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Wenn Verhalten zur Herausforderung wird
Wenn Verhalten zur Herausforderung wird




Anne Häußler, Antje Tuckermann, Markus Kiwitt

Verlag Modernes Lernen
EAN: 9783942976053 (ISBN: 3-942976-05-6)
136 Seiten, Spiralbindung, 16 x 23cm, 2014, Beigabe: Vorlagen auf CD-ROM, farbige Abb.

EUR 17,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Der fünfte Band dieser Reihe zur Praxis des TEACCH-Ansatzes bietet Handlungshilfen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen. Ausgehend von einem möglichst umfassenden Verständnis der individuellen Auswirkungen einer autistischen Wahrnehmung auf das Verhalten einer Person, werden Wege aufgezeigt, wie effektive Deeskalationsstrategien entwickelt und auslösende Bedingungen verändert werden können.

Die im Buch dargestellte Vorgehensweise wird anhand konkreter Fallbeispiele anschaulich beschrieben und durch praxiserprobte Dokumentationsbögen und Arbeitshilfen zugänglich gemacht. Für die eigene Anwendung lassen sich diese Dokumente mit Hilfe der beiliegenden CD-ROM als Handbuch zusammenstellen und sind somit direkt zu nutzen.

Zielgruppe dieses Bandes sind Personen, die Kinder, Jugendliche oder Erwachsene mit einer Autismus-Spektrum-Störung betreuen, begleiten und fördern.
Rezension
Zielgruppe dieses Bands sind Personen im Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen (=ASS). Dieser Band stellt den fünften Teil einer Reihe praxisorientierter Hilfen zum TEACCH-Ansatz dar. TEACCH (Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children) ist ein ganzheitliches Behandlungsprogramm, das sich sowohl an Kinder als auch an Erwachsene mit Autismus richtet. Dabei sollen Menschen mit Autismus soweit wie möglich an ein normales Leben herangeführt werden, ohne dass ihre speziellen Bedürfnisse unbeachtet bleiben. Die thematischen Schwerpunkte der einzelnen Bände beschäftigen sich mit konkreten Anwendungsbereichen und Fragestellungen und vertiefen jeweils ganz unterschiedliche Aspekte des TEACCH-Ansatzes. Das Anliegen der Autorinnen ist es, einzelne Elemente aus dem komplexen heilpädagogisch-therapeutischen Ansatz "TEACCH" unter die Lupe zu nehmen und gezielte Hilfen für die praktische Umsetzung zu geben. Dieser fünfte Band versteht sich als Hilfe zu Fragestellungen zu herausfordernden Verhaltensweisen, die insbesondere bei Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen häufiger auftreten.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Praxis TEACCH: Wenn Verhalten zur Herausforderung wird, mit CD-ROM
Dieser fünfte Band befasst sich mit dem Umgang von herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen (=ASS). Die im Buch dargestellten - und auf CD nutzbaren - Dokumentationsbögen stellen die Grundlage dar, um die individuellen Auswirkungen der ASS auf eine betroffene Person besser zu verstehen. Auslösende Ursachen für ein herausforderndes Verhalten können damit ermittelt und verändert werden sowie effektive Deeskalationsstrategien entwickelt werden. Konkrete Fallbeispiele ergänzen diese Grundlagen.
Zielgruppe dieses Bandes sind Personen, die Kinder, Jugendliche oder Erwachsene mit einer Autismus-Spektrums-Störung betreuen, begleiten und fördern.
Dieser Band stellt den fünften Teil einer Reihe praxisorientierter Hilfen zum TEACCH-Ansatz dar.
Im Rahmen ihrer therapeutischen und beratenden Tätigkeit sowie in den Fortbildungen begegnen die Autoren vielfältigen Fragen von Eltern, Lehrern und anderen Bezugspersonen. Diese Fragestellungen und Probleme greifen die Autoren auf, und behandeln in ihrer Reihe eben diese Themen, welche die Praktiker bewegen.
Die thematischen Schwerpunkte der einzelnen Bände beschäftigen sich mit konkreten Anwendungsbereichen und Fragestellungen und vertiefen jeweils ganz unterschiedliche Aspekte des TEACCH-Ansatzes. Das Anliegen der Autorinnen ist es, einzelne Elemente aus dem komplexen heilpädagogisch-therapeutischen Ansatz "TEACCH" unter die Lupe zu nehmen und gezielte Hilfen für die praktische Umsetzung zu geben.
Durch die vielen farbigen Abbildungen werden die Beispiele anschaulich und konkret.

