wie auch
an softwareergonomischen Richtlinien für Computerprogrammen. Der Einsatz
von Programmen ist vielfältig: Es geht um Förderung von Wahrnehmungsfunktionen
und kognitiven Strategien, Begriffsbildung, Vermittlung
von Sachkenntnissen (vgl. die Reihe „Löwenzahn“), Übungen zur Verkehrssicherheit
bis hin zum computergesteuerten Einsatz von Maschinen
zur Berufsvorbereitung.
Insofern wundert es nicht, dass es inzwischen auch kritische Anfragen
gibt, ob infolge einer fortschreitenden Digitalisierung grundlegende (heil-)
pädagogische Aufgaben und Erfordernisse wie Erziehung, Bildung, persönlicher
Bezug oder dialogische Vermittlung nicht zu kurz kommen (können).
Solche Fragen nimmt Michael Brönner in der vorliegenden Arbeit
ernst. Er diskutiert zunächst kritische Einwände und mögliche „negative
(Begleit-) Wirkungen des Computereinsatzes, macht dann aber deutlich,
dass einerseits im Rahmen von Forderungen nach (mehr) Integration,
Selbstbestimmung und Lebensqualität, andererseits im Hinblick auf die
vielfältigen Möglichkeiten und Qualitäten, die das Medium Computer hinsichtlich
einer Verwendung bietet, auf diesen keineswegs verzichtet werden
darf und kann. Es kommt vielmehr darauf an, den Computer sinnvoll
und verantwortlich in den Unterricht zu integrieren. Und dies wird dann in
den weiteren Kapiteln von Michael Brönner in einer fachlich differenzierten
und sprachlich sehr verständlichen Art und Weise geleistet. Der Computer
wird nicht nur in seiner möglichen Rolle als Werkzeug (zur Texterstellung
oder als Grafikprogramm) und als Medium zum Lernen vorgestellt,
sondern auch als Medium zur pädagogischen Diagnostik und zum
Spielen – immer in Bezug zu den Lern- und Handlungsmöglichkeiten von
Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung.
Es handelt sich hier um eine sehr informative Einführung in ein Thema,
das in den nächsten Jahren noch stärker an Bedeutung gewinnen wird.

Prof. Dr. E. Fischer, Universität Würzburg