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Was wir scheinen Hannah Arendt - Poetische Denkerin
Was wir scheinen
Hannah Arendt - Poetische Denkerin




Hildegard E. Keller

Eichborn AG
EAN: 9783847901242 (ISBN: 3-8479-0124-9)
575 Seiten, paperback, 13 x 19cm, August, 2022

EUR 14,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Man soll sich selbst nicht in die Karten schauen, sagt Hannah Arendt, aber im Sommer 1975 tut sie es trotzdem. Sie reist ein letztes Mal in das Tessiner Dorf Tegna, um Urlaub zu machen. Im Tessin fliegen ihre Gedanken nach Paris, Berlin, New York und Jerusalem, zurück an den Eichmann-Prozess im Jahr 1961. Die Kontroverse um ihr Buch Eichmann in Jerusalem forderte einen Preis, über den sie nie gesprochen hat. In ihrem letzten Sommer denkt sie an die prägenden Begegnungen ihres Lebens und auch an die Poesie, die wieder zu ihr zurückkehrt.
Rezension
Hannah Arendt war sicherlich eine der prägendsten Gestalten der Philosophie des 20. Jahrhunderts. Unter anderem ihre Schrift "Vita activa" und besonders ihre Berichterstattung über den Eichmann-Prozess in Jerusalem brachten ihr Weltruhm ein.
Der vorliegende Roman von Hildegard Keller, der nun in einer Taschenbuchausgabe erschienen ist, beschreibt verschiedene Stationen im Leben der Denkerin: Die Zeit im New Yorker Exil, die Teilnahme am Eichmann-Prozess im noch jungen Staat Israel und schließlich ihre letzte Sommerreise in die Schweiz 1975. Wir erfahren aus Arendts Perspektive ihre Gedanken und Haltungen, obgleich der Roman durchgehend in der dritten Person geschrieben ist. Durch diese besondere Technik holt Keller die Figur Hannah Arendts gewissermaßen vom universitären Sockel und lässt sie so ganz nahbar erscheinen. Immer wieder sind teils ausführliche Zitate aus Briefen, Reden und Gedichten eingestreut, was dem Text eine große biographische Nähe verleiht und zum Eintauchen in das Leben dieser ungewöhnlichen Frau einlädt. Da der Roman vielfach besprochen worden ist (vgl. die zahlreichen Einträge auf der Homepage des Verlags), soll hier ein kurzer Überblick über die Möglichkeiten des unterrichtlichen Einsatzes gegeben werden:
Der Verlag empfiehlt die Lektüre des Romans ab etwa 16 Jahren. Tatsächlich werden jüngere Leserinnen und Leser die Tiefe des Textes wohl nur oberflächlich erfassen können, weil grundsätzliche Kenntnisse der Philosophiegeschichte vorausgesetzt werden sollten.
Für Unterrichtssequenzen, in deren Rahmen eine Einführung in das Werk Arendts geboten werden soll, eignen sich einige Passagen hervorragend, z.B. der erste Teil des 24. Kapitels, in dem eine Seminarveranstaltung an der Universität zu Köln geschildert wird, zu der Arendt im September 1964 eingeladen war. Hier werden anhand der Fragen der Studierenden die großen Linien des Schaffens Hannah Arendts deutlich gemacht.
Als Erstzugang zu Leben und Werk dieser großartigen Denkerin ist dieser Roman ebenso geeignet wie zur vertiefenden Lektüre. Gerade die immensen Korrespondenzen Hannah Arendts mit den Geistesgrößen ihrer Zeit lassen die Verflechtungen der intellektuellen Elite der 40er bis 70er Jahre des 20. Jahrhunderts deutlich hervortreten.

Johannes Groß, www.lbib.de
Verlagsinfo
Man soll sich selbst nicht in die Karten schauen, sagt Hannah Arendt, aber im Sommer 1975 tut sie es trotzdem. Sie reist ein letztes Mal in das Tessiner Dorf Tegna, um Urlaub zu machen. Im Tessin fliegen ihre Gedanken nach Paris, Berlin, New York und Jerusalem, zurück an den Eichmann-Prozess im Jahr 1961. Die Kontroverse um ihr Buch Eichmann in Jerusalem forderte einen Preis, über den sie nie gesprochen hat. In ihrem letzten Sommer denkt sie an die prägenden Begegnungen ihres Lebens und auch an die Poesie, die wieder zu ihr zurückkehrt.

»Das ist ja das Einzige, was wir fürchten, wenn wir uns vor dem Ende bangen. Nicht den Tod, sondern diese Welt zu verlieren.«

Der Roman einer großen Lebensreise.