Anne Häußler, Dr. phil. (USA), Diplompädagogin, Diplompsychologin (USA), zweijährige Ausbildung als Therapeutin in einem TEACCH-Zentrum in North Carolina; Studium der Psychologie und Promotion an der Universität von North Carolina in Chapel Hill in Zusammenarbeit mit Division TEACCH. Mehr als 20 Jahre Erfahrung in Therapie und Beratung nach dem TEACCH-Konzept. Internationale Referententätigkeit und Veröffentlichungen zum Themenfeld Autismus und TEACCH. Akkreditiert als TEACCH (Registered Trademark) Certified Advanced Consultant.

Antje Tuckermann, Diplompsychologin (Schwerpunkt Klinische Psychologie), Psychologische Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie).
Vormals leitende Psychologin in einer psychiatrischen Klinik, jetzt Geschäftsführung Team Autismus GbR, Fortbildungs- und Therapiebereich. Langjährige Erfahrung mit einzel- und gruppenpädagogischer Förderung nach dem TEACCH-Konzept. Internationale Beratungs- und Referententätigkeit; Autorin von Fachartikeln.

Markus Kiwitt, Diplomsozialpädagoge (Schwerpunkt Heil- und Sonderpädagogik), Ausbildung zum TEACCH-Trainer bei Division TEACCH, University of North Carolina. Mehrmonatige Internships in einem TEACCH Zentrum in North Carolina, USA sowie in einer Einrichtung für Menschen mit ASS in Schweden. Achtzehn Jahre Erfahrung sowohl in der Beratung als auch in der Anwendung des TEACCH-Ansatzes in Institutionen in Deutschland, Luxemburg, Italien und der Schweiz. Internationale Referententätigkeit. Seit 2013 in der Ausbildung zum Supervisor und Coach.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
Hinweis zum Umgang mit dem Buch 9

1. Einführung: Das Eisberg-Modell 11

1.1 Das Eisberg-Modell: Bezugsrahmen für die Analyse herausfordernden Verhaltens 11
1.2 Das 5-Phasen-Modell zum individuellen Umgang mit herausforderndem Verhalten 12
1.3 Fallbeispiel Paul: Vorinformationen 15

2. Startpunkt „Krise“ 17

2.1 Fallbeispiel Paul: Der Startpunkt 17
2.2 Gespräch zur auslösenden Krisensituation: Die Krise beschreiben 18
2.3 Gespräch zur auslösenden Krisensituation: Den nächsten Schritt entscheiden 19
2.4 Fallbeispiel Paul: Das Gespräch zur auslösenden Krisensituation 21

3. Phase I – Die Eisbergspitze: Das kritische Verhalten erkennen und benennen 25

3.1 Der Anspannungsverlauf 27
3.1.1 Fallbeispiel Paul: Definition der Anspannungsstufen 32
3.2 Das Krisenverlaufsdiagramm 33
3.2.1 Fallbeispiel Paul: Verlauf der Krisensituation 34

4. Phase II – Die erste Reaktion: Strategien zur Deeskalation 37

4.1 Reaktionen zur Beeinflussung von Verhalten: Das eigene Verhalten kontrollieren 40
4.2 Reaktionen zur Beeinflussung von Verhalten: Das Verhalten des Anderen beeinflussen 42
4.3 Entwicklung von individuellen Strategien zur Deeskalation 47
4.3.1 Toleranzampel 48
4.3.2 Fallbeispiel Paul: Deeskalationsstrategien und Toleranzampel 49
4.4 Effektanalyse: Qualitätskontrolle der Deeskalationsstrategie 50

