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Wolfszeit Deutschland und die Deutschen 1945-1955 Harald Jähner
Wolfszeit
Deutschland und die Deutschen 1945-1955


Harald Jähner
Rowohlt
EAN: 9783737100137 (ISBN: 3-7371-0013-6)
480 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, Februar, 2019

EUR 26,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Deutschland nach dem Krieg. Ein Land in Auflösung. Besatzer, Freigelassene, Versprengte, Evakuierte, Geflüchtete, Schuldige. Man plündert, stiehlt, legt sich eine neue Identität zu, fängt an bei null. Aber geht das überhaupt? Dem Tod entronnen zu sein stößt die einen in Apathie, die anderen in eine nie gekannte Daseinsfreude. Das Leben ist aus den Fugen geraten, aber die Menschen mischen sich neu, und wer jung und mutig ist, empfindet das verwüstete Land als Tummelplatz, auf dem er täglich sein Glück suchen muss.

Harald Jähners eindrucksvolle Gesamtschau der ersten zehn Nachkriegsjahre zeigt, wie Deutschland wieder zu sich kam. Der Neubeginn – neu gesehen.



„Selten hat ein Sachbuch Anschaulichkeit, dramaturgisches Gespür und Eloquenz so gekonnt in sich vereint.“

Aus der Jurybegründung für den Preis der Leipziger Buchmesse



„Ein Buch, das ein Fenster zu einer Zeit öffnet, die sehr viel mehr mit uns Heutigen zu tun hat, als wir uns es vermutlich bewusst machen.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung



„Ein begabter, ja ein begnadeter Erzähler.“

Deutschlandfunk
Rezension
Warum sprachen die Deutschen in der Nachkriegszeit nicht über den Holocaust? Warum sahen sie sich sogar als die eigentlichen Opfer der NS-Diktatur? Warum wurde dem deutschen Publikum Charlie Chaplins Hitlersatire „The Great Dictator“ vorenthalten? Wann war die Stunde Null? Was lernte man damals auf dem Schwarzmarkt? Hatten die Deutschen im Nachkriegsjahrzehnt überhaupt moralischen Kompass? Welches waren die wahren Helden nach 1945? Warum hing bei vielen Deutschen im Wohnzimmer der röhrende Hirsch? Warum dominierte in der BRD im Nachkriegsjahrzehnt die abstrakte Kunst? Hatten die Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg unverdientermaßen Glück?
Antworten auf diese Fragen kann eine Mentalitätsgeschichte der Deutschen des ersten zehn Nachkriegsjahre geben. Genau eine solche hat Harald Jähner (*1953) mit seinem Buch „Wolfszeit. Deutschland und die Deutschen 1945-1955“ vorgelegt. Dieses bei Rowohlt Berlin verlegte Werk hat zu Recht 2019 den Preis der Leipziger Buchmesse in der Rubrik „Sachbuch/Essayistik“ erhalten. Der langjährige Feuilletonchef der „Berliner Zeitung“ liefert ein äußerst anschauliches und differenziertes, weil quellengesättigtes Panorama deutscher Nachkriegseinstellungen sowohl in den Besatzungszonen als auch in den ersten Jahren von BRD und DDR. Dabei kann Jähner insbesondere aufgrund der Auswertung von Zeitschriften mit historisch bisher kaum bekannten Details aufwarten. In seiner Gesamtschau gelingt es ihm sehr gut die Gründe für das „kommunikative Beschweigen“(Lübbe) der Verfolgung und Ermordung der Juden durch die deutschen „Ohnemichel“ aufzuzeigen. Damit leistet er zugleich einen wichtigen Beitrag zum Verständnis in der medialen Öffentlichkeit gegenwärtig geführter geschichtspolitischer Kontroversen. Für Lehrkräfte des Faches Geschichte liefert Jähners auch unterhaltsamer Bestseller nicht nur fundiertes Fachwissen, sondern enthält zudem manche Text- und Bildquelle, die im Geschichtsunterricht produktiv zum Einsatz kommen kann.
Fazit: Harald Jähners in eloquenter Sprache verfasstes Werk „Wolfszeit“ ist eine überaus lohnenswerte Lektüre für jeden an deutscher Nachkriegsgeschichte Interessierten.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Harald Jähner
Wolfszeit
Deutschland und die Deutschen 1945 - 1955

Ausgezeichnet mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2019
Harald Jähners große Mentalitätsgeschichte der Nachkriegszeit zeigt die Deutschen in ihrer ganzen Vielfalt: etwa den „Umerzieher“ Alfred Döblin, der das Vertrauen seiner Landsleute zu gewinnen suchte, oder Beate Uhse, die mit ihrem „Versandgeschäft für Ehehygiene“ alle Vorstellungen von Sittlichkeit infrage stellte; aber auch die namenlosen Schwarzmarkthändler, in den Taschen die mythisch aufgeladenen Lucky Strikes, oder die stilsicheren Hausfrauen am nicht weniger symbolhaften Nierentisch der anbrechenden Fünfziger. Das gesellschaftliche Panorama eines Jahrzehnts, das entscheidend war für die Deutschen und in vielem ganz anders, als wir oft glauben.

Themen: Deutschland; Deutschland: Kalter Krieg (1945 bis 1990 n. Chr.); Sozial- und Kulturgeschichte; Europäische Geschichte; Politisches System: Demokratie; Politische Führer und Führung
Inhaltsverzeichnis
Inhalt

Vorwort 9

Erstes Kapitel
Stunde Null? 17

Zweites Kapitel
In Trümmern 31

Drittes Kapitel
Das große Wandern 61

Viertes Kapitel
Tanzwut 121

Fünftes Kapitel
Liebe 47

Sechstes Kapitel
Rauben, Rationieren, Schwarzhandeln - Lektionen für die Marktwirtschaft 207

Siebtes Kapitel
Die Generation Käfer stellt sich auf 251

Achtes Kapitel
Der Umerzieher 303

Neuntes Kapitel
Der Kalte Krieg der Kunst und das Design der Demokratie 337

Zehntes Kapitel
Der Klang der Verdrängung 373

Nachwort: Das Glück 405

Anhang 411