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Wie ich Hauptmann von Köpenick wurde
Wie ich Hauptmann von Köpenick wurde



Verbrecher Verlag
EAN: 9783935843669 (ISBN: 3-935843-66-6)
122 Seiten, hardcover, 12 x 18cm, August, 2006

EUR 14,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wie ich dem Bürgermeister von Köpenick mitteilte, dass ich ihn auf Allerhöchsten Befehl nach Berlin zur Wache zu bringen hätte, war er, wie begreiflich, zunächst darüber sehr bestürzt. Als er in mich drang, ihm zu seiner Beruhigung doch zu sagen, was eigentlich gegen ihn vorliege, da habe ich ihm völlig wahrheitsgetreu gesagt, ich wüsste das nicht.
Rezension
Die berühmte Geschichte des Schustergesellen Wilhelm Voigt, der 1906 das Köpenicker Rathaus in Hauptmannsuniform betritt, um einen Pass zu erhalten, gehört zu den klassischen Parabeln des Geschichtsunterrichts. Anhand dieser Begebenheit, des Auftretens des "Hauptmanns von Köpenick", lässt sich den Schülern anschaulich der deutsche Militarismus des Kaiserreichs verdeutlichen. Folgt man der Autobiographie Voigts, die 1909 unter dem Titel "Wie ich Hauptmann von Köpenick wurde. Ein Lebensbild" erschien, so fällt auf, dass Carl Zuckmayers berühmtes Drama und der daran orientierte Film mit Heinz Rühmann nicht immer der historischen Vorlage folgt. Der Gelegenheitsverbrecher Voigt betrat nämlich nicht das Köpenicker Rathaus, um eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten, sondern um Bargeld zu erhalten. Historische Aufklärung darf nicht auf Kosten didaktischer Zielsetzungen vernachlässigt werden.
Auch wenn Voigts Autobiographie aus dem Jahre 1909 von dem um die Jahrhundertwende bekannten Kriminalschriftsteller Hans Hyan bearbeitet wurde, ist sie doch zeitgenössisches Dokument, das Aufschluss über das Leben eines Verbrechers im Kaiserreich und in den Anfangsjahren der Weimarer Republik gibt. Der autobiographische Text, versehen mit einem Nachwort von Ludwig Lugmeier und einer Chronik zum Leben des "Hauptmanns", erschienen im "Verbrecher Verlag", gibt einen sehr guten Einblick in die deutsche Geschichte zwischen 1850 und 1930.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ein Gaunerstückchen, äußerst frech und raffiniert ausgesonnen und verwegen in Szene gesetzt, daher erst viel später als ein solches erkannt, brachte gestern die Gemüter der Stadt Cöpenick in Aufregung (...).Wenn man bedenkt, dass es einem geriebenen Hochstapler, der sich in eine Offiziersuniform gesteckt, gelungen ist, zwölf Soldaten auf ihrem Wege von der Wache nach der Kaserne in Berlin anzuhalten und auf seinen bloßen Befehl hin nach Cöpenick zu dirigieren, dort das Rathaus zu besetzen, den Bürgermeister, Oberstadtsekretär und Stadtkassenrendanten festzunehmen und dann mit der ‚beschlagnahmten’ Kasse unbehelligt zu entkommen, so kann man sich eines Kopfschüttelns nicht erwehren“, meldete das Cöpenicker Tageblatt vom 17. Oktober 1906. Tatsächlich hatte Wilhelm Voigt, der 1849 als Sohn eines Schuhmachers in Tilsit geboren wurde, als „Hauptmann von Köpenick“ Geschichte geschrieben. Über die Tat und den Täter wurden unzählige Bücher und Aufsätze verfasst, die Autobiographie Voigts, die 1909, ein Jahr nach seiner Haftentlassung, erschien, hat jedoch bis heute verhältnismäßig wenig Aufsehen erregt, obschon sie direkt oder indirekt in nahezu allen Darstellungen des „Hauptmanns von Köpenick“ zitiert wird. Dabei ist dieses Buch selbst noch einmal ein „Gaunerstückchen“ für sich, zeigt es doch, dass der „Hauptmann“ ein größeres Schlitzohr war, als bislang angenommen wird.
Ludwig Lugmeier, dessen vielbesprochene Autobiographie „Der Mann, der aus dem Fenster sprang“ im Jahr 2005 erschien, kommentiert die Aussagen Voigts in seinem Nachwort. Er beschreibt Voigts weiteres Leben in Reichtum und Armut und zeigt, dass es sich bei der Besetzung des Rathauses eigentlich um einen Raubzug der Extraklasse handelte.
Inhaltsverzeichnis
Meine Jugend und Heimat 1
Der Weg zum Unglück 4
Bestraft und Vernichtet 8
Für gefälschte Postanweisungen 12 Jahre Zuchthaus 12
Lebendig tot 17
In der "Sonne" 21
Die "goldene Freiheit" 29
Im Strom des Lebens 33
Wehe dem Fröhlichen! 38
Rückfällig 41
Rawitsch 46
Was ist Recht? 51
Ein gehetztes Wild 56
Kein Erbarmen! 61
Wie ich auf die Idee kam 64
Mein Feldzugsplan 68
Zur Attacke Marsch, Marsch! 72
Der Bürgermeister von Köpenick 76
Der Kassensturz 82
Der Verräter 87
In Untersuchung 90
Am Tage des Gerichts 92
Wieder im Gefängnis 100
Freiheit! Freiheit! 102

Nachwort 107

Chronik 117