5. Phase III – Das Fundament des Eisbergs: Die versteckten Auslöser des Verhaltens erfassen 55

5.1 Was unter der Oberfläche liegt: Merkmale einer Autismus-Spektrum-Störung 55
5.1.1 Herausforderndes Verhalten und ASS: Organische Faktoren 57
5.1.2 Herausforderndes Verhalten und ASS: Wahrnehmung 59
5.1.4 Herausforderndes Verhalten und ASS: Soziale Interaktion 61
5.1.5 Herausforderndes Verhalten und ASS: Kognitive Besonderheiten 62
5.1.6 Herausforderndes Verhalten und ASS: Lernen und Festigung des Verhaltens 64
5.2 Fallspiel Paul: Erforschung der Ursachen für die Krise 68
5.3 Der Versuch zu verstehen als Basis zum Handeln 70
5.4 Fallbeispiel Paul: Bewertung der möglichen Ursachen 73

6. Phase IV – Auf Kollisionskurs: Ursachen der Krise frühzeitig erkennen und präventiv handeln 77

6.1 Potentielle Auslöser der Krise identifizieren 78
6.1.1 Fallbeispiel Paul: Auslöser der Krise 79
6.2 Ziele für die Intervention definieren 80
6.2.1 Fallbeispiel Paul: Zielformulierung für eine erfolgreiche Intervention 83
6.3 Interventionen planen: Veränderungen des Umfelds 83
6.3.1 Fallbeispiel Paul: Maßnahmen zur Veränderung des Umfelds 84
6.3.2 Beispiele zur Veränderung des Umfelds 86
6.4 Interventionen planen: Aufbau alternativen Verhaltens 100
6.4.1 Fallbeispiel Paul: Maßnahmen zur Kompetenzerweiterung 100
6.4.2 Beispiele zum Aufbau alternativen Verhaltens 104
6.5 Notfallpläne 111
6.5.1 Fallbeispiel Paul: Notfallplan 113

7. Phase V – Unsichtbare Zusammenhänge sichtbar machen: Verhaltensdokumentation und Datenanalyse 117

7.1 Beobachtung und Dokumentation 118
7.2 Analyse der Beobachtungen 120
7.3 Evaluationsgespräch 121
7.4 Fallbeispiel Paul: Ergebnisse des Evaluationsgesprächs 124

