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Zerbrochene Träume - verlorene Lebensperspektiven Vom Scheitern im Film
Zerbrochene Träume - verlorene Lebensperspektiven
Vom Scheitern im Film




Jörg Herrmann, Reinhold Zwick (Hrsg.)

Reihe: RFM - Religion Film Media


Schüren Presseverlag
EAN: 9783741005077 (ISBN: 3-7410-0507-X)
346 Seiten, paperback, 16 x 22cm, Mai, 2025

EUR 34,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Erfolge weist man gerne vor, des Scheiterns schämt man sich. Erfahrungen des Scheiterns verschweigt man in unseren Leistungsgesellschaften gerne. Oder man überlässt sie den Therapeutinnen, den Seelsorgern, den Künstlern, zumal den Schriftstellern und Filmemacherinnen.

Das Christentum weiß um das Scheitern und den Tod. Theologische Filmhermeneutik hat darum gute Voraussetzungen, das Scheitern im Film wahrzunehmen und zu deuten. Material gibt es genug. Es sind Filme, die zeigen, woran Menschen scheitern, wie sie scheitern und wie sie das Scheitern verarbeiten. Mit Filminterpretationen, Filmgesprächen und filmwissenschaftlichen und theologischen Überlegungen zum Scheitern erkundet die Tagung anhand des Films die Rückseite unserer erfolgsorientierten Gesellschaft. In einer Zeit multipler Krisen scheint es angebracht, die Verluste in den Blick zu nehmen und nicht zu schnell wieder auf die angeblichen Chancen in den Krisen umzustellen.

U.a. behandelte Filme: BLUE JASMIN (Woody Allen), VOGELFREI (Agnès Varda), THE BROKEN CIRCLE (Felix van Groeningen), AMY (Asif Kapadia), Der Kick von Andres Veiel

Jörg Herrmann, Jg. 1958, ist Direktor der Evangelischen Akademie der Nordkirche und Privatdozent für Praktische Theologie am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Hamburg, Studium der evangelischen Theologie und Literaturwissenschaften in Marburg und Rom, Vikariat in Hamburg, Pfarrer der Nordelbischen Kirche, 2000 Promotion in Praktischer Theologie (Sinnmaschine Kino), 2000 bis 2006 Mitarbeiter am Lehrstuhl für Praktische Theologie der Humboldt Universität zu Berlin, 2005 Habilitation mit einer qualitativen Studie zur Medienreligion, ab 2007 Leitung der Evangelischen Akademie der Nordelbischen Kirche und ab 2012 der Nordkirche, Publikationen zu zeitgeschichtlichen und theologischen Themen, u.a. Medienerfahrung und Religion. Publikationen (Auswahl): Eine qualitative Studie zur Medienreligion, Göttingen 2007; mit Klaus Stern: Andreas Baader. Das Leben eines Staatsfeindes, München 2007; mit Jörg Metelmann und Hans-Gerd Schwandt: Wissen sie, was sie tun? Zur Inszenierung jugendlicher Gewalt im Film, Marburg 2012; Warum ich? Hiob-Motive im Spielfilm, Marburg 2024; mit Reinhold Zwick: Zerbrochene Träume. Vom Scheitern im Film, Marburg 2025.

Reinhold Zwick, Dr. theol., Kath. Theologe und Filmwissenschaftler; geb. 1954 in Vohenstrauß/Oberpfalz; Studium der Theologie und Germanistik; bis Herbst 2020 Professor für Biblische Theologie und ihre Didaktik an der Kath.-Theol. Fakultät der Universität Münster; zahlreiche Veröffentlichungen, besonders zum Arbeitsschwerpunkt Theologie und Film.
Rezension
Nicht nur im Leben, auch im Film, wird oftmals der Erfolg gezeigt, selten das Scheitern. Wer sich aus theologischer Perspektive dem Leben und dem Film zuwendet, wie es die kompetente Schriftenreihe "Religion, Film und Medien" aus dem einschlägigen Marburger Schüren Verlag seit Jahrzehnten tut, wird auch die Schattenseite wahrnehmen. Die «Internationale Forschungsgruppe Film und Theologie» hat im Herbst 2022 das Scheitern im Film zum Thema ihrer Jahrestagung im Juni 2023 in der Katholischen Akademie Schwerte gemacht. Im Unterschied zu blossen Misserfolgen, die demnächst wieder korrigiert werden könnten, steht beim Scheitern infrage, ob es überhaupt weitergeht und wenn ja, wie sich der tote Punkt des Scheiterns überwinden lässt. Erfahrungen des Scheiterns verschweigt man in unseren Leistungsgesellschaften gerne. Vom individuellen Scheitern spricht man nicht. Kollektives Scheitern lässt sich hingegen nicht verschweigen. Die Verluste individuellen Scheiterns müssen in der Regel im Privaten bewältigt werden. Der Film ist neben der christlichen Religionskultur ein Bereich, in dem das Scheitern nach wie vor Raum hat.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Religion, Film und Medien
Schriftenreihe der Forschungsgruppe «Film und Theologie» und der Katholischen Akademie Schwerte
herausgegeben von:
Freek Bakker, Universität Utrecht
Natalie Fritz, Katholisches Medienzentrum, Zürich
Peter Hasenberg, Meckenheim
Theresia Heimerl, Universität Graz
Markus Leniger, Katholische Akademie Schwerte
Marie-Therese Mäder, Universität München (LMU)
Charles Martig, SIGNIS Schweiz, Bern
Daria Pezzoli-Olgiati, Universität München (LMU)
Viera Pirker, Universität Frankfurt a. M.
Joachim Valentin, Universität Frankfurt a. M.
Christian Wessely, Universität Graz
Reinhold Zwick, Universität Münster
Band 13

