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Windstärke 17 Roman
Windstärke 17
Roman




Caroline Wahl

DuMont Buchverlag
EAN: 9783755810032 (ISBN: 3-7558-1003-4)
256 Seiten, hardcover, 13 x 21cm, Mai, 2024

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Caroline Wahls Roman „Windstärke 17“ ist eine eindrucksvolle Fortsetzung ihres Debüts „22 Bahnen“ und eignet sich hervorragend für den Einsatz im Literaturunterricht der Sekundarstufe II. Im Zentrum steht die junge Protagonistin Ida, die nach dem Tod ihrer Mutter und dem plötzlichen Zerbrechen familiärer Strukturen in eine tiefe persönliche Krise stürzt. Ihre Reise auf eine abgelegene Nordseeinsel wird zur inneren Reise – zur Selbstfindung, zur Auseinandersetzung mit Schuld, Trauer und der Frage, was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen.
Thematisch bietet der Roman zahlreiche Anknüpfungspunkte für die unterrichtliche Arbeit: familiäre Beziehungen, psychische Gesundheit, Trauerbewältigung und Identitätssuche sind zentrale Motive, mit denen sich Jugendliche auf authentische Weise identifizieren können. Die Figuren sind vielschichtig gezeichnet, insbesondere Idas Entwicklung eignet sich gut für eine vertiefte Charakteranalyse. Ihre Erfahrungen laden dazu ein, über eigene Lebensentwürfe, Herausforderungen und Hoffnungen ins Gespräch zu kommen.
Auch sprachlich überzeugt „Windstärke 17“: Der Stil ist modern, direkt und zugleich literarisch anspruchsvoll. Wahl verwendet eine bildhafte, stellenweise poetische Sprache, die Raum für Interpretation lässt, aber dennoch gut zugänglich bleibt. Gerade diese Mischung macht den Roman zu einem geeigneten Text für die Schule – er fordert, ohne zu überfordern, und eröffnet gleichzeitig literarische wie persönliche Zugänge.
Im Unterricht lässt sich der Roman auf vielfältige Weise einsetzen: von klassischen Analyseaufgaben über kreative Schreibformate bis hin zu themenbezogenen Diskussionen oder projektorientierten Zugängen. Ebenso bietet sich ein Vergleich mit anderen Werken an, die ähnliche Motive verhandeln – etwa in Bezug auf Coming-of-Age, Verlust oder weibliche Selbstbestimmung.
„Windstärke 17“ ist damit ein vielschichtiges, emotional tiefes Werk, das sowohl inhaltlich als auch stilistisch überzeugt. Es lädt dazu ein, über zentrale Lebensfragen zu sprechen, literarisch zu arbeiten und persönliche Zugänge zur Lektüre zu entwickeln – eine wertvolle Bereicherung für den zeitgemäßen Literaturunterricht.
Verlagsinfo
Ida hat nichts bei sich außer dem alten, verschrammten Hartschalenkoffer ihrer Mutter, ein paar Lieblingsklamotten und ihrem MacBook, als sie ihr Zuhause verlässt. Es ist wahrscheinlich ein Abschied für immer von der Kleinstadt, in der sie ihr ganzes bisheriges Leben verbracht hat. Im Abschiednehmen ist Ida richtig schlecht; sie hat es vor zwei Monaten nicht einmal auf die Beerdigung ihrer Mutter geschafft. Am Bahnhof sucht sie sich den Zug aus, der am weitesten wegfährt – auf keinen Fall will sie zu ihrer Schwester Tilda nach Hamburg –, und landet auf Rügen. Ohne Plan, nur mit einem großen Klumpen aus Wut, Trauer und Schuld im Bauch, streift sie über die Ostseeinsel. Und trifft schließlich auf Knut, den örtlichen Kneipenbesitzer, und seine Frau Marianne, die Ida kurzerhand bei sich aufnehmen. Zu dritt frühstücken sie jeden Morgen Aufbackbrötchen, den Tag verbringt Ida dann mit Marianne, sie walken gemeinsam durch den Wald oder spielen Skip-Bo, abends arbeitet Ida mit Knut in der »Robbe«. Und sie lernt Leif kennen, der ähnlich versehrt ist wie sie. Auf einmal ist alles ein bisschen leichter, erträglicher in Idas Leben. Bis ihre Welt kurz darauf wieder aus den Angeln gehoben wird.