8. Das 5-Phasen-Modell in der Gesamtübersicht 127

9. Literatur 135



Vorwort
Verhaltensweisen von Menschen aus dem Autismus Spektrum stellen immer wieder eine Herausforderung dar und führen einzelne Bezugspersonen oder auch ganze Teams und Familien schnell an ihre Grenzen. Auch in unserer Beratungstätigkeit begegnen uns Fragestellungen zu herausfordernden Verhaltensweisen als die brennendsten Themen. Insbesondere Situationen, in denen ein Mensch sich selbst oder andere Personen verletzt oder ihnen schadet, sind schwer auszuhalten. Dieses war der Anlass für uns, sich diesem Thema zu stellen. Ganz im Sinne der Reihe „Praxis TEACCH“ liegt der Schwerpunkt unseres Buchs auf alltagsnahen Strategien und beinhaltet einen strukturierten Leitfaden zum Umgang mit solch herausfordernden Verhaltensweisen. Wir stellen eine systematische Vorgehensweise vor, bei der aufeinander abgestimmte Instrumente und Formulare zum Einsatz kommen. Checklisten und Hilfen zur Anwendung sowie Auswertung begleiten den Prozess.
Uns ist bewusst, dass der Leidensdruck beim Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen enorm ist und der Ruf nach einer möglichst schnellen und gründlichen Lösung laut. Solch eine schnelle Lösung gibt es jedoch nicht, und auch das vorliegende Buch hat nicht den Anspruch, solche Lösungen zu bieten. Auch wir haben kein Patentrezept, das bewirkt, dass ein als problematisch empfundenes Verhalten verschwindet. Unser Ziel ist vielmehr den Leser und Nutzer darin anzuleiten, einen konstruktiven Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen zu entwickeln. Unterstützt wird dieser strukturierte Prozess durch Instrumente, die als Denk- und Arbeitshilfe zu verstehen sind. Die Werkzeuge entstanden aus unserer Praxis im Umgang mit extrem herausfordernden Klienten und haben sich in der Erprobung bewährt. Die in diesem Buch beschriebene Vorgehensweise kann für alle kritischen Verhaltensweisen angewendet werden, die in Situationen erhöhter Anspannung und Erregung „zum Ausbruch“ kommen. Herausforderndes Verhalten, das eher auf ein mangelndes Aktivitätsniveau, fehlende Motivation und Antriebslosigkeit zurückzuführen ist, findet nur begrenzt Berücksichtigung. Der unserem Vorgehen zugrunde liegende Gedankengang zur Verhaltensanalyse ist jedoch universell und kann auch für das „passive“ Verhalten Anwendung finden. Die Instrumente helfen dabei, sich systematisch mit einer Person zu beschäftigen und sowohl Hypothesen zu den Ursachen, als auch Strategien und Interventionsideen zu entwickeln. Sie eignen sich insbesondere dann, wenn bis zu dem Zeitpunkt nur wenige Informationen zur Person vorliegen und die Ursache des Verhaltens schwer zu entschlüsseln ist.Das Eisberg-Modell ist ein immer wiederkehrendes Bild für das Denken und Handeln im Sinne des TEACCH-Ansatzes und insofern für uns Autoren ein langer „Wegbegleiter“ in unserer Arbeit. In der Vorbereitung auf dieses Buch waren wir 7
dennoch überrascht, wie viele Perspektiven und wie viel Tiefgang diese Metapher bietet. Es freut es uns umso mehr, dass auch unser Vorgehen im Umgang mit herausforderndem Verhalten im und um den Eisberg herum stattfindet.Dieses Buch ist keine Rezeptsammlung, die Patentlösungen liefert. Die beschriebenen Ideen und Strategien sind Beispiele aus konkreten Fällen und wurden bei einzelnen Personen für gezielte Verhaltensweisen erfolgreich angewendet. Wie immer müssen – ganz im Sinne des TEACCH-Ansatzes – Strategien individualisiert und an den jeweiligen Menschen angepasst werden. Veränderung und Anpassung ist immer ein Teil unserer Arbeit.
Herausforderndes Verhalten, selbst wenn eine Person es „nur“ gegen sich selbst richtet, hat auch immer Auswirkungen auf einen selbst und alle, die mit dieser Person zu tun haben. Es ist wichtig, auch die Effekte und Gefühle innerhalb eines Teams, das sich mit herausforderndem Verhalten konfrontiert sieht, zu reflektieren und zu bearbeiten. Es würde jedoch den Rahmen dieses Buches sprengen, auch diesen Aspekt in zufrieden stellender Weise zu berücksichtigen. Daher konzentrieren wir uns im vorliegenden Buch auf den direkten Umgang mit Personen mit ASS und beschränken uns auf die Darstellung von Maßnahmen, die sich auf die Person und deren Verhalten beziehen.
Wir wollen an dieser Stelle allen Menschen – in Familien und professionellen Teams – danken, die sich der Herausforderung stellen, Personen zu betreuen und zu begleiten, deren Verhalten sie immer wieder an die Grenze bringt. Nur in enger Zusammenarbeit mit diesen Menschen, die sich auch in solch schwierigen Situationen um einen konstruktiven Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen bemühen, war es möglich, die in diesem Buch vorgestellten Instrumente zu entwickeln.
Besonderer Dank gilt der Werkstatt und den Mitarbeitern der Haus Freudenberg GmbH, die in ihrer Arbeit mit Paul unglaubliches Engagement, einen langen Atem und unendlich viel Kraft und Fantasie darauf verwendet haben, das Leben für und mit Paul für alle Beteiligten lebenswerter zu gestalten und Paul immer wieder eine Chance zu geben. Es sind Anteile aus Pauls Geschichte, die uns im Rahmen des Buches als Fallbeispiel begleiten und helfen, die konkrete Umsetzung der Strategien zu verdeutlichen.