Die Reihe «Religion, Film und Medien» widmet sich der Beziehung zwischen Religion und Film sowie weiteren (audiovisuellen) Medien. Sie bietet innovativer Forschung aus Theologie, Religions-, Film- und Medienwissenschaft sowie interdisziplinären Projekten eine Plattform.
«Religion, Film und Medien» führt die Reihe «Film und Theologie» fort, die von 2000 bis 2016 in 29 Bänden erschienen ist.
http://www.film-und-theologie.de
Inhaltsverzeichnis
Jörg Herrmann / Reinhold Zwick
Vom Scheitern im Film
Einführung 9

I
Grundlagen

Jürgen Werbick
Scheitern wahrnehmen
Eine kurze Phänomenologie des Scheiterns aus theologischer Perspektive 23

David Novakovits
Reflexionen aus dem gescheiterten Leben
Die Frage nach Verständnis- und Umgangsweisen mit Erfahrungen des Scheiterns in der Gegenwart 33

Christian Kern
Wie Szenarien des Erfolgs in Bewegung geraten
Zur Kinematographie des Scheiterns 45

Christian Foth
Vom Scheitern im Leben
Gesellschaftliche und individuelle Bedingtheiten – soziologische und psychoanalytische
Perspektiven 75

II
Regisseure und Themen

Inge Kirsner
Nimm hin, was Dir widerfährt
Gelassen scheitern mit den Coens
Mit Filmbeispielen aus Barton Fink (1991), A Serious Man (2009) und True Grit (2010) 95

Martin Ostermann
Sehnsucht nach einer anderen Welt
Scheitern in der Film-«Trilogie der Arbeit» von Stéphane Brizé 107

Joachim Valentin
Der Schlemihl als Humanist
Scheitern in Woody Allens Filmen 125

Hans J. Wulff
Die Kündigungserzählung
Individuum und Scheitern in einer neoliberalen Arbeitswelt 145

Reinhold Zwick
Variationen des Scheiterns
Tragische (Anti-)Helden in den frühen Filmen von Werner Herzog 163

III
Ausgewählte Filme in Einzelanalysen

Edgar Edel / Malte Frey
Mein Scheitern, eure Schuld
Verweigern, Verlieren, Verlorensein – Welcome to the NHK 199

Natalie Fritz
«I told you I was trouble»
Medienethische Überlegungen zum Problem des Scheiterns und der
Verantwortung in Amy (Asif Kapadia, UK 2015) 219

Dirk von Jutrczenka
Oppenheimer und die Symbolik der Verfehlung
Tiefenbohrungen mit Paul Ricœurs Phänomenologie der Schuld 241

Viera Pirker
Scheitern mit aller Konsequenz
Zu Vogelfrei (Sans toit ni loi) von Agnès Varda 267

Traugott Roser
Vom Versagen der Lust und dem Zerschellen (un)gläubiger Illusionen
Einführung zu Felix van Groeningens Film The Broken Circle (2013) 283

Hans-Gerd Schwandt
Schöner Sterben
Zur Ästhetik des Scheiterns in Paul Schraders Mishima – A Life in four Chapters (1985) 291

Jörg Herrmann
«Sprache lässt sich zurückübersetzen in eine Körperlichkeit»
Filmgespräch mit Andres Veiel über Der Kick 319


Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 339
Abbildungsnachweise 345